Allgemeine Entwicklung und Einflussfaktoren
Der Endenergieverbrauch in Deutschland ist seit Beginn der 1990er Jahre kaum gesunken (siehe Abb. „Endenergieverbrauch nach Sektoren“). Energie wird zwar immer effizienter genutzt und teilweise eingespart, doch Wirtschaftswachstum und Konsumsteigerungen verhindern einen deutlicheren Verbrauchsrückgang (siehe auch Artikel "Energieproduktivität"). Im kurzfristigen Zeitraum eines Jahres betrachtet hat die Witterung, die sich auf den Bedarf an Wärmeenergie auswirkt, großen Einfluss auf die Verbrauchsentwicklung. Auch die Corona-Pandemie verursachte im Jahr 2020 einen Sondereffekt.
Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Bruttoendenergieverbrauch
Ein immer größerer Anteil des Bruttoendenergieverbrauchs wird in Deutschland durch erneuerbare Energien gedeckt. Ziel der Bundesregierung war es, den Anteil bis zum Jahr 2020 auf 18 % und bis zum Jahr 2030 auf 30 % zu steigern (siehe Abb. „Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch und am Bruttoendenergieverbrauch“). Der Zielwert von 18 % wurde im Jahr 2020 mit einem Anteil von 19,3 % deutlich übertroffen. Im Jahr 2021 stieg der Anteil gegenüber dem Vorjahr auf 19,7 % erneut an. Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei der Berechnung des Erneuerbaren-Anteils gemäß der EU-Richtlinie eine „Normalisierung“ durchgeführt wird. Diese führt dazu, dass der Einfluss ungewöhnlicher Witterung eines Jahres korrigiert wird. Somit fällt der wegen der schwachen Witterung besonders niedrige Erneuerbaren-Anteil am Stromverbrauch im Jahr 2021 bei Anteil am Bruttoendenergieverbrauch weniger stark ins Gewicht.
Entwicklung des Endenergieverbrauchs nach Sektoren und Energieträgern
Im Sektor Industrie ging der Endenergieverbrauch (EEV) im Betrachtungszeitraum ab dem Jahr 1990 zunächst merklich zurück. Dies ist hauptsächlich auf den Schwund der Industrie in den neuen Bundesländern zwischen 1990 und 1993 zurückzuführen. Ab dem Jahr 2002 stieg der Energieverbrauch mit dem Wachstum der Wirtschaft wieder deutlich an. In den letzten Jahren bremsten Fortschritte bei der Energieeffizienz die Verbrauchsentwicklung trotz steigender wirtschaftlicher Konjunktur (siehe Abb. "Endenergieverbrauch 2020 nach Sektoren und Energieträgern"). Etwa zwei Drittel des Endenergieverbrauchs werden für Prozesswärme benötigt. Mechanische Energie zum Beispiel zum Betrieb von Motoren oder Maschinen sorgt für circa ein Viertel des Verbrauchs, Raumwärme hat nur einen kleinen Anteil (siehe auch Artikel „Energieverbrauch für fossile und erneuerbare Wärme“).
Der Verkehrssektor ist der verbrauchsintensivste. Der Kraftstoffverbrauch ist seit Beginn der 1990er Jahre leicht gestiegen. Es werden zu über 90 % Kraftstoffe aus Mineralöl eingesetzt, Biokraftstoffe und Strom spielen bislang nur eine geringfügige Rolle. Fast die gesamte im Verkehr eingesetzte Energie wird zur Erzeugung von mechanischer Energie verwendet, wovon bei Verbrennungsmotoren durchschnittlich jedoch nur weniger als die Hälfte für den Antrieb umgewandelt wird. Ein großer Anteil geht als Abwärme verloren.
Die privaten Haushalte benötigen seit 1990 tendenziell etwas weniger Energie. Die Raumwärme macht nun rund 70 % des Energieverbrauchs in Haushalten aus, da über die Jahre unter anderem die zu beheizende Wohnfläche zugenommen hat. Erdgas und Heizöl weisen hier den höchsten Verbrauch auf, auch erneuerbare Wärme wird verstärkt in diesem Sektor eingesetzt. Eine spezielle Darreichungsform von Wärme in diesem Sektor ist Fernwärme aus fossilen und erneuerbaren Brennstoffen.
Der Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD) ist ebenfalls vom Heizverhalten abhängig. Raumwärme macht hier immerhin die Hälfte des Endenergieverbrauchs aus. Gleichzeitig ist hier der Stromanteil relativ am höchsten, was auf den verstärkten Einsatz für Beleuchtung und mechanische Energie zurückzuführen ist. Seit 1990 ist der EEV in diesem Sektor allerdings zurückgegangen.