Wälder sind Lebensraum für Pflanzen und Tiere, filtern Schadstoffe aus der Luft, schützen vor Erosion und Lawinen, wirken regulierend im Wasserhaushalt, dienen dem Menschen als Ort für Erholung und liefern den Rohstoff Holz. Diese vielfältigen Funktionen im Naturhaushalt und für den Menschen können nur gesunde Wälder erfüllen. Die Kronenverlichtung zeigt den Gesundheitszustand von Waldbäumen an.
Die Abbildung „Entwicklung der mittleren Kronenverlichtung“ zeigt die mittlere Kronenverlichtung für die vier Hauptbaumarten in deutschen Wäldern sowie für die Kategorie „Gesamt/alle Baumarten“. Diese erfasst neben den Hauptbaumarten auch andere Laub- und Nadelbaumarten. Je kleiner die Werte für die Kronenverlichtung ausfallen – also je belaubter oder benadelter die Baumkronen – desto besser der Kronenzustand. Während bei den meisten Baumarten in den Jahren von 1990 bis 2017 überwiegend kein klarer Trend der Verbesserung oder Verschlechterung des Kronenzustands zu erkennen war, erhöhte sich die Kronenverlichtung in den Folgenjahren bis 2020 deutlich. 2020 lag die mittlere Kronenverlichtung der Buche bei 31,3 %, bei der Eiche bei 25,3 %. Die Fichte wies eine mittlere Kronenverlichtung von 29,4 % auf. Die Kiefer ist seit Beginn der 1990er Jahre die Hauptbaumart mit der geringsten Kronenverlichtung. 2020 betrug die mittlere Kronenverlichtung der Kiefer 22,6 %. Weitere Informationen zur Kronenverlichtung und zum Waldzustand finden Sie in den vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) veröffentlichten „Ergebnissen der Waldzustandserhebung 2020“. Die drei aufeinanderfolgende Trocken- und Hitzejahre zeigen eine deutliche Auswirkung auf den Kronenzustand.
Entwicklung der mittleren Kronenverlichtung Quelle: Bundesministerium für Ernährung und LandwirtschaftDiagramm als PDF
Ursachen der Kronenverlichtung als Wirkungskomplex
Generell lassen sich die Kronenverlichtung und andere Schadsymptome an Waldbäumen nicht eindeutig auf einzelne Einflussfaktoren zurückführen. Es ist davon auszugehen, dass immer verschiedene abiotische und biotische, vom Menschen verursachte und natürliche Faktoren als Schadursachen zusammenwirken. Wichtige Einflussgrößen sind:
Die atmosphärische Deposition (Ablagerung) von Stickstoff- und Schwefelverbindungen und die damit verbundenen Bodenveränderungen – vor allem Versauerung und Eutrophierung (Nährstoffanreicherung);
die Witterung (zum Beispiel lange Trockenperioden; vgl. Seidling, 2006 und Seidling, 2007);
Insekten- und Krankheitsbefall;
andere biologische Ursachen, wie die überdurchschnittliche Ausbildung von Früchten (zum Beispiel sogenannte Mastjahre bei Eiche und Buche), die zur lichteren Ausbildung der Baumkrone führen;
das Alter des Baumes: ältere Bäume sind in der Regel stärker verlichtet als jüngere.
Die einzelnen Faktoren wirken nicht unabhängig voneinander: So können zu hohe Stickstoffeinträge das Wachstum von Bäumen fördern, aber auch die Anfälligkeit gegenüber Witterungsextremen sowie Insekten- und Krankheitsbefall erhöhen. Auch der Klimawandel dürfte die Wirkung der einzelnen Faktoren verstärken.
Im Jahr 2020 zeigen alle Baumarten höhere mittlere Kronenverlichtungen als 2017und mit Ausnahme von Eiche und Kiefer den schlechtesten Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 1984. Die mittlere Kronenverlichtung der Eiche liegt trotz der in vielen Regionen Deutschlands nach 2017 zum wiederholten Mal beobachteten extremen Trockenheit in den Sommermonaten innerhalb der Schwankungsbreite der letzten Jahre, die der Buche etwas darüber. Die Kiefer weist einen deutlichen Trend zu höheren Schäden seit 2017 auf, insbesondere führte die Hitze im Jahr 2018 zu Schäden, die 2019 sichtbar wurden. Die in einigen Regionen Deutschlands eingetretenen schweren Waldschäden durch Dürre und Schädlingsbefall werden durch den Indikator „mittlere Kronenverlichtung“ nicht abgebildet. Die noch nie so hohen Absterberaten der Fichte, siehe „Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2020“, geben jedoch einen Hinweis darauf.
Methodik der Waldzustandsbewertung
Die Bundesländer erheben jährlich den Waldzustand auf einem systematischen Stichprobennetz im Raster von 16 x 16 Kilometer. Das Thünen-Institut für Waldökosysteme berechnet daraus das Ergebnis für Deutschland insgesamt. Um den Gesundheitszustand der einbezogenen Probebäume zu bewerten, schätzen Forstexperten vom Boden aus die Nadel- oder Blattverluste als Abweichungen von voll belaubten Baumkronen ein. Die mittlere Kronenverlichtung ist der gewichtete Mittelwert der in 5-Prozent-Stufen geschätzten Kronenverlichtung aller Probebäume. Daneben werden weitere Schadsymptome erfasst. Die Erhebung erfolgt nach dem bundesweit abgestimmten Leitfaden zur Waldzustandserhebung. Ein Teil der Daten wird an das UN/ ECE ICP Forests für die europäische Erhebung übermittelt. Das europaweit abgestimmte Erhebungsverfahren wird in Teil IV des Aufnahmehandbuchs des Internationalen Kooperativprogramms zur Bewertung und Überwachung der Wirkung von Luftschadstoffen auf Wälder (International Cooperative Programme on Assessment and Monitoring of Air Pollution Effects on Forests, ICP Forests) näher beschrieben.
Tipps zum Weiterlesen:
Pressemitteilung des Thünen-Instituts für Waldökosysteme: „Wald im Trockenstress: Schlechterer Kronenzustand, mehr tote Bäume“. Eickenscheidt N, Augustin NH, Wellbrock N (2019). Spatio-temporal modelling of forest monitoring data: modelling German tree defoliation data collected between 1989 and 2015 for trend estimation and survey grid examination using GAMMs. iForest 12: 338-348. Pressemitteilung der Fachagentur für Nachhaltige Rohstoffe (FNR) „Was Dürre im Wald anrichtet“ Eickenscheidt N, Augustin NH, Wellbrock N, Dühnelt P-E, Hilbrig L (2017) Der Kronenzustand in Deutschland. AFZ Wald 72(2):28-30 Eickenscheidt N, Augustin NH, Wellbrock N, Dühnelt P-E, Hilbrig L (2016) Kronenzustand – Steuergrößen und Raum-Zeit-Entwicklung von 1989-2015. Thünen Rep 43:387-456
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