Berlin: Einsatz von Recycling-Beton im Hochbau

Für den Planungszeitraum 2010 bis 2020 hat die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt ein verbindliches Abfallwirtschaftskonzept (AWK) beschlossen, das zu einer zukunftsorientierten Kreislaufwirtschaft beitragen soll. Jährlich fallen im Land Berlin über 1.000.000 Tonnen RC-Beton zur Verwertung an, der bislang lediglich im Straßen- und Wegebau eingesetzt wurde. Mit dem Ziel, die Nachfrage nach RC-Beton im Land Berlin auch für den Hochbau zu wecken, wurde im Rahmen von Ausschreibungen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin für den Neubau von Forschungs- und Laborgebäude Lebenswissenschaften Humboldt-Universität) im Jahr 2013 erstmalig der Einsatz von RC-Beton (5.400m³) gefordert. Eine wissenschaftliche Begleitung des Pilotprojekts fand durch die Fachgruppe „Bauliches Recycling“ der BTU Cottbus-Senftenberg statt. Die Investitionssumme betrug 33,8 Mio. €. Die Herstellung der Schlitzwand aus RC-Beton sowie die Rohbauarbeiten für das Gebäude wurden 2014 erfolgreich abgeschlossen.
Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung dieses Projektes wurde der Nachweis erbracht, dass
• die Recycler in der Lage sind, eine qualitativ hochwertige rezyklierte Gesteinskörnung für den Einsatz im Beton zu produzieren,
• die rezyklierte der natürlichen Gesteinskörnung qualitativ in keinem Punkt nachsteht,
• die Transportbetonproduzenten problemlos RC-Beton mit den geforderten Anforderungen (u.a. Festigkeitsklasse, Konsistenz) herstellen können und
• der RC-Beton beim Einbau genauso gehandhabt werden kann wie Normalbeton.
Bezüglich der Planung wurde deutlich, dass frühzeitige Ausschreibung und Kommunikation notwendig sind, da u.a. die Recyclingunternehmen sowie die Betonhersteller eine gewisse Vorlaufzeit benötigen (u.a. Prüfung der Umweltverträglichkeit der Gesteinskörnung, Veränderung und Prüfung der Betonrezeptur gegenüber Normalbeton).
Zukünftig strebt das Land Berlin an, bei öffentlichen Hochbauvorhaben RC-Beton einzusetzen, um dadurch weitere relevante Umwelt- und Ressourceneinsparungen zu erschließen. Hierdurch sollen jährlich rund 100.000 Kubikmeter Normalbeton substituiert werden.
Durch die am 1. Januar 2013 in Kraft getretene Berliner Verwaltungsvorschrift "Beschaffung und Umwelt – VwVBU" verfügt Berlin über ein geeignetes Instrument, künftig bei öffentlichen Gebäuden sowohl die sortenreine Separierung von Beton beim Gebäuderückbau als auch den Einsatz von RC-Beton beim Neubau über ökologische Mindestkriterien mittels entsprechender Leistungsblätter verbindlich zu fordern.

Effekte und Einsparungen

Bemerkungen

Durch den erstmals in Berlin eingesetzten RC-Beton wurde ein nachhaltiger Beitrag für den Ressourcenschutz geleistet. So konnte eine Flächeninanspruchnahme durch Kiesabbau vermieden sowie eine Verringerung der Umweltbelastung durch Transport und Herstellung der RC-Gesteinskörnung erreicht werden:
• vermiedene Flächeninanspruchnahme von 880 Quadratmeter Kiesabbau durch den Einsatz von RC-Beton,
• Energieeinsparung von 66 Prozent für Herstellung und Transport von RC-Material gegenüber Kies (Einsparung von 225 MJ pro Tonne RC-Beton),
• CO2-Einsparung von 7 Prozent für Produktion von RC-Material gegenüber Kies (Einsparung von 0,6 kg CO2 pro Tonne RC-Beton).
Wird zukünftig RC-Beton kontinuierlich abgerufen, verringern sich die Mehrkosten für einen erhöhten Prüfaufwand, wie sie beim Berliner Pilotprojekt für den RC-Beton angefallen sind. Es ist davon auszugehen, dass RC-Beton bei kontinuierlicher Nachfrage zu den gleichen Kosten wie Primärbeton hergestellt und geliefert werden kann.

Verwendete Arbeitshilfen

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin orientierte sich an Pilotprojekten zum Einsatz von RC-Beton im süddeutschen Raum: http://www.rc-beton.de/.

Unterlagen

Folgende Informationen werden interessierten (insbesondere öffentlichen) Auftraggebern für gleichartige Ausschreibungen auf Anfrage zur Verfügung gestellt:

  • Beschlüsse / Dienstanweisungen zum umweltfreundlichen Beschaffungswesen
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 Recycling-Beton