Wirkstrang – Beispiel Handlungsfeld Küsten- und Meeresschutz
Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Der Klimawandel drückt sich unter anderem in einer Erhöhung der Lufttemperatur aus. Mit einer Zunahme von 1,7 °C von 1881 bis 2022 lag der Temperaturanstieg in Deutschland um 0,6 °C über dem globalen Mittel (siehe Abbildung 1 "Temperaturanomalie"), das auch die sich weniger schnell erwärmenden Meeresregionen einbezieht. Mit der Lufttemperatur erwärmt sich auch das Meerwasser. Etwa 90 % der durch den Klimawandel induzierten zusätzlichen Wärmemenge wird von den Ozeanen aufgenommen. Diese entwickeln sich in der Folge zu einem Speicher gigantischer Wärmemengen.
Die Erwärmung der Ozeane führt zu einer Volumenzunahme des Meerwassers. Neben dem Abschmelzen der Gletscher und der Eisschilde an den Polen gilt diese Ausdehnung der Meere als wesentliche Ursache für den globalen Meeresspiegelanstieg. Auch an der Nord- und Ostseeküste steigt der Meeresspiegel. Die Anstiegsraten (bereinigt um die Landhebung beziehungsweise Landsenkung) liegen hier für das 20. Jahrhundert zwischen 1,4 und 2,1 mm pro Jahr und damit in der gleichen Größenordnung wie der globale Meeresspiegelanstieg. Nach dem aktuellen Sachstandsbericht (AR6) des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist im Szenario „Der fossile Weg“ (SSP5-8.5) bis zum Ende des Jahrhunderts mit einem wahrscheinlichen Anstieg des Meeresspiegels um 0,63 bis 1,01 m zu rechnen. Die noch nicht ausreichend gut verstandenen Eisschildprozesse in der Antarktis können zusätzlich noch bis zu einem weiteren Meter zum Meeresspiegelanstieg beitragen.
Der ansteigende Meeresspiegel bedeutet für Küstenregionen, insbesondere für Ästuare und die küstennahen Niederungsgebiete, eine wachsende Gefährdung durch Sturmfluten und Überschwemmungen. Zwar weisen die Trends derzeit nicht auf häufigere oder intensivere Sturmfluten hin, auf die höheren Ausgangsniveaus durch den Meeresspiegelanstieg folgen jedoch höhere absolute Wasserstände bei Sturmfluten. Das Gefahrenpotenzial steigt zusätzlich dadurch, dass der Nutzungsdruck auf die Küstengebiete weiter wächst.
Um Infrastrukturen, Gebäude und Menschenleben in gefährdeten Küstenregionen zu schützen, setzen die Küstenländer Küstenschutzmaßnahmen um. In Schleswig-Holstein bewahren Landesschutzdeiche über eine Gesamtlänge von 433 km die dahinterliegenden Küstenniederungen vor Überschwemmungen. Um auch zukünftigen Belastungen sicher standhalten zu können, werden unsichere Deiche (die dem Schutzstandard nicht entsprechen) dem Konzept „Klimadeich“ folgend verstärkt, um einen Meeresspiegelanstieg von bis zu 2,0 m ausgleichen zu können. Der Anteil an Landesschutzdeichen ohne Sicherheitsdefizit stieg auf zuletzt 81,7 %.