Erneuerbare Energien in Zahlen

Das Diagramm zeigt, wie sich die Anteile erneuerbarer Energien für Strom, Wärme und Verkehr seit 1990 entwickeln. Während sich Strom bis zum Jahr 2022 stark positiv entwickelt, steigt die Kurve bei Wärme nur langsam und im Verkehr kaum. Der Anteil der erneuerbaren Energien bei Strom betrug 2022 46,2%, bei Wärme 17,4% und im Verkehr 6,8 Prozent.zum Vergrößern anklicken
Entwicklung der Anteile erneuerbarer Energien
Quelle: AGEE-Stat / Umweltbundesamt

Aktuelle und qualitätsgesicherte Daten zur Entwicklung der erneuerbaren Energien in Deutschland sind ein wichtiger Baustein zur Bewertung der Energiewende. Die Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) stellt diese Daten bereit und arbeitet gemeinschaftlich an der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Datenbasis erneuerbarer Energien.

Inhaltsverzeichnis

 

Überblick

Die Energiewende verändert Deutschland. Um den Fortschritt des Ausbaus der erneuerbaren Energien zu dokumentieren, finden Sie in den folgenden Abschnitten aktuelle Daten zur Nutzung nachhaltiger Energieträger in allen Verbrauchssektoren – dies sind neben dem Stromsektor auch der Bedarf an Wärme, beispielsweise in der Industrie oder in Haushalten, sowie der Energieverbrauch im Verkehr.

Darüber hinaus bietet der letzte Abschnitt einen Einblick in die positiven Effekte erneuerbarer Energien auf die Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Deutschland.

Unsere hier dargestellten Jahreswerte stehen ebenfalls in tabellarischer Form in unseren Zeitreihen zur Entwicklung der erneuerbaren Energien in Deutschland zum Download bereit. Zusätzlich zu den Jahreswerten informieren die Monats- und Quartalsberichte über die Entwicklung der erneuerbaren Energien im aktuellen Jahr.

 

Beitrag der erneuerbaren Energien zum Endenergieverbrauch in Deutschland

Im Jahr 2022 wurden nach den Berechnungsvorschriften der EU Richtlinie zur Förderung erneuerbarer Energien (RED II, 2018/2001) 20,4 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Anteil damit um 1,2 Prozentpunkte. Im Jahr 2020 hatte Deutschland mit einem Anteil von 19,1 Prozent bereits sein unter der EU Richtlinie festgelegtes Ziel von 18 Prozent übertroffen.

Um die neuen ambitionierteren EU-Klimaziele zu erreichen, wird in den kommenden Jahren allerdings ein deutlich schnelleres Wachstum der erneuerbaren Energien notwendig sein.

Insgesamt wurde im Jahr 2022 eine Energiemenge von 489 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) aus erneuerbaren Energieträgern genutzt. Von dieser Energiemenge entfielen etwa 52 Prozent auf die Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen, 41 Prozent auf den erneuerbaren Wärmesektor und 7 Prozent auf biogene Kraftstoffe im Verkehrsbereich.

Insgesamt ist die ⁠Biomasse⁠ aufgrund ihrer vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten in allen Sektoren (in Form von festen Brennstoffen zum Heizen, Biokraftstoffen im Verkehr oder Biogas zur Stromerzeugung) mit einem Anteil von 52 Prozent an der Bereitstellung von erneuerbarer ⁠Endenergie⁠ noch immer der wichtigste erneuerbaren Energieträger. Die Windenergie folgte mit einem Anteil von 26 Prozent an zweiter Stelle. Die Nutzung von Sonnenenergie in Photovoltaik- und Solarthermieanlagen trägt weitere 14 Prozent bei. Wasserkraft und Geothermie steuern jeweils weitere 4 Prozent bei.

Insgesamt entwickelte sich der Anteil der Erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren positiv. Dabei gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren: während sich der Anteil der erneuerbaren Energien am ⁠Bruttostromverbrauch⁠ in den letzten 10 Jahren fast verdoppelte und im Jahr 2022 bei 46,2 Prozent lag, stiegen die Anteile in den Bereichen Wärme (17,4 Prozent) und Verkehr (6,8 Prozent) vergleichsweise langsam.

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Strom aus erneuerbaren Energien

Der Anteil der erneuerbaren Energien im Stromsektor stieg deutlich von 41,2 Prozent (2021) auf 46,2 Prozent (2022) des Bruttostromverbrauchs. Insgesamt wurden im Jahr 2022 etwa 254,0 Mrd. kWh Strom aus erneuerbaren Energieträgern erzeugt. Dies waren fast 20 Mrd. kWh mehr als im Vorjahr (+9 Prozent).

Die positive Entwicklung ist allerdings zu einem großen Teil auf deutliche bessere ⁠Witterung⁠ zurückzuführen als im Jahr 2021. So erreichte die Solarstrahlung im Jahr 2022 einen neuen Rekordwert und sorgte so für optimale Bedingungen zur PV Stromerzeugung. Zusätzlich waren auch die Windverhältnisse etwas besser als im sehr windschwachen Jahr 2021.

Wind 

Die Windenergie leistete mit einem Ertrag von 125,3 Mrd. kWh den größten Beitrag zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien (2021: 114,6 Mrd. kWh) und bleibt vor der Braunkohle wichtigster Energieträger im Strommix. Allerdings wurde die Stromerzeugung der windstärkeren Jahre 2019 (125,9 Mrd. kWh) und 2020 (132,1 Mrd. kWh) nicht erreicht – ein erstes Anzeichen für den verhaltenen Anlagenzubau der letzten Jahre.

Die installierte Leistung von Windenergie an Land und auf See stieg im Jahr 2022 um 2.461 Megawatt (MW). Dies ist zwar ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr (2021: 1.632 MW), um die Energie- und Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen, ist jedoch ein deutlich stärkerer Ausbau der Windenergieleistung nötig. Das ein höheres Ausbautempo möglich ist zeigt das bisherige Rekordjahr 2017, hier wurde mit 4.891 MW etwa doppelt so viel Leistung zugebaut wie im aktuellen Jahr.

Photovoltaik

Die Stromerzeugung aus Photovoltaik (PV) profitierte im Jahr 2022 von der hohen Anzahl neu installierter Anlagen und zusätzlich auch von extrem sonnenscheinreichem ⁠Wetter⁠. Insgesamt wurden im Jahr 2022 60,8 Mrd. kWh Strom aus PV-Anlagen erzeugt. Dies entspricht einer Steigerung von über 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr (49,3 Mrd. kWh). Gegenüber dem Jahr 2013 – also innerhalb der letzten fünf Jahre - beträgt der Zuwachs der erzeugten Strommenge sogar 57 Prozent.

Der Zubau neuer PV-Kapazitäten steigt seit einigen Jahren wieder kontinuierlich an, nachdem er zwischen 2012 und 2013 stark eingebrochen war. Die Leistung neu installierter PV-Anlagen lag im Jahr 2022 bei fast 7.300 MW und damit nochmal deutlich höher als im Vorjahr (2021: 4.807 MW). Innerhalb der letzten fünf Jahre stieg die insgesamt installierte PV-Leistung von etwa 42.300 MW (2017) um 59 Prozent auf nunmehr etwa 67.400 MW (2022).

Biomasse

Aus Biomasse und biogenem Abfall wurden im Jahr 2022 etwa 50,2 Mrd. kWh Strom bereitgestellt. Gegenüber 2021 (50,1 Mrd. kWh) stieg der Wert damit um weniger als 1 Prozent. Maßgeblich für die Stromerzeugung aus Biomasse sind vor allem Biogas (28,5 Mrd. kWh), feste Biomasse (11,2 Mrd. kWh), und der biogene Anteil des Abfalls (5,6 Mrd. kWh). Insgesamt liegt die Stromerzeugung aus Biomasse in den letzten 5 Jahren auf etwa gleichbleibendem Niveau.

Die installierte Leistung zur Stromerzeugung aus Biomasse stieg 2022 um weniger als 1 Prozent auf 10.500 MW. Gegenüber dem Jahr 2017 (also innerhalb der letzten 5 Jahre) beträgt der Zuwachs der installierten Leistung zwar etwa 17 Prozent, die Ausweitung der Kapazität von Biomasseanlagen diente jedoch in den letzten Jahren vornehmlich der Flexibilisierung der Stromerzeugung. Diese sogenannte „Überbauung“ führte in den letzten Jahren zwar kaum zu einem Anstieg der jährlich erzeugten Strommenge, sorgt aber dafür, dass erneuerbarer Strom bedarfsgerechter (also beispielsweise in Zeiten mit geringer Wind- und PV-Stromerzeugung) flexibel bereitgestellt werden kann.

Wasserkraft und Geothermie

Die Stromerzeugung aus Wasserkraft lag mit 17,5 Mrd. kWh aufgrund sehr trockener Witterung auf deutlich niedrigerem Niveau als im Vorjahr (19,7 Mrd. kWh). Die jährliche Einspeisung erreicht je nach Witterung seit vielen Jahren relativ konstante Werte von bis zu 20 Mrd. kWh. In den letzten Jahren ist allerdings auch eine Häufung von eher trocken Jahren mit weniger Stromerzeugung aus Wasserkraft zu beobachten. Das Ausbaupotential der Wasserkraft ist in weiten Teilen ausgeschöpft, so dass sich die installierte Leistung seit einigen Jahren nur noch wenig ändert. Am Ende des Jahres 2022 lag die Gesamtkapazität bei etwas mehr als 5.500 MW.

Die Stromerzeugung aus Geothermie blieb in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Mit etwa 0,2 Mrd. kWh trägt die Geothermie weiterhin nur etwa 0,1 Prozent zu erneuerbaren Strommenge bei.

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Wärme aus erneuerbaren Energien

In den vergangenen Jahren war die Entwicklung der erneuerbaren Energien im Wärmesektor wenig dynamisch. Zwar stieg insbesondere die Nutzung fester ⁠Biomasse⁠ bis zum Jahr 2013 kontinuierlich an, seither wächst der Beitrag erneuerbarer Energieträger am Wärmeverbrauch jedoch nur noch wenig.

Der Anteil erneuerbarer Energieträger am ⁠Endenergieverbrauch⁠ für Wärme und Kälte stieg im aktuellen Jahr allerdings deutlich stärker als in den Vorjahren und erreichte nach 15,8 Prozent im Jahr 2021 nunmehr 17,4 Prozent. Der absolute Verbrauch erneuerbarer Wärme stieg nur leicht von 199,2 Mrd. kWh (2021) auf 200,5 Mrd. kWh (2022), gleichzeitig ging jedoch der Verbrauch fossiler Energieträger deutlich zurück.

Insgesamt dominieren die verschiedenen Formen der Biomasse bei der erneuerbare Wärmeversorgung. Die feste Biomasse – also Holz in seinen unterschiedlichen Nutzungsformen – liefert den weitaus größten Anteil an erneuerbarer Wärme. Allerdings hat der Anteil fester Biomasse an der gesamten erneuerbaren Wärme im Laufe der Zeit kontinuierlich abgenommen: von 86 Prozent im Jahr 2000 auf 65 Prozent im Jahr 2022. Insgesamt lieferte die feste Biomasse im Jahr 2022 einen Beitrag von 130,5 Mrd. kWh am Endenergieverbrauch für Wärme und Kälte. Flüssige Biobrennstoffe trugen 2,5 Mrd. kWh bei, gasförmige Biomasse 20,9 Mrd. kWh und biogener Abfall weitere 15,1 Mrd. kWh.

Neben der Biomasse wird erneuerbare Wärme in Solarthermie- und Geothermieanlagen erzeugt. Der Anteil der Solarthermie wuchs zwischen 2000 und 2022 von 2 auf 5 Prozent der gesamten erneuerbaren Wärme. Insgesamt steuerte die Solarthermie im Jahr 2022 mit 9,7 Mrd. kWh aufgrund besserer Sonneneinstrahlung etwa 14 Prozent mehr Energie bei als 2021 (8,6 Mrd. kWh). Die Wärmebereitstellung aus Umweltwärme und Geothermie gewann im Jahr 2022 nochmals deutlich an Bedeutung und lag mit 22,0 Mrd. kWh deutliche 13 Prozent über dem Niveau des Vorjahres (19,5 Mrd. kWh). Hier zeigt sich das starke Wachstum auf dem Wärmepumpenmarkt. Insgesamt werden etwa 11 Prozent der erneuerbaren Wärme aus Geothermie und Umweltwärme gewonnen, im Jahr 2000 lag der Anteil bei unter 4 Prozent.

Weitere Ausführungen zum Wärmeverbrauch insgesamt finden Sie im Artikel „Energieverbrauch für fossile und erneuerbare Wärme“.

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Erneuerbare Energien im Verkehrssektor

Der Verkehrssektor ist der Bereich mit dem geringsten energetischen Anteil an erneuerbaren Energiequellen. Einschließlich des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien im Schienen- und Straßenverkehr belief sich der Anteil im Jahr 2022 auf 6,8 Prozent. Dabei wird der Einsatz von Biokraftstoffen im Verkehr maßgeblich von der gesetzlich festgelegten ⁠Treibhausgas⁠-Minderungsquote bestimmt. Diese wurde im Jahr 2020 von vier auf sechs Prozent angehoben und sorgte dadurch für einen deutliches Plus beim Absatz von Biokraftstoffen im Jahr 2020. Emissionsminderungen aus dem Verkauf von Biokraftstoffen können aber teilweise auch über einzelne Jahre hinweg übertragen oder durch andere Erfüllungsoptionen ausgeglichen werden. So zeigen erste Daten für das Jahr 2022, dass es trotz einer weiteren Anhebung der Treibhausgas-Minderungsquote nicht zu einem erneuten Anstieg des Biokraftstoffabsatzes kam.

Insgesamt wurden im Jahr 2022 im Verkehr 40,4 Mrd. kWh Energie aus erneuerbaren Quellen eingesetzt. Dies entspricht einem leichten Anstieg von knapp 2 Prozent.
Im Jahr 2022 wurden etwa 6,1 Mrd. kWh Strom aus erneuerbaren Quellen im Verkehr genutzt und damit deutliche 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Menge der eingesetzten Biokraftstoffe stagnierte dagegen bei 34,3 Mrd. kWh (2021: 34,5 Mrd. kWh). Mit Abstand wichtigster Biokraftstoff war mit 24,5 Mrd. kWh der Biodiesel, gefolgt von Bioethanol mit 8,7 Mrd. kWh. Biomethan (1,1 Mrd. kWh) und Pflanzenöl (0,02 Mrd. kWh) tragen vergleichsweise wenig zur Gesamtmenge der Biokraftstoffe bei.

Der gesamte Stromverbrauch im Verkehrssektor betrug im Jahr 2022 insgesamt etwa 13,3 Mrd. kWh – davon wurden etwa 6,1 Mrd. kWh aus erneuerbaren Energieträgern bereitgestellt. Trotz des wachsenden Anteils erneuerbaren Stroms trägt dieser nur etwa 1 Prozent zum Gesamtenergieverbrauch im Verkehrssektor bei und wird bisher zu fast 90 Prozent im Schienenverkehr eingesetzt.

Weitere Daten zum Kraftstoffverbrauch finden Sie im Artikel „Erneuerbare Energie im Verkehr“.

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Vermeidung von Treibhausgasen durch erneuerbare Energieträger

Die steigende Nutzung erneuerbarer Energien führt zu einer Verdrängung fossiler Energien und somit unter anderem zu einer zunehmenden Vermeidung klimaschädlicher Treibhausgase. Im Jahr 2022 haben erneuerbare Energien ⁠Treibhausgas⁠-Emissionen von rund 232 Millionen (Mio.) Tonnen ⁠CO2⁠-Äquivalenten vermieden.

Die Stromerzeugung durch erneuerbare Quellen hat dabei den größten Anteil an den vermiedenen Emissionen (180 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente, damit etwa 78 Prozent der Gesamtmenge). Im Wärmesektor wurden Treibhausgase in Höhe von 42 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente vermieden (etwa 18 Prozent), durch Biokraftstoffe etwa 10 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente (etwa 4 Prozent).

Die Menge der vermiedenen Treibhausgas-Emissionen hat sich innerhalb der letzten 10 Jahre um etwa drei Viertel erhöht. Treiber der Entwicklung ist vor allem die Stromerzeugung: Ihr Beitrag zur Vermeidung hat sich seit 2012 etwa verdoppelt.

Die Berechnungen des ⁠UBA⁠ zeigen, dass erneuerbare Energien insbesondere Steinkohle und Erdgas aus dem deutschen Energiemix verdrängen. Im Bereich der Wärmeversorgung führt der Einsatz erneuerbarer Energien vor allem zu Einsparungen von Heizöl. Im Verkehrsbereich werden vor allem Diesel- und Ottokraftstoff ersetzt.

Eine ausführlichere Darstellung der Thematik findet sich im Artikel „Emissionsvermeidung durch erneuerbare Energieträger“.

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