Waldzustand: Kronenverlichtung

Wälder sind Lebensraum für Pflanzen und Tiere, filtern Schadstoffe aus der Luft, schützen vor Erosion und Lawinen, wirken regulierend im Wasserhaushalt, dienen dem Menschen als Ort für Erholung und liefern den Rohstoff Holz. Diese vielfältigen Funktionen im Naturhaushalt und für den Menschen können nur gesunde Wälder erfüllen. Die Kronenverlichtung zeigt den Gesundheitszustand von Waldbäumen an.

Inhaltsverzeichnis

 

Ergebnisse der Waldzustandserhebung

Die Abbildung „Entwicklung der mittleren Kronenverlichtung“ zeigt die ⁠mittlere Kronenverlichtung⁠ für die vier Hauptbaumarten in deutschen Wäldern sowie für die Kategorie „Gesamt/alle Baumarten“. Diese erfasst neben den Hauptbaumarten auch andere Laub- und Nadelbaumarten. Je kleiner die Werte für die Kronenverlichtung ausfallen – also je belaubter oder benadelter die Baumkronen – desto besser der Kronenzustand. Während bei den meisten Baumarten in den Jahren von 1990 bis 2017 überwiegend kein klarer Trend der Verbesserung oder Verschlechterung des Kronenzustands zu erkennen war, erhöhte sich die Kronenverlichtung in den Folgenjahren bis 2020 deutlich und bleibt auch 2021 auf ähnlich hohem Niveau. 2021 lag die mittlere Kronenverlichtung der Buche bei 28 %, bei der Eiche bei 27 %. Die Fichte wies eine mittlere Kronenverlichtung von 30 % auf. Die Kiefer ist seit Beginn der 1990er Jahre die Hauptbaumart mit der geringsten Kronenverlichtung. 2021 betrug die mittlere Kronenverlichtung der Kiefer 23 % (alle Angaben gerundet). Weitere Informationen zur Kronenverlichtung und zum Waldzustand finden Sie in den vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (⁠BMEL⁠) veröffentlichten Themenseite zur Waldzustandserhebung (WZE). Die drei aufeinanderfolgenden Trocken- und Hitzejahre 2018–2020 zeigen eine deutliche Auswirkung auf den Kronenzustand.

Das Diagramm zeigt die mittlere Kronenverlichtung für die vier Hauptbaumarten in den deutschen Wäldern sowie für die Kategorie „Gesamt/alle Baumarten“, die neben diesen auch andere Laub- und Nadelbaumarten erfasst.
Entwicklung der mittleren Kronenverlichtung
Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Diagramm als PDF
 

Ursachen der Kronenverlichtung als Wirkungskomplex

Generell lassen sich die Kronenverlichtung und andere Schadsymptome an Waldbäumen nicht eindeutig auf einzelne Einflussfaktoren zurückführen. Es ist davon auszugehen, dass immer verschiedene abiotische und biotische, also vom Menschen verursachte und natürliche Faktoren als Schadursachen zusammenwirken. Wichtige Einflussgrößen sind:

  • Die atmosphärische ⁠Deposition⁠ (Ablagerung) von Stickstoff- und Schwefelverbindungen und die damit verbundenen Bodenveränderungen – vor allem ⁠Versauerung⁠ und ⁠Eutrophierung⁠ (Nährstoffanreicherung);
  • die ⁠Witterung⁠ (zum Beispiel lange Trockenperioden);
  • Insekten- und Krankheitsbefall;
  • andere biologische Ursachen, wie die überdurchschnittliche Ausbildung von Früchten (zum Beispiel in sog. Mastjahren bei Eiche und Buche), die zur lichteren Ausbildung der Baumkrone führen;
  • das Alter des Baumes: ältere Bäume sind in der Regel stärker verlichtet als jüngere.

Im Jahr 2020 zeigten alle Baumarten mit Ausnahme von Eiche und Kiefer den schlechtesten Wert für die ⁠mittlere Kronenverlichtung⁠ seit Beginn der Erhebung im Jahr 1984. Durch die feuchtere Witterung des Jahres 2021 hat sich der Zustand der Kategorie „Gesamt/alle Baumarten“ leicht verbessert. Es ist jedoch nicht von einer generellen Erholung auszugehen, da die Waldökosysteme vielerorts langfristig geschädigt sind. Die mittlere Kronenverlichtung der Laubbäume liegt 2021 innerhalb der Schwankungsbreite der letzten 20 Jahre. Kiefer und Fichte weisen einen deutlichen Trend zu höheren Schäden seit 2017 auf.

Die in einigen Regionen Deutschlands eingetretenen schweren Waldschäden durch ⁠Dürre⁠ und Schädlingsbefall werden durch den ⁠Indikator⁠ „mittlere Kronenverlichtung“ nicht abgebildet. Die noch nie so hohen Absterberaten der Fichte im Jahr 2020, wie in den Ergebnissen der Waldzustandserhebung 2020 dokumentiert, gaben jedoch einen Hinweis darauf. Sie sind im Jahr 2021 rückläufig bei weiterhin hohem Niveau.

 

Methodik der Waldzustandsbewertung

Die Bundesländer erheben jährlich den Waldzustand auf einem systematischen Stichprobennetz im Raster von 16 × 16 Quadratkilometer. Das Thünen-Institut für Waldökosysteme berechnet daraus das Ergebnis für Deutschland insgesamt. Um den Gesundheitszustand der einbezogenen Probebäume zu bewerten, schätzen Forstexperten vom Boden aus die Nadel- oder Blattverluste als Abweichungen von voll belaubten Baumkronen ein. Die ⁠mittlere Kronenverlichtung⁠ ist der gewichtete Mittelwert der in 5-Prozent-Stufen geschätzten Kronenverlichtung aller Probebäume. Daneben werden weitere Schadsymptome erfasst. Die Erhebung erfolgt nach dem bundesweit abgestimmten Leitfaden zur Waldzustandserhebung.

Ein Teil der Daten wird an das Internationale Kooperativprogramm zur Bewertung und Überwachung der Wirkung von Luftschadstoffen auf Wälder (ICP Forests) der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (⁠UNECE⁠) übermittelt. Das dafür europaweit abgestimmte Erhebungsverfahren wird in Teil IV des Aufnahmehandbuchs des ICP Forests näher beschrieben.

Tipps zum Weiterlesen:

Pressemitteilung des Thünen-Instituts für Waldökosysteme: „Wald im Trockenstress: Schlechterer Kronenzustand, mehr tote Bäume“.
Eickenscheidt N, Augustin NH, Wellbrock N (2019). Spatio-temporal modelling of forest monitoring data: modelling German tree defoliation data collected between 1989 and 2015 for trend estimation and survey grid examination using GAMMs. iForest 12: 338-348.
Pressemitteilung der Fachagentur für Nachhaltige Rohstoffe (FNR) „Was Dürre im Wald anrichtet
Eickenscheidt N, Augustin NH, Wellbrock N, Dühnelt P-E, Hilbrig L (2017) Der Kronenzustand in Deutschland. AFZ Wald 72(2):28-30
Eickenscheidt N, Augustin NH, Wellbrock N, Dühnelt P-E, Hilbrig L (2016) Kronenzustand – Steuergrößen und Raum-Zeit-Entwicklung von 1989-2015. Thünen Rep 43:387-456