Sonderbericht des Weltklimarates über 1,5°C globale Erwärmung

Das Foto zeigt den Künstler Andreco bei der Bemalung einer Hauswand in Venedig. Die Hauswand trägt bereits einige fiktive Hochwassermarken bis 2100. Das Bild visualisiert das Risiko des globalen Meeresspiegelanstiegs für den Menschen jenseits einer globalen Erwärmung auf 1,5 °C. zum Vergrößern anklicken
Eine Begrenzung auf 1,5°C globale Erwärmung vermindert den Meeresspiegelanstieg.
Quelle: Andreco - Climate 04 - Sea Level Rise Venice - photo: Like Agency

Der IPCC-Sonderbericht „Global Warming of 1.5°C" vom Oktober 2018 fasst den weltweiten wissenschaftlichen Kenntnisstand zu den Folgen von 1,5°C globaler Erwärmung gegenüber vorindustriellen Bedingungen zusammen. Er untersucht notwendige Klimaschutzmaßnahmen zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C. Er zeigt Konflikte und Synergien zu den globalen Zielen nachhaltiger Entwicklung (SDGs).

Warum wurde dieser Sonderbericht vom ⁠IPCCerstellt?

Mit dem Übereinkommen von Paris verpflichten sich alle Staaten der Welt, Maßnahmen zum ⁠Klimaschutz⁠ durchzuführen, um die Erderwärmung auf deutlich unter 2°C bzw. 1,5°C gegenüber vorindustriellem Niveau zu begrenzen. Gleichzeitig zur Verabschiedung des Pariser Abkommens hatten die Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention (⁠UNFCCC⁠) Informationsbedarf zu wissenschaftlichen Fragestellungen rund um die 1,5-Grad-Erwärmungsgrenze formuliert. Der Weltklimarat (IPCC) wurde gebeten, einen Sonderbericht zu wichtigen Aspekten dieses Ziels anzufertigen. Dieser IPCC-Sonderbericht zu „Global Warming of 1,5°C“ (kurz "SR1.5" genannt) wurde am 8. Oktober 2018 veröffentlicht. Es ist die erste Veröffentlichung des IPCC seit 2014 und der erste von acht Berichten im Sechsten IPCC-Berichtszyklus (2015-2022).

Der Sonderbericht steht in direkter Verbindung zu politischen Prozessen der Klimarahmenkonvention, zum einen mit dem Temperaturziel im Pariser Abkommen und den dafür benötigten Reduktionszielen. Zum anderen ist er einer der entscheidenden wissenschaftlichen Beiträge zum sogenannten Talanoa Dialogue, einer im Jahr 2018 durchgeführten Bestandsaufnahme der globalen Klimaschutzanstrengungen nach der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens.

Was vermittelt der Sonderbericht?

Aus Sicht des Umweltbundesamtes (⁠UBA⁠) liefert der Sonderbericht eine qualitativ hochwertige Zusammenfassung der aktuellen wissenschaftlichen Informationen zum ⁠Klimawandel⁠, die es in dieser Breite und Tiefe bisher so noch nicht gab.

Aus Sicht des UBA enthält der Bericht wichtige Botschaften:

  • Die globalen Risiken für das ⁠Klimasystem⁠, Natur und Mensch sind bereits bei 1,5°C globaler Erwärmung höher als bisher angenommen. Beispielsweise würden die Korallenriffe bereits bei einer Erwärmung von 1,5°C um 70-90 % zurückgehen. Ihr Verlust führt u. a. zum Zusammenbruch von Fischbeständen  und gefährdet damit die Lebensgrundlagen von Menschen, die unmittelbar von der Fischerei abhängig sind.
  • Um die Erderwärmung auf maximal 1,5°C zu begrenzen,  ist eine radikale Reduktion der Treibhausgasemissionen weltweit insbesondere bis 2030 erforderlich.
  • Die bestehenden Klimaschutzzusagen unter dem Übereinkommen von Paris (NDC´s) sind dafür nicht ausreichend.
  • Zusätzlich zur radikalen Reduktion der Treibhausgasemissionen ist der Entzug von CO2 aus der ⁠Atmosphäre⁠ (Carbon Dioxide Removal; CDR) notwendig. Die dafür aufgezeigten Optionen zum CO2-Entzug sind bei Anwendung in großmaßstäbigem Umfang meist unerprobt und risikobehaftet.
  • Eine Überschreitung der Erwärmung um mehr als 1,5°C und die Abhängigkeit von CO2-Entzug aus der Atmosphäre im großen Maßstab können nur vermieden werden, wenn die globalen CO2-Emissionen deutlich vor 2030 zu sinken beginnen.
  • Synergien und Zielkonflikte mit nachhaltiger Entwicklung hängen von der konkreten Ausgestaltung der Minderungs- und Anpassungsmaßnahmen ab.
  • Die Umsetzung der erforderlichen schnellen gesellschaftlichen Transformation hin zu einem klimaneutralen Wirtschafts- und Lebensweise muss durch eine verbesserte internationale Regierungsführung (Governance) und die Einbeziehung von Akteuren auf allen Ebenen unterstützt werden.

Welche Bedeutung hat der Sonderbericht für die internationale, europäische und deutsche Klimapolitik?

Das Erscheinen des Sonderberichtes, unmittelbar im Vorfeld der Klimakonferenz in Kattowitz (COP24), war mit hohen politischen Erwartungen verbunden. Vor dem Hintergrund der bisher unzureichenden nationalen Klimaschutzbeiträge (NDCs) bekräftigten die Vertragsstaaten in Kattowitz die Notwendigkeit, dass global mehr Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden müssen. Bereits im Übereinkommen von Paris legten die Staaten fest, dass bis 2020 neue bzw. aktualisierte NDCs sowie Langfriststrategien vorzulegen sind.

Der SR1.5 macht deutlich, dass die derzeitigen Anstrengungen der Staaten ungenügend sind. Mit dieser Botschaft wirkt der Bericht im besten Fall wie ein Katalysator, mit dem Ergebnis, dass die NDCs bzw. Ziele und Maßnahmen sowie langfristige Klimastrategien der Staaten den neuesten Erkenntnissen entsprechend angepasst werden.

Die Ergebnisse des Berichts haben Diskussionen zur Umsetzung des Paris-Übereinkommens auf unterschiedlichsten Ebenen stark beeinflusst, sowohl auf globaler als auch auf nationaler Ebene. Aktuell lässt sich beobachten, dass viele Länder ihre nationalen Klimastrategien überarbeiten oder neu auf den Weg bringen. Wegen seiner klaren Aussagen zu den Risiken für Klimasystem, Mensch und Umwelt und dem Handlungsbedarf in allen Sektoren ist der Sonderbericht auch für die Diskussion über die europäischen und deutschen Klimaziele von besonders hoher Relevanz. Er verdeutlicht die Notwendigkeit einer umfassenden globalen Transformation zu nachhaltiger, klimawandel-resilienter Entwicklung. Das Wissen über die Wege dahin steht zur Verfügung. Es bedarf einer Ableitung für die nationalen Ebenen und einer konsequenten Umsetzung im Dialog mit allen relevanten Akteuren.

Was sagt der Sonderbericht zur Erreichbarkeit der globalen Nachhaltigkeitsziele?

Der Sonderbericht knüpft an einen weiteren wichtigen globalen Politikprozess an. Er betont den engen Zusammenhang zwischen der Begrenzung des Klimawandels und der Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs). Er zeigt, dass die Erreichung der SDGs, zum Beispiel durch eine ambitionierte Senkung der Treibhausgasemissionen zur Begrenzung auf 1,5°C globale Erwärmung, deutlich erleichtert wird. Nachhaltig umgesetzte Klimaschutzmaßnahmen zeigen potentzielle Synergien zu vielen SDGs, wie beispielsweise Schutz der Gesundheit (SDG 3) und Schutz der Meere (SDG 14).

Informationsangebot des Umweltbundesamtes zum Sonderbericht

Das Umweltbundesamt stellt wichtige Botschaften des Berichtes im klima- und umweltpolitischen Kontext dar und macht diese für die Politikgestaltung und Information der Öffentlichkeit verfügbar:

  • UBA-Webinare für die Politikberatung

    Das Umweltbundesamt stellte ausgewählte Botschaften des SR1.5 im klima- und umweltpolitischen Kontext in einem deutsch- und einem englisch-sprachigen Webinar vor. Diese Webinare richteten sich an Expertinnen und Experten, die in der Information und Beratung von Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern der deutschen Klima- und Umweltpolitik tätig sind. Fragen der Teilnehmenden wurden in den Webinaren mündlich und in den Webinar-Dokumentationen schriftlich beantwortet.

  • Überblicksinformation: Inhalt des Webinars für die nationale Politikberatung

    Die Präsentation zum deutschsprachigen Webinar für Politikberater „Neue Erkenntnisse aus dem IPCC-Sonderbericht über 1,5°C Globale Erwärmung“ vom 26. Oktober 2018 zeigt die für diese Zielgruppe vom UBA ausgewählten und präsentierten Informationen aus dem SR1.5. Sie enthält Hinweise des UBA zu den Implikationen der wissenschaftlichen Botschaften des IPCC für die deutsche und europäische Klimapolitik. Weiterhin informiert die Präsentation über die notwendige Berücksichtigung von Synergien und Konflikten mit der Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele.

    Präsentation UBA-Webinar Politikberatung zum SR1.5 vom 26.10.2018

  • Detailinformationen: Inhalt des Webinars für die nationale Politikberatung

    Die Dokumentation des UBA-Webinars für die Politikberatung „Neue Erkenntnisse aus dem IPCC-Sonderbericht über 1,5°C globale Erwärmung“ vom 26. Oktober 2018 geht über die Präsentation hinaus. Sie stellt die im Webinar präsentierten Inhalte zur Verfügung und enthält im Anhang eine konsolidierte Beantwortung der im Webinar gestellten Teilnehmerfragen.

    Neue Erkenntnisse aus dem IPCC-Sonderbericht über 1,5 °C globale Erwärmung

  • Überblicksinformation: Inhalt des Webinars zur Verhandlungsunterstützung (UNFCCC)

    Die Präsentation zum englischsprachigen Webinar für deutsche Expertinnen und Experten im Kontext der Verhandlungen zur Klimarahmenkonvention (UNFCCC) enthält die vom UBA speziell für die Verhandlerinnen und Verhandler ausgewählten und präsentierten Informationen des SR1.5. Sie zeigt die Sicht des UBA zu den Implikationen der wissenschaftlichen Botschaften für die deutsche Verhandlungsposition und die europäische Klimapolitik und die notwendige Berücksichtigung von Synergien und Konflikten mit der Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele.

    Präsentation des Webinars für die Politikberatung (Verhandlungsunterstützung für Klimarahmenkonvention) „New findings of the IPCC Special report on global warming of 1,5°C“ vom 23. November 2018

  • UBA-Webinar für Multiplikatoren zur Information der Öffentlichkeit

    Unter dem Auftrag des Umweltbundesamtes zur Information der Öffentlichkeit zu Umweltfragen stellte das UBA ausgewählte Botschaften des SR1.5 im klima- und umweltpolitischen Kontext für weitere Akteursgruppen vor. Dieses Webinar richtete sich an Akteure aus allen Bereichen der Gesellschaft, die in der Bewusstseinsbildung und Kommunikation von Klima- und Umweltpolitik in der Öffentlichkeit arbeiten. Fragen der Teilnehmenden wurden in den Webinaren mündlich und werden in den Webinar-Dokumentationen schriftlich beantwortet.

  • Überblicksinformation

    Die Präsentation zum Webinar für Multiplikatoren „Neue Erkenntnisse aus dem IPCC-Sonderbericht über 1,5°C Globale Erwärmung“ vom 05. April 2019 zeigt die für die Information der Öffentlichkeit aufbereiteten Informationen aus dem SR1.5. Sie umfasst zusätzlich Hinweise des UBA zu den Konsequenzen der wissenschaftlichen Botschaften des Sonderberichtes für die Klimapolitik in Deutschland und Europa und weltweit. Weiterhin informiert die Präsentation über die Berücksichtigung von Synergien und Konflikten mit der Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele und zeigt Ansatzpunkte für konkretes Handeln der Akteure in Deutschland auf.

    Präsentation UBA-Webinar für Multiplikatoren vom 05.04.2019

  • Detailinformationen: Inhalte des Webinars für Multiplikatoren

    Die Dokumentation des UBA-Webinars für Multiplikatoren „Neue Erkenntnisse aus dem IPCC-Sonderbericht über 1,5°C Globale Erwärmung“ vom 05. April 2019 geht über die im Webinar gehaltene Präsentation hinaus. Sie stellt die präsentierten Inhalte zur Verfügung und enthält im Anhang eine konsolidierte Beantwortung der im Webinar gestellten Fragen der Teilnehmenden.

    Kernbotschaften des IPCC-Sonderberichts über 1,5 °C globale Erwärmung zur Verbreitung in der Öffentlichkeit

  • Detailinformationen: Webinarvideo

    Das Webinar für Multiplikatoren kann hier in voller Länge angesehen werden.

    Mitschnitt des Webinars anschauen (youtube-Video)