Tourismusmonitoring in der Antarktis

Tourismus hinterlässt Spuren – so wie diese Trampelpfade bei Orne Harborzum Vergrößern anklicken
Tourismus hinterlässt Spuren – so wie diese Trampelpfade bei Orne Harbor
Quelle: Manuele Krakau /UBA

Mit einer Reise in die Antarktis erfüllen sich viele Menschen einen Lebenstraum. Längst sind es nicht mehr einsame Abenteurer, die die vermeintlich noch unberührte, wilde Natur rund um den Südpol erkunden – der Tourismus. Auch wenn sich Reiseanbieter an strenge Regeln zum Umweltschutz halten müssen; über die konkreten Auswirkungen touristischer Aktivitäten gibt es kaum aussagekräftige Daten.

Seit seinen Anfängen in den 1960er Jahren hat sich der Antarktistourismus quantitativ stark erhöht.  In der Saison 2019/2020 haben fast 75.000 Touristinnen und Touristen die Antarktis bereist  – so viele wie niemals zuvor. Auch das Spektrum der angebotenen Aktivitäten ist mittlerweile weit gefächert und reicht von einfachen Landgängen mit geführten Wanderungen über Camping und Kajaking bis hin zu Bergsteigen und Tauchen.
Dieser Trend ist anhaltend und in der kommenden Dekade ist mit einer weiteren deutlichen Steigerung der Besucherzahlen zu rechnen.

Menschliche Tätigkeiten in der Antarktis haben grundsätzlich das Potential, das empfindliche ⁠Ökosystem⁠ oder einzelne Komponenten zu beeinflussen und zu beschädigen. Nach wie vor ist jedoch unklar, wie sich speziell der Tourismus in all seinen Facetten als im Ganzen auf die antarktische Umwelt auswirkt. Ein systematisches ⁠Monitoring⁠ der Umweltauswirkungen touristischer Aktivitäten findet nicht statt. Einzelne Projekte betrachten Teilaspekte, wie die Entwicklung der Pinguin- und Seevogel-Populationen oder auch Einzelwirkungen auf bestimmte Arten.
Die Risiken einer weiteren Steigerung des Tourismus sind somit nahezu unkalkulierbar. Die Antarktis-Vertragsstaaten diskutieren seit vielen Jahren über Möglichkeiten eines effizienten und nachhaltigen Managements des Antarktistourismus. Ohne eine solide Datengrundlage zu den konkreten Auswirkungen touristischer Aktivitäten vor Ort ist dies jedoch kaum machbar. Insbesondere kumulative Effekte sind ohne eine langfristige Überwachung nicht erkenn- und definierbar.

Der Schutz der antarktischen Umwelt ist in § 1 des Gesetzes zur Ausführung des Umweltschutzprotokolls zum Antarktisvertrag (AUG) festgeschrieben. Dem ⁠UBA⁠ fällt gemäß § 14 AUG die Aufgabe zu, die Umweltauswirkungen menschlicher Aktivitäten in der Antarktis regelmäßig zu überprüfen.

Touristische Tätigkeiten werden gewöhnlich dadurch überprüft, dass Veranstalter verpflichtet sind, nach der Reise einen ausführlichen Bericht an das Umweltbundesamt zu senden. Auch Beobachtermissionen auf den deutschen Kreuzfahrtschiffen finden bei Gelegenheit statt. Allein dadurch lassen sich aber keine konkreten Daten auf die Umweltauswirkungen der touristischen Tätigkeiten ziehen.

Aus diesem Grund hat das UBA ein neues Forschungsvorhaben vergeben, in dem die Auswirkungen des Antarktistourismus auf die im Umweltschutzprotokoll (USP) festgelegten Schutzgüter in der Antarktis untersucht und ein umfassendes Langzeitmonitoringkonzept für touristisch frequentierte Orte in der Antarktis entwickelt werden soll.