Längere Trockenperioden, häufigere Starkregen und Hochwasser können die Wasserversorgung beeinträchtigen. Wo genau bestehen in der Wasserversorgung Risiken? Welche Maßnahmen der Anpassung sind möglich? Wie bereitet sich die Wasserversorgung auf den Klimawandel vor?
Um diese Fragen zu beantworten, ist der Klimawandel-Check für Wasserversorger entwickelt worden. Dabei wird für alle Stufen der Wasserversorgung – Gewinnung, Aufbereitung und Verteilung – der Anpassungsbedarf untersucht. Die Vorgehensweise folgt dem Water-Safety-Plan (WHO), der als Technisches Risikomanagement auch im DVGW-Regelwerk W 1001 verankert ist. Darüber hinaus können die Kosten und ggf. auch die Zahlungsbereitschaft der Trinkwasserkund*innen für Vorsorgemaßnahmen ermittelt werden. Die Akzeptanz der Trinkwasserkund*innen für die Veränderung von Tarifmodellen und Preisstrukturen zur Reaktion auf verändertes Wasserbedarfsverhalten und klimatische Einflüsse wurde mit Hilfe von mehreren repräsentativen Bevölkerungsbefragungen erhoben. Die erarbeitete Vorgehensweise und die Anpassungswege sind auf andere Regionen in Deutschland übertragbar und sichern die Versorgung mit Trinkwasser auch im Klimawandel.
Eckdaten zur Maßnahme
Maßnahmenträger
RWW Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft mbH, Dr. Papadakis GmbH, FiW e.V., ahu AG, RUFIS an der Ruhr-Universität Bochum, RISP an der Universität Duisburg-Essen, sfs an der TU Dortmund
Dauer und Finanzierung
Dauer
siehe nachfolgende Erläuterungen zur Finanzierung
Im Rahmen des Transferhandbuches dynaklim werden verschiedene Seminare und Fortbildungen zu den Themen der Klimafolgenanpassung angeboten, u. a. „Sichere Wasserversorgung im Klimawandel“. Bei diesem Expertenkurs wird den Teilnehmenden vermittelt, mögliche Änderungen im regionalen Wasserhaushalt zu erkennen und zu bewerten. Diese erlangen Kenntnisse über die Gefährdungen und die Einschätzung von Risiken für die Versorgungssicherheit und Trinkwasserqualität sowie die Fähigkeit, diese auf Versorgungssysteme einordnen zu können. Es wird vermittelt, Anpassungspotenziale der vorhandenen Infrastruktur zu nutzen und die Methodik einer systematischen Risikobewertung anzuwenden. Es werden konkrete Anpassungsbeispiele in Wasserversorgungssystemen aufgezeigt. Ein Fortbildungstag ist mit üblichen Seminarkosten für fachliche Weiterbildung anzusetzen.
Für die Durchführung eines Klimawandel-Checks mit externer Unterstützung fallen je nach Umfang des Versorgungssystems und vorliegender Datenlage externe Beratungskosten im überschaubaren Rahmen und interne Bearbeitungskosten an.
Die Finanzierung erfolgte im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten dynaklim-Projektes.
Weiterführende Links
Beteiligung
Welche weiteren Personengruppen wurden an der Planung oder Umsetzung der Maßnahme beteiligt?
Der Klimawandel-Check wird durch den jeweils betroffenen Wasserversorger durchgeführt. Bei der Datensammlung können bspw. Behörden und weitere Nutzer*innen (wie Landwirtschaft, Industrie,…) eingebunden werden. Weitere betroffene Akteure sind z. B. Interessenverbände, Bürger*innen. Für die Akzeptanz der entwickelten Maßnahmen sind z. B.: bei
a) Nutzungskonflikten im Bereich der Rohwasserressource die betroffenen anderen Nutzer*innen
b) Veränderungen der Trinkwasserpreise zur Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen die Trinkwasserkunden
einzubeziehen.
Welche Formen der Beteiligung fanden statt?
Erfolge
Welche Erfolge wurden bis jetzt mit der Maßnahme erreicht?
Die Vulnerabilität der technischen Versorgungsanlagen der Wassergewinnung und -aufbereitung in Trockenperioden, bei Starkregen und Hochwasser wurden analysiert und das Anpassungspotenzial einzelner Wasserwerke ermittelt. Mögliche Hygienerisiken in Trinkwassernetzen bei höheren Temperaturen wurden in realen Rohrnetzen und unter Laborbedingungen untersucht und daraus die Randbedingungen für einen sicheren Betrieb ermittelt. Empfohlene Maßnahmen wurden teilweise bereits umgesetzt: z. B. Errichtung einer hydraulischen Dichtwand zum Schutz eines unterirdischen Trinkwasserreservoirs vor Überflutung bei Hochwasser oder bauliche Veränderungen zur Dynamisierung und damit Flexibilisierung bestehender Verfahrensstufen bei sich verändernden Rohwasserqualitäten oder Wasserbedarfsmengen.
Hat die Maßnahme positive Nebeneffekte?
- Ja, Natur-, Umwelt- und Ressourcenschutz: z. B. Erhaltung der biologischen Vielfalt, Luftreinhaltung, Gewässerschutz, Ressourceneinsparung
- Ja, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit: z. B. Innovation, Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen oder Regionen
- Ja, soziale Gerechtigkeit und Lebensqualität: z. B. Erhöhung der Wohnqualität in Städten, Beitrag zu sozialem Ausgleich oder sozialer Integration, besondere Berücksichtigung der Interessen benachteiligter Bevölkerungsgruppen
Ressourceneinsparung: Zuteilung von Wasserressourcen bei regionalen Nutzungskonkurrenzen.
Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit und Qualität der Trinkwasserversorgung als Basis-Infrastrukturleistung.
Bei frühzeitigen Anpassungsmaßnahmen ermöglichen technische Modernisierungen kostengünstige Anpassungen und die Nutzung von Synergien bspw. im Rahmen von laufenden Modernisierungen oder durch die Umsetzung so genannter „no-regret-Maßnahmen“.
Hohe Versorgungssicherheit mit Trinkwasser.
Hindernisse
Welche Hindernisse gab es während der Umsetzung?
Hat die Maßnahme negative Nebeneffekte?
- Ja, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit: z. B. Innovation, Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen oder Regionen
- Ja, soziale Gerechtigkeit und Lebensqualität: z. B. Erhöhung der Wohnqualität in Städten, Beitrag zu sozialem Ausgleich oder sozialer Integration, besondere Berücksichtigung der Interessen benachteiligter Bevölkerungsgruppen
Die Anpassung bestehender Infrastrukturen verursacht Kosten, was dem Ziel einer möglichst kostengünstigen Wasserversorgung bspw. gefordert durch die Kartellbehörden oder Anteilseigner der Unternehmen kurzfristig entgegenstehen kann.
Mögliche Nutzungskonkurrenzen zwischen Wasserversorgung, Landwirtschaft und Industrie können zu Konflikten führen, für die ein Ausgleichsverfahren der regionalen Akteure erprobt worden ist.
Ansprechperson
Ort der Umsetzung
Bottrop Städte, Gelsenkirchen Städte, Recklinghausen, Borken, Steinfurt, Warendorf, Münster Städte, Coesfeld