Welche der gerade festgestellten Betroffenheiten stellen Beeinträchtigungen dar, mit denen Sie sich auseinandersetzen sollten? Um Ihre Mittel möglichst effizient einzusetzen, müssen Sie eine Auswahl der wichtigsten Betroffenheiten treffen. Falls Sie sich entschieden haben, auch zukünftige Betroffenheiten abzuschätzen, werden Sie in diesem Schritt auch mögliche zukünftige Entwicklungen analysieren.
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Betroffenheit bewerten
Die Analyse kann in zwei Schritten erfolgen: Zuerst bewerten Sie die Betroffenheiten, um sie anschließend innerhalb Ihrer Kommune zu verorten, etwa in bestimmten Stadtvierteln. Für die Bewertung empfiehlt sich eine einheitliche Skala. Die Vorlage zur Betroffenheitsanalyse aus der Arbeitsmappe zum Klimalotsen bietet Ihnen eine Skala zur Bewertung von Klimasignalen und Empfindlichkeiten mit drei Stufen an:
0: nicht oder gering vorhanden 1: mittlere Ausprägung 2: starke Ausprägung
Die Bewertung der Betroffenheit ergibt sich aus der Multiplikation der Werte für Klimasignal und Empfindlichkeit in der Tabelle am Ende dieses Kapitels.
Falls mehrere Klimasignale oder Empfindlichkeiten zu einer Betroffenheit beitragen, berechnen Sie jeweils den Mittelwert aller Klimasignale oder Empfindlichkeiten. Bewerten Sie also eine Betroffenheit, zu der zwei Empfindlichkeiten mit den Werten 2 und 1 und zwei Klimasignale mit den Werten 0 und 2 beitragen, so ergibt sich für die Bewertung der Empfindlichkeiten eine 1,5 und für die der Klimasignale eine 1. Die Betroffenheit liegt dann mit 1,5 zwischen einer mittleren und einer starken Betroffenheit.
Partizipation
Wenn es um den Umgang mit den Folgen des Klimawandels geht, sollten möglichst viele der wichtigen Interessensvertreter einbezogen werden, Dies gilt auch für die Analyse von Betroffenheiten. Bei der Bewertung von Betroffenheiten können etwa die Ansichten von Umwelt- und Wirtschaftsverbänden, aber auch von Mitarbeitenden aus verschiedenen Ressorts Ihrer Kommune voneinander abweichen.
Datenverfügbarkeit
Falls Sie sich bei der Qualität und Verlässlichkeit von Annahmen unsicher sind oder die Trends für zukünftige Entwicklungen nicht eindeutig scheinen, sollten Sie diese Unsicherheiten dokumentieren und bei der weiteren Bearbeitung berücksichtigen. Auch hier spielen die bereits angesprochenen Szenarien eine wichtige Rolle.
Wie kann GIS-Software die Analysen unterstützen?
Eine GIS-Software ermöglicht Ihnen eine tiefergehende Analyse der verschiedenen Betroffenheiten – vorausgesetzt, Sie verfügen über die notwendigen Kenntnisse und Ressourcen. Mithilfe von GIS lassen sich Klimasignale und Empfindlichkeiten zusammenführen und Kartenwerke einfach erstellen – teilweise sogar automatisiert. Neben Fachwissen und spezialisierter Software brauche Sie hierfür natürlich auch die passenden Daten.
Für die Betroffenheitsanalyse lassen sich beispielsweise georeferenzierte Informationen zu klimatischen, hydrologischen und ökologischen Gegebenheiten, zur Topographie, zur Flächennutzung, zur soziodemographischen Struktur oder zur Lage von Infrastrukturen verwenden. Diese Daten sollten Sie jedoch hinsichtlich ihrer Qualität, Aktualität und ihrer räumlichen Tiefe prüfen.
Daten zum Klima können Sie ergänzen, indem Sie zusätzliche Messstationen aufbauen, auf Messfahrten im Stadtgebiet bioklimatische Parameter erfassen oder mithilfe der Flugthermografie Wärmebilder des Stadtgebietes erstellen lassen. Auf diese Weise können Klimafunktionskarten erstellt und räumliche Hot-Spots für verschiedene Betroffenheiten dargestellt werden.
"Damit wir die Risiken der Wirkfolgen priorisieren konnten, haben wir Klimafunktionskarten zu bioklimatischer Belastung genutzt, um Hot-Spot Quartiere zu identifizieren. Mithilfe geographischer Informationssysteme haben wir die Ergebnisse der Klimafunktionskarten mit Sensitivitätsdaten, wie Bebauungsdichte und Bevölkerungsstruktur verschnitten. So wurden zwölf beispielhafte Quartierstypen, darunter auch nicht-Hot-Spot Quartiere, eingehend betrachtet." Martin Kratz, Stadtplanungsamt Stadt Karlsruhe , Karlsruhe
Beispiele für Klimafunktionskarten
Klimakarte von Dresden
Der Ausschnitt aus der synthetischen Klimafunktionskarte der Stadt Dresden zeigt die klimatische Situation des Stadtgebiets mit Bereichen der Kalt- und Frischluftentstehung sowie Bereiche stadtklimatischer Veränderungen. Siehe: http://www.dresden.de/de/stadtraum/umwelt/umwelt/umweltinformation/04/Umweltatlas-5.3.php
Quelle: maxmann / pixabay.com / CC0
Klimafunktionskarte Magdeburg
Die Karte von Magdeburg zeigt das Temperaturfeld der Stadt zum Zeitpunkt 4 Uhr morgens gemessen 2 Meter über dem Grund.
Quelle: Landeshauptstadt Magdeburg. Umweltamt
Klimafunktionskarte Heidelberg - Mannheim
Die Klimafunktionskarte des Nachbarschaftsverbandes Heidelberg-Mannheim zeigt das Klima verschiedener Siedlungsbereiche, Kaltluftgebiete und Strömungsparameter.
Quelle: Nachbarschaftsverband Heidelberg Mannheim
Klimafunktionskarte Gießen
Die Karte der klima- und imissionsökologischen Funktionen für die Stadt Gießen zeigt Wirkungsräume, wie die bioklimatische Situation in Siedlungsräumen und Luftaustauschbereiche, sowie Grün- und Freiflächen als Ausgleichräume auf und dient als Basis für die Planungshinweiskarte der Stadt. Siehe: https://parlamentsinfo.giessen.de/vo0050.php?__kvonr=14589
Quelle: Universitätsstadt Gießen. Amt für Umwelt und Natur
Planungshinweiskarte Gießen
Die Planungshinweiskarte der Stadt Gießen bewertet die Siedlungsräume bzw. Frei -und Grünflächen. Es werden Empfehlungen zur Entsiegelung, Gebäudehöhen und --ausrichtung oder auch Durchgrünung sowie zu freizuhaltenden Belüftungskorridoren für die Stadtplanung gegeben. Siehe: https://parlamentsinfo.giessen.de/vo0050.php?__kvonr=14589
Quelle: Universitätsstadt Gießen. Amt für Umwelt und Natur
Karte mit Fließwegen und Mulden des Stadtgebiets Wuppertal Quelle: evaihnenfeldt / pixabay / CC0
Priorisieren Sie die Betroffenheiten Ihrer Kommune, indem Sie in der Vorlage zur Betroffenheitsanalyse in der Arbeitsmappe zum Klimalotsen die zugrundeliegenden Empfindlichkeiten und Klimasignale bewerten und multiplizieren. Falls Sie auch zukünftige Betroffenheiten identifiziert haben, vergleichen Sie diese mit der heutigen Betroffenheit und schauen Sie, wo sich besonders starke Veränderungen zeigen.
Nutzen Sie die Vorlage zur Betroffenheitsanalyse aus der Arbeitsmappe zum Klimalotsen sowie das oben vorgestellte Bewertungsschema, um Ihre Bewertungen zu dokumentieren.
Nutzen Sie das Poster aus der Arbeitsmappe, um Betroffenheiten zu lokalisieren.
Beachten Sie, dass ähnliche Empfindlichkeiten und Klimasignale und damit auch die Betroffenheiten innerhalb Ihrer Kommune variieren können.
Machen Sie sich folgende psychologische Tendenzen bewusst, um sie bei der Analyse zu vermeiden:
Verfügbarkeitsheuristik: Häufig werden jene Betroffenheiten überschätzt, denen persönliche Erfahrungen zugrunde liegen und die daher in der Erinnerung besonders präsent sind, beispielsweise ein Sturmschaden, von dem Sie selbst betroffen waren.
Unrealistischer Optimismus: Menschen neigen dazu, sich selbst für weniger gefährdet zu halten als vergleichbare Personen(gruppen). Fakten helfen dabei, einer fehlerhaften Einschätzung vorzubeugen.
Vernachlässigung langfristiger Folgen: Berücksichtigen Sie in jedem Fall auch Klimafolgen, die erst langfristig wirksam werden können. Häufig ist ein frühzeitiges Entgegenwirken finanziell erheblich günstiger als ein nachträgliches Reagieren.
"Für eine bessere Übersicht und eine einfachere Bearbeitung haben wir unsere Arbeit in dem Bereich auf das Thema Hitze eingegrenzt und exemplarisch in zwei Stadtteilen durchgeführt. Bezogen auf Niederschlag wäre die Datengrundlage nicht so eindeutig gewesen. Außerdem liegt das Thema eher im Aufgabenbereich der Stadtentwässerung und nicht in dem des Umweltamts. Ich muss sagen, dass diese thematische Eingrenzung sich bewährt hat." Annegret Weidig, Umweltamt, Stadt Nürnberg, Nürnberg
„Für Mensch und Umwelt″ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
Umweltbundesamt
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