LW-R-6: Landwirtschaftliche Bewässerung

Bei abnehmenden Sommerniederschlägen und vermehrten Starkregen kann Beregnung interessant werden.zum Vergrößern anklicken
Tropfbewässerung ist wassersparend, aber in einjährigen Kulturen nicht immer einsetzbar.
Quelle: HotPhotoPie / stock.adobe.com

Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

Inhaltsverzeichnis

 

Fläche mit Bewässerung nimmt zu

Eine ausreichende Wasserversorgung ist Grundvoraussetzung für hohe und stabile landwirtschaftliche Erträge. Der Kartoffelanbau und die Gemüseproduktion sowie der Anbau von Sonderkulturen sind besonders bewässerungswürdig. In vielen Regionen ist es nur mit zusätzlicher Bewässerung möglich, auf den betroffenen Flächen vermarktbare Qualitäten und stabile Erträge zu erzielen. Für die Wasserversorgung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen in der Hauptvegetationsperiode, die für die Ertragsbildung eine entscheidende Rolle spielt, sind heute zwei bereits beobachtbare Klimatrends relevant: Zum einen nehmen zumindest regional die (Früh-)Sommerniederschläge ab, zum anderen können diese vermehrt als ⁠Starkregen⁠ fallen, wodurch sich die Wasserverfügbarkeit für die Pflanzen zusätzlich verschlechtert. Beide Entwicklungen wirken sich nachteilig auf die Wasserversorgung landwirtschaftlicher Kulturen aus. Die Landwirtschaft kann unter anderem mit einem verstärkten Anbau trockenstresstoleranterer Sorten und mit angepassten Verfahren der (konservierenden) Bodenbearbeitung und der Humusmehrung für eine Erhöhung der ⁠Bodenfeuchte⁠ sorgen; die Auswirkungen solcher agronomischer Maßnahmen können allerdings je nach Standortbedingungen auch sehr begrenzt sein. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, mit mehr und effizienterer Bewässerung landwirtschaftlicher Kulturen Wasserengpässe zu reduzieren.
Ein Bewässerungsbedarf landwirtschaftlicher und gärtnerischer Kulturen ergibt sich zumeist bei überdurchschnittlich langen Trockenperioden oder für Regionen, in denen die meteorologischen Bedingungen (beispielsweise durch geringe Niederschläge) und die Bodenverhältnisse generell ungünstiger sind. Zudem ist es auch stark von den angebauten Kulturarten selbst abhängig, ob aufgrund des kulturspezifischen Wasserbedarfs eine zusätzliche Bewässerung erforderlich ist. Regionen mit viel Bewässerung sind also nicht notwendigerweise Trockengebiete. Die (künftige) Entwicklung des Bewässerungsbedarfs und der tatsächlichen Bewässerung wird auch vom „Kulturpflanzen-Mix“ abhängig sein.

Die Säulen-Grafik zeigt die Beregnungsfläche in Tausend Hektar in den Jahren 1976, 1983, 1987, 1994, 2001 und zuletzt 2008. Am höchsten waren die Werte in 1983 und 1987. Eine Trendanalyse kann noch nicht stattfinden.
LW-R-6: Landwirtschaftliche Bewässerung

Unter den Bedingungen des Klimawandels wird die Bewässerungsbedürftigkeit voraussichtlich weiter zunehmen und sich auch auf weitere Kulturen ausweiten. Sowohl die mit Bewässerungstechnik ausgestattete als auch die tatsächlich bewässerte Fläche haben in Deutschland seit 2009 zugenommen. Im Jahr 2019 wurden 506.480 ha im Freiland bewässert. Die Frostschutzberegnung ist darin nicht inbegriffen.

Quelle: StBA (Landwirtschaftszählung/Agrarstrukturerhebung)

In Deutschland wurden 2015 rund 451.800 ha landwirtschaftliche Fläche im Freiland bewässert, 2019 waren es bereits 506.480 ha; gegenüber 2009 ist das ein Zuwachs um 36 %. Nicht berücksichtigt sind Flächen mit Frostschutzberegnung sowie Kulturen unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen wie Gewächshäusern. Niedersachsen ist mit einem Anteil von fast 55 % an der bundesweit bewässerten Fläche das Land, in dem die Bewässerung die größte Rolle spielt, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 10 %. Alle anderen Bundesländer haben nur Anteile von bis zu 6,3 %.

Die mit Bewässerungstechnik ausgestatteten und damit bewässerbaren Flächen waren mit 676.400 ha in 2015 und 768.317 ha in 2019 noch einmal deutlich größer. Niedersachsen war mit 14 % das Bundesland mit dem höchsten Anteil bewässerbarer Fläche an der landwirtschaftlich genutzten Fläche, die Region Lüneburg mit 25,6 % der Spitzenreiter. Ob in einem Jahr tatsächlich bewässert wird, hängt von der Regenmenge, aber auch von Kosten-Nutzen-Überlegungen der Betriebe sowie der in der jeweiligen Region zur Verfügung stehenden Wassermenge ab. Im trockenen Jahr 2019 wurden 66 % der bewässerbaren Flächen bewässert, im Jahr 2015 war der Anteil mit 58 % niedriger. Dass in der Region Lüneburg eine so intensive Bewässerungslandwirtschaft betrieben wird, hat folgende Gründe: Das Gebiet gehört zu den deutschlandweit stark von ⁠Dürre⁠ bedrohten und betroffenen Gebieten – allerdings gilt dies ebenso beziehungsweise sogar noch stärker für noch weiter im östlichen Deutschland gelegene Regionen, in denen die bewässerten Flächen jedoch deutlich kleiner sind. Die Region Lüneburg ist aber eines der Hauptanbaugebiete von Kartoffeln. Im Landkreis Uelzen werden auf mehr als 20 % des Ackerlands Kartoffeln kultiviert. Die Böden sind sandig, haben also nur eine begrenzte Wasserhaltekapazität. Beregnungsversuche in Niedersachsen haben gezeigt, dass sowohl Weizen, Winter- und Sommergerste als auch Kartoffeln besonders empfindlich auf Trockenheit reagieren und es zu deutlichen Ertragseinbußen kommt. Eine optimale Bewässerung bringt aber bei der Kartoffel die höchsten Mehrerlöse. Sie gilt damit gefolgt von der Braugerste als die bewässerungswürdigste Kultur.
Um künftig mögliche Interessenkonflikte um Wassernutzung mit anderen Sektoren abzumildern und die begrenzte Ressource Wasser nachhaltig zu nutzen, ist der Einsatz wassersparender Bewässerungstechnologien unabdingbar. Nach einer statistischen Erhebung von 2015 setzten noch immer 79 % der Betriebe Sprinkler für die Bewässerung ein, nur 32 % nutzten (auch) wassersparende Tropfbewässerung. Zuwendungen für Bewässerungstechnologie unter anderem aus den Agrarinvestitionsförderprogrammen werden daher in der Regel nur noch gewährt, wenn mit diesen Investitionen relevante Wasser- (und Energie-)einsparungen verbunden sind. Für eine wassereffiziente Bewässerung spielen zudem der Zeitpunkt der Bewässerung sowie die eingesetzte Wassermenge eine Rolle: Um Verdunstungsverluste zu minimieren, ist eine Bewässerung in den Morgen- und Abendstunden deutlich effizienter.
In ökologischer Hinsicht ist die Bewässerung nicht in allen Regionen und Situationen gleich zu bewerten. Grundwasserspiegelabsenkungen und Veränderungen im Stoffhaushalt der Böden können nachteilige Folgen sein. Noch ist der Anteil der bewässerten Landwirtschaftsfläche in Deutschland gering (2019 waren es 3 %), und auch der Anteil der landwirtschaftlichen Wasserentnahme für die Bewässerung war mit 2,3 % an den Gesamtwasserentnahmen in 2019 gering, aber im Vergleich zu 2016 bereits höher. Allerdings wird die entnommene Wassermenge vermutlich unterschätzt. Nachhaltige Einflüsse auf den Wasserhaushalt in den regionalen Bewässerungsschwerpunkten und Nutzungskonflikte können nicht ausgeschlossen werden. In Nordost-Niedersachsen sind die den Betrieben über wasserrechtliche Erlaubnisse zugewiesenen Wasserkontingente ein begrenzender Faktor für eine weitere Ausdehnung der Bewässerung. Während der Trockenheit 2018 wurden Schätzungen zufolge einige dieser Wasserkontingente schon überschritten. Daher muss die Wassernutzungseffizienz gesteigert werden. Möglichkeiten sind die Erhöhung des Humusgehalts, die Förderung tiefer Durchwurzelung, optimierte Bodenbearbeitung, Fruchtfolgegestaltung sowie Arten- und Sortenwahl, angepasste Bestandsdichten, Beregnungssteuerung und Anpassung der Beregnungstechnik. Zudem gibt es Möglichkeiten für die saisonale Wasserspeicherung.

 

 

Schnittstellen

BO-I-1 Bodenwasservorrat in landwirtschaftlich genutzten Böden

BO-R-1 Humusgehalte von Acker- und Grünlandböden (Fallstudie)