Grundwasser mit einem guten chemischen Zustand erfüllt folgende Anforderungen:
- Es liegen keine Anzeichen für Salz- oder andere Einleitungen vor.
- Die Umweltqualitätsnormen (Grenzwerte) und Schwellenwerte gemäß EU-Vorgaben werden nicht überschritten.
- Die Schadstoffkonzentrationen sind nicht so hoch, dass die Bewirtschaftungsziele in Oberflächengewässern, die mit dem Grundwasser in Verbindung stehen, verfehlt werden,
- sich der ökologische oder chemische Zustand der Oberflächengewässer, die mit dem Grundwasser in Verbindung stehen, nicht signifikant verschlechtert, oder vom Grundwasser abhängige Landökosysteme nicht signifikant geschädigt werden.
In der EU-Grundwasserrichtlinie sind die Grenzwerte (Umweltqualitätsnormen) vorgeschrieben, die von allen Mitgliedstaaten einzuhalten sind. Europaweit festgeschrieben sind Werte für Nitrat (50 mg/l) und Pestizide (= Pflanzenschutzmittel und Biozide) [Einzelgrenzwert 0,1µg/l, Summengrenzwert 0,5µg/l].
Zudem ist dort verankert, dass langfristige Trends von Schadstoffen im Grundwasser überprüft und steigende Trends durch entsprechende Maßnahmen umgekehrt werden müssen (Trendumkehr).
Neben den europaweit geltenden Umweltqualitätsnormen der EU-Grundwasserrichtlinie müssen die Mitgliedstaaten für weitere in der Richtlinie benannte Stoffe Schwellenwerte festlegen. Zusammen bilden Umweltqualitätsnormen und Schwellenwerte entscheidende Bewertungskriterien für den chemischen Zustand der Grundwasserkörper. Hinzu kommen weitere Kriterien, zum Beispiel ein Flächenkriterium, nach dem das flächenhafte Ausmaß einer Verunreinigung in einem Grundwasserkörper betrachtet wird.
Werden an keiner Messstelle Umweltqualitätsnormen oder Schwellenwerte überschritten, ist der Grundwasserkörper in einem guten chemischen Zustand. Werden an einer oder mehreren Messstellen Normen oder Schwellenwerte überschritten, muss geprüft werden, wie groß die verunreinigte Fläche ist und welche Auswirkungen die Belastungen haben. Sind die Auswirkungen relevant oder überschreitet die verunreinigte Fläche eine gewisse Größe, ist der gesamte Grundwasserkörper im schlechten chemischen Zustand, und es sind Maßnahmen zur Reduzierung der Belastung durchzuführen.
Nach der aktuellen Bewertung des chemischen Zustands der Grundwasserkörper sind gegenwärtig 67,3 Prozent aller Grundwasserkörper in einem guten chemischen Zustand, während 32,7 Prozent den guten chemischen Zustand bisher nicht erreicht haben.
Dass der gute chemische Zustand in Grundwasserkörpern nicht erreicht wird, hat verschiedene Ursachen. Nach wie vor ist die Belastung des Grundwassers durch Stickstoffverbindungen – in der Regel Nitrat – die Hauptursache für den schlechten chemischen Zustand von Grundwasserkörpern. Bezogen auf alle Grundwasserkörper in Deutschland liegt der Anteil der Zielverfehlung durch Nitrat bei 22 Prozent. Neben Nitrat sind Belastungen durch Pflanzenschutzmittel und ihre Abbauprodukte für den schlechten chemischen Zustand in vielen Grundwasserkörpern in Deutschland verantwortlich.