Umweltgerechtigkeit – Umwelt, Gesundheit und soziale Lage

Stadtteil mit vielen Häusern, von denen man vor allem die Dächer siehtzum Vergrößern anklicken
Auch die Wohnlage entscheidet darüber, wie stark wir von Umwelteinflüssen betroffen sind.
Quelle: CC Vision

Menschen mit geringem Einkommen und niedriger Bildung sind oft höheren Umweltbelastungen ausgesetzt als sozial besser gestellte Menschen. Dem Thema soziale (Ungleich-)Verteilung von Umweltbelastungen und -ressourcen sowie der gesundheitlichen Folgen widmet sich das Umweltbundesamt unter der Überschrift „Umweltgerechtigkeit“. Ziel ist es, gesunde Umwelt- und Lebensverhältnisse für alle zu schaffen.

Inhaltsverzeichnis

 

Umweltgerechtigkeit – Umwelt, Gesundheit und soziale Lage

Gesundheitliche Belastungen als Folge von Umweltproblemen sind in Deutschland ungleich verteilt. Sozial- und umweltepidemiologische Studien der vergangenen Jahre weisen darauf hin, dass der soziale Status in Deutschland mit darüber entscheidet, ob und in welchem Umfang Kinder, Jugendliche und Erwachsene durch Umweltschadstoffe belastet sind. Sozioökonomische Faktoren wie Bildung und Einkommen, aber auch andere Faktoren wie Migrationshintergrund und das soziale Umfeld beeinflussen die Wohnbedingungen, Lebensstile, die verfügbaren Ressourcen sowie die damit verbundenen Gesundheitsrisiken der Menschen. In den meisten Studien zeigt sich bei Menschen mit niedrigem Sozialstatus eine Tendenz zur stärkeren Belastung durch negative Umwelteinflüsse. Sie sind vor allem häufiger von verkehrsbedingten Gesundheitsbelastungen wie Lärm und Luftschadstoffen betroffen und haben weniger Zugang zu städtischen Grünflächen, d.h. sie verfügen über geringere Bewegungs- und Erholungsmöglichkeiten. Von bestimmten Schadstoffen sind jedoch sozial besser Gestellte stärker belastet. Das belegen beispielsweise die Daten der Umwelt-Surveys des Umweltbundesamtes.

 

Handlungsfelder für Forschung, Politik und Praxis

Ein wichtiges Ziel des ⁠UBA⁠ sowie anderer Akteure im Zusammenhang mit „Umweltgerechtigkeit“ ist es, Handlungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen, die gesunde Umwelt- und Lebensverhältnisse für alle Menschen schaffen. Umweltgerechtigkeit als Zielvorgabe erfordert ressortübergreifende, integrierte Handlungsansätze sowie gemeinsames Handeln unterschiedlicher Politikbereiche und eines breit gefächerten Kreises von Akteuren. Wesentliches Handlungsfeld sind sämtliche planerische Verfahren und Instrumente, die in den Städten und Gemeinden zum Erhalt beziehungsweise zur Verbesserung der Lebens- und Umweltverhältnisse zum Einsatz kommen. Zur Förderung von Umweltgerechtigkeit sind verstärkt integrierte Konzepte notwendig, die Stadt-, Verkehrs- und ⁠Umweltplanung⁠ verbinden und die soziale Dimension ausreichend berücksichtigen. Im Vordergrund stehen insbesondere die ⁠Bauleitplanung⁠, Luftreinhalteplanung, die Lärmminderungs- und Lärmaktionsplanung, Verkehrsplanung und der ⁠Klimaschutz⁠ sowie Planungen im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention. Die Sozialraumorientierung ist im Sinne von Umweltgerechtigkeit ein geeigneter ressortübergreifender Ansatz für die integrierte Planung, der die kleinräumigen Gegebenheiten in den Blick nimmt und gemeinsames raumbezogenes Handeln ermöglicht. Nicht zuletzt sind es die Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort, die umfassender an der (Um )Gestaltung ihres unmittelbaren Wohnumfeldes beteiligt werden sollten. Niedrigschwellige und generationsübergreifende Beteiligungsverfahren bereits in der Phase der Planung sind vor allem in sozial benachteiligten Stadtquartieren erfolgreich, um die Bewohnerinnen und Bewohner zu erreichen und für diesen Prozess zu gewinnen.

 

Ausblick

Umweltgerechtigkeit wird aufgrund der zunehmenden sozialen Polarisierung in Deutschland eine immer größere Bedeutung erlangen – auch vor dem Hintergrund des Klimawandels. In innerstädtischen Gebieten, in denen sich oftmals hohe Umweltbelastungen und soziale Problemlagen konzentrieren, werden die negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels – beispielsweise durch Hitzeperioden – zunehmen. Die Umweltpolitik und mit ihr weitere Kooperationspartner werden verstärkt ihren Fokus darauf setzen, in besonders belasteten Wohnquartieren die Belastungen zu reduzieren und die Ressourcen zu fördern, um gesundheitsfördernde und nachhaltige Wohnquartiere zu schaffen.