Historie – Erkundung des hohen Nordens

Schwarz weiß Bild des Forschungsschiffes Fram im Eiszum Vergrößern anklicken
Forschungsschiff Fram im Eis
Quelle: Fridtjof Nansen 1894 / Norwegische Nationalbibliothek

Im Laufe der Zeit haben sich viele Abenteurer, Entdecker und Forscher auf den Weg in den hohen Norden gemacht – noch heute tragen viele Gebiete den Namen dieser Entdecker.

"Weit im Norden liegen Länder, die einen verzaubert halten. Gigantische, imaginäre Pforten, mit in den Horizont gesetzten Angeln, scheinen diese Länder zu bewachen. Langsam öffnen sich die Pforten, und man betritt eine andere Welt, in der der Mensch unbedeutend ist inmitten der Ehrfurcht erbietenden Unermesslichkeit einsamer Berge, Fjorde und Gletscher."
Luise Amer Boyd, 1935

Abenteuerlust und erste Entdeckungen

Bereits in der Antike fanden erste Arktis-Expeditionen statt. Neugier und Abenteuerlust sind treibende Kräfte, jedoch auch das Bestreben, neue Handelsrouten zu finden. Mit Segelschiffen dringt der griechische Geograph Pytheas von Massilia um 320 vor Chr. bis zum Polarkreis vor und berichtet von Eis, das den Ozean bedeckt und einer nicht untergehenden Sonne.

Um 1.000 nach Chr.: Island wird von Grönland aus durch die Wikinger besiedelt. In der Arktis herrschten zu dieser Zeit noch wesentlich wärmere und lebensfreundlichere Klimabedingungen als heute. Ein Wikinger ist es auch, der vermutlich als erster Europäer den Fuß auf die kanadischen Arktisküsten Neuschottlands und Labradors setzte.

1194: Spitzbergen wird vermutlich erstmals von Normannen entdeckt: in Aufzeichnungen ist von Svalbardi fundinn („Kalte Küste“) die Rede. Allerdings gibt erst Willem Barents Jahrhunderte später (1596) der Inselgruppe ihren gebräuchlichen Namen „Spitzbergen“ und gilt als offizieller Entdecker des Archipels.

Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert dringen Seefahrer auf der Suche nach neuen Handelsrouten zwischen Europa und den Gewürzländern Asiens und des Fernen Ostens in das Nordpolarmeer vor. Schiffbare Passagen durch das Eis finden sie jedoch nicht. Dennoch werden die erreichbaren Küstengebiete im Norden erforscht und kartiert – was sich auch Wal- und Fischfänger zu Nutze machen. Die Barentssee, die Baffin Bay und die Hudson Bay sowie die Beringstraße und das Beringmeer sind beispielsweise nach berühmten Entdeckern dieser Zeit benannt.

Das 19. Jahrhundert

In dieser Zeit richtet sich das Interesse der Seefahrer nicht mehr nur auf die Erkundung der Nordwest- und Nordostpassage. Der Nordpol selbst gerät mehr und mehr in den Fokus der Entdecker und Forscher.

1831: Der Brite James Clark Ross erreicht als erster Europäer den magnetischen Nordpol. Der geographische Nordpol und die ersehnte Nordwest- und Nordostpassage blieben jedoch hauptsächlich auf Grund von Kälte, Stürmen und Packeis unerreicht.

Mitte des 19. Jahrhunderts behauptet der deutsche Kartograph August Petermann, der Nordpol läge inmitten eines gigantischen gemäßigten Ozeans, der von einem Eisgürtel umgeben ist. Diese Theorie fand zahlreiche Anhänger. Viele Expeditionen werden mit der Absicht entsandt, diesen Eisgürtel zu überwinden und den Ozean im Inneren zu erreichen. Diese Expeditionen blieben zwar alle erfolglos, brachten jedoch wichtige Erkenntnisse über Strömungs-, Wind-, Temperatur- und Eisverhältnisse sowie astronomische, magnetische, geologische und topographische Messergebnisse. 

1874: Petermanns Theorie wird entkräftet, als eine österreichische Nordpolarexpedition bis auf 82° Nord vordringt und keinen eisfreien Ozean entdecken kann. Im selben Jahr gelingt dem Norweger Nordenskjöld erstmals die Durchquerung der Nordostpassage entlang der Küste Nordasiens zum Beringmeer. 

1888: Fridtjof Nansen gelingt die erste Grönland-Durchquerung. Ein paar Jahre später stellt er die Theorie auf, dass ein Meeresstrom von Sibirien über den Nordpol bis nach Grönland existiert. Um diese Theorie zu untermauern, lässt er sich mit seiner Mannschaft auf dem eigens dafür konstruierten Schiff Fram im Packeis einschließen und westwärts treiben. Das Vorhaben dauert drei Jahre und Nansen kann seine Theorie beweisen, wenngleich er den Nordpol dabei nicht erreicht.

Das 20. Jahrhundert – Ein Wettlauf und Kriege

1906: Roald Amundsen gelingt zum ersten Mal die Durchquerung der Nordwestpassage per Schiff. Auf dieser Reise macht Amundsen wichtige Aufzeichnungen zum Erdmagnetismus und der genauen Lage des magnetischen Nordpols sowie völkerkundliche Studien zu Sprache, Kultur, Jagd- und Überlebensstrategien der Ureinwohner der Arktis. 

Ein „Wettlauf“ zum Nordpol entbrennt. Bis heute konnte jedoch nicht eindeutig bewiesen werden, dass der Nordpol Anfang des 20. Jahrhunderts tatsächlich erreicht wurde. 1908 behaupteten die Amerikaner Frederick Cook und Robert Peary jeweils in Begleitung von Inuit bzw. allein den Pol erreicht zu haben. Robert Peary wurde der Erfolg zunächst zuerkannt, jedoch traten in seinen Beschreibungen zahlreiche Unstimmigkeiten auf, die nie widerlegt werden konnten.

Mit Sicherheit erreichte Roald Amundsen, der bereits 1911 den Wettlauf zum Südpol gegen den Briten Robert F. Scott gewonnen hatte, mit einem eigens dafür konstruierten Luftschiff im Jahr 1926 den Nordpol. Vermutlich schaffte es der Brite Wally Herbert im April 1969, den Nordpol erstmals zu Fuß zu erreichen.

Zweiter Weltkrieg (1939 – 1945): Die Arktis wird sowohl wichtiger Standort deutscher als auch alliierter Wetterstationen.

Während des Kalten Krieges war die Arktis ebenfalls von großer strategischer Bedeutung: 1958 erreichte das US-amerikanische Atom-U-Boot Nautilus den geographischen Nordpol – womit die USA ihre militärische Machtposition gegenüber der damaligen Sowjetunion demonstrierten. 1977 gelangte hingegen der russische Eisbrecher Arktika als erstes Schiff über Wasser zum Nordpol.

Dieser Artikel beschäftigt sich ausschließlich mit der Erkundung und schrittweisen Entdeckung der Nordpolargebiete durch vornehmlich europäische Forscher. Informationen über die Besiedelung der Arktis und deren Ureinwohner sind hier zu finden.

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 Entdeckung  Besiedlung  Expedition  Nordwestpassage  Nordostpassage  Nordpol