In der Antarktis gibt es keine Hotels, keine Restaurants oder touristische Infrastruktur wie an anderen Urlaubszielen. Das Gros der Besucherinnen und Besucher reist auf einer schwimmenden Herberge an. Das Spektrum an Möglichkeiten reicht von kleinen Segelbooten bis hin zu großen Kreuzfahrtschiffen mit ein paar Tausend Passagieren. Aber auch Flugreisen sind mittlerweile möglich.
Traditionell erreicht der Großteil – nämlich 95 Prozent – aller Antarktisbesuchenden den Kontinent und seine vorgelagerten Inseln per Schiff. Für die Reisen stehen drei Kategorien von Schiffen zur Auswahl. Den Hauptanteil machen Expeditionskreuzfahrtschiffe mit weniger als 200 Passagieren aus. Danach folgen mittelgroße Kreuzfahrtschiffe mit 200 bis 500 Passagieren und wenige große, so genannte „Cruise-only“-Schiffe mit mehr als 500 Passagieren. Letztere dürfen jedoch im Antarktis-Vertragsgebiet keine Anlandungen durchführen, sind also lediglich auf die Kreuzfahrt selbst beschränkt.
Touristinnen und Touristen nehmen heutzutage zahlreiche Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten in der Antarktis wahr, die über einen einfachen Landspaziergang hinausgehen. Die Angebote der Reiseunternehmen reichen unter anderem von Tauchgängen über Kajaktouren, Camping, geführten Wanderungen bis hin zu Klettertouren und Bergbesteigungen. Manche Anbieter ermöglichen sogar Ausflüge mit Helikoptern oder Unterseebooten. Die breite Palette an Möglichkeiten ist jedoch auch mit Bedenken verbunden, da es für die wenigsten der angebotenen Aktivitäten konkrete Richtlinien gibt und Besucherinnen und Besucher durch falsches Verhalten großen Schaden im empfindlichen Ökosystem der Antarktis anrichten können.
Begleitung durch geschulte Lektoren
Während der Reise werden die Besucherinnen und Besucher durch ein geschultes Lektorenteam begleitet. Vorträge an Bord über die Besonderheiten der antarktischen Tier- und Pflanzenwelt sowie korrekte Verhaltensweisen bereiten die Reisenden auf die speziellen Bedingungen vor. Bei Landgängen muss jeweils eine Lektorin oder ein Lektor für eine Gruppe von maximal 20 Reisenden zur Verfügung stehen. Achten Sie als verantwortungsbewusste Reisende bitte stets auf die Anweisungen durch das Bordpersonal und haben Sie auch ein Auge auf Ihre Mitreisenden. So können Sie dazu beitragen, die Antarktis zu schützen und ihre Einzigartigkeit für künftige Generationen zu bewahren.
Mit der Yacht in die Antarktis
Wer es lieber etwas abenteuerlicher hat, selbst mit zupacken möchte und ein etwas privateres Ambiente schätzt, kann eine Antarktisreise mit einer Yacht unternehmen. Reisen auf kommerziellen Booten, die jede Saison in das Gebiet fahren, sind sehr beliebt. Aber auch Eignerinnen und Eigner von Segel- oder Motoryachten erfüllen sich den Lebenstraum, einmal selbst in die Antarktis zu fahren.
Reisen mit Segel- oder Motoryachten in das Antarktisvertragsgebiet sind seit den 1960er Jahren dokumentiert. Neben den Kreuzfahrtschiffen gehören Yachten zum alltäglichen Bild des Antarktistourismus. Pro Jahr nehmen inzwischen einige Hundert Touristinnen und Touristen an privaten und gewerblichen Yachtreisen teil.
Ein beliebtes Ausflugsziel ist Port Lockroy – eine ehemalige Britische Station auf der westantarktischen Halbinsel. Der United Kingdom Antarctic Heritage Trust betreibt dort neben einem Museum auch ein kleines Postamt und einen Andenkenladen. Nur ein kleiner Teil der Yachten, die im Antarktisvertragsgebiet unterwegs sind, ist Mitglied im internationalen Verband der Antarktis-Reiseveranstalter (IAATO) und unterliegt somit deren Regelungen. Die Konsultativstaaten des Antarktis-Vertrages haben 2012 ebenfalls Richtlinien für Yachtbetreiber in der Antarktis veröffentlicht. Vor allem Individualsegler bewegen sich jedoch zumeist unkontrolliert im Antarktisvertragsgebiet.
Empfehlungen für Ihre Yachtreise
Fehlverhalten einzelner Yachttouristinnen und -touristen – basierend auf Unwissenheit oder Übermut – stellt eine große Gefahr sowohl für Menschen als auch das Ökosystem der Antarktis dar. Als Passagier einer Yacht, die das Antarktisvertragsgebiet besucht, sollten Sie sich vorab vergewissern, dass die nötigen Genehmigungen für die Reise vorliegen.
Wenige hundert Touristinnen und Touristen nutzen pro Saison die Angebote einzelner Veranstalter auf dem antarktischen Festland oder den vorgelagerten Inseln – die Tendenz steigt jedoch kontinuierlich an. Reisende können zwischen vielfältigen Angeboten für das „besondere Abenteuer“ oder anderen extreme Erfahrungen wählen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Expeditionen auf dem antarktischen Festland reisen per Flugzeug oder Schiff an. Das erste Privatunternehmen begann 1985 mit der Organisation der Landemöglichkeit auf dem Südpol und von Bergtouren in den Patriot Hills.
An Land wird die Möglichkeit genutzt, auf dem Eis Ski oder Marathon zu laufen, Berge zu besteigen oder Fallschirmsprünge von Felsen zu machen. Ein fester Bestandteil vieler Expeditionen ist ein Besuch am Südpol. Seltener durchqueren Besucherinnen und Besucher die Antarktis auf Skiern, Schlitten mit Lenkdrachen oder motorisierten Fahrzeugen oder umrunden den Kontinent mit einem Segelboot. Skiwettkämpfe über kürzere Distanzen finden gelegentlich auch statt. In der Saison 2010/2011 begleitete beispielsweise ein deutsches Filmteam einen Skiwettlauf mit vier PKWs etwa 400 km über das Eis im Königin-Maud-Land.
Camping im Kühlschrank der Welt
Auf dem Festland wird die Unterkunft zumeist in Zelten angeboten. Eines der größten Camps befindet sich derzeit am Union Glacier und beherbergt jährlich ein paar hundert Gäste. Diese Camps sind Ausgangspunkt für zahlreiche Unternehmungen in der näheren Umgebung, wie den Besuch von Kaiserpinguinkolonien, Bergbesteigungen, Ausflüge mit Kleinflugzeugen oder Drachensurfen auf dem Eis. Insgesamt stieg die Zahl der Angebote von Sport- und Abenteuertourismus im Antarktisvertragsgebiet in den letzten Jahren stetig an.
Da derzeit alle kommerziellen Veranstalter Mitglied des internationalen Verbandes der Antarktis-Reiseveranstalter (IAATO) sind, unterliegen deren Aktivitäten der Kontrolle der IAATO und sind somit zumindest teilweise reguliert. Dennoch werden sowohl die steigende Nachfrage als auch das entsprechende Angebot an landseitigen Tourismusangeboten mit Besorgnis beobachtet.
Risiken für Mensch und Natur
Touristinnen und Touristen haben die Möglichkeit, in bisher völlig unberührte Gebiete der Antarktis zu gelangen und stellen somit per se eine Gefährdung für die unangetastete Wildnis dar. Fehlverhalten einzelner Personen kann nicht nur großen Schaden an der Umwelt anrichten, sondern gefährdet auch Menschenleben. Einige der touristischen Aktivitäten, beispielsweise Bergsteigen in entlegenen Massiven oder Durchquerungen des Kontinents zu Fuß, sind teilweise mit hohen Risiken verbunden. Sowohl die Rettung als auch die Unfallfolgenbekämpfung ist in der Antarktis ungleich schwieriger und aufwendiger als in besiedelten Gebieten. Durch die fehlende Infrastruktur und die harschen Klimabedingungen können Hilfs- und Rettungsmaßnahmen oftmals nicht oder nicht umgehend erfolgen.
Die Antarktis aus der Vogelperspektive
Bereits von einem Schiff aus gesehen sind die gewaltigen Eispanzer der Antarktis atemberaubend. Das gesamte Ausmaß der eiskalten Decke bleibt den Kreuzfahrttouristinnen und -touristen jedoch verborgen. Bei einem Überflug des antarktischen Kontinents bekommt man eher eine Idee, wie groß die kälteste Wüste der Welt wirklich ist.
Der erste touristische Überflug über den antarktischen Kontinent fand 1956 mit 66 Touristen durch eine chilenische Airline statt. Zwischen 1977 und 1980 wurden insgesamt 44 Flüge mit mehr als 11.000 Passagieren unternommen. Ein jähes und dramatisches Ende erfuhr der Überflugtourismus, als der Air New Zealand Flight 901 am 28 November 1979 bei schlechtem Wetter mit dem Mount Erebus zusammenstieß. Bei dem folgenschweren Unfall starben 257 Passagiere und der Überflugtourismus kam für Jahre zum Erliegen.
Seit Mitte der Neunziger Jahre werden die etwa 10.000 km langen Rundflüge als Tagestrips gelegentlich wieder angeboten. Bis die ersten Eisberge zu sehen sind, werden Videos gezeigt oder Vorträge von Antarktisexperten angeboten. Über besonders interessanten Punkten fliegen die Flugzeuge Achten, um den Gästen auf beiden Seiten des Flugzeugs Ausblicke zu gewähren. Mehrere Tausend Touristinnen und Touristen haben seither den weißen Kontinent aus der Vogelperspektive gesehen.
Die Beachtung der Verhaltensregeln ist immer wichtig
Auch wenn Sie mit einem Reiseanbieter zu Wasser, zu Land oder in der Luft unterwegs sind, der sich normalerweise darum kümmert, dass alle Regelungen eingehalten werden, ist es wichtig, dass auch Sie als Besuchende der Antarktis über die Verhaltensrichtlinien Bescheid wissen.
Eine handliche Broschüre sowie ein ausführlicherer Leitfaden zum richtigen Verhalten stehen Ihnen hier zur Verfügung:
Gäste von Reiseanbietern müssen für den Besuch der Antarktis nicht selbst eine Genehmigung beantragen. Dies übernimmt in der Regel der Reiseveranstalter. Interessierte Reisende können auf dem Schiff oder im Camp Einblick in die Genehmigung und weitere Unterlagen zu den rechtlichen Grundlagen erhalten.
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
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