Energieverbrauch nach Energieträgern und Sektoren

Der Endenergieverbrauch in Deutschland ist seit Beginn der 1990er Jahre kaum gesunken. Im langjährigen Trend ist nur der Wärmeverbrauch rückläufig, während der Verbrauch von Kraftstoff und Strom nahezu konstant ist. Sektoral betrachtet ist der Energieverbrauch im Verkehr und in den privaten Haushalten jeweils gestiegen.

Inhaltsverzeichnis

 

Allgemeine Entwicklung und Einflussfaktoren

Der ⁠Endenergieverbrauch⁠ in Deutschland ist seit Beginn der 1990er Jahre kaum gesunken (siehe Abb. „Endenergieverbrauch nach Sektoren“). Energie wird zwar immer effizienter genutzt und teilweise eingespart, doch Wirtschaftswachstum und Konsumsteigerungen verhindern einen deutlicheren Verbrauchsrückgang (siehe auch Artikel "Energieproduktivität"). Im kurzfristigen Zeitraum eines Jahres betrachtet hat die ⁠Witterung⁠, die sich auf den Bedarf an Wärmeenergie auswirkt, großen Einfluss auf die Verbrauchsentwicklung. Auch die Corona-Pandemie verursachte im Jahr 2020 einen Sondereffekt, der Endenergieverbrauch sank auf den niedrigsten Wert seit 1990. 2021 stieg der Verbrauch wieder leicht an, war aber immer noch der zweitniedrigste Wert seit 1990.

Der Gesetzgeber hat im Herbst 2023 das „Energieeffizienzgesetz“ (EnEfG) beschlossen. Dieses sieht vor, dass der Endenergieverbrauch gegenüber dem Wert des Jahres 2008 bis 2030 um etwa 26,5 % sinken soll (1.867 TWh) und bis 2045 um 45 % (1.400 TWh). Dabei legt das EnEfG für die Ziele eine von der in der deutschen Energiestatistik die Definition der AG Energiebilanzen leicht abweichende Definition zugrunde. Diese Abweichungen betreffen insbesondere die Umweltwärme und oberflächennahe Geothermie. Diese werden wegen ihrer besonders geringen Umweltauswirkungen nicht in die Berechnung des EEV einbezogen. Der so ermittelte EEV lag 2022 etwa 1 % unter dem der AG Energiebilanzen. Durch den Ausbau der Wärmepumpentechnik wird der aus Umweltwärme bereitgestellte EEV künftig voraussichtlich wachsen.

Das Säulendiagramm zeigt für den Zeitraum 1990 bis 2022 die jährliche Veränderung des Energieverbrauchs in den vier Sektoren Industrie, Verkehr, Haushalte sowie „Gewerbe, Handel, Dienstleistungen“.
Endenergieverbrauch nach Sektoren
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen Diagramm als PDF
 

Entwicklung des Endenergieverbrauchs nach Sektoren und Energieträgern

Im Sektor Industrie ging der ⁠Endenergieverbrauch⁠ (EEV) im Betrachtungszeitraum ab dem Jahr 1990 zunächst merklich zurück. Dies ist hauptsächlich auf den Schwund der Industrie in den neuen Bundesländern zwischen 1990 und 1993 zurückzuführen. Ab dem Jahr 2002 stieg der Energieverbrauch mit dem Wachstum der Wirtschaft wieder deutlich an. In den letzten Jahren bremsten Fortschritte bei der Energieeffizienz die Verbrauchsentwicklung trotz steigender wirtschaftlicher Konjunktur (siehe Abb. „Endenergieverbrauch nach Sektoren“). Auch die Auslagerung von energieintensiven Prozessen ins Ausland spielt bei der Stabilisierung des Energieverbrauchs der Industrie eine Rolle.

Etwa zwei Drittel des Endenergieverbrauchs werden in der Industrie für ⁠Prozesswärme⁠ benötigt. ⁠Mechanische Energie⁠ zum Beispiel zum Betrieb von Motoren oder Maschinen sorgt für circa ein Viertel des Verbrauchs, Raumwärme hat nur einen kleinen Anteil (siehe auch Artikel „Energieverbrauch für fossile und erneuerbare Wärme“).

Der Kraftstoffverbrauch im Verkehrssektor ist in den 1990er Jahre zunächst gestiegen, um dann bis 2009 um etwa 9 % zurückzugehen. In den Folgejahren stieg er wieder etwas an, um dann im Zuge der Verkehrseinschränkungen durch die Corona-Krise im Jahr 2020 auf den niedrigsten Wert seit 1990 zu fallen. Auch im Jahr 2021 lag der Energieverbrauch noch auf einem verhältnismäßig niedrigen Niveau. Im Verkehrssektor werden zu über 90 % Kraftstoffe aus Mineralöl eingesetzt, Biokraftstoffe und Strom spielen bislang nur eine geringfügige Rolle. Fast die gesamte im Verkehr eingesetzte Energie wird zur Erzeugung von mechanischer Energie verwendet, wovon bei Verbrennungsmotoren durchschnittlich jedoch nur weniger als die Hälfte für den Antrieb umgewandelt wird. Ein großer Anteil geht als Abwärme verloren.

Der Endenergieverbrauch der privaten Haushalte stieg von 1990 bis 1996 deutlich an. Im Jahr 2021 ging er gegenüber dem Höchstwert im Jahr 1996 um fast 17 % zurück. Die Raumwärme macht nun rund 70 % des Energieverbrauchs in Haushalten aus, da über die Jahre unter anderem die zu beheizende Wohnfläche zugenommen hat. Erdgas und Heizöl weisen hier den höchsten Verbrauch auf, auch erneuerbare Wärme wird verstärkt in diesem Sektor eingesetzt. Eine spezielle Darreichungsform von Wärme in diesem Sektor ist Fernwärme aus fossilen und erneuerbaren Brennstoffen (siehe auch Artikel "Energieverbrauch privater Haushalte").

Der Endenergieverbrauch des Sektors Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD) ist seit den Höchstständen in den 1990er Jahren ebenfalls deutlich zurück gegangen: Er lag 2021 etwa 21 % niedriger als im Jahr 1990. Der Energieverbrauch des Sektors ist dabei stark vom Heizverhalten abhängig. Raumwärme macht hier immerhin die Hälfte des Endenergieverbrauchs aus. Gleichzeitig ist hier der Stromanteil relativ am höchsten, was auf den verstärkten Einsatz für Beleuchtung und mechanische Energie zurückzuführen ist.

Je ein Ringdiagramm für jeden Sektor zeigt die unterschiedlichen Anteile der Energieträger, die zur Energiegewinnung eingesetzt werden. Ein fünftes Diagramm zeigt die Anteile der Sektoren am Gesamtverbrauch.
Endenergieverbrauch 2021 nach Sektoren und Energieträgern
Quelle: Umweltbundesamt auf Basis Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen Diagramm als PDF
 

Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Bruttoendenergieverbrauch

Ein immer größerer Anteil des Bruttoendenergieverbrauchs wird in Deutschland durch erneuerbare Energien gedeckt. Anders als der ⁠Endenergieverbrauch⁠ beinhaltet der ⁠Bruttoendenergieverbrauch⁠ neben dem Endenergieverbrauch der Letztverbraucher auch die Eigenverbräuche der Erzeugungsanlagen und die Leitungsverluste.

In seinem „Nationalen Energie- und Klimaplan“ (NECP) hat sich Deutschland im Jahr 2020 verpflichtet, den Anteil der Erneuerbaren am Bruttoendenergieverbrauch bis 2030 auf 30 % zu steigern. Die NECPs der EU-Mitgliedsstaaten beschreiben die nationalen Beiträge zur Erreichung der europäischen Erneuerbaren- und Klimaziele. Der NECP umfasst auch einen Zielpfad bis 2030. Bislang liegt die Entwicklung exakt auf diesem Zielpfad.

Allerdings sind diese Ziele inzwischen politisch überholt und werden demnächst deutlich erhöht: Im September 2023 hat das Europäische Parlament final die zusammen mit den Mitgliedsstaaten überarbeitete Erneuerbaren-Richtlinie verabschiedet (RED III). In dieser ist unter anderem festgehalten, dass EU-weit der Anteil der Erneuerbaren am Bruttoendenergieverbrauch auf 42,5 %, möglichst sogar 45 % steigen soll. Diese Zielmarke wird zwar nicht 1:1 auf die EU-Mitgliedsstaaten übertragen, dennoch wird Deutschland sein eigenes Ziel für das Jahr 2030 demnächst deutlich erhöhen. In Kürze wird Deutschland der Europäischen Kommission einen überarbeiteten NECP vorlegen, in dem weitere Maßnahmen dargelegt werden.

Bei diesen Angaben ist zu berücksichtigen, dass bei der Berechnung des Erneuerbaren-Anteils gemäß der EU-Richtlinie eine „Normalisierung“ durchgeführt wird. Diese führt dazu, dass der Einfluss ungewöhnlicher ⁠Witterung⁠ eines Jahres korrigiert wird. Somit fiel etwa im Jahr 2021 der wegen der schwachen Witterung besonders niedrige Erneuerbaren-Anteil am Stromverbrauch beim Anteil am Bruttoendenergieverbrauch weniger stark ins Gewicht.

Ein Diagramm zeigt den Anteil erneuerbarer Energien am Brutto-Endenergieverbrauch, also am Endenergieverbrauch zuzüglich Leitungsverlusten und Eigenverbrauch der Kraftwerke. Der Anteil stieg von 2004 bis 2022 von 6,2 % auf 20,8 %.
Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch
Quelle: Umweltbundesamt auf Basis AGEE-Stat Diagramm als PDF
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