Aufbau der Steckblätter und ökonomische Modellierung

Forschungs-Projekt „Vertiefte ökonomische Analyse einzelner Politikinstrumente und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“. Weiterführende Informationen zur ökonomischen Modellierung und zum Aufbau der Ergebnisdokumente.

Aufbau der Steckblätter

Das von der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) und dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) gemeinsam bearbeitete Forschungsprojekt „Vertiefte ökonomische Analyse einzelner Politikinstrumente und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“ hat untersucht, in welchem Ausmaß verschiedene Maßnahmen und Politikinstrumente zur ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ Schäden reduzieren können, die aus dem Klimawandel resultieren. Nähere Informationen zu dem Forschungsprojekt und den Vorgängerprojekten finden Sie in dem Steckblatt-Mantelbogen.

Die 16 Steckblätter erläutern jeweils eine einzelne Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel und veranschaulichen ihren Kontext mit potentiellen Instrumenten zur Umsetzung und geben dazugehörige Bewertungen in Form der „Erweiterten Bewertung der Maßnahme“.

Die Bewertungen wurden von der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) in Bezug auf ökonomische Effekte durchgeführt. Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) betrachtete ökologische, gesundheitliche, weitere sozioökonomische Kriterien und die Auswirkungen auf kulturelle ⁠Ökosystemleistungen⁠. Die Maßnahmen und Instrumente, die den klimatischen Einflüssen Sturm, ⁠Starkregen⁠, Hitzewellen und graduelle Änderung in der Forstwirtschaft entgegenwirken sollen, stammen aus Vorgängervorhaben und eigenen Recherchen der GWS und des IÖW.

Die Steckblätter sind in vier Abschnitte aufgeteilt:

  1. Überschrift aus dem Steckblatt-Äquivalent von der Webseite
    Die Einordnung der jeweiligen ⁠Anpassungsmaßnahme⁠ in Bezug auf das Handlungserfordernis und die Anpassungsdauer wurden aus dem 2015 von der Bundesregierung veröffentlichten „Fortschrittsbericht zur deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ übernommen. Die angegebenen umsetzenden Akteure entstammen dem Policy-Mix-Projekt. Die Zuordnung zum entsprechenden Handlungsfeld erfolgte in Anlehnung an die Vulnerabilitätsstudie. Die Kosten zur Umsetzung wurden - wenn möglich - aus den jeweils angegebenen Quellen übernommen, teils wurden diese geschätzt.
  2. Potentielle Maßnahme und mögliche Instrumente
    An dieser Stelle werden die Maßnahmen und die potentiellen Instrumente zu ihrer Umsetzung beschrieben und näher erläutert. Jeder Maßnahme wurde zur Veranschaulichung ein beispielhaftes Projekt aus der Tatenbank zugeordnet, das in den Steckblättern verlinkt ist.
  3. Modellgestützte Simulation der gesamtwirtschaftlichen Effekte
    Anschauliche Erklärungen und Grafiken zu ökonomischen Effekten der betrachteten Maßnahme. Diese gehen in der Regel auf die Entwicklungen des BIP, der Beschäftigung, der Investitionen oder der Produktionswerte ein. Die Darstellungen beruhen auf ökonomischen Simulationen von Szenarien mit und ohne Umsetzung der betrachteten Maßnahme. Anhand der Simulationsergebnisse konnte die Entwicklung der betrachteten ökonomischen Indikatoren in beiden Szenarien verglichen werden. 
  4. Erweiterte Bewertung der Maßnahme
    Die erweiterten Bewertungen werden überblickshaft dargestellt. Diese stellen stark negative („- -“), negative („-“), neutrale („0“), positive („+“) bis stark positive („++“) Auswirkungen auf die betrachteten Indikatoren dar. Daneben finden sich Begründungen für die jeweilige Bewertung. Diese Bewertungen und Begründungen wurden auf Grundlage zitierter Studien und Publikationen erstellt und mittels einer Expert/-innen-Konsultation validiert.
Auf dem Foto ist der Aufbau der Steckblätter beziehungsweise ein Steckblatt zu sehen. Die einzelnen Abschnitte sind mit Zahl und Rahmen markiert. 1. Überschrift aus dem Steckblatt-Äquivalent von der Webseite, 2. Potentielle Maßnahme und mögliche Instrumente, 3. Modellgestützte Simulation der gesamtwirtschaftlichen Effekte, 4. Erweiterte Bewertung der Maßnahme
Aufbau der Steckblätter
Quelle: UBA

Zusätzliche Informationen zur ökonomischen Modellierung

Zur Modellierung ökonomischer Wirkungen ausgewählter Anpassungsmaßnahmen wurde zunächst der durch die untersuchten klimawandelbedingten Ereignisse verursachte Schaden explizit in das ökonomische Modell eingepflegt. Die untersuchten Ereignisse umfassen Schäden durch Sturm und Starkwind, durch ⁠Starkregen⁠ im urbanen Raum, durch Hitzewellen bzw. extreme Hitze in Ballungsräumen sowie eine graduelle Änderung der Baumartenzusammensetzung in deutschen Wäldern.

Das eingesetzte ökonomische Simulationsmodell lässt sich als Kombination von Input-Output-Tabellen, der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung und Schätzungen zukünftigen Verhaltes auf Basis des in der Vergangenheit beobachteten Verhaltens beschreiben Kosten- und Preisreaktionen werden im Modellzusammenhang erfasst und sorgen für Entwicklung in den Wirtschaftszweigen. Eine veränderte Nachfrage nach einzelnen Gütern löst im Modell zusätzliche Produktion und Beschäftigung in den jeweils betroffenen Branchen aus. Diese Effekte wirken sich durch die gesamtwirtschaftliche Verflechtung auch auf diejenigen Branchen aus, die Vorleistungen zuliefern. Dies erlaubt die detaillierte Analyse einzelner Wirtschaftszweige und die Erklärung gesamtwirtschaftlicher Zusammenhänge. Die ökonomische Bewertung der Auswirkungen von Anpassungsmaßnahmen und -instrumenten fokussiert sich auf Kenngrößen, die die ökonomische Leistung einer Volkswirtschaft beschreiben. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beispielsweise wird als Summe seiner Komponenten, wie die Ausgaben für die Endverwendung (private und staatliche Konsumausgaben, Investitionen sowie Außenbeitrag) berechnet. Zusammen mit der Reaktion der Beschäftigung kann dargestellt werden, welche volkswirtschaftlichen Wirkungen sich durch die jeweilige ⁠Anpassungsmaßnahme⁠ ergeben können.

Die Auswirkungen des Klimawandels werden im Modell über wiederkehrende Extremwetterereignisse abgebildet. Für Schäden durch schwere Stürme wird von einem 10-jährigen Rhythmus ausgegangen, mit dem ersten Sturm im Jahr 2023. Im Modellierungszeitraum bis zum Jahr 2050 ergeben sich somit drei Sturmereignisse in den Jahren 2023, 2033 und 2043. Für Starkregen wird von einem 3-jährigen Rhythmus ausgegangen, beginnend mit dem Jahr 2021. Für Hitzewellen wird ein Rhythmus von 4 Jahren angenommen, beginnend mit dem Jahr 2021.

Anpassungsmaßnahmen und -instrumente verursachen zwar zunächst auch Kosten, können aber die erwarteten Schadenskosten durch Extremwetterereignisse reduzieren und weitere gesamtwirtschaftliche Effekte auslösen. Mittels der Szenariotechnik lassen sich durch Variation einzelner Modellparameter Wirkungen auf unterschiedliche ökonomische Größen im Modell bestimmen. Dazu werden alternative Entwicklungen (Szenarien mit ⁠Klimawandel⁠ und mit Anpassung) mit einer Basisentwicklung (⁠Szenario⁠ mit Klimawandel ohne Anpassung) verglichen. Unterschiede in den Modellergebnissen können auf die je nach Anpassungsmaßnahme veränderten Parametereinstellungen zurückgeführt werden.

Die Auswirkungen des Klimawandels laufen einer herkömmlichen gesamtwirtschaftlichen Modellierung zum Teil entgegen. Während Kapitalstöcke dem Bedarf nach Produktionsmitteln und diese der zu erwartenden Nachfrage und den Marktsignalen folgen, können Extremwetterereignisse dazu führen, dass Teile von Unternehmen außer Betrieb gestellt werden. Je nach Höhe des Schadens kann es vorkommen, dass einzelne Produktionsprozesse innerhalb desselben Jahres auch nicht mehr ersetzt werden können. Die heimische Produktion muss dann kurzfristig durch Importe ersetzt werden. Eine Steigerung des BIP kann zum einen auf eine tatsächlich die gesellschaftliche Wohlfahrt steigernde Wirtschaftsaktivität zurückzuführen sein. Zum anderen kann eine Steigerung des BIP aber auch aus rein defensivem Verhalten resultieren, das darauf abzielt, Schäden zu kompensieren, die ohne Klimawandel nie aufgetreten wären (sogenannte Defensivausgaben). Ein Beispiel hierfür ist z.B. das Beheben von Schäden, die in Folge von Extremwetterereignissen entstanden sind (z.B. Schäden an Infrastruktur, Fahrzeugen, etc.).

Die Bewertungen der Maßnahmen zur ⁠Klimafolgenanpassung⁠ und deren ökonomische Modellierung können Sie hier weiterlesen.

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Schlagworte:
 Klimawandelanpassung