WW-I-7: Wasserstand von Seen

Die Wassertemperaturen der Nordsee steigen an.zum Vergrößern anklicken
Wasserstände von Seen sinken bei ausbleibenden Niederschläge verbunden mit Verdunstung bei Hitze.
Quelle: Robert Poorten / stock.adobe.com

Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

Inhaltsverzeichnis

 

Wasserstände der Seen sinken

Negative Wasserbilanzen äußern sich nicht nur in sinkenden Pegelständen der Flüsse, sondern sie haben auch Auswirkungen auf die Wasserstände von Seen. Bei steigenden Luft- und Wassertemperaturen und der damit verbundenen höheren ⁠Verdunstung⁠ auf dem Land und an der Wasseroberfläche nimmt das Wasservolumen in den Seen ab. Fällt gleichzeitig nur wenig Niederschlag, führt dies zu geringeren Zuflüssen in die Seen, sei es direkt über Oberflächenabflüsse oder indirekt über Zuflüsse aus dem Grundwasser. Zurückgehende Niederschläge wirken sich insbesondere bei flachen Seen deutlich sichtbar aus. Wenn hier der Wasserspiegel sinkt, fallen gleich viele Meter Ufer trocken und Stege stehen weit über der Wasseroberfläche. Dadurch kann auch die Nutzung beispielsweise durch Badende oder Bootsfahrende stark beeinträchtigt werden.
Stark sinkende Wasserstände bringen vielfältige ökologische Probleme mit sich. Am Ufer können Brutgebiete für Vögel oder Laichgebiete für Fische durch den Rückgang des Gelegegürtels aus Rohr, Schilf und Schwimmblattpflanzen verkleinert werden oder ganz verloren gehen. Die im Uferbereich lebenden Arten der wirbellosen ⁠Fauna⁠ sind ebenfalls betroffen. Bei schrumpfenden Seewasservolumina können sich zudem Nähr- und Schadstoffe aufkonzentrieren, und der ⁠Wasserkörper⁠ heizt sich schneller auf, mit allen damit verbundenen Folgen für die Schichtungsstabilität und Stoffumsätze, die Wasserqualität und die Gewässerökosysteme. Die höhere Wassertemperatur wiederum verstärkt die Verdunstung und führt damit zu einem sich selbst verstärkenden Prozess des Wasserverlustes.

Die Linien-Grafik zeigt die gemittelte jährliche Oberflächentemperatur der Nordsee ab 1969. Der Trend ist über die gesamte Zeitreihe hinweg steigend. 1987/88 hat sich ein deutlicher Regimeshift mit einem Delta von 0,8°C vollzogen.
WW-I-7: Wasserstand von Seen

Wenig Niederschlag und hohe Verdunstung lassen die Wasserstände der Seen sinken. Sowohl im Norddeutschen Tiefland als auch im Bereich der Alpen und des Alpenvorlands haben die Seen heute deutlich weniger Wasser als noch in den 1960er-Jahren. Sinkende Grundwasserstände haben vor allem in den norddeutschen Seen während und in Folge der extrem trockenen Jahre 2018 bis 2020 zu teilweise massiven Wasserverlusten geführt.

Quelle: BB LfU/ BE SenMVKU/ BY LfU/ MV MLU/ NI NLWKN/ SH LLUR/ ST LHW

Für den ⁠Indikator⁠ wurden langjährige Daten zum Wasserstand von 21 Seen im Bereich des seenreichen norddeutschen Tieflands ausgewertet. Es wurden dabei unterschiedlich große und tiefe Seen mit unterschiedlich großen Einzugsgebieten aus den Bundesländern Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein berücksichtigt. Für den ebenfalls seenreichen Landschaftsraum von Alpen und Alpenvorland wurden Daten von zehn bayerischen Seen analysiert. Auch diese zeichnen sich durch eine unterschiedliche Größe der Seenfläche und ihres Einzugsgebiets aus. Für die Mittelgebirgsregion konnten bisher keine geeigneten Daten verfügbar gemacht werden. Es handelt sich dort bei der Mehrzahl der Seen um staugeregelte Seen. Zu den wenigen natürlichen Seen (wie den Maaren) sind die verfügbaren Datenerhebungen nicht ausreichend hochfrequent und die Zeitreihen zu kurz. Für die thüringischen Talsperren gibt es jedoch Hinweise auf rückläufige Abflussspenden zumindest im Sommerhalbjahr.
Da sich die Seen durch sehr unterschiedliche morphologische und ökologische Charakteristika auszeichnen, sind einfache Mittelwertbildungen absoluter Zahlen zwischen den verschiedenen Seen nicht möglich. Der Indikator basiert daher auf indexierten Werten. Das bedeutet, für jeden See werden die Abweichungen vom Indexjahr 2014, dessen Wasserstandswert auf „0“ gesetzt wird, ermittelt. Die Werte dieser Abweichungen können dann über alle Seen gemittelt werden. Es wurde das Jahr 2014 als Indexjahr gewählt, um eine dem Indikator WW-I-8 (Wassertemperatur von Seen) analoge Darstellung zu erzeugen.

Die Seen des Norddeutschen Tieflands sind zu einem erheblichen Teil von Grundwasser gespeist. Das bedeutet, dass mit sinkenden Grundwasserständen auch die Wasserstände der Seen sinken. Dies wird anhand der Daten auch sehr deutlich, denn es gibt starke Übereinstimmungen der beiden Datensätze: In den Jahren 1976–1977, 1992–1993, 2004–2006 und 2019–2021, in denen sich deutlich negative Abweichungen der Seewasserstände vom Indexjahr 2014 in der Zeitreihe abzeichnen, waren auch die Monate mit Unterschreitung der langjährig gemittelten niedrigsten Grundwasserstände in der Region Nord besonders zahlreich. Am stärksten sanken die Wasserstände in den sehr trockenen und heißen Jahren 2019 und 2020. So startete der Groß Glienicker See in Berlin im April 2018 mit einem Pegelstand von 192 cm in die Trockenperiode. Bis zum Oktober 2018 war der Pegelstand um mehr als einen halben Meter auf knapp 140 cm gesunken. Der Tiefststand wurde im Oktober 2020 mit 110 cm erreicht. Ähnlich war die Situation auch in der Müritz in Mecklenburg-Vorpommern – von 227 cm im April 2018 sank der Wasserstand auf nur noch 159 cm im Oktober 2018 – und am Dümmer in Niedersachsen, wo der Wasserstand im selben Zeitraum von 221 auf 166 cm sank. Am Parsteiner See, dem drittgrößten natürlichen See Brandenburgs, war der Wasserstand bis Ende 2020 so stark gefallen, dass der Pegel zur Wasserstandsmessung fast komplett trockenfiel. Der Wasserstand war bis nahe an den Pegelnullpunkt gesunken. Bei der Einrichtung des Pegels hatte man mit einem derart niedrigen Wasserstand nicht gerechnet. Während bei den meisten Seen im Jahr 2021 die Wasserstände wieder stiegen, gibt es aber auch Seen wie den Drewitzer See in Mecklenburg-Vorpommern, der auch noch Ende 2021 einen sehr deutlich gesunkenen Wasserstand aufwies.
Für die Seen der Alpen und des Alpenvorlands spielt im Vergleich zu den norddeutschen Seen der Zufluss aus Oberflächengewässern eine größere Rolle. Teilweise haben die Seen alpine Einzugsgebiete, sodass Schnee und Schneeschmelze einen relevanten Einfluss auf die Wasserstände nehmen. In den Alpen und im Alpenvorland sind zudem die Niederschläge generell höher. Aber auch dort lassen sich in den Seen seit 1961 sinkende Wasserstände beobachten. Die Auswirkungen der letzten Dürrejahre waren jedoch hinsichtlich der Abnahme des Wasserstands deutlich weniger gravierend und wurden durch anhaltende Niederschläge ausgeglichen. Im Januar 2019 kam es in den Alpen und am Alpenrand zu lange nicht mehr erlebten Schneemassen. Im Mai 2019 gab es sehr starken Dauerregen im südlichen Schwaben und in großen Teilen Oberbayerns. Auch im Jahr 2020 fielen im Süden Bayerns immer wieder ergiebige Niederschläge.

 

Schnittstellen

WW-I-2 Grundwasserstand und Quellschüttung

WW-I-8 Wassertemperatur von Seen

WW-I-9 Frühjahrsalgenblüte in Seen

 

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