Anpassung: Handlungsfeld Tourismus

Strandkörbe an Ostseestrandzum Vergrößern anklicken
Der Klimawandel wirkt sich auf die Tourismusbranche aus, die abhängig ist von Wetter und Klima.
Quelle: quiloo/photocase.com

Je nach Region und Tourismusangebot steht touristischen Destinationen und Unternehmen ein Repertoire verschiedener Anpassungsoptionen an den Klimawandel zur Verfügung. Anpassung kann dabei sowohl auf der Nachfrage- als auch auf der Angebotsseite ansetzen.

Anpassung des Wintertourismus

In den Mittelgebirgen und tiefer liegenden Gebieten der Alpen ist in den letzten 50 Jahren mit steigenden Lufttemperaturen und veränderten Niederschlägen ein deutlicher Rückgang der Schneesicherheit in den Wintersportgebieten zu beobachten. Es kommen generell verschiedene Strategien der Anpassung an die sinkende Schneesicherheit in Frage: Physische, technische und soziale (verhaltensbezogene) Anpassung.

Physische Anpassung: Eine Option der physischen Anpassung wäre ein Ausweichen des Skitourismus in höher gelegene schneesichere Skigebiete. Diese Option würde bedeuten, dass auch Skipisten, Seilbahnen und Sessellifte „mitwachsen“ müssten. Allerdings stößt diese Strategie auf einige Hindernisse. In den Klimawandelszenarien wird von nasseren Wintern ausgegangen, was stärkeren Schneefall in höheren Lagen bedeutet. Das dürfte die höher gelegenen Skigebiete zwar noch schneesicherer machen. Der zusätzliche Schnee dürfte jedoch auch die Lawinengefahr erhöhen und dadurch zu Störungen oder Unterbrechungen des Skibetriebs führen. Aus ökonomischer Sicht ist die Ausdehnung bestehender Skigebiete auf höhere Lagen mit hohen Kosten verbunden. Zudem sind die Ökosysteme in höheren Lagen besonders sensibel. Hier kann es zu Widerständen durch Umwelt- und Naturschutzverbände kommen. Die Option des Skifahrens auf anderen Kontinenten ist nicht vertretbar, da Flugreisen dorthin mit hohen klimaschädlichen Emissionen verbunden sind.

Technische Anpassung: Zur technischen Anpassung an eine sinkende Schneesicherheit gehören Beschneiungsanlagen mit Speicherbecken inklusive der Leitungen, die diese Anlagen versorgen, alle Arten an Aufstiegshilfen (z.B. Sessel- und Skilifte, Seilbahnen) sowie spezielle technische Maßnahmen wie Cloud Seeding und Schneeschutz. Die technische Beschneiung von Skipisten nimmt für viele Skigebiete in Deutschland inzwischen einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Mit künstlicher Beschneiung kann jedoch dem Schneemangel nur eingeschränkt begegnet werden, da hierfür in der Regel Temperaturen unter 4° Celsius sowie ausreichend Wasser benötigt werden. In vielen deutschen Skigebieten in Mittelgebirgslage wird diese Temperaturgrenze künftig voraussichtlich seltener erreicht. Die aufwändige Installation sowie der sehr wasser- und energieintensive Betrieb von Beschneiungsanlagen treiben zudem die Kosten für Skigebiete in die Höhe. Zudem ist die künstliche Beschneiung mit großen ökologischen Nachteilen verbunden, beispielsweise steigendem Wasser- und Energieverbrauch. Um die Wasserversorgung für die Schneeerzeugung sicherzustellen, werden Wasserspeicherbecken oder künstliche Seen im Gebirge angelegt. Deren Bau wirkt sich negativ auf Umwelt und Natur aus, da zur Erleichterung des Zugangs zu derartigen Höhen neue Straßen gebaut werden müssen. Die angelegten Speicherbecken sind zudem anfällig für Überschwemmungen, Felsstürze und Lawinen. Das im Kunstschnee gebundene Wasser fällt im Frühjahr als Schmelzwasser an, das Überschwemmungen verstärken könnte. Beschneiungsanlagen sollten lediglich übergangsweise als Maßnahme zur ?⁠Anpassung an den Klimawandel⁠? angesehen werden. Darüber hinaus werden verschiedene Strategien eingesetzt, um die Dauer der Schneebedeckung auf den Skipisten zu verlängern. So kann deren Nutzungsdauer durch Windschutz und Beschattung verlängert werden. Durch tägliche Pflege und Säuberung der Pisten im Winter können dank höherem Albedo-Wert des Schnees zusätzliche Tage gewonnen werden. Beim „snow farming“ wird durch die Installation von Schneezäunen das Wegwehen von Neuschnee verhindert und dieser aufgefangen. Zudem gibt es die Option vorhandenen Schnee mit Spezialtextilien vor Wärme zu schützen, damit er länger zur Verfügung steht. In einigen Regionen Nordeuropas werden verschiedene Lagerungstechniken im Erdreich angewandt, um Schnee für mehrere Monate und von einer Saison zur nächsten zu bewahren. Schließlich kann als technische Option das Cloud Seeding eingesetzt werden, wobei chemische Reagenzien in die Wolken gespritzt werden, um einem Schneefall zu erzwingen.

Soziale (verhaltensbezogene)Anpassung: Neben den physischen und technologischen Anpassungsoptionen kommen auch verhaltensbezogene Anpassungsstrategien im Wintertourismus in Frage. Diese reichen von der Akzeptanz von Kunstschnee und Alternativangeboten, Betriebspraktiken und Finanzinstrumenten bis hin zu einer Diversifizierung der touristischen Angebote. Die Akzeptanz von Kunstschnee hängt sowohl von der Bereitschaft der Tourist*innen ab, die Kosten der künstlichen Beschneiung mitzutragen als auch von deren Haltung gegenüber künstlichen Schneepisten inmitten einer schneefreien Landschaft. Auch bedarf es der Akzeptanz einer kürzeren Saison und anderer nicht notwendigerweise schneegebundener Aktivitäten. Was die Betriebspraktiken betrifft, wäre es hier für Skigebietsbetreibende möglich, die Modalitäten der Saisongestaltung sowie die Öffnungs- und Schließungsdaten von Skipisten zu verändern. Als Finanzinstrumente kommen Schneeversicherungen in Frage, um Schneegebietsbetreiber vor finanziellen Verlusten zu schützen. Verluste können entstehen, wenn während einer Saison sehr viel weniger Schnee fällt als im Durchschnitt. Für viele Skigebiete stellt die Diversifizierung des touristischen Angebots, d.h. eine Umstellung des Tourismusangebots vom schneeabhängigen Wintersport hin zu einem alternativen Angebot, eine Strategie dar, um mit potenziell eintretenden Klimaveränderungen umzugehen. Für viele Wintertourismusdestinationen wird hier ein Wachstumspotenzial für den Gesundheits- und Erlebnistourismus gesehen. Das Angebot umfasst dabei Winterspaziergänge und –wanderungen, Sport-, Fitness - und Wellnessangebote als Indoor-Aktivitäten sowie der Ausbau des kulturellen Angebots (z.B. Konzerte, Ausstellungen) und die Vermarktung regionaler Produkte.

Anpassung des Sommertourismus

Für den Sommertourismus sind allgemeingültige Anpassungsstrategien und –optionen nur schwer zu identifizieren, da die Auswirkungen des Klimawandels auf Sommerurlaube und die verschiedenen Typen sehr vielschichtig sind.

Eine Herausforderung mit Blick auf den Bade- und Strandtourismus an den Küsten stellen zunehmende Sturmfluten und der Abtrag von Küstenabschnitten dar. Dem kann mit einem Frühwarnsystem begegnet werden, das Anbieter von touristischen Angeboten, Tourist*innen sowie Anwohner*innen rechtzeitig über mögliche Extremwetterereignisse informiert. Einrichtungen touristischer Infrastruktur können im Rahmen von Risikomanagementkonzepten mit Deichen und Schotten geschützt und so sturm- und flutsicher gestaltet werden. Weitere Anpassungsoptionen können Gebäude auf Stelzen oder eine Rückverlegung sensibler Infrastruktur ins Landesinnere sein. Der Abtrag von Sand an Stränden kann technisch behoben werden. Um eine gute Wasserqualität zu erhalten ist der Schutz von Meeren und Badegewässern EG-gemäß der Badegewässerrichtlinie erforderlich. Bei den größeren Seen sind Anpassungsstrategien tendenziell nicht erforderlich. In Regionen, in denen durch eine erhebliche Reduktion des Wasserspiegels (z.B. durch längere Trockenperioden) der Badetourismus negativ betroffen ist, stellen Pools eine ⁠Anpassungsstrategie⁠ dar. Bei kleineren Badeseen, die sich wesentlich stärker erwärmen, können gesundheitsbezogenen Belastungen (z.B. durch Algenblüten) durch entsprechende Anpassungsmaßnahmen begegnet werden, wie z.B. die Vermeidung des Nährstoffeintrags aus der Landwirtschaft sowie ein Verbot der Fütterung von Enten. Im Extremfall können temporär Badeverbote ausgesprochen werden. Zur Vermeidung von Gesundheitsbelastungen an erwärmten Gewässern kommt dem Gewässermonitoring und der Kommunikation potenzieller Belastungen eine besondere Bedeutung zu.

Im Bereich des Wandertourismus sind beim Wandern, Nordic Walking und Spazierengehen vor allem verhaltensbezogene Anpassungsmaßnahmen erforderlich. Das Wandern bei sehr großer Hitze (z.B. bei Temperaturen über 30°C) sollte aus gesundheitlichen Gründen generell vermieden werden. Ansonsten ist als Anpassungsstrategie bei heißem ⁠Wetter⁠ eine Wanderung in Gebieten mit viel Schatten (z.B. Wald) oder in der Nähe eines Flusses oder Sees zu planen statt in der offenen Landschaft. Wald spendet nicht nur Schatten, er sorgt auch darüber hinaus durch die Verdunstungskälte für Abkühlung. Zu vermeiden sind zudem Wanderungen zu den heißesten Zeiten des Tages (in der Regel am Nachmittag). Als weitere Optionen sind zu nennen: ausreichendes Trinken, Sonnencreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor zum Schutz vor der UV-Strahlung, Tragen einer Sonnenbrille, Kopfbedeckung und langärmlige Kleidung. Im Bereich des Bergwanderns, des Kletterns und der Hochgebirgstouren gibt es ebenfalls viele Vorschläge für Anpassungsstrategien, die dazu beitragen können, die Sicherheit in den Bergen unter den Bedingungen des Klimawandels zu verbessern. Dazu gehören Maßnahmen und angemessene Verhaltensweisen, die den Gast selbst betreffen (z.B. sorgfältige Planung von Wanderungen und Touren, Verwendung von geeignetem und aktuellem Karten- und Informationsmaterial, Gebrauch eines Helms, Mitführen des Mobiltelefons). Weiter geht es darum Risiken zu vermeiden, die durch Starkregenereignisse hervorgerufen werden können, wie kleinräumige Überflutungen, Hangrutschungen und Muren.

Bei den Anpassungsstrategien im Radtourismus ist zwischen dem Mountainbiken und dem Radfahren auf Langstrecken zu unterscheiden. Bei der Entwicklung von Mountainbikestrecken müssen die veränderten Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit dem ⁠Klimawandel⁠, insbesondere Erosionsgefahren durch Muren, Erdrutsche und Steinschläge betrachtet werden. Durch Starkregenereignisse ist hier ansonsten mit einem vergleichbar hohen Aufwand für die Sanierung und Erhaltung von Radwegen zu rechnen. Aus Sicherheitsgründen kann es notwendig werden, Wege zeitweilig zu sperren. Als weitere Maßnahmen kommen die Erstellung von speziellen Risikokarten sowie verbesserte Markierungen und Hinweisschilder in Frage. Bei den Langstreckenradwegen kommt es darauf an, durch eine entsprechende Ausstattung an Infrastruktureinrichtungen den Schutz gegenüber Starkregenereignissen, Gewittern, aber auch Hitze zu erhöhen. An die erhöhte Hitzebelastung können sich die Urlaubsorte durch eine Beschattung der Radinfrastrukturen anpassen. Da eine vollständige Beschattung vorhandener Radwege höchstens stellenweise und nur mit einem hohen Aufwand möglich ist, können stattdessen vorhandene natürliche Gegebenheiten genutzt werden, indem der Verlauf der Radwege in schattiges Gelände (z.B. Wald- und Forstgebiete) oder in Alleen verlegt wird. Neben den Radwegen sollten bei der Planung auch die sonnenexponierten Stellen berücksichtigt werden, an denen sich Tourist*innen längere Zeit aufhalten (z. B. Picknickplatz, Bank, Aussichtsplatz). Als beschattende Elemente zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität bieten sich Bäume, bauliche Maßnahmen oder eine Mischung von beidem an (z. B. ein begrüntes Sonnendach). Ein Vorteil eines fest installierten Sonnenschutzes kann sein, dass dieser auch als Unterstand bei einem Unwetter mit hohen Niederschlägen genutzt werden kann.

Im Bereich des Wassersporttourismus können Kanusportler*innen auf die zunehmenden Zeiträume mit Niedrigwasser reagieren, indem sie auf andere Flüsse und Gewässer in anderen Regionen ausweichen. Potenzial für Anpassungsmaßnahmen besteht auch durch Gewässerrenaturierungen, wie dem Rückbau einer Wehranlage oder der Beseitigung von Uferverbauungen, wenn dadurch eine durchgängige Befahrbarkeit entsteht oder die Strecke für den Kanuslalom interessant wird. Zu den technischen Anpassungsmaßnahmen gehören künstliche Strecken bzw. Wildwasseranlagen, bei denen mithilfe von Pumpen oder Zuflüssen die Verhältnisse in der Anlage (Veränderung von Geschwindigkeit und Verlauf) an die Sportlerinnen und Sportler angepasst werden können. Diese Anlagen unterliegen nicht den natürlichen Schwankungen und können eine Alternative bei lang anhaltendem Niedrigwasserstand darstellen. Das Segeln kann ebenfalls Anpassungsmaßnahmen erfordern, wenn es sich um ein Gewässer handelt, bei dem häufig Niedrigwasserstände auftreten (z.B. flache Seen). Da das Schwert für die Steuerung der Segelboote benötigt wird, sind häufig auftretende Niederwasserstände nicht kompensierbar. Als Maßnahmen werden in diesem Fall vorgeschlagen, Ausfahrtsstrecken und Bereiche der Segelboothäfen tiefer auszubaggern oder bestimmte Bootsklassen auszuschließen.

Anpassungsstrategien und –maßnahmen im Golftourismus sind vor allem dort erforderlich, wo Golfplätze und Golfresorts dem Trockenheitsstress ausgesetzt sind. Mögliche Anpassungsstrategien betreffen insbesondere die Pflege der Golfflächen und die Bewässerung. Um den Stress der Rasenpflanzen zu minimieren, werden in Hitze- und Trockenperioden die Rasenpflege angepasst und die Schnitthöhen erhöht, um Hitzeschäden an den Pflanzen zu vermeiden. Um den Wasserbedarf zu senken können Rasensorten ausgewählt werden, die sich durch eine höhere Hitze- und Trockenheitstoleranz auszeichnen und einen geringeren Wasserbedarf haben. Auch die Gestaltung mit Bäumen und Sträuchern kann einen positiven Einfluss haben, weil durch Beschattung die Oberflächentemperatur niedriger gehalten werden kann. Als wichtigste Anpassungsstrategie beim Golftourismus werden immer noch Bewässerungsanlagen und eine Erhöhung der zulässigen Entnahmemengen aus Grund- oder Oberflächengewässer angesehen. Als Alternative bietet sich die Anlage von Speicherteichen für die Bewässerung der Golfanlagen mit Regenwasser an. Eine möglichst nachhaltige Bewässerung erfordert eine kontinuierliche Beobachtung und Erfassung der Wetterbedingungen, der ⁠Bodenfeuchte⁠ sowie der erfolgten Pflegemaßnahmen, um die Bewässerungsgaben möglichst bedarfsgerecht festlegen zu können. Mögliche Anpassungsstrategien betreffen auch die Bewusstseinsbildung bei Anbietern und Nutzenden.

Anpassung des Gesundheitstourismus

Da es sich bei der Mehrzahl der Angebote des Gesundheitstourismus um Indoor-Angebote handelt, sind die Klimarisiken (insbesondere gegenüber der Hitzebelastung) hier deutlich geringer. Bei zunehmender Hitzebelastung kann als ⁠Anpassungsmaßnahme⁠ eine Klimatisierung und Kühlung von gesundheitstouristisch genutzten Gebäuden notwendig werden. Aufgrund der negativen Umweltbilanz von Klimaanlagen, den hohen Energiekosten und dem im Vergleich zu baulichen Maßnahmen größeren Ausfallrisiko ist diese Maßnahme nicht zu empfehlen. Stattdessen sollten Alternativen zur Gebäudekühlung und dem Umgang mit Hitze eingesetzt werden. Gegen die sommerliche Überhitzung der Gebäude können verschiedene bauliche Maßnahmen (z.B. Wärmedämmung, Verwendung heller Baumaterialien und Farben), grüne Maßnahmen (z.B. Dach- und Fassadenbegrünung) und organisatorische Maßnahmen (z.B. Information und Beratung zur Hitzevorsorge, hitzeangepasstes Verhalten durch die Wahl der richtigen Kleidung, eine genügend große Flüssigkeitszufuhr) eingesetzt werden. Im Sommer können Indoor-Angebote wie Wellness und Fitnesstraining aufgrund der steigenden Temperaturen durchaus an Attraktivität verlieren, beispielsweise gegenüber Baden im Meer und in Seen bzw. anderen angebotenen Aktivitäten wie Radfahren und Wandern. Für die Outdoor-Aktivitäten des Gesundheitstourismus kommen Anpassungsoptionen in Frage, wie sie auch für die verschiedenen Typen des Sommertourismus in Frage kommen.

Anpassung touristischer Infrastrukturen

Extremwetterereignisse wie Hitze- und Trockenperioden, ⁠Starkregen⁠, Hochwasser und Niedrigwasser sowie Stürme und Sturmfluten können Auswirkungen auf die touristische Infrastruktur haben. Je nach Region und Tourismustyp unterscheiden sich mögliche Anpassungsmaßnahmen. In Küstenregionen schützen Hochwasserdeiche nicht nur die Bevölkerung sondern auch touristische Einrichtungen vor Sturmfluten. Wetterlagen, die zu Hochwasser führen, können zur Folge haben, dass an Binnenseen und –flüssen stärkere Wasserspiegelschwankungen auftreten. Wassergebundene Infrastrukturen wie Stege können öfter überflutet oder bei niedrigen Pegelständen wasserseitig unzugänglich werden und somit das Baden sowie das Einsetzen von Booten und Kanus einschränken. Als ⁠Anpassungsmaßnahme⁠ können Schwimmstege eine Alternative zu festen Steganlagen darstellen. Aufgrund von Starkregenereignissen und dem Abschmelzen von ⁠Permafrost⁠ ist in Gebirgsregionen vermehrt mit Erosionserscheinungen zu rechnen, die zu Schädigungen an Seilbahninstallationen, Liftmasten, sowie Hotel- und Restaurantgebäuden führen können und möglicherweise nur unter großem finanziellen Aufwand erneut fixiert und saniert werden können.

Durch Erdrutsche und Steinschläge kommt es zudem zu Schäden an Wander- und Radwegen. Um sich auf diese Entwicklungen einzustellen und eine möglichst sichere Rad- und Wanderweginfrastruktur für die Nutzenden bereitzustellen, können verschiedene vorsorgende Maßnahmen getroffen werden: die Beseitigung von lockerem Gestein auf und oberhalb der betroffenen Wege, eine laufende Beseitigung von beschädigten Stellen, das Anbringen von Sicherungsmaßnahmen wie Steinschlagnetze oder Auffangmauern, die Anpassung von Wegeoberflächen durch Asphaltdecken, die Hochwasser besser standhalten als wassergebundene Decken, die vorübergehende Sperrung bzw. Aufgabe von Wegen aus Sicherheitsgründen, das Ausweisen von Ausweichrouten bzw. Alternativstrecken, das Aufstellen von Informationstafeln, das Überwachen von kritischen Stellen sowie die Etablierung eines Frühwarnsystems. Im Hinblick auf die Hitzebelastung stellen die Beschattung der bestehenden Rad- und Wanderweginfrastrukturen durch Bäume und hohe Sträucher sowie eine hitzefreie Wegeleitung wichtige Anpassungsmaßnahmen dar (siehe Anpassung des Sommertourismus).

Anpassung an (veränderte) Nachfrage

Im Tourismus sind eindeutige Aussagen zu zukünftigen Änderungen der Nachfrage auf Grund des Klimawandels sowie zu entsprechenden Anpassungsmaßnahmen an eine veränderte Nachfrage derzeit noch mit sehr großen Unsicherheiten verbunden. Ein Grund hierfür ist auf der Nachfrageseite die Komplexität einer Reiseentscheidung, die von vielen Faktoren abhängt (z.B. individuelle Vorlieben, sozio-demographische und ökonomische Faktoren). Dementsprechend schwierig ist es, Reiseentscheidungen im Vorhinein einzuschätzen oder gezielt zu steuern. Dies erschwert auch steuernde Eingriffe im Sinne der Klimaanpassung auf der Nachfrageseite erheblich. Zum jetzigen Zeitpunkt kann davon ausgegangen werden, dass der Einfluss des Klimawandels auf Reiseentscheidungen im Gesamtzusammenhang der zahlreichen Faktoren, die die touristische Nachfrage beeinflussen, eine eher nachgeordnete Rolle spielt.

Gleichwohl sind touristische Akteure kleinräumig bereits jetzt und werden in Zukunft vermehrt mit klimawandelbedingten regionalen Nachfrageveränderungen konfrontiert sein. Dies gilt insbesondere für Angebote von Aktivitäten, die bei Extremwetterereignissen nicht durchgeführt werden können (z. B. Bootsverleihe, Baumkletterpfade), Destinationen mit einem sehr speziellen und gleichzeitig wettersensiblen Angebot, Destinationen mit wettersensibler Erreichbarkeit (z. B. Inseln, die bei Sturm nicht angelaufen werden können) sowie Destinationen mit erhöhtem Risiko für eine Betroffenheit durch Extremereignisse (z. B. Orte und Städte an hochwassergefährdeten Flussläufen). Für diese Anbieter und Standorte gilt schon jetzt und in Zukunft vermehrt, dass sie sich durch geeignete Anpassungsmaßnahmen frühzeitig auf die vor ihnen liegenden klimawandelbedingten Herausforderungen vorbereiten müssen.