Wasserfußabdruck

Abdruck eines nassen Fußes auf einem Bootssteg aus Holzzum Vergrößern anklicken
Wasserfußabdruck: Wie viel Wasser verbrauchen wir tatsächlich?
Quelle: Bauer Alex / Fotolia.com

Wir nutzen Wasser nicht nur direkt zum Trinken, Kochen oder Putzen. In Lebensmitteln und anderen Produkten ist ebenfalls Wasser enthalten oder wurde zu deren Erzeugung eingesetzt. Dieses Wasser wird als virtuelles Wasser bezeichnet. Die Summe des direkt und indirekt genutzten Wassers beschreibt unseren Wasserfußabdruck, also unseren tatsächlichen Wasserverbrauch.

Inhaltsverzeichnis

 

Was ist der Wasserfußabdruck?

Im Gegensatz zum direkten Wasserverbrauch rechnet der Wasserfußabdruck auch das indirekt genutzte Wasser mit ein. Die in Produkten versteckte Wassermenge wird häufig als virtuelles Wasser bezeichnet. Der Wasserfußabdruck ist die gesamte Menge Wasser, die Nationen, Unternehmen oder Verbraucherinnen und Verbraucher in Anspruch nehmen. Das Besondere des Konzepts ist, dass die Wassermenge, die in den Herstellungsregionen für die Produktion eingesetzt, verdunstet oder verschmutzt wird, mit dem Konsum dieser Waren im In- und Ausland in Verbindung gebracht wird. Das Einteilen des gebrauchten Wassers in Kategorien ist dabei für eine spätere Bewertung des Wasserfußabdrucks hilfreich. „Grünes Wasser“ ist das natürlich vorkommende Boden- und Regenwasser, welches von Pflanzen aufgenommen und verdunstet wird. Es ist relevant für landwirtschaftliche Produkte. „Blaues Wasser“ ist Grund- oder Oberflächenwasser, das zur Herstellung eines Produktes genutzt wird und nicht mehr in ein Gewässer zurückgeführt wird. In der Landwirtschaft wird es verwendet, wenn Felder künstlich bewässert werden müssen. „Graues Wasser“ beschreibt die Wassermenge, die nötig wäre, um Gewässerverunreinigungen so weit zu verdünnen, dass die Wasserqualität den gesetzlichen oder vereinbarten Anforderungen entspricht.

Sowohl in der Industrie als auch in der Landwirtschaft fällt graues Wasser an. Durch Herstellungsprozesse oder durch die Verwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln können Schadstoffe in Böden und Gewässer gelangen. In der industriellen Produktion und in der Landwirtschaft wurden viele Abläufe optimiert und dadurch Wasser gespart. Doch der reduzierte Verbrauch führte nicht zwangsläufig zu weniger Schadstoffen in den Gewässern. Um den „grauen“ Wasserfußabdruck zu verringern, muss zusätzlich der Schadstoffeintrag in die Gewässer reduziert werden.

 

Wasserfußabdruck – ein Instrument zur Bewertung des Wasserverbrauchs?

Der Wasserfußabdruck ist ein ⁠Indikator⁠ für die Wassernutzung. Der grüne und der blaue Wasserfußabdruck beschreiben die quantitative Nutzung, der graue Wasserfußabdruck veranschaulicht den Einfluss der Nutzungen auf die Wasserqualität. Aussagen, wie zum Beispiel zur Anzahl der Menschen mit Zugang zu sauberem Trinkwasser, kann man mit Hilfe des Wasserfußabdrucks nicht treffen. Außerdem gilt der Wasserfußabdruck nur für Süßwasser. Die Verschmutzung der Ozeane wird nicht betrachtet. Für eine Bewertung des direkten und indirekten Wasserverbrauchs ist die lokale Verfügbarkeit von Wasser entscheidend: Ein hoher Wasserfußabdruck in wasserreichen Regionen ist weniger problematisch als in wasserarmen Regionen oder Wüstengebieten, in denen man häufig „blaues“ Wasser verwenden muss. Aufgrund unserer internationalen Verantwortung ist es daher wichtig, Gebiete mit Wasserknappheit zu bestimmen, um einen übermäßigen Wasserverbrauch am Produktionsort zu Lasten wasserarmer Länder transparent zu machen.

Es geht also nicht darum, die Menge des genutzten Wassers generell zu reduzieren. Vielmehr sollte man verhindern, dass die Übernutzung von Wasserressourcen für Exportgüter, deren Produktion wasserintensiv ist, negative ökologische und soziale Auswirkungen hat: Werden große Plantagen intensiv bewässert, müssen kleine Bauernhöfe mitunter ihre Felder aufgeben. Die Produktion landwirtschaftlicher und industrieller Güter kann Gewässer verschmutzen und so die Umwelt und die Gesundheit der dort lebenden Menschen schädigen. All diese Auswirkungen kann man der gekauften Ware nicht ansehen. Für bewusste Kaufentscheidungen, die gezielt weltweiten Wasserproblemen entgegenwirken sollen, sind somit zusätzliche Informationen nötig.

Während in einem rein volumetrischen Wasserfußabdruck die Auswirkungen von Wassermangel und Verschmutzung verborgen bleiben, gewichten neuere Methoden diese Folgen stärker. Die „Water Footprint Toolbox“ bietet einen Überblick, denn die Zusammenhänge sind komplex und nicht immer offensichtlich: Nüsse, Baumwolle und Reis haben nur einen Massenanteil von drei Prozent an den nach Deutschland importierten Agrarprodukten, aber einen Anteil von über fünfzig Prozent am knappheitsgewichteten Wasserfußabdruck - mit den größten Auswirkungen in den USA, Spanien, Usbekistan und dem Iran. Zwar ist der Wasserfußabdruck deutscher Agrarimporte, der Wassermangel in der Erzeugerregion berücksichtigt, zwischen 2000 und 2015 um mehr als zwanzig Prozent gesunken, weil vor allem weniger Baumwolle importiert wurde, die besonders intensiv bewässert werden muss. Es könnten aber statt des Rohstoffs mehr fertige Textilien, Garn oder Stoffe mit noch höherem Wasserfußabdruck eingeführt worden sein. Forschungsprojekte zeigen zudem, dass das Wasser, das Unternehmen direkt an ihren Produktionsstandorten gebrauchen, weniger als fünf Prozent ihres Wasserfußabdrucks ausmacht. Güter dagegen, die Betriebe für ihre Produktion weltweit beziehen, tragen den wesentlich größeren Teil bei. Oft ist es schwer zu erkennen, wo in den langen und verzweigten Lieferketten die Verfügbarkeit und Qualität des Wassers besonders stark beeinträchtigt werden. Die ISO Norm 14046 oder das Tool des Forschungsvorhabens WELLE sollen Unternehmen dabei helfen, ihren Wasserfußabdruck zu bestimmen.

Klimawandel⁠, eine Zunahme der Weltbevölkerung und wachsender Wohlstand können die Verfügbarkeit und Qualität der Wasserressourcen weiter bedrohen. Ziel ist daher die nachhaltige Nutzung des Wassers.

 

Der Wasserfußabdruck von Deutschland

Im Forschungsvorhaben „Konzeptionelle Weiterentwicklung des Wasserfußabdrucks“ hat die Technische Universität Berlin im Auftrag des Umweltbundesamtes die Wassernutzung Deutschlands im In- und Ausland so betrachtet, dass die globalen Folgen und lokalen Konsequenzen deutlich werden: Während jede Person in Deutschland zum Trinken, Waschen, Putzen und Kochen um die 130 Liter Wasser am Tag verwendet, beträgt der konsuminduzierte Wasserverbrauch täglich rund 7 200 Liter pro Kopf oder für ganz Deutschland 219 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Davon stammen nur 14 Prozent des Wassers aus Deutschland selbst, aber 86 Prozent aus dem Ausland. Je nach Berechnungsweise und Datengrundlage können solche Angaben zwar stark schwanken, aber grundlegende Aussagen behalten in der Tendenz ihre Gültigkeit. Die Abbildung verdeutlicht die Zusammensetzung aus blauem, grauem und grünem Wasser:

Im Kreisdiagram wird der Wasserverbrauch von Deutschland gezeigt.
Wasserverbrauch

Der Wasserverbrauch von Deutschland im Inland und im Ausland differenziert nach blauem, grauem und grünem Wasser in Mrd. Kubikmetern.

Quelle: UBA-Texte 44/2022

Im Forschungsvorhaben lag der Schwerpunkt wegen seiner großen Bedeutung für die Wasservorräte im In- und Ausland auf Deutschlands blauem Wasserfußabdruck, also der Entnahme von Wasser aus Flüssen, Seen und dem Grundwasser. Ihn dominieren vor allem Agrarprodukte wie Gemüse, Früchte, Nüsse und verschiedene Nutzpflanzen wie zum Beispiel Baumwolle; außerdem Weizen, Reis, Getreide, Zuckerrohr, Zuckerrüben und Ölsamen. Regionen, die einen großen Anteil daran haben, sind Asien - vor allem Pakistan, Indien, China sowie die Umgebung des Aral Sees -, Nordafrika - insbesondere am Nil -, Irak und Iran, Spanien und die Mississippi-Region in den USA.

Den höchsten Beitrag an seinem inländischen konsuminduzierten Wasserfußabdruck hat Deutschland selbst. Wird jedoch der Wassermangel berücksichtigt, der vor allem in den Exportländern herrscht, dann verliert Deutschlands eigener Beitrag an Bedeutung: Dieser knappheitsgewichtete Wasserfußabdruck - bei Agrarimporten etwa dreißigmal höher als der eigentliche Einsatz blauen Wassers - wirkt sich wesentlich schädlicher auf die Umwelt anderer Länder aus als auf Deutschland selbst. Um die 9,7 Prozent des konsuminduzierten blauen Wasserverbrauchs von Deutschland überschreiten die lokalen Belastbarkeitsgrenzen von Einzugsgebieten und sind somit nicht nachhaltig - vor allem im Mittleren Osten, in Spanien und Asien, aber auch in Afrika, in den USA, in Mexiko und Griechenland.

Für Unternehmen sollten Verbesserungen in den Lieferketten möglich werden. Produkte mit einem nachhaltigen Wasserfußabdruck könnte man entsprechend kennzeichnen, um Menschen eine Entscheidungshilfe beim Einkauf zu geben. Für einige „Durstige Güter“ wie Kartoffeln wurden gewichtete Wasserfußabdrücke je nach Herkunftsland verglichen. Wichtig ist es aber auch, die Folgen von Kaufentscheidungen für die Menschen in den Herstellerländern zu berücksichtigen. Veränderungen müssen umsichtig gemeinsam mit den Produzierenden eingeführt werden, ohne ihnen die Lebensgrundlage durch einen generellen Boykott bestimmter Produkte zu nehmen. Ein Weg kann die kontinuierliche Wassereffizienzsteigerung mit Technologietransfer und Anreizsystemen in Gebieten sein, die unter Wasserknappheit leiden sowie die Vergabe entsprechender Siegel.