Hohe Umwelt- und Sicherheitsstandards bei allen wirtschaftlichen Aktivitäten
Anders als die Antarktis ist die Arktis nicht vor der wirtschaftlichen Ausbeutung ihrer natürlichen Rohstoffe umfassend völkerrechtlich geschützt. Das Rohstoffpotential der Arktis ist enorm, wenngleich auch der Abbau mineralischer Ressourcen und die Förderung fossiler Brennstoffe große Sicherheits- und Umweltrisiken mit sich bringen. Die Nutzung der natürlich vorkommenden Ressourcen hat für die im hohen Norden lebenden Menschen eine wichtige Bedeutung – sei es zur eigenen Versorgung (wie beispielsweise Fischfang und Jagd), als Einnahmequelle des Staates (Öl- und Gasförderung) oder der Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen.
Deutschland selbst bezieht einen Großteil seiner Erdöl- und Erdgasimporte aus Norwegen und Russland, die auf der Suche nach lukrativen Öl- und Gasfeldern zunehmend in die Arktis vordringen.
Für alle wirtschaftlichen Aktivitäten sollte gemäß dem Vorsorgeprinzip die Beachtung höchster Umwelt- und Sicherheitsstandards das Maß der Dinge sein. Dazu gehören insbesondere auch der Einsatz modernster, umweltfreundlicher Technik und die Einhaltung hoher Sicherheitsstandards.
Für den Arktischen Ozean müssen Mechanismen und Pläne für den Katastrophenschutz etabliert werden, die trotz extremer klimatischer Bedingungen für die wirkungsvolle Eindämmung von Havariefolgen herangezogen werden können. Hierfür ist eine eigene Arbeitsgruppe des Arktischen Rates zuständig (Emergency Prevention, Preparedness and Response Working Group (EPPR)), die beispielsweise ein Abkommen der Arktischen Staaten über die Zusammenarbeit im Fall einer Ölverschmutzung der Meere sowie zur Notfallvorsorge und Gefahrenabwehr einschließlich entsprechender Verhaltensrichtlinien auf den Weg gebracht hat.
Mit der zunehmenden Schifffahrtstauglichkeit polarer Meeresgebiete geht die Forderung nach modernen Schiffen einher, die weniger Abgase emittieren, von denen aus weniger Abfälle in die Meeresumwelt abgeben werden und die unter strengen Sicherheitsstandards operieren. Hierfür wurde der Polar Code (International Code for Ships Operating in Polar Waters) durch die Internationale Seeschifffahrts-Organisation verabschiedet, der Anfang 2017 in Kraft treten soll. Dieser enthält einerseits verpflichtende Regelungen im Hinblick auf die Schiffssicherheit, wie zur Konstruktion und Sicherheitsausstattung der Schiffe, Qualifikation der Mannschaft, Such- und Rettungseinsätzen, unter dem SOLAS-Übereinkommen (International Convention for the Safety of Life at Sea) sowie zum Umweltschutz unter dem MARPOL-Übereinkommen (International Convention for the Prevention of Pollution from Ships). Neben verpflichtenden Regelungen beinhaltet der Polar Code auch Empfehlungen. So konnte zwar kein generelles Verbot von Schweröl – wie es seit 2011 in der Antarktis existiert – verpflichtend durchgesetzt werden. Es wird aber dazu angeregt, auch in der Arktis kein Schweröl zu nutzen oder zu transportieren. Unabhängig davon können Anrainer eigene Regelungen für ihre Meeresgebiete erlassen. Ein Schwerölverbot gilt beispielsweise in großen Teilen um Spitzbergen, das zu Norwegen gehört.
Schutzgebiete als wertvolles Instrument
Zur Bewahrung der biologischen Vielfalt und dem Erhalt des Ökosystems ist die Einrichtung von Schutzgebieten von großem Wert. Umweltschutzorganisationen fordern in den letzten Jahren verstärkt ein großräumiges Schutzgebiet und ein Moratorium für industrielle Nutzungen durch die Ölindustrie und Fischerei im Bereich der Hohen See des Arktischen Ozeans (Schutzgebiet „Hohe Arktis“). Im Juni 2016 scheiterte zuletzt die Ausweisung eines arktischen Meeresschutzgebietes im Geltungsbereich des OSPAR-Vertrages am Veto dreier Arktisanrainer. (Bei OSPAR handelt es sich um ein Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt im Nordostatlantik, die exekutive Kommission besteht aus 15 europäischen Regierungen – darunter auch Deutschland – und der EU.)
Unter den gegebenen Bedingungen ist es eher realistisch, kleinere Regionen unter Schutz zu stellen und in einem Netzwerk miteinander zu verknüpfen. Die Ausweisung dieser Gebiete in der Arktis muss jedoch größtenteils durch die Anrainerstaaten selbst erfolgen. Die Arbeitsgruppe des Arktischen Rates zum Schutz der Arktischen Meeresumwelt (Protection of the Arctic Marine Environment, PAME) hat sich mit der Thematik eines Netzwerkes aus Meeresschutzgebieten auseinandergesetzt und 2015 ein Rahmenwerk zur Ausweisung mariner Schutzgebiete herausgegeben.
Anspruchsvolle Umweltstandards für den Tourismus
Auch bei der wirtschaftlichen Nutzung der Arktis durch den Tourismus muss der Umweltschutz einen hohen Stellenwert erhalten. Noch unberührte Gebiete der Arktis sollten in ihrer Natürlichkeit und Ursprünglichkeit bewahrt und nicht touristisch erschlossen werden. Allen Besuchern muss die Bedeutung des Ökosystems und seine Empfindlichkeit bewusst gemacht werden. Besucherrichtlinien helfen, umweltbewusstes Verhalten zu vermitteln und Schäden an der Natur zu vermeiden. Ebenso wie in der Antarktis kommt ein großer Teil der Besucher mit dem Schiff in diese Region. Viele Reiseveranstalter haben sich zum Verband der Arktischen Expeditionskreuzfahrt-Veranstalter (Association of Arctic Expedition Cruise Operators, AECO) zusammengeschlossen, der sich für hohe Umweltstandards bei Reisen in die Arktis einsetzt. Auch die Arbeitsgruppe des Arktischen Rates zum Schutz der Arktischen Meeresumwelt (Protection of the Arctic Marine Environment, PAME) hat sich mit der Thematik auseinandergesetzt und im Rahmen des Arktischen Meerestourismus Projektes (Arctic Marine Tourism Project, AMTP) 2015 einen Richtlinienkatalog über vorbildliche Verfahren im arktischen Schiffstourismus herausgegeben.
Globaler Klimaschutz
Doch auch jede und jeder, der nicht selbst in der Arktis lebt, arbeitet, forscht oder die Region als Tourist besucht, kann etwas für den Erhalt dieses einmaligen Ökosystems tun. Allgemeine Klimaschutzmaßnahmen sind für den Schutz der Arktis von großer Bedeutung: Alle Maßnahmen, die für den internationalen Klimaschutz getroffen werden – beispielsweise die Reduktion der Emissionen durch die Verbrennung fossiler Energieträger – kommen letztendlich auch der Arktis zu Gute.