Chemisch

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Bewertung gemäß Wasserrahmenrichtlinie

Der chemische Zustand gemäß ⁠Wasserrahmenrichtlinie⁠ (WRRL) wird für die Übergangs- und Küstengewässer bis zur 12 SM Zone bestimmt. Die prioritären und prioritär gefährlichen Stoffe werden überwacht und an Hand von Umweltqualitätsnormen (UQN) bewertet. In der Ostsee sind in Deutschland keine ⁠Übergangsgewässer⁠ definiert. In der Nordsee wird gemäß WRRL in Übergangs- und Küstengewässer unterschieden. Nach dem 3. Bewirtschaftungsplan (2022-2027) wird der gute chemische Zustand nicht erreicht. Grund dafür ist insbesondere die flächendeckende Überschreitung der ubiquitären Stoffe Quecksilber und ⁠PBDE⁠ (Polybromierte Diphenylether).

Die WRRL wird in Deutschland durch die Oberflächengewässerverordnung (OGewV) umgesetzt. In Anlage 6 sind die flussgebietsspezifischen Schadstoffe mit ihren Umweltqualitätsnormen aufgeführt. Die Bewertung der Einhaltung der Umweltqualitätsnormen UQN der flussgebietsspezifischen Schadstoffe geht in die Bewertung des ökologischen Zustands ein. Zu den flussgebietsspezifischen Schadstoffen, die bis 1 SM überwacht werden, zählen für die Belastung der Übergangs- und Küstengewässer relevante Schadstoffe wie ⁠PCB⁠, zinnorganische Verbindungen und verschiedene Metalle.

 

Bewertung gemäß OSPAR

Der ⁠OSPAR⁠ Qualitätszustandsbericht 2023 (Quality Status Report (QSR) 2023) des OSPAR Übereinkommens zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks ist die bislang umfassendste Bewertung des ökologischen Zustands des Nordostatlantiks und der ihn beeinträchtigenden menschlichen Aktivitäten. Eine derartige Bewertung erfolgt nur alle 10 Jahre. Der OSPAR QSR 2023 betrachtet den Bewertungszeitraum 2016-2020. Für die deutschen Nordseegewässer ist von den OSPAR-Bewertungseinheiten die Südliche Nordsee der relevante Bezugsraum. Die Schadstoffbelastung wird durch 5 Indikatoren bewertet, die 7 Schadstoffe/Schadstoffgruppen umfassen. Überschreitungen der Bewertungsschwellen wurden für Blei, Quecksilber, polybromierte Diphenylether (⁠PBDE⁠) und ⁠PCB⁠-118, einem Vertreter der polychlorierten Biphenyle, festgestellt.

 

Bewertung gemäß HELCOM

Alle 6 Jahre veröffentlicht das Helsinki-Übereinkommens zum Schutz der Meeresumwelt der Ostsee (HELCOM) einen umfassenden Zustandsbericht mit der Bewertung des ökologischen Zustands der Ostsee und der ihn beeinträchtigenden menschlichen Aktivitäten.

Der dritte Zustandsbericht von HELCOM (State of the Baltic Sea 2023) bewertet den Zeitraum 2016-2022. Er zeigt, dass die Ostsee insgesamt in keinem guten Zustand ist und dass in der gesamten Ostsee die Schadstoffkonzentrationen zu hoch sind. Bewertet wurden 11 Schadstoffindikatoren, die 14 Substanzen bzw. Substanzgruppen umfassen. Für die deutschen Gewässer der Ostsee sind die HELCOM-Bewertungseinheiten Kieler Bucht, Mecklenburger Bucht, Bornholmbecken und Arkonabecken relevant. Die Schadstoffe bzw. Schadstoffgruppen Quecksilber, Blei, Cadmium, Kupfer, Polybromierte Diphenylether (⁠PBDE⁠), ⁠PFOS⁠ und Anthracen überschreiten die Bewertungsschwellen. Auch für den Arzneimittelwirkstoff Diclofenac, das als Testindikator bewertet wurde, wurden Konzentrationen gemessen, die die Bewertungsschwelle überschreiten.

 

Bewertung gemäß Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie

Die Belastung der Meeresgewässer durch Schadstoffe wird durch Deskriptor 8 („Aus den Konzentrationen an Schadstoffen ergibt sich keine Verschmutzungswirkung“) und auch Deskriptor 9 („Schadstoffe in Lebensmitteln“) beschrieben. Für Deskriptor 8 werden Schadstoffkonzentrationen in Biota, Sediment und Wasser, biologische Effekte sowie Ölunfälle bewertet. Deskriptor 9 bezieht sich auf die menschliche Gesundheit und betrachtet die EU-weit festgelegten Höchstmengen von Schadstoffen in Fischen und Meeresfrüchten. Die Zustandsbewertung 2018 schlussfolgert, dass der gute Umweltzustand in Bezug auf die Schadstoffbelastung für die deutschen Gewässer der Nord- und die Ostsee nicht erreicht wird.