2.3 Welche Daten und Informationen benötigen Sie?

Nachdem Sie für Ihre Kommune die relevanten Klimawirkungen zusammengestellt haben, besteht für Sie nunmehr die Aufgabe darin, alle vorhandenen qualitativen und quantitativen Informationen und Daten für die Klimarisikoanalyse zusammenzutragen und diese strukturiert zu dokumentieren. Dies bildet die Grundlage für die Analyse und Bewertung der Klimawirkungen.

Relevante Informationen und Daten identifizieren und erfassen

Informationen zum ⁠Klimawandel⁠ in Ihrer Region erhalten Sie über die Auswertung der Fachliteratur und entsprechender Studien. Bestehen Schwierigkeiten bei der Interpretation und Einordnung der Ergebnisse, sollten Sie Expert*innen zu Rate ziehen. Gerade deren Urteile können sehr hilfreich sein, auch um quantitative Daten zu ergänzen. Seien Sie sich zudem bewusst, dass das Verständnis der lokalen Auswirkungen des Klimawandels das Fachwissen von verschiedenen Disziplinen erfordern kann und Sie ggfs. weitere externe Expertise hinzuziehen.

Bezüglich der klimatischen Einflüsse sind quantitative Daten einzelnen Klimavariablen von Bedeutung (z. B. Lufttemperatur, ⁠Heiße Tage⁠, Tropische Nächte, Niederschläge, Starkregentage, Sturmtage). Derartige Daten, die in der Regel als Messdaten vorliegen, erlauben es Ihnen, die bisherige Entwicklung der Klimaentwicklungen aufzuzeigen.

Um die zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels auf Ihre Kommune abschätzen zu können, müssen Sie wissen, wie sich das ⁠Klima⁠ in Ihrer Kommune in Zukunft, z. B. bis Mitte oder Ende des Jahrhunderts verändern könnte. Hierzu werden von Expert*innen Klimamodelle genutzt, die das zukünftige Klima unter Annahmen unterschiedlicher Treibhausgasszenarien berechnen. Im Ergebnis entstehen dann Klimaprojektionen, die es Ihnen erlauben, mögliche Klimaveränderungen abzuschätzen und daraus resultierende Risiken besser bewerten zu können. Wichtig ist herauszustellen, dass Klimaprojektionen keine Prognosen sind, also nicht „Dies wird in meiner Kommune geschehen“, sondern: "Wenn dieses ⁠Szenario⁠ eintrifft, dann könnte Folgendes in meiner Kommune geschehen...".

"Ausgangspunkt für die Arbeit mit Folgen des Klimawandels sollte eine solide Datenbasis sein, die topographische und klimatische Kenntnisse der eigenen Gemeinde beinhaltet."

Reinhard Hahn, Stadtplanungsamt, Stadt Regensburg

Und vermeiden Sie es nach Möglichkeit, nur eine ⁠Projektion⁠ des zukünftigen Klimas zu verwenden. Denken Sie daran, dass es bei zukünftigen Klimaveränderungen um eine Reihe von Möglichkeiten geht, nicht um eine einzige bestmögliche Möglichkeit. Ein gängiger Ansatz für die Planung ist die Entwicklung von mehreren Szenarien (z. B. schwächerer Klimawandel („Best-Case“), stärkerer Klimawandel („Bad-Case“) jeweils bis Mitte und Ende des Jahrhunderts, um die Bandbreite möglicher zukünftiger Ergebnisse zu begrenzen.

Querschnittsthema: Datenverfügbarkeit

Konkrete Daten und Informationen zu Klimaveränderungen und Klimaprojektionen für Deutschland und für einzelne Regionen stellen verschiedene Institutionen (z. B. Deutscher Wetterdienst, Climate Service Center Germany, Fachzentren zu ⁠Klimafolgen⁠ und Anpassung in den Bundesländern) und Klimainformationsdienste (z. B. Klimaatlanten, ⁠DAS⁠-Basisdient „Klima und Wasser“ für Kommunen bereit. Eine Übersicht möglichen nationaler und regionaler Datenquellen liefert Ihnen die Infobox „Quantitative Datenquellen“ der Handlungsempfehlungen zur Umsetzung der ISO 14091 in Kapitel 2.2.3.

Indikatoren ermitteln und festlegen

Hilfreich kann auch die Entwicklung von Indikatoren sein, die Informationen über bestimmte Zustände oder Bedingungen liefern (vgl. auch Modul 5 "Anpassung beobachten und bewerten"). Oftmals sind diese nicht direkt messbar (z. B. die Hitzebelastung der Bevölkerung). Dann können Sie „Ersatzindikatoren“ (Proxy-Indikatoren) wählen, wie z. B. die Entwicklung der heißen Tage oder tropischen Nächte und die Bevölkerungsdichte als Annäherung für eine Einschätzung der Hitzebelastung.

Relevante nicht-klimatische Informationen und Daten erfassen

Auch die nützlichen nicht-klimatischen Informationen und Daten zu Sensitivitäten und räumliche Expositionen sollten Sie jetzt im Detail erfassen (vgl. auch Kapitel 2.1). Für die Zukunftsbetrachtung werden oftmals sozioökonomische Szenarien benötigt, die Hinweise darauf geben könnten, wo und wie beispielsweise in Zukunft ältere Menschen in Ihrer Kommune wohnen werden, die besonders unter Hitze leiden. Mit derartigen Informationen können dann Vorsorgemaßnahmen im Gesundheitsbereich noch gezielter geplant werden.

Querschnittsthema: Datenverfügbarkeit

Quantitative Daten zu Sensitivitäten und zur räumlichen ⁠Exposition⁠ lassen sich häufig von den statistischen Landesämtern oder Umwelt- und Planungsämtern auf Landes- und kommunaler Ebene beziehen. Eine Sammlung dieser Informationen findet sich im Geoportal des Bundes. Weitere Datenquellen zur Bestimmung der ⁠Sensitivität⁠ und des räumlichen Vorkommens sind: kommunale Geoinformationssysteme, Kartenmaterial zu Topographie, Geologie, Hydrologie und Naturräumliche Gliederung, Grünflächen- und Grundstückskataster, Flächennutzungspläne, Landschaftspläne, Luftbildaufnahmen, Gutachten und Fachliteratur. Informationen zu drei sozioökonomische Szenarien auf nationaler und regionaler Ebene bietet das Umweltbundesamt.

Datenmanagement organisieren

Alle qualitativen und quantitativen Informationen und Daten, die für die Klimarisikoanalyse genutzt werden sollen, sollten Sie im Rahmen eines gut strukturierten Datenmanagements dokumentieren und verwalten. Legen Sie fest, wo und wie die Daten gesammelt, dokumentiert und potentiell Nutzenden zur Verfügung gestellt werden. Halten Sie auch fest, zu welchen Aspekten unzureichende bzw. keine Daten für Ihre Kommune vorliegen. Wer das Datenmanagement für Ihre Kommune übernimmt, hängt von den Personal- und Finanzressourcen ab, die Ihnen für diese Aufgabe zur Verfügung stehen sowie von der Menge der für Ihre Kommune verfügbaren Informationen. Sie können diese Aufgabe selbst übernehmen oder an ein externes Fachbüro mit entsprechender Expertise delegieren.

Hilfreiche Links und Publikationen

 

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