Landbewirtschaftung durch den Menschen ist immer ein Eingriff in die Natur. Ökolandbau ist der Versuch, möglichst naturnah zu wirtschaften. Im Vergleich zum konventionellen Landbau ist es derzeit die bestmögliche Alternative, die klar definiert, kontrolliert und etabliert ist. Ökolandbau ist der bessere Weg für Boden, Wasser, Klima und Biodiversität sowie für die Tiere.
Wurden die Pioniere des Ökolandbaus in den 20er Jahren als bärtige Außenseiter gesehen, und wurden sie in den 90ern noch als „Distel-Bauern“ verlacht, so wird der Ökolandbau heute von der Bundesregierung ganz offiziell als Leitbild für nachhaltige Landwirtschaft proklamiert. Jeder siebte Hof wirtschaftet heute ökologisch. Musste man vor 30 Jahren noch weit fahren, um ein Bio-Brot zu kaufen, liegen Bioprodukte heute in jedem Lebensmittelgeschäft. Über 16 Milliarden Euro gaben die Deutschen 2023 für Bioprodukte aus, die Nachfrage wächst ungebrochen. Eine umfangreiche Analyse vieler wissenschaftlicher Studien belegt die vielfältigen Leistungen des Ökolandbaus für Umwelt und Gesellschaft.
Gesetzlich geregelt
Bio oder Öko – beide Begriffe bedeuten das Gleiche und sind EU-weit rechtlich geschützt. Die Vorgaben für die ökologische Produktion sind in umfangreichen Regelwerken klar definiert. Die erste europäische Bio-Verordnung wurde bereits 1991 verabschiedet. Seither wurde sie mehrfach überarbeitet. Seit Januar 2022 gilt als Grundlage für den Ökolandbau die Basis-Verordnung (EU) 2018/848, welche von über 20 weiteren Rechtsakten ergänzt wird. Auch der nationale Rechtsrahmen, das deutsche Ökolandbau-Gesetz, wurde dementsprechend an die Änderungen angepasst. Der Geltungsbereich der EU-Bio-Verordnung umfasst nur bestimmte Produktgruppen. Das sind zum Beispiel Lebensmittel, Futtermittel, Saatgut, Produkte aus Aquakultur und Imkerei, Baumwolle, Felle, Kork und Meersalz. Für Produktgruppen, die in den Geltungsbereich fallen, dürfen die Begriffe Bio oder Öko nur dann verwendet werden, wenn sie entsprechend zertifiziert sind. Andere Produktgruppen liegen nicht im Geltungsbereich der EU-Bio-Verordnung. So zum Beispiel Produkte aus der Jagd, Kosmetik, Arzneimittel oder Bio-Sprit. Werden für solche Produkte die Begriffe Bio oder Öko verwendet, ist das bedeutungslos. Denn hierfür gibt es keine Definition, keine Kontrolle und keine Zertifizierung im Rahmen der Bio-Verordnung.
Seit 2010 müssen alle in der EU hergestellten Bio-Produkte verpflichtend das EU-Bio-Logo tragen, ein aus Sternen geformtes Blatt auf hellgrünem Hintergrund. Zudem muss immer die Bio-Codenummer (DE-Öko-XXX) angegeben werden. An dieser erkennt man, welche Kontrollstelle das Produkt zertifiziert hat. Alle Betriebe, die Bio-Produkte erzeugen, verarbeiten, damit handeln oder importieren, unterliegen der gesetzlichen Kontrollpflicht. Das heißt, jeder Betrieb erhält mindestens einmal im Jahr eine angekündigte Kontrolle. Weitere unangekündigte Kontrollen erfolgen risikoorientiert. Zum Vergleich dazu: Fast alle Landwirtschaftsbetriebe erhalten Agrarfördergelder, aber nur bei einem Prozent der Betriebe muss jährlich, in sogenannten „Cross-Compliance-Kontrollen“, überprüft werden, ob die damit einhergehenden gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.
Interessensvertretung der Bio-Betriebe
Zusätzlich zur verpflichtenden Einhaltung der europäischen Bio-Verordnung können sich Bio-Betriebe verschiedenen Anbauverbänden anschließen. Diese beraten die Betriebe, unterstützen sie bei der Vermarkung und vertreten sie auf politischer Ebene. Die Richtlinien der Verbände sind in manchen Punkten strenger als die europäische Bio-Verordnung. Derzeit sind knapp die Hälfte der deutschen Bio-Betriebe einem Verband angeschlossen. Der größte Verband ist Bioland mit fast 8.000 Mitgliedsbetrieben. Der kleinste Verband ist Ecoland mit 85 Mitgliedsbetrieben. Historisch gesehen ist Demeter der älteste Verband, er wurde schon 1924 gegründet. Einige Verbände, wie die Gäa, Biopark und Verbund Ökohöfe, haben ihren regionalen Schwerpunkt in Ostdeutschland. Ihre historischen Wurzeln gehen bis in die Umweltbewegung der ehemaligen DDR und der darauffolgenden Wendezeit zurück. Heute gibt es in Deutschland neun Anbauverbände. Diese sind wiederum im Dachverband Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) organisiert, der sowohl Erzeuger und Verarbeiter als auch Händler ökologischer Lebensmittel vertritt. Der BÖLW wurde 2002 gegründet, nachdem sich die Vorgänger-Organisation, die 1988 gegründete Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AGÖL), aufgelöst hatte. Auf europäischer und globaler Ebene wird die Biobranche von der International Federation of Organic Agriculture Movements (IFOAM) vertreten. Gegründet wurde die IFOAM schon 1972 und hat heute Mitglieder in über 100 Staaten.
Bioflächen in Deutschland, Europa und der Welt
Deutschlandweit werden 11,8 Prozent (2023) der landwirtschaftlichen Fläche nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus bewirtschaftet. Das sind 1,94 Millionen Hektar. Die Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen, den Anteil der Bioflächen bis 2030 auf 30 Prozent zu erhöhen. Dass ein höherer Bio-Anteil möglich ist, zeigen unsere europäischen Nachbarn. Liechtenstein ist nicht nur europäischer, sondern auch weltweiter Spitzenreiter mit 43 Prozent Bio-Flächen-Anteil (2022). Darauf folgt Österreich mit 27,5 Prozent, Estland mit 23,4 Prozent und Schweden mit 19,9 Prozent (2022). Insgesamt zwölf europäische Länder können einen höheren Bio-Anteil als Deutschland vorweisen. Mit der Farm-to-fork-Strategie hat die Europäische Kommission das Ziel gesetzt, den Flächenanteil des Ökolandbaus in Europa bis 2030 auf 25 Prozent zu erhöhen.
Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland, die ökologisch wirtschaften, erhalten dafür seit 1989 staatliche Fördergelder. So sollen Umweltleistungen honoriert und Mehraufwand und Ertragseinbußen kompensiert werden. Finanziert wird die Ökolandbau-Förderung zum einen Teil über den „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)“ und zum anderen Teil aus Geldern von Bund und Ländern. Die Förderprämien für Ökobetriebe sind je nach Bundesland und Flächentyp verschieden. Seit 2023 bieten erstmals alle 27 Mitgliedstaaten der EU eine flächenbezogene Förderung des ökologischen Landbaus an.
Pflanzenschutz im Ökolandbau
Auch im ökologischen Landbau werden Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Erlaubt sind hier jedoch nur Wirkstoffe, die natürlich vorkommen oder naturidentisch sind. Diese werden aus Pflanzen, Tieren, Mineralien oder Mikroorganismen gewonnen. Auch Nützlinge werden gezielt eingesetzt. Eine Liste der im Ökolandbau erlaubten Pflanzenschutzmittel steht im Anhang I der Durchführungsverordnung (EU) 2021/1165. Bei der Auflistung werden vier Kategorien von Wirkstoffen unterschieden:
Andere Wirkstoffe (z.B. Kupferhydroxid, Pyrethrin, Azadirachtin, Spinosad)
Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, wie sie im konventionellen Landbau eingesetzt werden, sind im Ökolandbau verboten. Herbizide gibt es im Ökolandbau grundsätzlich nicht. Das Verbot chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel im Ökolandbau ist ein wesentlicher Unterschied zum Integrierten Pflanzenschutz (Artikel in Erstellung). Beim Integrierten Pflanzenschutz sollen zwar auch vorwiegend nicht-chemische Pflanzenschutzmaßnahmen eingesetzt werden (z.B. resistente Sorten, mechanische Bearbeitung, Nützlinge), aber im Bedarfsfall sind eben auch chemische Pflanzenschutzmittel erlaubt. Wann genau ein Bedarfsfall eintritt, und was das notwendige Maß an chemischen Pflanzenschutzmitteln ist, das wird weder definiert, noch kontrolliert oder von Verbraucher*innen honoriert. Im Gegensatz dazu wird im Ökolandbau der erlaubte Pflanzenschutzmitteleinsatz klar definiert und jährlich kontrolliert. Durch die Zertifizierung und Auslobung kann ein Bioprodukt von Verbraucher*innen eindeutig identifiziert und, durch Zahlung des entsprechenden Preises, honoriert werden.
Auf den meisten ökologisch bewirtschafteten Flächen gibt es gar keinen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Von 1,9 Millionen Hektar Ökolandbaufläche in Deutschland sind etwa 43 Prozent Ackerland, 55 Prozent Grünland und 1,5 Prozent Dauerkulturen (2022). Pflanzenschutzmittel werden vor allem auf Dauerkulturflächen eingesetzt, also zum Beispiel im Obstbau, in Weinbergen und auf Hopfenplantagen. Auch im ökologischen Gemüseanbau und im Kartoffelanbau spielen Pflanzenschutzmittel eine Rolle. Aber auf den meisten Ackerflächen und im Grünland werden keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Laut Schätzungen des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) sind das etwa 95 Prozent der Bioflächen, die ohne Pflanzenschutzmittel auskommen. Dass Pflanzenschutzmittel im Ökolandbau nur eine geringe Rolle spielen, spiegelt sich auch in den durchschnittlichen Betriebsausgaben wieder. Demnach wurden im Wirtschaftsjahr 2022/23 auf konventionellen Landwirtschaftsbetrieben durchschnittlich 123 Euro pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche für Pflanzenschutzmittel ausgegeben. Auf ökologischen Landwirtschaftsbetrieben waren das nur 3 Euro pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche (BMEL Testbetriebsnetz).
Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wurden 2022 in Deutschland 9.778 Tonnen Pflanzenschutzmittel (ohne die ausschließlich im Vorratsschutz eingesetzten inerten Gase) verkauft, die auch im Ökolandbau erlaubt sind. Das sind etwa zehn Prozent aller in Deutschland verkauften Pflanzenschutzmittel (ohne inerte Gase). Diese Zahl ist jedoch nur bedingt aussagekräftig. Denn Pflanzenschutzmittel, die im Ökolandbau erlaubt sind, werden auch im konventionellen Landbau eingesetzt. Zudem bedeutet Verkauf nicht gleich Einsatz, denn etwaige Lagerbestände müssen mitbedacht werden. Auch private Anwender*innen nutzen Bio-Mittel gerne im Haus- und Kleingartenbereich. Man kann aus den Daten des BVL also nicht schließen, dass die verkaufte Menge Bio-Pflanzenschutzmittel auch wirklich auf Bio-Betrieben eingesetzt wurde. Zudem muss beachtet werden, dass die Menge nichts über die Wirksamkeit und das Risiko von Pflanzenschutzmitteln aussagt. Oft sind bei naturstofflichen Pflanzenschutzmitteln höhere Ausbringungsmengen erforderlich. Dagegen können chemische Pflanzenschutzmittel auch schon in geringsten Dosen hochgiftig sein.
Nur Gifte wegzulassen reicht nicht
Ökologischen Landbau zu betreiben heißt weitaus mehr, als nur chemische Pflanzenschutzmittel wegzulassen. Der Ökolandbau ist nicht nur angewiesen auf ein funktionierendes Ökosystem, sondern muss auch selbst aktiv eine ganze Reihe von Maßnahmen ergreifen, um Schadorganismen unter Kontrolle zu halten. Die direkte Bekämpfung steht dabei nicht im Vordergrund, sondern eher indirekte, vorbeugende Maßnahmen. Diese betreffen den gesamten Anbau, von der Fruchtfolge, über die Düngung bis zur Bodenbearbeitung. Der Mehraufwand spiegelt sich in den höheren Preisen für Ökoprodukte wieder und wird zum Teil durch staatliche Fördergelder kompensiert. Pflanzenschutzmaßnahmen im Ökolandbau sind nicht nur aufwändig, sie erfordern auch hohes fachliches Können, viel Erfahrung und langfristige Planung. Kommt es trotz vorbeugender Maßnahmen zum Schadensfall, kann der Biobauer nicht einfach zur Pflanzenschutzspritze greifen, sondern muss sein gesamtes Anbausystem überdenken.
Warum werden Pflanzen krank?
Die Ursachen für Pflanzenkrankheiten sind prinzipiell den Ursachen für Krankheiten bei Menschen und Tieren ähnlich. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass der massenhafte Befall mit Schadorganismen nicht naturgegeben ist, sondern durch bestimmte Wirtschaftsweisen gefördert wird. Hochertragssorten in Monokultur, die auf riesigen Feldern in dichten Beständen stehen, neigen zu erhöhter Krankheitsanfälligkeit, denn sie bieten Schadorganismen optimale Bedingungen zur massenhaften Vermehrung. Gegenspieler aus der Natur können dem nicht ausreichend entgegenwirken oder fehlen ganz. Dazu kommen weitere Stressfaktoren wie Hitze und Trockenheit. Eine Ernährung mit chemisch-synthetischen, leichtlöslichen Stickstoffdüngern macht die Pflanzen anfällig für Pilzkrankheiten und Schädlingsbefall. Bodenlebewesen, die Humus bilden und damit die Pflanzen gesund ernähren könnten, nehmen ab. Zum einen, weil sie durch chemisch-synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel sowie durch bestimmte Bodenbearbeitungsmaßnahmen stark beeinträchtigt werden. Zum anderen, weil sie nicht mit organischem Material ernährt werden und somit „verhungern“. Unter jedem Hektar Land leben Bodenorganismen, die so viel Nahrung brauchen wie vergleichsweise vier Kühe. Nicht nur in Deutschland, auch weltweit gehen die Humusgehalte im Boden zurück. Das heißt nicht nur, dass Böden ihre Fruchtbarkeit verlieren, sondern hat auch weitere negative Folgen. So kann zum Beispiel weniger CO2 gebunden werden, das Erosionsrisiko steigt, Böden versteppen und werden langfristig zu Wüsten.
Was hält Pflanzen gesund?
Um Pflanzenbestände langfristig gesund zu halten und dabei nachhaltig zu wirtschaften, braucht es vielfältige und resiliente, kleinstrukturierte Anbausysteme mit möglichst geschlossenen Betriebskreisläufen. Vielfalt ist dabei auf mehreren Ebenen wichtig. Zum einen bei den angebauten Kulturen und Sorten, zum anderen bei den umgebenden Ökosystemen. Im Folgenden werden Maßnahmen vorgestellt, die im Ökolandbau zur Gesunderhaltung der Pflanzen eingesetzt werden.
Indirekte Pflanzenschutzmaßnahmen:
Förderung natürlicher Gegenspieler (z.B. durch Blühstreifen, Hecken, Nistkästen)
Gesunde Pflanzenernährung (z.B. durch Humus, Leguminosen, organische Düngemittel)
Maßnahmen zum Bodenschutz (z.B. ganzjährige Bedeckung, tiefe Durchwurzelung, Humusaufbau)
Förderung der Bodenlebewesen durch reduzierte Bodenbearbeitung (z.B. Direktsaat, Mulchsaat, flaches Wenden)
Ernährung der Bodenlebewesen mit organischem Material (z.B. Mist, Gründüngung, Mulch)
Vielgliedrige Fruchtfolgen und ausreichend lange Anbaupausen zwischen bestimmten Kulturen
Anbau von Untersaaten, Zwischenfrüchten, Mischkulturen
Berücksichtigung von Aussaatzeitpunkt und Aussaatmenge zur Beikraut-Regulierung
Nutzung besonderer Anbauverfahren (z.B. „Weite Reihe“ im Getreide, Mulchen von Kartoffeldämmen, Streifenanbau)
Kulturtechnische Maßnahmen (z.B. Anlegen von Dämmen, geringe Bestandsdichten)
Spezielle Kulturführung im Obstbau (z.B. Schnitt, Ausdünnung der Früchte)
Nutzung phytosanitärer Effekte von Agroforstsystemen (z.B. durch erhöhte Biodiversität, durch Kombination von Obstanlagen mit Hühnerhaltung)
Auswahl von Sorten, die an die Standortbedingungen angepasst sind
Mechanische Maßnahmen gegen Beikräuter (z.B. Striegeln im Getreide, Hacken bei Kartoffeln)
Thermische Maßnahmen (z.B. Abflammen, Dämpfen im Gewächshaus)
Vorbehandlung von Saatgut (z.B. mit Heißwasser) und Pflanzgut (z.B. Vorkeimen von Kartoffeln)
Maßnahmen zur Behandlung der Ernteprodukte (z.B. Heißwassertauchverfahren bei Äpfeln) und Vorratsschutz (z.B. Kühlung, CO2-Begasung)
Letztendlich müssen Landbewirtschafter*innen wieder lernen, ein gewisses Maß an „Unkräutern“ und „Schädlingen“ zu tolerieren, denn alle haben wichtige Funktionen im Nahrungsnetz von Ökosystemen.
Auch natürliche Stoffe können gefährlich sein
Chemisch-synthetische Wirkstoffe sind oftmals gefährlicher für die Umwelt als natürliche Stoffe. Zum Beispiel, weil sie nur schwer abbaubar sind, sich in der Umwelt anreichern oder schon in geringsten Mengen hochtoxisch sind. Eine Studie (2022) zeigt, dass von 256 zugelassenen synthetischen Wirkstoffen 55 Prozent Hinweise auf Gesundheits- oder Umweltgefahren tragen. Bei den 134 zugelassenen natürlichen Wirkstoffen sind es nur 3 Prozent. Aber nur weil Stoffe aus der Natur stammen und für den Pflanzenschutz im Ökolandbau zugelassen sind, heißt das nicht automatisch, dass sie ungiftig sind. Auch sie können schädliche Auswirkungen auf Insekten, Bodenlebewesen oder Gewässer haben. Beispielhaft wird die Problematik an folgenden drei Wirkstoffen dargestellt:
Spinosad
Spinosad ist ein Insektizid, welches gegen Kartoffelkäfer und Schadinsekten im Obst- und Gemüsebau (z.B. Kirschessigfliege, Fruchtschalenwickler, Thripse) eingesetzt wird. Es wird durch Fermentation aus dem Bodenbakterium Saccharopolyspora spinosa gewonnen. Aufgenommen wird der Wirkstoff bei Fraß und Kontakt. Durch eine Schädigung des Nervensystems tritt eine vollständige, irreversible Lähmung ein. Das Mittel ist in der Bienengefährdungsstufe B1 (= Bienengefährlich) eingestuft. Außerdem ist es giftig für Fische, Algen und andere Wasserorganismen. Tests an Marienkäfern und Erzwespen haben gezeigt, dass es auch schädlich für Nützlinge ist. Der Einsatz von Spinosad ist laut europäischer Bio-Vorordnung erlaubt, darf aber in den meisten deutschen Bio-Verbänden nur nach vorheriger Ausnahmegenehmigung ausgebracht werden. In den Jahren 2016 bis 2018 gab es bundesweit etwa 60 genehmigte Anwendungen pro Jahr in den Verbandsbetrieben. Wie viel Spinosad auf Betrieben eingesetzt wurde, die keinem Verband angehören, ist nicht bekannt.
Pyrethrine
Pyrethrum ist ein breit wirksames Insektizid, welches durch Pulverisierung und Extraktion aus den Blüten von Wucherblumen gewonnen wird. Die Inhaltsstoffe, die Pyrethrine, werden gegen saugende und beißende Insekten wie Blattläuse, Kohlweißlinge und Apfelblütenstecher eingesetzt. Bei Kontakt führt das Nervengift zu Koordinationsstörungen, Lähmungen und schließlich zum Tod. Pyrethrine sind für alle Insekten giftig, also auch für Nützlinge wie Raubmilben, Schlupfwespen und Bestäuber. Zudem ist der Stoff toxisch für Fische, Algen und andere Wasserorganismen. Durch den synthetischen Synergisten Piperonylbutoxid, der dem Mittel beigemischt wird, verstärkt sich die toxische Wirkung der Pyrethrine noch um das 30fache. Deshalb ist der Zusatz dieses Synergisten bei einigen Bio-Verbänden verboten. Die natürlichen Pyrethrine dürfen im Übrigen nicht verwechselt werden mit den synthetisch nachgebauten Pyrethroiden, welche im Ökolandbau verboten sind. Wesentlicher Unterschied ist, dass der natürliche Stoff durch UV-Strahlung relativ schnell, meist innerhalb eines Tages, abgebaut wird, aber das chemische Pendant langanhaltend hochtoxisch wirkt.
Kupfer
Kupferhaltige Pflanzenschutzmittel sind die bekanntesten Vertreter der problematischen Stoffe im Ökolandbau. Kupferpräparate gehören zu den ältesten Pestiziden überhaupt und werden in vielen Kulturen eingesetzt: Wein, Obst, Hopfen, Gemüse, Kartoffeln und Zierpflanzen. Die Präparate enthalten gelöste Kupferionen, welche den Enzymstoffwechsel von Mikroorganismen blockieren. Sie werden als Fungizide gegen viele Pilzkrankheiten eingesetzt, beispielsweise gegen Mehltau, Apfelschorf und Kartoffelfäule.
Das Schwermetall Kupfer ist persistent. Das heißt, es baut sich in der Umwelt nicht ab und reichert sich so über die Jahre immer mehr im Boden an. In höheren Konzentrationen ist es dann giftig für Organismen, da Zellwände und Erbgut geschädigt werden. Problematisch ist das insbesondere auch für die nützlichen Bodenlebewesen wie Regenwürmer und Springschwänze. Studien belegen hier einen Rückgang sowohl der Anzahl der Arten, als auch der Anzahl der Individuen. Auch für Vögel und Säugetiere sind Kupferionen in höherer Konzentration toxisch. Gelangen Rückstände der Präparate in Gewässer, sind sie auch für Fische und andere aquatische Organismen sehr giftig. Kupfer ist in der Wassergefährdungsklasse 3 (= stark wassergefährdend) eingestuft. Wegen seiner Persistenz und seiner Toxizität wird Kupfer von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als „Substitutionskandidat“ geführt. Das heißt, der Stoff muss ersetzt werden, sobald es Wirkstoffe mit vergleichbarer Wirkung gibt. Die aktuelle Zulassung von Kupfer als Pflanzenschutzmittel ist aber noch bis Dezember 2025 gültig.
Laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) werden in Deutschland jährlich etwa 100 Tonnen Kupfer ausgebracht, davon etwa ein Drittel im Ökolandbau und zwei Drittel im konventionellen Landbau. Kupfer wird auch im konventionellen Landbau gerne genutzt, da es preisgünstig ist und keine gesundheitsschädlichen Rückstände auf der Ernte hinterlässt. Zudem werden die Kupferpräparate hier abwechselnd mit synthetischen Pflanzenschutzmitteln eingesetzt, um Resistenzen zu vermeiden. Neben den Kupfereinträgen aus Pflanzenschutzmitteln gelangen hohe Kupfermengen auch bei der Gülleausbringung in die Böden, denn im konventionellen Landbau wird auch das Tierfutter mit Kupfer angereichert.
Während im konventionellen Anbau auch synthetische Fungizide eingesetzt werden können, ist die Kupferabhängigkeit im Ökolandbau hoch. Ohne den Einsatz von Kupfer rechnet die Branche mit Ertragsausfällen von 10 bis 20 Prozent bei Gemüse und Kartoffeln, und von 50 bis 100 Prozent im Wein- und Obstbau. Bisher gibt es kein Präparat, das Kupfer im Ökolandbau ersetzen kann. Im Jahr 2010 wurde von den Ökoverbänden und dem BÖLW ein Strategiepapier für Deutschland erarbeitet, mit dem Ziel, den Kupfereinsatz im ökologischen Pflanzenschutz zu minimieren. Seit 2018 gibt es zudem eine europäische Kupferminimierungsstrategie, die vom europäischen Dachverband der Bio-Branche, dem IFOAM, koordiniert wird.
Eine Minimierung des Kupfer-Einsatzes soll demnach über verschiedene Maßnahmen erreicht werden:
Reduzierung der Kupfermengen
Verbesserung der Kupferformulierung (z.B. Verkapselung der Kupferionen)
Jährlich flexibler Einsatz über Kupferkonten
Kombination von Kupfer mit anderen naturstofflichen Pflanzenschutzmitteln und Pflanzenstärkungsmitteln (z.B. Ackerschachtelhalm)
Die 90er Jahre waren eine Zeit, in der viele Betriebe auf Bio umgestellt haben. Erstmals gab es staatliche Fördergelder für ökologische Bewirtschaftung, und auch größere ostdeutsche Betriebe haben nach dem Mauerfall eine Perspektive im Ökolandbau gesehen. Erinnert man sich an die Biofelder von damals, hat man unweigerlich die Distel vor Augen. Inzwischen haben Bio-Landwirte viel Erfahrung gesammelt, heute sind sie Meister der mechanischen „Unkraut“-Bekämpfung. Tüftler bastelten Striegel, Hacken und Bürsten, die heute Marktreife haben. Fruchtfolgen wurden mit Zwischenfrüchten und Untersaaten verfeinert. Heute kann man die „ordentlichen“ Biofelder kaum noch von konventionellen Äckern unterscheiden.
Diese Professionalisierung ist eine Medaille mit zwei Seiten. Natürlich ist eine Professionalisierung äußerst positiv für den Ökolandbau. Sie zeugt von hohem fachlichem Können und von einer enormen Weiterentwicklung der Anbaumethoden. Zudem bedeuten Intensivierung und Spezialisierung höhere Erträge in besserer Qualität. Und nicht zuletzt hat das auch zu mehr Akzeptanz von Berufskolleg*innen, Verpächter*innen und Anwohner*innen geführt. Die andere Seite der Professionalisierung ist jedoch ein schleichender Rückgang der biodiversitätsfördernden Leistungen des Ökolandbaus. Professionelle „Unkraut“-Bekämpfung, gereinigtes Saatgut, größere Felder, häufigerer und tieferer Schnitt im Grünland – all das führt zwar zu Ertragssteigerungen. Für die Biodiversität hat es aber negative Effekte. Zudem mangelt es auch in ökologisch bewirtschafteten Flächen an Kleinbiotopen wie Feldgehölzen, Trockenmauern, Steinhaufen und Tümpeln.
Im direkten Vergleich zum konventionellen Landbau können Biobetriebe dennoch eine höhere Biodiversität vorweisen. Ein wesentlicher Grund dafür ist das Verbot chemisch-synthetischer Dünger und Pflanzenschutzmittel. Viele Studien haben die höhere Biodiversität auf Bioflächen bestätigt. Eine Analyse des Thünen-Institutes (2019) untersuchte die vielfältigen Leistungen des Ökolandbaus für Umwelt und Gesellschaft und wertete dafür 528 Studien aus. In Bezug auf die Biodiversität wurden hier die Vorteile des Ökolandbaus belegt. Die Anzahl der Arten von Insekten, Feldvögeln und Ackerbeikräutern ist auf Ökoflächen deutlich höher als auf konventionellen Vergleichsflächen. Auch das Kompetenznetzwerk Ökolandbau Niedersachsen wertete verschiedene Studien zur Biodiversität im Ökolandbau aus (2021). Auch diese bestätigen den Mehrwert des Ökolandbaus:
Feldlerche: 7-mal höhere Revierdichten auf Bio-Äckern
Blühpflanzen als Futter für Bestäuber: 277 Blütenpflanzen/m2 auf Bio-Getreide-Äckern versus 3 Blütenpflanzen/m2 auf konventionellen Getreide-Äckern
Laufkäfer: Artenreichtum und Individuenzahl auf Bio-Flächen 100 Prozent höher
Feldhasen: 5-mal mehr auf Ökoflächen
Spinnen: doppelt so viele auf Ökoflächen
Regenwürmer: 40 Prozent mehr auf Bio-Äckern
Um dem dennoch grassierenden Artensterben etwas entgegen zu setzen, sind biodiversitätsfördernde Maßnahmen in den letzten Jahren stärker in den Fokus der Biobetriebe gerückt. Einige Bioverbände haben ihre Richtlinien dementsprechend erweitert. Zum Beispiel müssen Betriebe, die Mitglied bei Bioland, Biopark oder bei der Gäa sind, biodiversitätsfördernde Maßnahmen nach einem Punktesystem umsetzen. Welche Maßnahmen das sind, entscheiden die Betriebe selbst. Mindestens 100 Punkte muss ein Betrieb dabei erreichen. Betriebe, die Mitglied bei Demeter oder Verbund Ökohöfe sind, müssen dagegen einen Mindestflächenanteil für biodiversitätsfördernde Maßnahmen vorweisen. Bei Demeter beträgt der Anteil mindestens 10 Prozent der Betriebsfläche, bei Verbund Ökohöfe liegt der Anteil bei 7 Prozent. Auch der Verband Ecovin hat einen Biodiversitäts-Aktions-Plan in seine Richtlinien aufgenommen. Zudem wurden zahlreiche Projekte zur Förderung der Biodiversität in Partnerschaft mit Umweltverbänden und Handelsorganisationen ins Leben gerufen.
Und macht uns der Ökolandbau satt?
In Fachkreisen wird seit Jahren diskutiert, ob der Ökolandbau genug Nahrungsmittel für alle produzieren kann. Aufgrund des durchschnittlich geringeren Ertragsniveaus wird oft geschlussfolgert, dass eine wachsende Weltbevölkerung mit ökologischer Landwirtschaft nicht ernährt werden kann. Denn wenn Erträge pro Flächeneinheit geringer sind, wird dementsprechend mehr Fläche verbraucht, um die gleiche Menge an Nahrung zu erzeugen. Die Bewertung des Ökolandbaus ist also auch eine Frage der Bezugsgröße: bezieht man sich auf eine Flächeneinheit oder auf eine Ertragseinheit? Zum Beispiel: Bezogen auf die Fläche ist die Treibhausgasemission im ökologischen Pflanzenbau wesentlich geringer als im konventionellen Anbau. Hohe Humusgehalte fördern sogar die CO2-Bindung. Verrechnet man das aber mit den Erträgen, verliert sich dieser Vorteil. Ähnlich sieht das bei der Milcherzeugung aus. Bezogen auf das Tier werden bei der ökologischen Produktion weniger Treibhausgase ausgestoßen. Verrechnet man die Milchmenge, gleichen sich die Emissionen beider Systeme wieder an. Auch eine Studie (2023) der Uni München zeigt, dass die Energieeffizienz (Energieoutput / Energieinput) in beiden Wirtschaftssystemen ungefähr gleich ist.
Die Ertragsdifferenz zwischen ökologischem und konventionellem Landbau wird in Studien sehr unterschiedlich bewertet (Beispiele: siehe Tabelle). Unterschiede ergeben sich je nach betrachteter Kultur, Standort, Anbaujahr und Betriebstyp. Beispielsweise wirtschaften Biobetriebe überproportional oft in ertragsschwachen Regionen, seltener auf Hochertrags-Standorten. Ein Vergleich durchschnittlicher konventioneller Erträge mit durchschnittlichen ökologischen Erträgen kann deshalb zu Fehlinterpretationen führen. Würde man dagegen auf einem Hochertragsstandort einen konventionellen Weizen direkt neben einen ökologischen Weizen stellen, fielen die Ertragsunterschiede recht groß aus. Würde man aber auf einem ertragsschwachen Standort einen konventionellen Weizen neben einen ökologischen Weizen stellen, wären die Ertragsunterschiede vermutlich gering. Das gleiche trifft auf den Anbau unter schwierigen klimatischen Verhältnissen (z.B. Dürre) zu. Grund hierfür ist die höhere Resilienz ökologischer Anbausysteme unter schlechten Anbaubedingungen.
Studien (Beispiele) zur durchschnittlichen Ertragsminderung im Ökolandbau:
Das Aufzeigen der Ertragsdifferenzen geht oft mit dem Ruf nach Ertragssteigerungen einher. Nachfolgend soll gezeigt werden, warum die Fokussierung auf den Ertrag zu kurz gedacht ist und warum eine Intensivierung des Ökolandbaus in die Sackgasse führen würde.
Hohe Erträge, und somit monetäre Gewinne und sichere Verfügbarkeit von Lebensmitteln, sind eine wichtige Errungenschaft der konventionellen Landwirtschaft. Das hat große Wertschätzung verdient. Jedoch zeigt das nur eine Seite der Medaille. Denn hohe Erträge stehen im Zusammenhang mit großen Schäden an Natur, Tier und für die Gesellschaft. Zum Beispiel erfordern hohe Getreideerträge dichte Bestände mit hochleistungsfähigen Sorten. Diese brauchen große Mengen an Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln. Das gleiche Prinzip zeigt sich bei der Tierhaltung. Eine hohe Milchleistung benötigt hohe Kraftfuttergaben und geht mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Euterentzündungen und Klauenerkrankungen einher. Das wiederum erhöht den Antibiotikaeinsatz und verringert die Nutzungsdauer. Hohe Erträge wirken sich zudem negativ auf die Biodiversität aus. Zum Beispiel hindert ein häufiger und tiefer Grünlandschnitt das Aufkommen von Blühpflanzen und wirkt sich somit negativ auf Insekten und Vögel aus.
Hochleistungssysteme sind abhängig von einem hohen Einsatz externer Betriebsmittel und Energieträger. Sie sind störanfälliger als extensive Systeme. Insbesondere in Krisenzeiten, wie z.B. bei Energieverknappung, Preissteigerungen oder bei Extremwitterungen, wird das Problem verstärkt sichtbar. Der Ökolandbau versucht gezielt, Anbausysteme widerstandsfähiger zu gestalten. Neben der Nahrungsmittelerzeugung werden im Ökolandbau noch weitere Leistungen erbracht, zum Beispiel im Trinkwasserschutz (geringere Nitratwerte), im Verbraucherschutz (weniger Rückstände), im Ressourcenschutz (Kreislaufsysteme), im Biodiversitätsschutz (weniger Pestizide) und im Tierschutz (Einstreu, Auslauf und mehr Platz im Stall).
Um Landnutzungssysteme vergleichen zu können, müssen also alle Leistungen und alle Folgeschäden mit einbezogen werden – nicht nur die Erträge. Hohe Erträge bringen zwar Gewinne für die Agrarbranche, aber für die Folgeschäden zahlt die Gesellschaft. Entstandene Kosten, die nicht von den Verursacher*innen bezahlt werden, sich also auch nicht im Preis widerspiegeln, sondern von der Gesellschaft getragen werden müssen, bezeichnet man als sogenannte „externe Kosten“. Im Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) werden die externen Umweltkosten des derzeitigen Agrar- und Ernährungssystems auf 90 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Pro Hektar landwirtschaftliche Fläche sind das 5.300 Euro Kosten. Dagegen zeigt eine Studie der Uni München, dass mit ökologischer Bewirtschaftung externe Kosten eingespart werden können. Pro Hektar sind das 750 bis 800 Euro im Jahr an Kosten-Einsparungen. Würde man die externen Kosten auf die Preise der Lebensmittel aufschlagen, würden sich diese drastisch erhöhen. Eine Studie der Uni Augsburg hat Kostenaufschläge errechnet, die von 4 Prozent (Bio-Apfel) bis 173 Prozent (konventionelles Fleisch) reichen. Für die Milchproduktion berechnete eine Studie des Öko-Institutes Umweltkosten zwischen 21 Cent (ökologische Weidehaltung) und 34 Cent (konventionelle Stallhaltung) pro Kilogramm Milch. Bei den Umweltkosten zeigt sich der Ökolandbau also wieder im Vorteil. Das heißt auch, dass Bioprodukte in Wahrheit billiger als konventionelle Produkte sind.
Letztendlich ist das Angebot von ausreichend Nahrungsmitteln nicht nur von der Höhe des Ertrages abhängig. Hunger in der Welt entsteht in erster Linie durch Ungerechtigkeiten bei der Verteilung von Land und Nahrung. Rein rechnerisch wird auch heute schon genug Nahrung für alle Menschen produziert. Ein weiterer wesentlicher Faktor für die Sicherstellung eines ausreichenden Nahrungsangebotes ist die Reduktion der tierischen Produktion und die Vermeidung von Lebensmittelabfällen. In der EU wird auf 60 Prozent aller Ackerflächen Tierfutter angebaut und etwa ein Drittel aller Lebensmittel landet auf dem Müll. Eine Studie des Forschungsinstitutes für biologischen Landbau (FiBL) hat folgendes errechnet: Würde man den Konsum tierischer Produkte um ein Drittel und die Lebensmittelverschwendung um die Hälfte reduzieren, dann könnte man die Landwirtschaft weltweit zu 60 Prozent auf Bio umstellen, ohne dass der Landverbrauch aufgrund der geringeren Erträge steigen würde. Negative Umweltauswirkungen und Treibhausgasemissionen wären in diesem Szenario wesentlich geringer. Dementsprechend ist ein weitreichender Ausbau des Ökolandbaus trotz Ertragseinbußen also möglich und notwendig. Wichtigste Voraussetzung für das Gelingen einer Umstellung in der Landwirtschaft ist jedoch eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten.
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
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