RESCUE-Szenario GreenLate

GreenLate steht für „Germany – resource efficient and GHG neutral – late transition”. Dieses Szenario ist durch verzögertes Handeln oder verzögerte Innovationen charakterisiert.

Szenariencharakter

GreenLate zeichnet einen möglichen Transformationspfad Deutschlands als weiterhin exportorientierten Industriestandort mit einer modernen, leistungsfähigen Gesellschaft. Jedoch erfolgt die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen deutlich langsamer als in den anderen Green-Szenarien. GreenLate verdeutlicht so, welche Herausforderungen verspätetes Handeln bei der Erreichung einer Minderung der Treibhausgase (THG) um 95 % bis 2050 mit sich bringt. Es setzt jedoch voraus, dass enorme strukturelle Veränderungen und Investitionen in einer kürzeren Zeit, insbesondere der Dekade vor 2050, erbracht werden. Dieser Trend zeichnet sich auch auf internationaler Ebene ab (wie bei den GreenEe-Szenarien mit einem zeitlichen Verzug von 10 Jahren).

Im Jahr 2050 fußt die Energieversorgung vollständig auf erneuerbaren Energien. Der Energiebedarf ist jedoch in allen Bereichen deutlich höher als bei den anderen Green-Szenarien. Durch das verzögerte Handeln können Energie- und Materialeffizienzmaßnahmen nur im begrenzteren Umfang umgesetzt werden. Bis 2050 können effiziente Sektorkopplungstechniken nur in Anwendungsbereiche mit kurzen Erneuerungszyklen integriert werden oder in Bereiche mit hohen Investitionsanreizen. So findet beispielsweise der Übergang zur Elektromobilität für den Individualverkehr spät statt. Dies bedeutet, dass 2050 noch eine Vielzahl der konventionellen Techniken im Verkehr sowie zur Raum- und Prozesswärmeversorgung in Betrieb sind. Damit charakterisiert GreenLate auch die Auswirkungen einer geringeren „Elektrifizierung“ der Anwendungsbereiche. Auch Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung und -verlagerung werden vorrangig in den letzten Jahren vor 2050 ergriffen. Der Trend hin zu einer gesünderen Ernährung setzt erst 2025 ein, woraus ein höherer Anteil an Viehbestand im Vergleich zu den anderen Szenarien resultiert.

Szenarienergebnisse

Im ⁠Szenario⁠ gelingt es, bis zum Jahr 2050 die Treibhausgasemissionen um 95,4 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Werden die natürlichen Senken durch nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Bewirtschaftung (⁠LULUCF⁠) berücksichtigt, so kann auch dieses Szenario den Netto-Null-Emissionen nahe kommen. Auf dem Weg dahin wird 2030 eine THG-Minderung von 55 Prozent und 2040 von 70 Prozent gegenüber 1990 erzielt (ohne LULUCF gerechnet). Dieses Szenario entspricht also den derzeitigen Zielen der Bundesregierung.

Der Endenergiebedarf kann (ohne den nicht-energetischen Bedarf der chemischen Industrie) aufgrund der geringeren Effizienzsteigerungen bis 2050 nur auf rund 1.800 Terawattstunden (TWh) reduziert werden. Im Jahr 2015 betrug dieser rund 2.500 TWh. Der Anteil der erneuerbaren Energien steigt bis 2030 auf 72 Prozent und bis 2040 nur marginal auf 74 Prozent in der Stromversorgung an. In der Brenn- und Kraftstoffversorgung beträgt der Anteil 2030 5 Prozent und 2040 13 Prozent und ist damit deutlich niedriger als in den anderen Szenarien. 2050 kommen in allen Bereichen keine fossilen Energieträger mehr zum Einsatz.

Bereits im GreenLate-Szenario findet – mit einer Verzögerung im Vergleich zu den anderen Szenarien – neben der Erschließung von Energieeffizienzpotenzialen über alle Anwendungsbereiche hinweg auch eine kontinuierliche Fortsetzung einer anspruchsvollen Ressourcenschonungspolitik inkl. eines verstärkten Einsatzes von Sekundärrohstoffen und Materialsubstitution sowie erste Umstellungen hin zu nachhaltigeren Lebensstilen statt. Die Primärrohstoffinanspruchnahme gemessen durch den RMC (Raw Material Consumption) kann bis 2050 um 56 Prozent gegenüber 2010 gesenkt werden.

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Schlagworte:
 Klimaschutz  Ressourcenschonung  transformation  Rohstoffnutzung  Energiewende