Bioabfälle

Die Menge an getrennt gesammelten biologisch abbaubaren Abfällen ist 2021 auf einen Höchststand angewachsen. Gestiegen sind vor allem die Abfälle aus der Biotonne sowie die Garten- und Parkabfälle, aber auch Abfälle aus der Alkoholdestillation. Die Klärschlammkompostierung ist wieder auf einen Wert unter dem von 2019 gesunken. Insgesamt wurden 2021 etwa 16,1 Mio. t Bioabfälle behandelt.

Inhaltsverzeichnis

 

Bioabfälle: Gute Qualität ist Voraussetzung für eine hochwertige Verwertung

Die getrennte Erfassung von Bioabfällen ist eine wesentliche Voraussetzung für die Wiederverwertung von organischen Substanzen und Nährstoffen. Nur aus sauber getrennten und fremdstoffarmen Bioabfällen lassen sich hochwertige Komposte und Gärreste herstellen, die für eine landwirtschaftliche oder gärtnerische Nutzung geeignet sind. Zu diesen Abfällen zählen Bioabfälle aus Haushalten und Gewerbe, Garten- und Parkabfälle sowie Speiseabfälle, Abfälle aus der Lebensmittelverarbeitung und Abfälle aus der Landwirtschaft (siehe Abb. „Zusammensetzung der an Bioabfallbehandlungsanlagen angelieferten Bioabfälle“). Auch Klärschlämme, die in Klärschlammkompostierungsanlagen behandelt werden oder in Vergärungsanlagen mit anderen Bioabfällen zusammen vergoren werden, werden in der Abfallstatistik zu den biologischen Abfällen gezählt. Ebenso wird der Teil der in Deutschland anfallenden Mengen an Gülle und Mist, der in Bioabfallbehandlungsanlagen mitbehandelt wird, laut Abfallstatistik zu den biologischen Abfällen gezählt. Zu beachten ist, dass ein Großteil dieser landwirtschaftlichen Rückstände nicht in der Abfallstatistik auftaucht, da er nicht in Abfallbehandlungsanlagen behandelt, sondern in der Landwirtschaft direkt verwertet wird.

Diagramm: 2021 fielen 16,13 Mio. t Bioabfälle an. Davon waren 4,85 Mio. t Garten- und Parkabfälle, 5,19 Mio. t Biotonnenabfälle, 667.000 t gewerbliche Speiseabfälle, 2,390 Mio. t Abfälle und Schlämme aus Landwirtschaft und Nahrungsmittelherstellung, 1,05 Mio. t kommunaler Klärschlamm.
Zusammensetzung der an Bioabfallbehandlungsanlagen angelieferten Bioabfälle
Quelle: Statistisches Bundesamt Diagramm als PDF
 

Sammlung von Bioabfall

In Deutschland begann im Jahr 1985 die getrennte Sammlung biogener Abfälle. Die gesammelten Abfälle werden zu speziellen Bioabfallbehandlungsanlagen transportiert, wo sie kompostiert (mit Sauerstoff = aerob) oder vergoren (ohne Sauerstoff = anaerob) werden.

Von 1990 bis 2002 ist die Menge der behandelten Bioabfälle nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stark angestiegen (siehe Abb. „An Bioabfallbehandlungsanlagen angelieferte biologisch abbaubare Abfälle“). Danach wuchs die gesammelte Menge nur noch langsam weiter an. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland etwa 16,1 Millionen Tonnen (Mio. t) biogene Abfälle biologisch behandelt.

Aus diesen biogenen Abfällen wurden rund

  • 1,35 Mio. t Bioabfallkompost
  • 2,24 Mio. t Grünabfallkompost
  • 4,01 Mio. t Gärreste und kompostierte Gärreste sowie
  • 0,29 Mio. t Klärschlammkomposte
  • 0,05 Mio. t Komposte aus sonstigen biologischen Behandlungsanlagen

erzeugt und an Nutzer abgegeben (Statistisches Bundesamt 2023). Die Entwicklung der abgegebenen Kompost- und Gärrestmengen ist in Abbildung „Abgesetzte Komposte und Gärreste“ dargestellt.

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Verwertungswege biogener Abfälle

Wie Bioabfall am sinnvollsten zu verwerten ist, hängt von dessen Zusammensetzung ab. Bei der Verwertung biogener Abfällen lässt sich unterscheiden:

  • Nasse Bio- und Speiseabfälle sind für eine Vergärung mit Biogasnutzung und anschließender stofflicher Verwertung der Gärreste geeignet.
  • Für lignin- und zellulosereiches Pflanzenmaterial ist die Kompostierung und die Herstellung von Fertigkompost die beste Verwendung.
  • Holzhaltige Bestandteile des Grünabfalls lassen sich neben der Kompostierung auch energetisch nutzen und können etwa als Brennstoff in Biomasseheizkraftwerken eingesetzt werden (siehe Schaubild „Verwertungswege des Bioabfalls“).

Mehr als die Hälfte der Bioabfälle wird derzeit noch kompostiert, wobei die enthaltene Energie nicht genutzt werden kann. Ziel ist es daher, den Anteil der Vergärung mit Biogasgewinnung bei den geeigneten Bioabfällen in Zukunft zu erhöhen. Dies gilt insbesondere für Bioabfälle aus Haushalten (Biotonne), bei denen noch große Potenziale für eine Vergärung bestehen.

Das Schaubild zeigt die möglichen Verwertungswege für Bioabfälle. Bei der Verbrennung kann Strom und Wärme gewonnen werden, bei der Vergärung wird Biogas erzeugt. Kompostierung und Vergärung erzeugen außerdem Komposte und Gärreste zur stofflichen Verwertung als Dünger.
Schaubild: Verwertungswege des Bioabfalls
Quelle: Umweltbundesamt Schaubild als PDF
 

Nutzung der Gärreste und des Komposts

Die Landwirtschaft profitiert von der Verwertung biogener Abfälle. Nach Aussage der Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) werden fast alle Gärreste als Dünger genutzt. Landwirtschaftliche Betriebe verwendeten im Jahr 2022 zudem rund 58 % allen Komposts. Durch den Einsatz von Gärresten und Kompost wird in der Landwirtschaft vor allem Kunstdünger ersetzt. Eine ausführliche Beschreibung der Eigenschaften von Komposten und Gärresten sowie der Vorteile und Schwierigkeiten bei deren Anwendung in der Landwirtschaft findet sich in dem Positionspapier „Bioabfallkomposte und -gärreste in der Landwirtschaft“. Durch den Einsatz von Kompost im Gartenbau und in Privatgärten kann dort unter anderem Torf ersetzt werden (siehe Abb. „Absatzbereiche für gütegesicherte Komposte 2022“). Auch in Blumenerden und Pflanzsubstraten kann Torf zum Teil durch Kompost ersetzt werden.

Diagramm: 2022 wurden 52,0 % der gütegesicherten Komposte in der konventionellen Landwirtschaft und 5,7 % im Ökolandbau eingesetzt, 22,9 % wurden Blumenerde oder Pflanzsubstraten zugemischt, 6,6 % gingen in Landschaftsbau und Rekultivierung und 6,8 % wurden im Hobbygartenbau verwendet.
Absatzbereiche für gütegesicherte Komposte 2022
Quelle: Daten für RAL-gütegesicherte Komposte der Bundesgütegemeinschaft Kompost Diagramm als PDF
 

Qualitätsanforderungen für Kompost und Gärreste

Der Gesetzgeber regelt seit 1998 in der Bioabfallverordnung (BioAbfV), unter welchen Bedingungen Kompost und Gärreste aus Bioabfällen in der Land- und Forstwirtschaft sowie auf gartenbaulich genutzten Böden verwertet werden dürfen. Daneben gelten für die Verwertung von Kompost und Gärresten die Anforderungen der Düngemittelverordnung. Beide Verordnungen enthalten Grenzwerte für die höchstens zulässigen Schwermetallgehalte bei der Verwertung von Bioabfällen: In der Bioabfallverordnung gibt es zwei Kategorien von Grenzwerten (siehe Tab. „Grenzwerte für Schwermetalle in Bioabfällen“):

  • Von Kompost, der die Grenzwerte in der Spalte A der Verordnung einhält, dürfen innerhalb von drei Jahren bis zu 20 t Trockenmasse auf einen Hektar ausgebracht werden. Diese Grenzwerte entsprechen den Richtwerten des RAL-Gütezeichens Kompost (RAL-GZ 251) und im Wesentlichen den Anforderungen der Düngemittelverordnung. Diese enthält zusätzlich einen Grenzwert für Arsen in Höhe von 40 mg/kg.
  • Von Kompost, der die strengeren Grenzwerte der Spalte B einhält, dürfen innerhalb von drei Jahren bis zu 30 t Trockenmasse je Hektar aufgebracht werden.

Neben den Schwermetallgrenzwerten werden in der Bioabfallverordnung auch Anforderungen an die Hygiene der erzeugten Komposte und Gärreste gestellt. Sowohl Bakterien und Krankheitserreger als auch Samen und keimfähige Pflanzenbestandteile müssen im Behandlungsprozess abgetötet werden. Auch der Anteil an Fremdstoffen in Komposten und Gärresten wird sowohl in der Bioabfall- als auch in der Düngemittelverordnung begrenzt. Dabei wird seit 2017 unterschieden in verformbare Kunststoffe (Folienbestandteile), die auf 0,1 Massenprozent in der Trockensubstanz begrenzt sind und alle anderen Fremdstoffe (Hartkunststoff, Glas, Metall etc.), für die ein Grenzwert von 0,4 Massenprozent in der Trockensubstanz gilt.

Seit Bestehen der Bioabfallverordnung hat sich die Qualität der erzeugten Produkte deutlich verbessert. Gärreste und Kompost wiesen in den Jahren 1999 bis 2002 höhere durchschnittliche Nährstoffgehalte auf sowie weniger Blei, Quecksilber und Cadmium als noch Anfang der 90er Jahre. Das zeigt eine vom Umweltbundesamt initiierte Untersuchung bei der Daten der Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) ausgewertet wurden (Reinhold 2004). Bis heute sind sowohl Schadstoff- als auch Fremdstoffgehalte weiter zurückgegangen. (siehe Tab. „Entwicklung der Kompostqualität“).

Ein wichtiges Qualitätskriterium für Komposte und Gärreste aus Bioabfällen ist ihr Gehalt an Fremdstoffen und insbesondere an Kunststoffen. Sowohl auf dem Acker als auch in Blumenerde sind Folienschnipsel oder Glasscherben nicht erwünscht. Die Wirkung von sichtbaren Kunststoffpartikel und von nicht sichtbaren Mikropartikeln auf das Bodenleben und auf Pflanzen wird derzeit noch untersucht. Insbesondere wegen ihrer sehr langen Haltbarkeit in der Umwelt gilt es jedoch den Eintrag von Kunststoffen in die Umwelt zu minimieren. Die durchschnittlichen Gehalte an Kunststoffen und Fremdstoffen insgesamt in gütegesicherten Komposten und Gärresten zeigt die Tabelle „Fremd- und Kunststoffgehalte in Komposten und Gärresten“. Datengrundlage für die Berechnung der Werte sind Analyseergebnisse aus der RAL-Gütesicherung.

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Bioabfall und Klimaschutz

Eine hochwertige Bioabfallbehandlung kann zum ⁠Klimaschutz⁠ beitragen. Entscheidend ist, wie emissionsarm der Betrieb der Behandlungsanlagen ist und wie effizient der Energieinhalt der ⁠Biomasse⁠ genutzt wird. Wissenschaftliche Erkenntnisse der letzten Jahre zeigten, dass weniger von der technischen Ausstattung als von der Art und Weise, wie Anlagen betrieben werden, abhängt, wie viel der Klimagase Methan, Lachgas und Ammoniak freigesetzt werden (UBA 2015). Bei manchen Betreibern von Bioabfallbehandlungsanlagen muss das Bewusstsein für klimarelevante Emissionen aus ihren Anlagen noch geweckt werden. Methanhaltiges Biogas kann als erneuerbarer Energieträger zwar einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Gelangt dieses Methan jedoch unverbrannt in die ⁠Atmosphäre⁠, wirkt es als ⁠Treibhausgas⁠ 25mal stärker als Kohlendioxid. Methan kann unter ungünstigen Bedingungen sowohl bei der Kompostierung entstehen als auch aus Vergärungsanlagen entweichen.

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