Wirkstrang – Beispiel aus dem Handlungsfeld Landwirtschaft
Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Das Jahresmittel der Lufttemperatur ist im Flächenmittel von Deutschland von 1881 bis 2022 statistisch gesichert um 1,7 °C gestiegen. In den vergangenen 50 Jahren hat sich zudem das Tempo dieses Temperaturanstiegs deutlich beschleunigt. Vor 2014 gab es in Deutschland noch nie eine Jahresdurchschnittstemperatur von über 10 °C, seither kam es fünfmal zu dieser Überschreitung. Nach wie vor gibt es aber eine große Schwankungsbreite der Witterung von Jahr zu Jahr und viele Unberechenbarkeiten (siehe Abschnitt "Mittlere Klimaänderungen").
Der Klimawandel verändert den jahreszeitlichen Entwicklungsgang landwirtschaftlicher Kulturen. Es kommt zu Verschiebungen der agrarphänologischen Phasen. Dies kann für die unterschiedlichen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Kulturen unterschiedliche Konsequenzen haben. Wenn nach warmen Frühjahrstemperaturen Spätfröste auftreten, treffen diese auf schon weit entwickelte Kulturen (beispielsweise im Obstbau), die durch den Frost massiv geschädigt werden können. In anderen Fällen wie bei den Wintergetreiden und beim Winterraps kann eine frühere Entwicklung mit Vorteilen beispielsweise für das Management von Schadorganismen, die Fruchtfolge oder die Ausnutzung der Feuchte aus dem Winter verbunden sein.
Die absoluten Ertragshöhen, die in Deutschland in der Landwirtschaft erzielt werden, hängen von vielen Faktoren, nicht zuletzt sehr wesentlich von den Marktbedingungen ab. Dennoch könnten zumindest in einigen Regionen Deutschlands künftig auch die klimatischen Grenzen für eine weitere Ertragssteigerung erreicht werden. Unmittelbarer mit der Witterung sind die zwischenjährlichen Ertragsschwankungen verbunden, denn auf extreme Witterungssituationen kann sich die Landwirtschaft nur begrenzt einstellen. Seit der Jahrtausendwende lassen sich starke zwischenjährliche Ertragsschwankungen bei Weizen und Mais beobachten.
Im Ackerbau gibt es die Möglichkeit, mit der Wahl der Kulturarten und Sorten auf die sich verändernden Klima- und Witterungsbedingungen zu reagieren. Neben der Prävention von Ertragseinbußen eröffnen sich damit auch neue wirtschaftliche Optionen für die Betriebe. So wird der Anbau von Soja, Hartweizen und auch Körnermais in Deutschlands bei wärmeren Verhältnissen zunehmend interessant, und die Anbauflächen weiten sich aus. Im Falle der Hülsenfrüchte wie Soja sind zudem die agrarpolitischen Rahmenbedingungen derzeit günstig, da der Anbau durch die Eiweißpflanzenstrategie des Bundes stark gefördert wird.