Klimawandel in der Antarktis

Besonders die Westantarktis hat sich in den vergangenen 70 Jahren stark erwärmt. zum Vergrößern anklicken
Besonders die Westantarktis hat sich in den vergangenen 70 Jahren stark erwärmt.
Quelle: NASA/GSFC Scientific Visualization Studio (2009)

Auch die Antarktis ist vom globalen Klimawandel betroffen. Vor allem die Antarktische Halbinsel und die Westantarktis erwärmen sich stark. Immer wieder brechen riesige Eisberge von der Schelfeiskante ab und tragen so zum globalen Meeresspiegelanstieg bei. Die Erwärmung verändert auch die einzigartigen Lebensgemeinschaften an Land und im Südpolarmeer.

Inhaltsverzeichnis

Im Zuge des globalen Klimawandels erwärmt sich auch die Antarktis. In den letzten 50 Jahren stiegen die mittleren Jahrestemperaturen an der Antarktischen Halbinsel um 2,6°C. Einzig die Arktis, insbesondere Spitzbergen, erwärmt sich noch schneller. Rekordwerte von über 18°C wurden im Februar 2020 an der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel auf Seymor Island gemessen. In der Ostantarktis ist die Erwärmung der Lufttemperaturen bislang sehr gering ausgefallen. Für den gesamten Kontinent beträgt die Erwärmung 0,12°C pro Jahrzehnt.

Die über dem Südpolarmeer vorherrschenden Westwinde verstärken und verschieben sich seit den 1980er Jahren. Sie haben den Zirkumpolarstrom, der sich um den Kontinent bewegt, bereits 50 bis 80 Kilometer nach Süden verschoben. Mit der Verstärkung der Westwinde wird auch eine Erhöhung der Niederschlagswerte angenommen.

 

Eisschmelze und Meeresspiegelanstieg

Im Sonderbericht über die Ozeane und die Kryosphäre in einem sich wandelnden ⁠Klima⁠ des Weltklimarates (Intergovernmental Panel on Climate Change, ⁠IPCC⁠) wird gezeigt, dass die Eisschmelze in Antarktis und Arktis von 2012 bis 2016 zusammen pro Jahr 1,2 mm zum Meeresspiegelanstieg beigetragen hat. Allein in der Westantarktis sind Verluste von Inlandeis von bis zu 200 Gigatonnen pro Jahr verzeichnet worden. Kalbende Gletscher bringen enorme Mengen an aufgetautem Süßwasser und kontinentalen Sedimenten ins Wasser ein. Ebenfalls starke Verluste sind beim Schelfeis bemerkbar: 2014 waren sieben von ursprünglich zwölf Schelfeisgebieten der Antarktischen Halbinsel zerfallen (entspricht der Fläche von Brandenburg). Auch in der Ostantarktis setzt, ausgelöst durch warmes Tiefenwasser, bereits ein schnelleres Abschmelzen des Schelfeises ein.

Meereis spielt als physikalische Barriere eine wichtige Rolle in beiden Polargebieten: Es verhindert die Erwärmung des Wassers durch die Sonneneinstrahlung und kühlt es gleichzeitig ab. Bei verringerter Meereisausdehnung kommt es zu stärkeren Wärmeeinträgen in den Südozean, wodurch die Tiefenwasserbildung und der Auftrieb gestört werden. Das Meereis um den antarktischen Kontinent hat sich leicht verändert: Die Meereisausdehnung im Südsommer erreichte im März 2017 den Negativrekord von 2,11 Millionen Quadratkilometer; durchschnittlich liegt das Minimum bei etwa 3 Millionen Quadratkilometern. Neben der oben genannten physikalischen Barriere für den Wärmetransfer zwischen Wasser und Luft wird sich durch das Schmelzen des Meereises auch das Vorkommen vieler davon abhängiger Arten, zum Beispiel Krill und Eisalgen, verändern.

 

Auswirkungen auf das Südpolarmeer und antarktische Lebewesen

Im Südpolarmeer sind Veränderungen durch den ⁠Klimawandel⁠ messbar. In den letzten 40 Jahren haben sich die oberen 2.000 Meter Meerwasser bereits um 0,4°C erwärmt. Am stärksten betrifft es bisher die in der Westantarktis gelegenen Randmeere Bellingshausensee und Amundsensee. Gleichzeitig soll Prognosen zufolge bis zum Jahr 2100 der ⁠pH-Wert⁠ zwischen 0,25 und 0,45 Einheiten sinken. Diese Kombination von sich ändernden Umweltfaktoren kann schwerwiegende Auswirkungen auf die einzigartige Unterwasserwelt der Antarktis haben.

Bereits jetzt konnten Änderungen der Lebensgemeinschaften festgestellt werden. Die Krillbestände an der Antarktischen Halbinsel und in der Westantarktis verringern und verlagern sich. Dies bringt auch Veränderungen bei den Vorkommen der vom Krill abhängigen größeren Lebewesen, wie Pinguine, Robben und Wale, mit sich. Arten, wie Adéliepinguin oder Kaiserpinguin, die auf stabiles Meereis angewiesen sind, ziehen sich verstärkt in südlichere Gebiete zurück. Eher subantarktische Arten, wie Eselspinguine, die nicht so stark von Krill und Eis abhängig sind, nehmen im Bestand zu oder rücken nach Süden hin nach.

Die Erwärmung der Antarktis, der Rückzug heimischer Arten, sowie steigende menschliche Aktivitäten – besonders auf der Antarktischen Halbinsel – bieten zudem bisher nicht-heimischen Arten Möglichkeiten, sich anzusiedeln. Schon jetzt konnten nicht-heimische Arten in der Antarktis entdeckt werden.

Eine Zusammenstellung wissenschaftlicher Studien sowie zusammenfassender Berichte rund um den Klimawandel in der Antarktis sind auf einer Themenseite des wissenschaftlichen Komitees für Antarktisforschung (Scientific Committee on Antarctic Research, SCAR) verfügbar.

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 Klimawandel  Temperatur  Eisschmelze  niederschlag  Süßwasser  Gletscher  Schelfeis  Eisberge  Artenwandel