Wasserwirtschaft und Gewässerschutz

Bild des Kurischen Haffszum Vergrößern anklicken
Blick auf das Kurische Haff
Quelle: Christian Welscher

Inhaltsverzeichnis

Im Gebiet Kaliningrad leben ca. 940.000 Menschen, von denen rund die Hälfte in der Stadt Kaliningrad wohnt. Die andere Hälfte verteilt sich auf 21 kleinere Städte und etwa 2.520 ländliche Siedlungen. Die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser mit normgerechter Qualität sowie die Aufbereitung und Entsorgung der Abwässer stellen insbesondere in den kleinen Städten und Ortschaften immer noch eine Herausforderung dar. Die Zuständigkeit für die betriebliche (Neu-) Organisation sowie die Planung und Unterhaltung von Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungssystemen wurde auf die kommunalen Verwaltungen übertragen. Diesen fehlen jedoch ausreichende Einnahmen bzw. andere Finanzierungsquellen zur Durchführung von Sanierungsmaßnahmen. Defizite lassen sich dadurch sowohl bei der Trinkwasserversorgung als auch bei der Abwasserentsorgung erkennen.

Die Gründe für die Defizite bei der Bereitstellung von Trinkwasser im Gebiet Kaliningrad sind unterschiedlich: Qualitätsmängel resultieren beispielsweise aus den erhöhten Gehalten des Grundwassers an Eisen, Mangan, Chloriden, Härtesalzen und dem Fehlen von Aufbereitungsanlagen, die geeignet wären, das Trinkwasser in geforderter Qualität bereitzustellen. Die überwiegende Anzahl der Wasserwerke ist durch verschlissene Aufbereitungsanlagen, veraltete Leitungsnetze sowie in baulich und hygienisch schlechtem Zustand befindliche Hochbehälter gekennzeichnet.

Im Bereich der Abwasserentsorgung ist die Aufmerksamkeit vor allem für Lösungen im ländlichen Raum gestiegen. Viele Siedlungen haben allenfalls eine Teilkanalisation, in etwa 1.000 Ortschaften existieren keine organisierten Abwassersysteme. Die Abwässer werden unbehandelt direkt in die Gewässer eingeleitet. Die Städte und ländlichen Siedlungen städtischen Typs haben überwiegend eine Abwasserkanalisation. Es erfolgt aber nur eine mehr oder minder wirksame mechanische Reinigung, in vielen Fällen sogar eine Direkteinleitung der anfallenden Abwässer in die Gewässer.

In den Arbeitsfeldern der Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung gibt es Beispiele Deutsch-Russischer Projekte, mit denen alle Partner Erfahrungen sammeln und Fähigkeiten aufbauen konnten, die es weiter zu nutzen und zu festigen gilt. Ziel ist auch zukünftig die Sicherung einer qualitätsgerechten Trinkwasserversorgung und einer hygienisch einwandfreien Abwasserentsorgung. Beides sind auch wesentliche Standortfaktoren für die Entwicklung von Gewerbe und Landwirtschaft. Sie dienen darüber hinaus der Erfüllung der aus internationalen Abkommen resultierenden Verpflichtungen zur Reduzierung der negativen ökologischen Auswirkungen auf die grenzüberschreitenden Gewässer, die z. B. im Rahmen der Arbeit der Helsinki-Kommission (HELCOM) übernommen wurden.

(aus der Dokumentation der Deutsch-Russischen Umwelttage 2013)

 

Beratung zur Erstellung der Planungsdokumentation für eine modellhafte Pflanzenkläranlage

Für die Gewässerqualität der Ostsee spielt die Einleitung von Abwässern eine wichtige Rolle. Bei der Behandlung der Abwässer gibt es im Kaliningrader Gebiet noch großen Handlungsbedarf für 1.000 kleinere Ortschaften mit jeweils wenigen hundert Einwohnern. Eine sehr gut geeignete Möglichkeit der kostengünstigen und robusten Abwasserbehandlung bieten Pflanzenkläranlagen. In den Projektphasen 1 und 2 wurde das deutsche Arbeitsblatt DWA-A 262 "Grundsätze für Bemessung, Bau und Betrieb von Pflanzenkläranlagen" als Planungshilfe an regionale Gegebenheiten angepasst und russische Fachleute in dessen Anwendung geschult.

Pflanzenkläranlagen müssen schon zu Planungsbeginn an den örtlichen Rahmenbedingungen ausgerichtet werden. Die russischen Fachleute sollen daher in der dritten Projektphase praktische Anwendungserfahrungen mit der Planungshilfe an einem konkreten Standort sammeln. Die deutschen Fachleute beraten sie daher wie folgt bei der Planung einer modellhaften Pflanzenkläranlage für die Behinderteneinrichtung "Neue Horizonte" in Laduschkin:

- fachliche Beratung des russischen lokalen Auftraggebers der Pflanzenkläranlage bei der Erstellung der Ausschreibungsunterlagen für die Planungsleistungen (Vorplanung zur Technologiewahl und Pflichtenheft) sowie

- fachliche Beratung eines durch eine Ausschreibung der russischen Seite ausgewählten russischen Planungsbüros, das als Auftragnehmer die Planungsdokumentation der Pflanzenkläranlage erstellt.

Zum Abschluss des Projektes sollen bei einem Seminar die Projektergebnisse und die Anwendungsmöglichkeiten von Pflanzenkläranlagen einem weiten lokalen Fachpublikum präsentiert und diskutiert werden, um deren Verbreitung anzuregen.

Laufzeit
08/2016 - 11/2017

Fördernde Institution / Auftraggeber
Umweltbundesamt, Projektnummer 75325

Durchführende Organisation
AKUT Umweltschutz Ingenieure Burkard und Partner, Berlin

Lokale Partner und Adressaten
Ministerium für Naturressourcen und Umweltschutz des Kaliningrader Gebietes, Behinderteneinrichtung "Neue Horizonte" Laduschkin

Weitere Informationen, Publikationen und Dokumente
Projektdatenbank des Beratungshilfeprogramms

Ein Gemüsebeet auf einem Berg von der Sonne angestrahlt. Im Hintergrund ein privates Grundstück mit Haus und Bäumen.
Pflanzenkläranlage Friesener Berg
Quelle: Jens Nowak
 

Planung zur Sanierung der Trinkwasserversorgung in Primorsk

Die Verwaltung der Stadt Primorsk ist für Betrieb und Unterhaltung der gemeindeeigenen Trinkwasserversorgung zuständig. Um die bereits veraltete Infrastruktur für die Wassergewinnung, Wasseraufbereitung und -speicherung zu sanieren bzw. neu zu bauen, bat die Stadtverwaltung um Unterstützung bei der Planung von Bau- und Sanierungsmaßnahmen im Wasserwerk von Primorsk.

Im Rahmen einer ⁠Machbarkeitsstudie⁠ im Vorfeld des Projektes wurden gute Voraussetzungen für die Trinkwasseraufbereitung mittels unterirdischer Enteisenung festgestellt. Dafür wurden drei neue Brunnen geplant, während der bereits vorhandene historische Wasserturm saniert und mit einem neuen Speicherbehälter ausgestattet werden soll. Im Wasserturm und im bestehenden Betriebsgebäude sollten alle für den Betrieb des Wasserwerks notwendigen Funktionen untergebracht werden, so dass keine Neubauten erforderlich werden. Zusätzlich wurde eine hydraulische Modellierung und Dimensionierung für das Rohrnetz von Primorsk durchgeführt.

Die Tiefe der Planungsarbeiten entsprach der genehmigungsreifen Ausführungsplanung nach deutschen Vorschriften sowie der Planungsstufe P (Projektdokumentation) und R (Ausführungsplanung) nach den russischen Vorschriften.

Das Projekt diente darüber hinaus dem Know-How-Transfer: Neben den Vertretern der Gemeinde Primorsk waren Kaliningrader Fachplaner sowie Vertreter einer Expertisekommission in die Projektbearbeitung involviert. Durch die Präsentation des Projektes auf den 10. Deutsch-Russischen Umwelttagen in Kaliningrad sowie durch die Durchführung einer Schulungsreise nach Deutschland konnte darüber hinaus ein breiteres Fachpublikum erreicht werden. Hierzu zählten Vertreter staatlicher Fachbehörden, Betreiber von Wasserversorgungsunternehmen sowie Ausrüster und Ingenieurbüros.

Laufzeit
06/2013–11/2013

Fördernde Institution/Auftraggeber
Umweltbundesamt, Projektnummer 26418

Durchführende Organisation
INGENIEURBÜRO LOPP Planungsgesellschaft mbH, Freiherr-vom-Stein-Allee 5, 99425 Weimar, Deutschland

Lokale Partner und Adressaten
Gemeinde Primorsk, Gebiet Kaliningrad; Projektierungsinstitut Strojprojekt, Kaliningrad

Weitere Informationen, Publikationen und Dokumente
Projektdatenbank des Beratungshilfeprogramms

Bild des Wasserturms in Primorsk
Wasserturm Primorsk
Quelle: Marcus Lopp
 

Studienreise „Trinkwasserversorgung für Primorsk“

Eine nachhaltige Versorgung mit sauberem Trinkwasser stellt insbesondere ländliche Räume mit kleinen Gemeinden vor Herausforderungen. Auf Einladung des Umweltbundesamtes informierte sich eine Kaliningrader Expertengruppe über Wasserinfrastrukturen und angepasste Technologien in Deutschland.
Während der Studienreise erläuterten Fachleute des Westprignitzer Trinkwasser- und Abwasserzweckverbandes (WTAZV) den Teilnehmern wie im ländlichen Raum mit kleinen Gemeinden eine bestehende zentrale Trinkwasserversorgung den aktuellen ökonomischen und technischen Anforderungen angepasst werden kann und welche Faktoren dabei zu berücksichtigen sind. Während eines Seminars mit verschiedenen Fachleuten zur "Dezentralen Infrastruktur für Wasser & Energie" in Schwerin standen die Themen Regen- und Brauchwassernutzung im Vordergrund. Das ⁠UBA⁠ stellte in seiner Außenstelle Berlin-Marienfelde die Grundzüge der deutschen Trinkwasserversorgung vor und verdeutlichte, was "Sorgfalt und gute Praxis" bei der Trinkwasseraufbereitung bedeutet. Dabei wurde die aus deutscher Sicht notwendige Regelungsdichte (Anschlusszwang, Multi-Barrieren-Prinzip, Minimierungsgebot, amtliche Überwachung, Eigenüberwachung etc.) erläutert. Den Teilnehmern wurde vermittelt, dass stets das Gesamtsystem aus Wasserressource, Wassergewinnung, Wasseraufbereitung und Verteilungsnetz zu betrachten ist. Die Besichtigung des UBA-Wasserwerkes illustrierte diese Sichtweise. Gegenüber dezentralen Infrastrukturen mit der Nutzung von Dachablaufwasser, Grauwasser etc. für die öffentliche Trinkwasserversorgung vertrat und begründete das UBA einen ablehnenden Standpunkt.

Den Teilnehmern wurde während der Studienreise vermittelt, dass es auch in Deutschland keine Standardlösungen gibt, sondern jeweils Entscheidungen auf Grundlage lokaler Bedingungen getroffen werden müssen, um eine nachhaltige Trinkwasserversorgung zu gewährleisten. Deutlich wurde der dafür bestehende Informationsbedarf zur Wassernachfrage, zum Zustand der bestehenden Infrastruktur, zu den natürlichen Gegebenheiten und der zur Verfügung stehenden Wasserqualität.

Laufzeit
21.03.2011-30.04.2011

Fördernde Institution/Auftraggeber
Umweltbundesamt, Projektnummer 380 01 264

Durchführende Organisation
Umweltbundesamt, Wörlitzer Platz 1, 06844 Dessau

Lokale Partner und Adressaten
Ministerium für Wohnungs-, Kommunalwirtschaft und Bauwesen des Gebietes Kaliningrad, Stadtverwaltung der Gemeinde Primorsk

Weitere Informationen, Publikationen und Dokumente
Projektdatenbank des Beratungshilfeprogramms

Bild einer Kläranlage
Moderne Kläranlage
Quelle: gjp311/istockphoto
 

Demonstration einer dezentralen Pflanzenkläranlage am Beispiel des Salem Kinder- und Jugenddorfes "Regenbogen"

Pflanzenkläranlagen haben sich im deutschsprachigen Raum als einfaches und effizientes Verfahren der Abwasserreinigung in ländlichen Gebieten bewährt. Für das Kaliningrader Gebiet stellen sie eine kostengünstige Alternative zu den teils bestehenden, aber oftmals veralteten oder baufälligen Kläranlagen dar.

Die für eltern- und obdachlose Kinder eingerichteten SALEM Kinder- und Jugenddörfer werden nach ökologischen Grundsätzen geplant, erbaut und betrieben. Bei Ljublino im Kaliningrader Gebiet wird seit 1998 das SALEM Kinderdorf „Regenbogen“ nach entsprechenden Maßstäben betrieben. Eine zufriedenstellende Lösung für die Abwasserentsorgung der Bewohner war zum Projektstart nicht gegeben. Der Anschluss an eine zentrale Kanalisation wäre mit erheblich höheren Kosten als für den Bau der Pflanzenkläranlage verbunden gewesen.

Die Erfahrungen mit natürlichen Abwasserreinigungsverfahren sind in Russland gering. Aufgrund der einfachen, mit örtlichen Mitteln herstellbaren Bauweise und den geringen Betriebskosten von Pflanzenkläranlagen sind sie jedoch für den Einsatz im ländlichen Raum prädestiniert. Nach der Inbetriebnahme einer ersten Pflanzenkläranlage (als Feuchtgebietskläranlage) im Oblast Kaliningrad im Jahr 2005, wurde mit der Pflanzenkläranlage für das Kinder- und Jugenddorf „Regenbogen“ ein zweiter Anlagentyp (Bodenfilter mit weitergehender Abwasserreinigung) als weiteres Pilotprojekt realisiert.
Im Oktober 2008 wurde das Projekt auf den sechsten Deutsch-Russischen Umwelttagen in Kaliningrad vorgestellt. Nach der Inbetriebnahme im November 2009 folgten Berichte in den örtlichen Medien und eine Demonstration des Projektes vor russischen Umweltfachleuten und politischen Vertretern. Dabei zeigten sich die russischen Experten beeindruckt von den stabilen Reinigungsleistungen der Bodenfilter-Kläranlagen, den geringen Betriebskosten sowie der Möglichkeit, mit eigenem kommunalem Personal die Kläranlagen betreiben zu können.

Laufzeit
19.05.2008-11.01.2011

Fördernde Institution/Auftraggeber
Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Projektnummer 26381

Durchführende Organisation
Salem International gGmbH, Lindenhof Salem 1-13, 97633 Höchheim

Weitere Informationen, Publikationen und Dokumente
Projektdatenbank der DBU

 

Weiterentwicklung eines einfachen Verfahrens zur dezentralen Nachbehandlung ungenügend aufbereiteten Leitungswassers am Beispiel des Straßenkinderhauses Kosmodimiansk

Am Beispiel des Straßenkinderhauses in Kosmodimiansk sollte ein grundsätzlich bewährtes Verfahren zur Wassernachbehandlung durch Einsatz eines neuartigen Filtermaterials weiter verbessert und demonstriert werden. Das Verfahren sollte technisch sehr einfach aber automatisiert sein, ohne den permanenten Einsatz von Chemikalien betrieben werden und mit geringem Bedienaufwand bei regelmäßiger Wartung durch eine eingewiesene Person auskommen.

Aufbauend auf den Erfahrungen mit einer dezentralen Wasseraufbereitungsanlage im Kinderheim in Bagratijonowsk wurde von den Projektpartnern eine Anlage mit optimiertem Filtermaterial im Straßenkinderhaus Kosmodimiansk installiert und die Wasserwerte dokumentiert.

Im Zeitraum zwischen den Voruntersuchungen und dem Einbau der Aufbereitungsanlage änderte der lokale Wasserversorger die Trinkwassereinspeisung. Statt des unaufbereiteten, deutlich reduzierten Grundwassers wurde zum Zeitpunkt der Aufstellung der Aufbereitungsanlage bereits ein weitestgehend aufbereitetes Trinkwasser einer anderen Beschaffenheit eingespeist. Aufgrund der deutlich verbesserten Wasserqualität bestand kein Aufbereitungsbedarf mehr, eine Verlegung der Anlage hätte die Projektmittel jedoch weit überschritten. Durch den Betrieb der Anlage konnte jedoch die Eisenkonzentration unter die ⁠Bestimmungsgrenze⁠ von 0,01 mg/l gesenkt werden.

Laufzeit
14.12.2007-14.02.2009

Fördernde Institution/Auftraggeber
Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Projektnummer 26272

Durchführende Organisation
Malteser Hilfsdienst Alfhausen, Gartenstr. 14, 49594 Alfhausen

Weitere Informationen, Publikationen und Dokumente
Projektdatenbank der DBU

 

Gutachten zu den Projekten Trinkwasserversorgung Jantarny und Abwasserentsorgung Tschkalowo

Die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung stellen einen wichtigen Bereich der Deutsch-Russischen Umweltkooperation im Kaliningrader Gebiet dar. Auf der Grundlage vorangegangener Beratungshilfeprojekte wurden prioritäre Standorte im Stadtkreis Jantarny und der Verwaltungseinheit Tschkalowo ausgewiesen. Vor der Realisierung der beiden Vorhaben waren jedoch weitere grundlegende Informationen hinsichtlich der anfallenden Arbeitsschritte und Planungskosten erforderlich. Es galt, technisch auf hohem Niveau stehende, dabei aber kosteneffektive und für den nachhaltigen Betrieb in den ländlichen Gebieten zugleich robuste Anlagen und damit verbundene Technologien zu finden.

Darüber hinaus sollten die zweckmäßigsten Betriebs- bzw. Betreiberstrukturen einschließlich der Erarbeitung von Maßnahmen zur Qualifizierung des zum Betrieb, der Wartung und der betriebswirtschaftlich effektiven Führung des Versorgungs- und Entsorgungsbetriebes erforderlichen Personals herausgearbeitet werden.

Laufzeit
01.10.2008-31.10.2008

Fördernde Institution/Auftraggeber
Umweltbundesamt, Projektnummer 380 01 187

Durchführende Organisation
Dr. Ulrich Hagendorf

Weitere Informationen, Publikationen und Dokumente
Projektdatenbank des Beratungshilfeprogramms

Bild einer Kläranlage
Vor allem im ländlichen Raum fehlen Anlagen zur Abwasserentsorgung
Quelle: Jonutis/istockphoto
 

Demonstration eines Verfahrens zur Nachbehandlung von unzureichend aufbereitetem Leitungswasser oder Grundwasser am Beispiel der autarken Versorgung eines Kinderheims in Bagratijonowsk

In der Stadt Bagratijonowsk konnte aufgrund defekter oder zu klein dimensionierter Aufbereitungs- und Speicheranlagen keine zufriedenstellende Wasserversorgung der Bevölkerung gewährleistet werden. Zeitweise vorhandene hygienische Probleme führten dazu, dass der Genuss des Leitungswassers in Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und Altenheimen durch die örtlichen Gesundheitsbehörden untersagt wurde.

Die Verwendung von reduziertem Grundwasser (der Sauerstoff ist dort aufgezehrt) ohne ausreichende Aufbereitung führte zu Problemen wie starker Verschmutzung des Wassers mit Trübstoffen und Partikeln oder mikrobiellen Krankheitserregern. Wird solches Wasser ohne oder mit ungenügender Aufbereitung in ein Trinkwasserverteilungssystem eingespeist, bilden sich dort massive Ablagerungen aus Eisen- und Manganoxiden, die bis in die Haushalte gelangen. Die vorkommenden Inhaltsstoffe Schwefelwasserstoff, Eisen, Mangan und Ammonium lassen sich mit konventionellen erprobten Verfahren in der Regel jedoch gut entfernen.

Im Rahmen des Projektes sollte erstmals im Kaliningrader Gebiet am Beispiel des Kinderheims in Bagratijonowsk eine technisch einfache, robuste dezentrale Trinkwasseraufbereitungsanlage zur mehrfachen Filterung und Desinfektion demonstriert werden, mit der die Versorgung der Menschen mit einwandfreiem Leitungswasser erreicht werden kann. Der Schwerpunkt lag hierbei auf der effektiven Nachbehandlung ungenügend aufbereiteten Grundwassers und dem Verzicht auf die Desinfektion mit Chlor. Im Projekt sollte die Anlage im Kinderheim von den Projektpartnern installiert und gemeinsam mit den örtlichen Gesundheitsstellen, dem örtlichen Wasserversorger und der Staatlichen Technischen Universität Kaliningrad betrieben und beprobt werden.

Laufzeit
21.02.2006-21.02.2008

Fördernde Institution/Auftraggeber
Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Projektnummer 23113/01

Durchführende Organisation
Malteser Hilfsdienst Alfhausen, Gartenstr. 14, 49594 Alfhausen

Weitere Informationen, Publikationen und Dokumente
Projektdatenbank der DBU

Bild eines Kindes am Wasserhahn
Bereitstellung von einwandfreiem Leitungswasser zur Versorgung der Bevölkerung
Quelle: Craig Dingle/istockphoto
 

Modellhafte Abwasserreinigungskonzepte

Abwassereinleitungen in Flüsse oder stehende Gewässer wirken sich negativ auf die Wasserqualität aus. Unbehandelte und in die Fließgewässer eingeleitete Abwässer des Kaliningrader Gebietes tragen unter anderem zur Belastung der Ostsee bei.

Im Rahmen einer ⁠Machbarkeitsstudie⁠ wurden schnell umsetzbare Möglichkeiten einer nachhaltigen und deutlich verbesserten Abwasserreinigung im Großraum Kaliningrad aufgezeigt.

Nach umfassenden Bestandsaufnahmen und Ortsbegehungen wurden geeignete Beispiele für die Umsetzung modellhafter Abwasserkonzepte gesucht und im Hinblick auf ihre Eignung geprüft. Die Prüfung umfasste technische, organisatorische und rechtliche Aspekte. Als geeignete Modellprojekte wurden der Bau einer Pflanzenkläranlage als Horizontalfilter für die ländlichen Orte Rybatschi und Mysovka sowie der Bau einer Feuchtgebietskläranlage mit Rieselfeldern für die Stadt Svetlyi vorgeschlagen. Empfohlen wurden u.a. auch die Erstellung umfassender Wasser-/Abwasserkonzepte für Rybatschi und Mysovka.
Nachdem eine Genehmigung zur Verwirklichung für den Standort Rybatschi nicht erteilt wurde, konnte der Standort Iljuschino für das Modellprojekt gewonnen werden. Nach fast zweijährigen Genehmigungs- und Erörterungsgesprächen erfolgte im Mai 2005 der erste Spatenstich durch eine russische Firma und im September 2005 die offizielle Inbetriebnahme der Pflanzenkläranlage als Feuchtgebietskläranlage.

Staatlich anerkannte Laboratorien des Gebietes Kaliningrad haben im Jahr 2008 bestätigt, dass das gereinigte Wasser der ersten Pflanzenkläranlage Russlands allen russischen Normen entspricht.

Laufzeit
2002-2006

Fördernde Institution/Auftraggeber
Umweltbundesamt, Projektnummer 380 01 110
Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Projektnummern 19671, 20861/01, 20861/02

Durchführende Organisation
Ingenieurbüro Ökolog Geller & Partner, Augsburg (Projektnummern ⁠UBA⁠ 380 01 110, DBU 19671)
Baukompanie GmbH & Co. KG, Mindener Str. 205, 49084 Osnabrück (Projektnummern DBU 20861/01, DBU 20861/02)

Lokale Partner und Adressaten
Abteilung für Bodennutzung des Ministeriums für Infrastrukturentwicklung der Gebietsregierung Kaliningrad; Bürgermeister der betroffenen Ortschaften und Gemeinden; Zentralkläranlage Pionersky; Firma Melnest (Bau der Pflanzenkläranlage), Nesterov; Gemeinde Iljuschino

Weitere Informationen, Publikationen und Dokumente
Projektdatenbank des Beratungshilfeprogramms (FKZ 380 01 110)
Projektdatenbank der DBU (Projektnummer 19671)
Projektdatenbank der DBU (Projektnummer 20861/01)

Bild der Pflanzenkläranlage Iljuschino
Pflanzenkläranlage Iljuschino nach der Fertigstellung im Jahr 2005
Quelle: BTE
 

Vorstudie "Konsequenzen der EU-Wasserrahmenrichtlinie im grenzüberschreitenden Flussgebietsmanagement am Beispiel des Neman/Kurisches Haff"

Der sensible und einzigartige Naturraum des Kurischen Haffs ist durch den übermäßigen Eintrag von Nährstoffen aus der Landwirtschaft und schadstoffhaltige Abwässer stark belastet. Insbesondere durch den Zufluss des Neman gelangen große Schadstofffrachten in das Kurische Haff und schließlich in die Ostsee.

Ziel der ersten Projektstufe (2003) war die Erarbeitung einer Vorstudie zur Umsetzung der ⁠Wasserrahmenrichtlinie⁠ in einem grenzüberschreitenden Pilotgebiet zwischen Litauen und der Russischen Föderation im ⁠Einzugsgebiet⁠ des Unteren Neman am Kurischen Haff. In Zusammenarbeit mit litauischen und russischen Fachleuten wurde in der Vorstudie das Pilotgebiet definiert, der aktuelle Kenntnisstand erfasst und die vorhandenen Daten ausgewertet. Die Projektpartner definierten Ziele und Maßnahmen für ein Hauptprojekt, in dem die begonnenen Arbeiten fortgeführt werden sollen.

Ziel des Hauptprojektes war die beispielhafte Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie anhand von Beispielgebieten, u.a. für das Gebiet um Sowjetsk und Neman, an der Grenze zu Litauen. Im Rahmen von Workshops und Arbeitstreffen deutscher, litauischer und russischer Expertinnen und Experten fand ein Informationsaustausch statt. Um die Wasserversorgung der Region nachhaltig zu sichern, wurden grenzübergreifende Maßnahmenpläne erstellt.

Beide Projekte kamen zu dem Schluss, dass Maßnahmen zur Verbesserung der Situation im Kurischen Haff im benannten Einzugsgebiet erfolgen müssen. Dazu ist das Oberflächen- und Grundwassermonitoring auszubauen und aktiv zu betreiben. Der Austausch der Daten und die Identifizierung der wichtigsten Maßnahmen sind zwischen den zuständigen russischen und litauischen Behörden zukünftig zu gewährleisten.

Laufzeit
22.05.2003-31.08.2003

Fördernde Institution/Auftraggeber
Umweltbundesamt, Projektnummer 380 01 59

Durchführende Organisation
HGN, Hydrologie GmbH Ingenieurgesellschaft für Wasser Boden Umwelt, Nordhausen

Weitere Informationen, Publikationen und Dokumente
Projektdatenbank des Beratungshilfeprogramms

Bild des Kurischen Haffs
Blick auf das Kurische Haff
Quelle: A. Klein/BTE