zum Vergrößern anklickenIllustration einer beispielhaften gasisolierten Schaltanlage Quelle: Ecofys
Schwefelhexafluorid (SF₆) mit seinem sehr hohen Treibhauspotenzial wird in Schaltanlagen zur Isolation und Löschung eingesetzt. Im Rahmen einer Selbstverpflichtung konnten die Emissionen des stärksten bekannten Treibhausgases deutlich gesenkt werden. Alternative Produkte für die Substitution von SF₆ wurden und werden für verschiedene Anwendungsfelder entwickelt.
05.10.2023: Europäisches Parlament und Rat einigen sich auf gemeinsamen Entwurf der neuen F-Gas-Verordnung. Dem bisher unveröffentlichten Text müssen Parlament und Rat noch formal zustimmen, bevor die neuen Regelungen Inkrafttreten können.
05.04.2023: EU-Parlament und Ministerrat haben ihre Positionen zum Vorschlag der EU-Kommission festgelegt; im sogenannten Trilog laufen die Verhandlungen zur endgültigen Fassung der Verordnung über fluorierte Treibhausgase.
In elektrischen Betriebsmitteln der Energieübertragung und -verteilung im Mittelspannungs- und Hochspannungsbereich wird seit vielen Jahren SF6 verwendet. Aufgrund seines hohen Treibhauspotenzials von 24.300 (IPCC 6.Assessment Report) bzw. 22.800 (Verordnung (EU) 517/2014) und der langen atmosphärischen Verweildauer reichert sich dieser Stoff in der Atmosphäre an.
Elektrische Schaltanlagen unterliegen den Regelungen der Verordnung (EU) 517/2014. In Abhängigkeit von der Füllmenge und Konstruktion bestehen Anforderungen zur Dichtheitskontrolle, Führung von Aufzeichnungen und Zertifizierung des Personals. Letzteres wird durch die Durchführungsverordnung (EU) 2015/2066 konkretisiert.
Die Verordnung (EU) 517/2014 über fluorierte Treibhausgase befindet sich in einem Novellierungsprozess. Es wird ein Verbot von SF6 für Neuanlagen diskutiert (s. oben Aktuelles). Da insbesondere in der Mittelspannung Schaltanlagen mit Luft bzw. Feststoff zum Isolieren und Vakuumschaltern von vielen Firmen zur Verfügung stehen, könnte dort für SF6-Schaltanlagen bis 24 kV bereits ab 01.01.2026 ein Verbot der Inbetriebnahme neuer Anlagen gelten. Andere Spannungsebenen sollen nach dem derzeitigen Diskussionsstand schrittweise folgen. Für öffentliche Bauten in Deutschland schreibt die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Beschaffung klimafreundlicher Leistungen (AVV Klima) bei Ausschreibungen öffentlicher Aufträge bereits jetzt die bevorzugte Beschaffung SF6-freier Mittelspannungsschaltanlagen vor.
Die verbaute Menge an SF6 in Schaltanlagen steigt stetig an. Ein sorgfältiger Umgang mit den Anlagen am Lebensende ist unerlässlich, um die Emission dieser Menge oder Teilmengen davon zu vermeiden. Eine Zertifizierung für Arbeiten an SF6-haltigen Schaltanlagen ist nicht nur für die Wartung, Instandhaltung und Reparatur, sondern auch für die Stilllegung, erforderlich. Verantwortlich für die Einhaltung dieser Vorschrift ist der Betreiber elektrischer Betriebsmittel.
Projekt zur Rückgewinnung von SF6 aus elektrischen Betriebsmitteln
Im Forschungsvorhaben „Praxisnahe Rückgewinnungsfaktoren für UNFCCC F-Gas-Inventare“ (Laufzeit von 2022 bis 2024) sollen u.a. für Schaltanlagen der Hoch- und Mittelspannung länderspezifische Emissionsfaktoren für die Entsorgung überprüft werden. Außerdem soll die gängige nationale Entsorgungspraxis von Schaltanlagen näher betrachtet werden. Ein Workshop hierzu fand mit ausgewählten Akteuren im Mai 2023 statt. Weitere Recherchen werden folgen. Die Ergebnisse werden Ende 2024 mit dem Abschlussbericht des Vorhabens veröffentlicht.
Studie "Konzept zur SF6-freien Übertragung und Verteilung elektrischer Energie"
Von 2016 bis 2018 wurde die Studie „Konzept zur SF6-freien Übertragung und Verteilung elektrischer Energie“, im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Nukleare Sicherheit (BMU) durchgeführt. Der Schwerpunkt der Studie lag auf der detaillierten Erstellung eines Überblicks über Anlagen mit und ohne SF6-Nutzung. Weiterhin wurde untersucht, welche politischen, gesetzlichen, regulativen und wirtschaftlichen Maßnahmenpakete geeignet sind, eine wirksame Reduktion des SF6-Einsatzes in Neuanlagen zu erzielen. Da eine Substitution der SF6-Technik durch alternative Isoliermedien und Techniken nur im Rahmen der Produktion neuer Anlagen erfolgen kann, konzentrierte sich die Studie ausschließlich auf neue Anlagen. Der intensive Dialog mit Herstellern und Anwendern von Schaltanlagen während der gesamten Laufzeit war dabei von großer Bedeutung.
Das Projekt wurde von der Ecofys Germany GmbH, Teil der Navigant-Gruppe in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich, High Voltage Laboratory durchgeführt, vom Umweltbundesamt fachlich betreut und nach einem intensiven Dialog mit Herstellern und Anwendern in Form von Interviews und mehreren Fachgesprächen mit der Veröffentlichung des Abschlussberichts sowie eine Kurzzusammenfassung Ende Februar 2018 abgeschlossen.
Deutsche Selbstverpflichtung
Am 9. November 2000 wurde zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der deutschen Wirtschaft eine Vereinbarung zur Klimavorsorge getroffen. In diesem Rahmen haben im Jahr 2005 die SF6-Produzenten sowie die Hersteller und Betreiber von elektrischen Betriebsmitteln > 1kV eine freiwillige Selbstverpflichtung abgeschlossen, deren Ziel es war und ist, die Emissionen von SF6 zu minimieren.
Im Verlauf dieser Selbstverpflichtung sind die Emissionen an SF6 bei Produktion und Verwendung in Deutschland deutlich zurückgegangen.
Emissionen elektrischer Betriebsmittel in Deutschland Quelle: Umweltbundesamt
„Für Mensch und Umwelt″ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
Umweltbundesamt
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