Umweltfolgen der Nutzung biotischer Rohstoffe

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Natürliche Ressource Holz
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Weltweit verschärft sich der Druck auf Landflächen und andere Ressourcen. Ursache hierfür ist der ressourcenintensive Konsum von Industrie- und Schwellenländern sowie die steigende Nachfrage nach Agrar- und Forstprodukten durch die globale demographische Entwicklung. Eine wachsende Weltbevölkerung benötigt mehr Nahrung, mehr nachwachsende Rohstoffe und mehr Energie.

Das deutsche Ressourceneffizienzprogramm ProgRess vom 29. Februar 2012 (Programm zur nachhaltigen Nutzung und zum Schutz der natürlichen Ressourcen) unterscheidet zwischen abiotischen (fossile Rohstoffe, Erze, Industriemineralien, Baumineralien) und biotischen Rohstoffen. Die biotischen Rohstoffe – auch ⁠Biomasse⁠ genannt – sind die Basis für die Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln, für stoffliche und industrielle Verwendungen und für Bioenergie. Unter dem Begriff Biomasse werden nicht nur Pflanzen vom Acker und Holz aus den Wäldern, sondern sämtliche Stoffe organischer Herkunft verstanden, die nicht fossilen Ursprungs sind (Kaltschmitt et al., 2009).

Entwicklung der Nutzung biotischer Ressourcen

Bis zur Entdeckung der fossilen Rohstoffe deckte Biomasse die menschlicher Bedürfnisse in allen Lebensbereichen. Biomasse wird seit jeher als Nahrungs- und Futtermittel, als Brennmaterial, als Baustoff, als Rohstoff für Textilien sowie als Arznei genutzt. Bis zur Mechanisierung der Landwirtschaft infolge der Industriellen Revolution bildeten regional weitgehend geschlossene Nährstoff- und Energiekreisläufe die Grundlage landwirtschaftlicher Biomasseproduktion. Die für die Produktion notwendige Energie (Futtermittel für Arbeitstiere und Nahrungsmittel für die menschliche Arbeitskraft) stammte aus dem Landwirtschaftssektor selbst.

Mit dem technischen Fortschritt des 20. Jahrhunderts hat sich die Art der Biomasseproduktion und -nutzung stark verändert. Fossile Energieträger ermöglichten die Motorisierung der Landwirtschaft und die energieintensive Produktion von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Die Globalisierung der Nährstoff- und Energieflüsse ermöglichte eine intensivere, spezialisierte Form der Biomasseproduktion und leitete in einigen Teilen der Welt eine Phase des Wohlstands und des Überflusses ein. Doch weder die Globalisierung der Handelsströme für Biomasse, noch die auf mittlerweile 2.800 Kilokalorien pro Kopf und Tag gestiegene weltweite Nahrungsmittelproduktion (FAOSTAT) vermochten die Zahl der Hungernden auf der Welt dauerhaft zu reduzieren.

Folgen der steigenden Biomassenutzung

Weltweit verschärft sich der Druck auf Landflächen und andere Ressourcen. Ursachen hierfür sind die ressourcenintensiven Konsumweisen der Industrie- und Schwellenländer sowie die steigende Nachfrage nach Agrar- und Forstprodukten durch die globale demographische Entwicklung. Eine wachsende Weltbevölkerung benötigt mehr Nahrung, mehr nachwachsende Rohstoffe und mehr Energie. Mit steigenden Einkommen in den Schwellenländern nähert sich die dortige Pro-Kopf-Ressourcenintensität des Konsumstils dem Niveau der Industrieländer an. Dies alles geschieht vor der Kulisse des Klimawandels, dessen Auswirkungen die globale Biomasseproduktion zunehmend treffen.

Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die umweltbedingten Kosten der landwirtschaftlichen Intensivierung in Form von massiver Umweltzerstörung thematisiert. Wie und in welchem Umfang Nutzpflanzen angebaut, Tiere gehalten und Biomasse aus natürlichen Beständen wie Wäldern und Grünland entzogen wird, beeinflusst die Integrität globaler Ökosysteme maßgeblich. Ihre  Funktionsfähigkeit wie die Klimaregulation, Bewahrung der Bodenfruchtbarkeit, Erhalt der ⁠Biodiversität⁠ und Regeneration regionaler ⁠Wasserkörper⁠ wird beeinträchtigt.

Die nicht nachhaltige Nutzung der biotischen Rohstoffe verändert unsere Ökosysteme oft dauerhaft. Die Gewinnung, die Weiterverarbeitung der biotischen Rohstoffe und deren Konsum sind häufig mit erheblichen Eingriffen in den Natur- und Wasserhaushalt verbunden. Vielfach ist ein  hoher Energie-, Material- und Chemikalieneinsatz notwendig. Die Eingriffe führen zu Bodenerosion sowie zu Emissionen von Schadstoffen in Wasser, Boden und Luft. Um neue Produktionsflächen zu gewinnen, werden Flächen umgewandelt und teilweise ganze Ökosysteme zerstört.

Durch die weltweite Vernetzung der Handelsströme für Agrar- und Forstgüter werden die Ursachenketten für die mit der Produktion verbundenen Umweltfolgen ebenfalls global verknüpft. Die großen Umweltprobleme und die Tatsache, dass eine Milliarde Menschen hungern, erfordern daher Lösungsansätze für eine nachhaltigere Produktion, Verwendung und Verteilung der biotischen Rohstoffe.

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 Biomassenutzung  Biologische Ressourcen