Forstwirtschaft

Wald bedeckt rund ein Drittel der Landesfläche Deutschlands und ist somit ein prägendes Element unserer Kulturlandschaft. Wälder dienen als Naherholungsräume und erfüllen eine Vielzahl von ökologischen Funktionen. Darüber hinaus werden sie auch forstwirtschaftlich genutzt. Als Lieferant des Rohstoffes Holz kommt ihnen auch heute noch eine große ökonomische Bedeutung zu.

Inhaltsverzeichnis

 

Wirtschaftliche Bedeutung des Waldes

Die Waldfläche in Deutschland beträgt nach der letzten Kohlenstoffinventur 2017 rund 11,4 Millionen Hektar (Mio. ha), was etwa einem Drittel der Gesamtfläche des Landes entspricht (Thünen-Institut: Wald in Deutschland – Wald in Zahlen). Bezogen auf die Fläche stellt die Forstwirtschaft nach der Landwirtschaft die bedeutendste Landnutzungsform in Deutschland dar. Die Wälder erfüllen vielfältige ökologische Funktionen und haben einen hohen Wert für eine intakte Umwelt. Abgesehen davon sind sie auch von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Sie stellen unverzichtbare Rohstoffe wie Holz und andere Naturmaterialien bereit und bilden die Grundlage für die Beschäftigung von mehr als 1,0 Mio. Menschen im Cluster „Forst und Holz“ (FNR: Kennzahlenbericht 2021 Forst & Holz).

Das Diagramm zeigt den Holzeinschlag von 1998 bis 2022 in Kubikmetern Holz. 84 % des Holzeinschlags des Jahres 2022 entfielen auf Nadelhölzer wie Fichte, Tanne, Douglasie, Kiefer und Lärche, 13,6 % auf Buche und sonstiges Laubholz und nur etwa 2 % auf Eiche und Roteiche.
Holzeinschlag in Deutschland
Quelle: Statistisches Bundesamt Diagramm als PDF

Im Jahr 2022 wurden insgesamt 78,69 Millionen Kubikmeter (Mio. m³) Holz (ohne Rinde) eingeschlagen (Statistisches Bundesamt: Holzeinschlagstatistik). Damit war der Holzeinschlag 2022 rund 5 % geringer als im Vorjahr, in dem der bisheriger Rekordwert erreicht wurde, liegt aber immer noch rund 40 % über dem Mittel der Jahre 1998 bis 2021 in Höhe von 55,83 Mio. m³ (siehe Abb. „Holzeinschlag in Deutschland“). Dies kann, wie in den Vorjahren, weithin auf eine Zwangsnutzung durch vermehrten Insektenbefall zurückgeführt werden. Der Schadholzanteil lag in diesem Jahr bei rund 56,7 % oder 44,7 Mio. m³ (Statistisches Bundesamt: Holzeinschlagsstatistik) und damit zwar das zweite Jahr in Folge geringer als im Vorjahr aber weiterhin auf hohem Niveau. Während im Jahr 2022 der Schadholzeinschlag aufgrund von Insektenbefall signifikant um über 35 % auf 26,5 Mio. m3 sank (entspricht einem Schadholzanteil von rund 59 %), ist der Schadholzeinschlag aufgrund von Windwurf und Stürmen deutlich um 10,1 Mio. m³ auf nun 12,4 Mio. m³ gestiegen (circa 28 % des Schadholzes) (siehe Abb. „Durch Schäden bedingter Holzeinschlag“). Der trockenheitsbedingte Schadholzanteil blieb mit rund 8 % konstant, sank aber in absoluten Zahlen um knapp 0,4 Mio. m³ auf 3,6 Mio. m³. Die Waldschäden sind im Wesentlichen auf die Hitze sowie Trockenheit seit dem Jahr 2018 und der damit einhergehenden Anfälligkeit bestimmter Baumarten für Schädlinge zurückzuführen. Die Trockenheit der Vorjahre begünstigte die rasante Ausbreitung des Borkenkäfers, so dass es in der Folge zu massiven Schäden in den Wäldern kam. Rund 78 % der Bäume in Deutschland weisen heute Schadsymptome auf (BMEL: Waldzustandserhebung 2022).

Das Diagramm zeigt den Anfall an Schadholz in Mio. m³ der Jahre 2006 bis 2022. Im Jahr 2022 waren rund 57 % des Gesamtholzeinschlags bedingt durch Schäden. 59 % des Schadholzes waren durch Insekten bedingt, 28 % durch Wind und Sturm und 7 % durch andere Schadursachen, vor allem Trockenheit.
Durch Schäden bedingter Holzeinschlag
Quelle: Statistisches Bundesamt Diagramm als PDF
 

Rund 84 % des gesamten Holzeinschlags im Jahr 2022 entfielen auf Nadelhölzer wie Fichte, Tanne, Douglasie, Kiefer und Lärche, 13,6 % auf Buche und sonstiges Laubholz und nur etwa 2 % auf Eiche und Roteiche. Während der Einschlag in der Holzartengruppe mit vorwiegend Fichten 14,9 % im Vergleich zum Vorjahr sank, erhöhte sich die Nutzung von Kiefern- und Lärchenholz um fast ein Drittel auf 13,4 Millionen Kubikmeter. Auch der Einschlag von Buchen- und sonstigem Laubholznahm im Jahr 2022 um rund 18 % auf 10,7 Millionen Kubikmeter zu (siehe Abb. „Holzeinschlag in Deutschland“). Etwa 52 % des Einschlags fanden im Privatwald, 29 % im Landeswald und 17 % im ⁠Körperschaftswald⁠ statt. Etwas mehr als 1 % des Holzeinschlags entfielen auf den Bundeswald. Damit spiegelt der Holzeinschlag in etwa auch die Waldeigentumsverhältnisse in Deutschland wider.

Das eingeschlagene Holz wird auf vielfältige Art und Weise genutzt. Abhängig von Holzsorte und Holzqualität kann es als Baumaterial, Brennstoff, Werkstoff, in der Papierherstellung sowie bei der Produktion von Verpackungen verwendet werden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag der Anteil des überwiegend stofflich genutzten Holzes (Stamm- und Industrieholz) am gesamten Holzeinschlag 2022 bei etwa 78 % und damit rund 3 % weniger als im Jahr zuvor. Etwa 17 % des Holzes waren Energieholz (plus 3 %-Punkte), das für eine direkte energetische Nutzung (privat oder gewerblich) vorgesehen ist. Damit ist die die direkte energetische Nutzung von Waldholz um 31,9 % gegenüber dem zehnjährigen Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2021 (10,5 Millionen Kubikmeter) angestiegen und erreichte im Jahr 2022 den höchsten Wert seit der deutschen Vereinigung. Rund 4 % waren nicht verwertetes Derbholz, das im Wald verbleibt, obwohl es bereits bearbeitet wurde (siehe Abb. „Holzeinschlag nach Holzsorten 2022“). Die tatsächliche Holznutzung in Deutschland weicht aber teilweise erheblich von der amtlichen Holzeinschlagsstatistik ab. Aus diesem Grund hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (⁠BMEL⁠) mit dem von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V., geförderten Forschungsprojekt "Rohstoffmonitoring aller Stoffströme auf der Basis von Holz" (2015 bis 2018) versucht, die Erfassungslücke zwischen amtlicher Holzeinschlagsstatistik und tatsächlicher jährlicher Holznutzung zu schließen, insbesondere hinsichtlich der energetischen Holzverwendung (FNR: Rohstoffmonitoring Holz). Die Berechnung werden mit Blick auf den Holzeinschlag durch das Thünen-Institut fortgeführt und als Einschlagsrückrechnung veröffentlicht (Thünen-Institut: Holzeinschlag und Rohholzverwendung). Der Einschlagsrückrechnung folgend lag das tatsächlich dem Wald entnommene Holz durchschnittlich um 13,6 Mio. m³ über der in der Holzeinschlagsstatistik angegebenen Menge (im Mittel der Jahre 1995 bis 2021). Im Jahr 2022 beträgt die „Einschlagslücke“ rund 1,8 Mio. m³.

Das Diagramm zeigt den Holzeinschlag 2022 nach Holzsorten. Der Anteil des Stammholzes lag bei 58 %, der des Industrieholzes bei 20 % und der des Energieholzes bei 17 %. Etwa 4 % des Holzeinschlags waren Derbholz, das dauerhaft im Wald verbleibt
Holzeinschlag nach Holzsorten 2022
Quelle: Statistisches Bundesamt Diagramm als PDF
 

Auswirkungen der Forstwirtschaft auf die Umwelt

Im internationalen Vergleich ist die Waldwirtschaft in Deutschland als nachhaltig zu betrachten. Dennoch hat die weiträumige forstwirtschaftliche Nutzung der Wälder auch Auswirkungen auf die Umwelt. Menschliche Nutzungsformen können sich negativ auf den Waldzustand auswirken und die natürliche Leistungsfähigkeit der Wälder überfordern. Dies trifft umso mehr zu, da viele Wälder einer intensiven Bewirtschaftung unterliegen und teilweise einem hohen Nutzungsdruck ausgesetzt sind. Je nach Ernteverfahren (etwa Vollbaumernte) und Verwertbarkeit der Holzbiomasse werden dem Waldökosystem neben Derbholz auch Äste, Rinde sowie Nadeln oder Blätter entnommen. Diese Entnahme von ⁠Biomasse⁠ entzieht den Wäldern zum Teil große Mengen an Nährstoffen und stellt an vielen Standorten die ⁠Nachhaltigkeit⁠ der Nutzung in Frage. Auch das Roden von größeren Beständen kann Schneisen und gestörte Oberflächen in den Wäldern hinterlassen, die nicht nur mit einer erhöhten Windanfälligkeit der benachbarten Bestände, sondern auch mit Bodenerosion, Störung des Wasserkreislaufs und Biodiversitätsverlust einhergehen können.

Neben Umweltproblemen, die auf eine intensivierte forstwirtschaftliche Nutzung zurückzuführen sind, sind auch ökologische Probleme bekannt, die mit dem Ausbringen von Insektiziden aus der Luft in Verbindung stehen. Diese können wertvolle Nützlinge abtöten, wobei unter Umständen auch benachbarte Lebensräume von Pflanzen und Tieren betroffen sind.

Weitere ökologische Probleme, die mit der forstwirtschaftlichen Nutzung verbunden sind, ergeben sich durch den Anbau von Monokulturen oder nicht standortheimischen Baumarten. Auch heute noch werden zum Beispiel Fichten zu einem großen Teil in Monokultur außerhalb ihrer natürlichen Standorte bewirtschaftet, nicht zuletzt auch um die holzverarbeitende Industrie mit ausreichend Rohstoffen beliefern zu können. Häufig beobachtbare Folgen hiervon sind die Ausbreitung des Borkenkäferbefalls oder eine hohe Windbruch- und Windwurfanfälligkeit der Baumbestände. Es ist aber festzustellen, dass der Umbau zu Mischbeständen kontinuierlich, auch aufgrund der Schadereignisse der letzten Jahre, voranschreitet.

 

Ziele einer umweltfreundlichen Forstwirtschaft

Um die Leistungsfähigkeit und die Qualität der Wälder zu erhalten, ist es entscheidend, die Regenerationsfähigkeit des Waldökosystems nicht durch Intensivierungsmaßnahmen zu überfordern. Angestrebt werden daher eine umwelt- und standortgerechte Nutzung der Wälder und eine nachhaltige, naturnahe Waldbewirtschaftung. Eng mit diesen Zielen verbunden ist der Umbau von Monokulturen zu Mischwäldern, die konsequente Vorsorge gegen Waldbrände und Sturmereignisse, eine adäquate Anpassung der forstwirtschaftlichen Nutzung an den ⁠Klimawandel⁠, ein sinnvolles Schädlings- und Risikomanagement sowie eine ausgewogene Wasserbewirtschaftung. Aber auch die Weiterentwicklung von ökologisch nachhaltigen Waldbausystemen, die finanzielle Förderung von Waldschutzmaßnahmen, die Stärkung von alternativen Waldnutzungsformen und die Berücksichtigung von Recyclingkreisläufen in der holzverarbeitenden Industrie können wichtige Beiträge zu einer umweltfreundlichen Waldbewirtschaftung leisten. Zunehmend in den Blick genommen wird auch das Kohlenstoffspeicherpotenzial der Wälder in Deutschland. Dieser hat sich, auch aufgrund der Schadereignisse der letzten Jahre, stetig verringert (UBA: Emissionen der Landnutzung, -änderung und Forstwirtschaft).