Handlungsfeld Wasser, Hochwasser- und Küstenschutz

Menschen stehen auf einer Sitzbank die von Wasser umspült ist.zum Vergrößern anklicken
Der Klimawandel wirkt sich auch auf den Wasserhaushalt aus.
Quelle: Daniel Strauch/fotolia.com

Der Klimawandel wirkt sich sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Bereiche der Natur und Gesellschaft aus. Auch die daraus resultierenden Anpassungsmaßnahmen unterscheiden sich. Mehr zu den Auswirkungen auf Wasserhaushalt, Wasserwirtschaft sowie Küsten- und Meeresschutz und möglichen Anpassungsoptionen lesen Sie hier.

Klimafolgen

Wasserhaushalt/ Wasserwirtschaft

Niedrigwasser

Extreme Niedrigwassersituationen sind das Ergebnis einer über mehrere Wochen bis Monate andauernden Entwicklung, die vor allem durch geringe Regenmengen und den Rückhalt in künstlichen oder natürlichen Wasserspeichern entstehen.

Durch den ⁠Klimawandel⁠ können Niedrigwassersituationen zukünftig häufiger und intensiver auftreten. Das gilt besonders für die Mosel, den Neckar und die Mulde für die Mitte des Jahrhunderts und für fast alle Flüsse für Ende des Jahrhunderts. Die deutlichsten Änderungen werden für Teile des Rheins projiziert.

Indikator⁠ aus dem ⁠Monitoring⁠ zur ⁠DAS⁠: Niedrigwasser

Hochwasser

In Folge des Klimawandels ist eine Verschiebung der Niederschläge vom Sommer in den Winter zu erwarten. Zusätzlich ist mit vermehrtem ⁠Starkregen⁠ zu rechnen. Durch die milderen Winter wird der Anteil des Schnees am Gesamtniederschlag abnehmen. Das heißt, dass Niederschlag seltener in Form von Schnee gespeichert wird, sodass die Wahrscheinlichkeit von Hochwasser steigt. In den letzten Jahren haben die jährlichen Hochwasserstände an vielen Pegeln im Süden und Westen Deutschlands zugenommen.

Extreme Hochwasserereignisse können die bestehenden Hochwasserschutzeinrichtungen überfordern und zu erheblichen ökologischen und ökonomischen Schäden führen. Gebäude und Infrastrukturen können zerstört werden, in extremen Situationen sind auch Menschenleben gefährdet. Schadstoffe wie Dünge- und Pflanzenschutzmittel oder Heizöl können in Grundwasser und Oberflächengewässer gelangen und die Trinkwasserqualität dadurch erheblich beeinträchtigen.

Insbesondere in den Mittelgebirgen sowie in Ostdeutschland ist zukünftig mit einer Zunahme von Hochwasserabflüssen zu rechnen. Die Ausprägung extremer und schadbringender Hochwasserereignisse (HQ 100 und höher) ist noch Gegenstand der Forschung.

Indikator aus dem Monitoring zur DAS: Hochwasser

Gewässertemperatur und biologische Wasserqualität

Die Wassertemperatur ist ein Schlüsselparameter für den ökologischen Zustand von Gewässern und für die Gefahr der ⁠Eutrophierung⁠. Von einer Erhöhung der Wassertemperatur ist zukünftig auszugehen.

Der ökologische Zustand eines Gewässers wird über die Zusammensetzung der jeweiligen Lebensgemeinschaften bestimmt. Steigt die Gewässertemperatur, sinkt die Löslichkeit des Sauerstoffs im Wasser und damit die Sauerstoffversorgung des Gewässers. Gleichzeitig werden viele chemische und biologische Prozesse durch eine erhöhte Wassertemperatur beschleunigt, was zu weiterem Sauerstoffverbrauch führen kann. Das kann zu einem Sauerstoffdefizit im Gewässer führen, der für die Lebewesen lebensbedrohlich werden kann. Die erhöhten Wassertemperaturen führen zudem zu einer Artenverschiebung hin zu wärmetoleranten Arten.

Eine höhere Wassertemperatur führt zu einer Eutrophierung mit Blaualgenbildung und erhöht die Wahrscheinlichkeit des Aufkommens von Blaualgenblüten (⁠Cyanobakterien⁠). Besonders gefährdet sind nährstoffreiche Gewässer, die langsam fließen oder wo das Wasser ruhig steht. Eutrophierung wirkt sich nicht nur negativ auf den ökologischen Zustand des Gewässers, sondern auch auf die Artenvielfalt und die Nutzbarkeit aus. Manche Blaualgen sind in hoher Konzentration giftig für Menschen und Tiere.

Indikatoren aus dem Monitoring zur DAS: Wassertemperatur stehender Gewässer – Fallstudie, Eintreten der Frühjahrsalgenblüte in stehenden Gewässern

Grundwasserstand und Grundwasserqualität

Grundwasser ist in Deutschland eine wertvolle Ressource und dient für über Zweidrittel der Bevölkerung als Quelle für den täglichen Wasserbedarf. Grundwasser wird über den Niederschlag gespeist und hauptsächlich im Winter gebildet, da dann wenig Wasser verdunstet und über Pflanzen transpiriert wird. Eine mögliche Zunahme der Niederschlagssummen im Winter kann zu mehr ⁠Grundwasserneubildung⁠ führen. Durch steigende Temperaturen, damit erhöhte ⁠Verdunstung⁠ und verlängerte Vegetationsperioden durch den Klimawandel, wird dieses Phänomen kompensiert. Während der beiden Hitzerekordjahre 2018 und 2019 ist der Grundwasserstand deutlich gesunken. Ein niedriger Grundwasserstand kann problematisch für die Wasserentnahme zur Trinkwassergewinnung sein.

In manchen Regionen ist das Grundwasser stark durch Nitrat und Pflanzenschutzmittel belastet. Zudem steigt durch die Zunahme der Luft- und ⁠Bodentemperatur⁠ auch die Temperatur des Grundwassers, was sich negativ auf seine Qualität auswirkt. Erhöhte Temperaturen beeinflussen die Grundwasserqualität, weil sie durch vermehrten Abbau von organischer Substanz den Sauerstoffgehalt und die pH-Werte des Grundwassers senken.

Indikator aus dem Monitoring zur DAS: Grundwasserstand

Weitere Klimawirkungen

Belastung oder Versagen von Hochwasserschutzsystemen: Technischer Hochwasserschutz wird schon seit Jahrhunderten eingesetzt. In der Regel dient die statistisch berechnete Wiederkehrwahrscheinlichkeit von einmal in 100 Jahren als Grundlage für die Bemessung der Maßnahme. Mit dem Klimawandel ist zu erwarten, dass höhere jährliche Spitzenabflüsse auftreten und sich das Wiederkehrintervall des derzeitigen Bemessungshochwassers verkürzt. Eventuell kann eine Anpassung der Hochwasserschutzmaßnahmen nötig werden.

Sturzfluten (Versagen von Entwässerungseinrichtungen und Überflutungsschutzsystemen): Eine ⁠Sturzflut⁠ ist ein plötzlich auftretendes lokal begrenztes Hochwasser mit hohem Schadenspotenzial als Folge von lokalen Starkniederschlägen. Es besteht überall in Deutschland ein Risiko, dass extreme Starkniederschläge auftreten können. Mit einer Häufung und Intensivierung von Starkniederschlägen ist zukünftig zu rechnen.

Einschränkungen der Funktionsfähigkeit von Kanalnetzen und Vorflutern und Kläranlagen: Das historisch gewachsene Kanalnetz in den deutschen Städten wird durch lokale Starkregenereignisse in vielen Städten überlastet, was Schäden im Siedlungsgebiet und in Oberflächengewässern verursacht. Vermehrte Starkregenereignisse lassen vermehrte Überlastungen der Kanalnetze und Kläranlagen erwarten. Die Leistung der Kläranlagen wird durch höhere Temperaturen in Zukunft wahrscheinlich eher gefördert. Die Einleitung des Kläranlagenablaufs bei Niedrigwasser in die Oberflächengewässer kann zu mehr Belastungen führen.

Chemische Wasserqualität: Die chemische Wasserqualität wird von der ⁠Landnutzung⁠, der Nutzungsintensität und der Stoffkonzentration der eingebrachten Substanzen bestimmt. Stoffeinträge erfolgen aus der Landwirtschaft, dem Verkehr, der Industrie und dem Bergbau und privaten Haushalten. Der Verdünnungsgrad von chemischen Substanzen im Wasser hängt vom ⁠Abfluss⁠ des Gewässers ab. Sinkt der Abfluss, durch erhöhte Verdunstung aufgrund klimawandelbedingter Erwärmung oder veränderter Niederschläge, steigt die Konzentration der chemischen Substanzen.

Mangel an Bewässerungswasser: Durch steigende Temperaturen und Trockenperioden wird der Bewässerungsbedarf in der Landwirtschaft in Zukunft spürbar steigen. Die überwiegende Menge an Bewässerungswasser wird derzeit dem Grundwasser entnommen. In Verbindung mit einem gesteigerten Bedarf an Bewässerungswasser könnte eine zunehmende Konkurrenz um die Ressource Grundwasser entstehen.

Trinkwasser: In Deutschland stammt das Trinkwasser zu rund 70 Prozent aus Grundwasser, gefolgt von Quellwasser, Seen und Talsperren, künstlich angereichertem Grundwasser, Uferfiltrat und Flusswasser. Durch steigende Temperaturen könnten als erstes die oberflächennahen Trinkwasserquellen sowohl quantitativ als auch qualitativ beeinträchtigt werden. Langfristig gefährdet das auch die von vielen Nutzern stark beanspruchte Ressource Grundwasser. Keime in Trinkwasserleitungen werden durch die zu erwartete Erwärmung begünstigt und gefährden die Wasserqualität.

Produktionswasser: Produktionswasser wird in Deutschland zu circa 25 Prozent für die industrielle Produktion genutzt. Durch den Einsatz des flächendeckenden, produktionsintegrierten Abwasserrecyclings soll der Verbrauch weiter gesenkt werden. Die industrielle Nutzung von Produktionswasser ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Je nach Entwicklung der Produktion und Konjunktur könnte der Bedarf in Zukunft steigen oder fallen.

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Küstenschutz

Meerestemperatur und Eisbedeckung

Die Meerestemperatur und die mit ihr zusammenhängende Eisbedeckung spielen für das Gleichgewicht der marinen Ökosysteme eine maßgebliche Rolle. Der weltweite Erwärmungstrend der Ozeane während der letzten Jahrzehnte konnte auch in Nord- und Ostsee festgestellt werden. Zukünftig wird der Temperaturanstieg in den Wintermonaten voraussichtlich höher als in den Sommermonaten ausfallen. Hinzu kommen kurzfristige marine Hitzeperioden, die zukünftig häufiger, länger und intensiver auftreten werden. Sie äußern sich in einem extremen Temperaturanstieg des Oberflächenwassers auf regionaler Ebene und können über Wochen bis hin zu Monaten andauern. Sie können schwere, teilweise irreversible Auswirkungen auf die marinen Ökosysteme haben.

Im letzten Jahrhundert hat die Zahl milder Winter zu- und die Zahl kalter Winter mit günstigen Voraussetzungen zur Eisbildung für Nord- und Ostsee abgenommen. Dieser Trend zur Abnahme der Eisbedeckung wird weiter anhalten. Ein vollständiges Ausbleiben von Eisbildung wird bis zum Ende des Jahrhunderts für Ostsee und Nordsee nicht erwartet.

Indikator⁠ aus dem ⁠Monitoring⁠ zur ⁠DAS⁠: Wassertemperatur des Meeres

Meeresspiegelhöhe

Die deutsche Nord- und Ostseeküste ist infolge des Meeresspiegelanstiegs steigenden Risiken ausgesetzt. An der deutschen Nordseeküste betrug der regionale Meeresspiegelanstieg zwischen 1900 und 2011 etwa 1,6 bis 1,8 Millimeter pro Jahr. An der deutschen Ostseeküste wurden im gleichen Zeitraum Änderungsraten von etwa einem Millimeter pro Jahr gemessen. Projektionen ergeben eine wahrscheinliche Bandbreite für den globalen mittleren Meeresspiegelanstieg bis zur Mitte des Jahrhunderts (2031 bis 2060) von 0,23 bis 0,40 Meter und bis zum Ende des Jahrhunderts (2071 bis 2100) von 0,61 bis 1,10 Meter (jeweils relativ zum Zeitraum 1986 bis 2005). Es kann davon ausgegangen werden, dass die Werte für die deutsche Nordseeküste dem globalen Meeresspiegelanstieg entsprechen.

Indikator aus dem Monitoring zur DAS: Meeresspiegel

Naturräumliche Veränderungen an Küsten

An der deutschen Nordseeküste sind durch den Meeresspiegelanstieg besonders Wattflächen und Salzwiesen im Wattenmeer von einem potenziellen Rückgang gefährdet. Das Wattenmeer kann bei verstärkten Sedimentablagerungen mitwachsen und so den steigenden Meeresspiegel teilweise kompensieren. Sollte dieses Aufwachsen im Gleichgewicht mit dem steigenden Meeresspiegel jedoch nicht ausreichen, so könnte sich das Wattenmeer von einem wattdominierten zu einem lagunengeprägten System entwickeln. Dies würde starke Veränderungen der dortigen Ökosysteme bedingen. Salzwiesen zeichnen sich durch Pflanzenbewuchs in der Gezeitenzone aus und erfüllen wichtige Funktionen als ⁠Habitat⁠ für die ⁠Fauna⁠ und ⁠Flora⁠ und als Küstenschutz. Die Folgen des Klimawandels können zu Veränderungen in der Artenzusammensetzung und einer abnehmenden Breite der Salzwiesen führen.

An der Ostsee sind vor allem die Außenküsten sowie besonders die Inseln und die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst von Küstenrückgang und Landverlusten betroffen. Auch Steilküsten unterliegen hohen Risiken durch ⁠Erosion⁠.

Beschädigung oder Zerstörung von Siedlung und Infrastruktur an der Küste

Siedlungen und Infrastrukturen in Küstenregionen sind weltweit durch die Folgen des Klimawandels bedroht. Das Ausmaß der Schäden in Küstengebieten durch Sturmfluten und Überschwemmungen ist stark von der Widerstandsfähigkeit der Küstenschutzsysteme abhängig. Versagen Schutzbauwerke, so können funktionelle Beeinträchtigungen der Infrastruktur sowie Schäden an Siedlungen mögliche Folgen sein. Unter Betrachtung des bis zum Ende des Jahrhunderts erwarteten Meeresspiegelanstiegs könnten Hochwasserereignisse, die statistisch gesehen aktuell einmal in 100 Jahren auftreten, zukünftig jährlich auftreten.

Dabei besteht das größte Schadenspotenzial für Wohnbebauung und Gewerbe. Im Infrastrukturbereich sind Hafenanlagen und Seewasserstraßen durch ihre Funktion und die Abhängigkeit vom Wasserstand besonders gefährdet.

Überlastung der Entwässerungseinrichtungen in überflutungsgefährdeten Gebieten

Tief liegende und somit überflutungsgefährdete Küstengebiete finden sich vor allem an der deutschen Nordseeküste, aber auch an der Ostseeküste gibt es Überflutungsgebiete an den inneren Küstengewässern, den Bodden und den Haffen. Die meisten Niederungsgebiete werden durch ein ausgebautes Entwässerungssystem dauerhaft entwässert. Sie werden überwiegend landwirtschaftlich genutzt, außerdem finden sich dort vereinzelte Siedlungsbereiche sowie touristische Nutzungen.

Eine Überlastung der Entwässerungseinrichtungen kann in Zukunft aufgrund des Anstiegs des Meeresspiegels und der Tideniedrigwasserstände sowie stärkeren Regenfällen häufiger auftreten. Durch die zunehmende Verringerung des Wasserspiegelgefälles zwischen Binnen- und Außenwasserstand verkleinert sich das Zeitfenster zur Sielentwässerung und das allgemeine Entwässerungspotenzial. Spätestens ab Mitte des Jahrhunderts ist mit einer starken Einschränkung der Sielkapazitäten zu rechnen. Der daraus resultierende steigende Bedarf an Schöpfwerken zur Entwässerung von küstennahen Niederungsgebieten wird voraussichtlich erhebliche Investitionen nach sich ziehen.

Weitere Klimawirkungen

Wasserqualität und Grundwasserversalzung: Höhere Wassertemperaturen und der Anstieg der atmosphärischen ⁠CO2⁠-Konzentration sowie ⁠anthropogen⁠ bedingte Nährstoffeinträge im Küstenbereich verstärken die ⁠Eutrophierung⁠ und den Sauerstoffmangel und führen zur ⁠Versauerung⁠ der Meere. Grundwasserversalzung in Küstengebieten kann durch den ⁠Klimawandel⁠ verstärkt werden. Auch kann der Klimawandel einen Rückgang des Salzgehalts in der Ostsee bedingen.

Strömungen und Gezeitendynamik: An der deutschen Nordseeküste gibt es eine Veränderung der Gezeitenamplitude, die auch mit dem Meeresspiegelanstieg zusammenhängt. Für die Nordsee wird mit Veränderungen der Einströme von salzreichem Atlantikwasser über den nördlichen Rand der Nordsee und über die Straße von Dover gerechnet. Eine Zunahme der Westwindlagen kann den Einstrom aus der Nordsee in die Ostsee verstärken.

Seegang: Die ⁠Projektion⁠ zukünftiger Entwicklungen des Seegangs ist mit großen Unsicherheiten verbunden. In Zukunft kann ein leichter Anstieg der Windereignisse über Nord- und Ostsee vermutet werden, insbesondere eine Verstärkung der Westwindlagen. In der Deutschen Bucht sowie an West- und Nordwest-exponierten Küstenabschnitten der Ostsee könnte es zu einer Zunahme der Wellenhöhen kommen.

Sturmfluten: Für die Mitte und das Ende des Jahrhunderts werden keine signifikanten Änderungen hinsichtlich der Stärke, Andauer und Häufigkeit von Sturmfluten erwartet. Der mit dem Klimawandel verbundene Meeresspiegelanstieg wird höhere Wasserstände bei Sturmfluten bewirken. Sturmflutserien in Kombination mit einem Meeresspiegelanstieg führen zu einer zusätzlichen Verschärfung der bereits heute bestehenden Entwässerungsproblematik der eingedeichten tiefliegenden norddeutschen Niederungsgebiete.

Indikator aus dem Monitoring zur DAS: Intensität von Sturmfluten

Höhere Belastung oder Versagen von Küstenschutzsystemen: Küstenschutzsysteme sind infolge der Auswirkungen des Klimawandels zunehmend starken Belastungen ausgesetzt. Wesentliche Einflussfaktoren sind der Meeresspiegelanstieg, ein zunehmend höheres Ausgangsniveau bei Sturmfluten und die Beeinträchtigung natürlicher Schutzfunktionen im Küstenbereich.

Anpassung

Wasserhaushalt/ Wasserwirtschaft

Maßnahmen zur Minderung der Belastung oder des Versagens von Hochwasserschutzsystemen

Hochwasser kann an sämtlichen Fließgewässern auftreten und in extremen Fällen die Hochwasserschutzsysteme überfordern. Eine Anpassung der Hochwasserschutzsysteme kann durch die Verstärkung oder den Neubau von technischen Hochwasserschutzanlagen erfolgen. Dies sind hauptsächlich Dämme, Deiche, Talsperren, Hochwasserrückhaltebecken, ⁠Polder⁠, Wehre, lokale Hochwasserschutzmauern oder mobile Wände.

Neben technischen Maßnahmen sind auch solche Maßnahmen von großer Bedeutung, die der Schaffung von Retentionsräumen zum Rückhalt von Wasser in der Fläche und der Wiederherstellung naturnaher Gewässerstrukturen dienen. So verringern beispielsweise mäandrierende Flüsse und Bäche die Fließgeschwindigkeit und mindern dadurch die Abflussspitzen von Hochwasser. An den Gewässerlauf angebundene Altarme, Auen und Überflutungsflächen können einen Teil des Hochwasserabflusses aufnehmen.

Darüber hinaus helfen Maßnahmen zur Verhaltens- und Bauvorsorge, zur Verbesserung der Hochwasservorhersage, zum Krisenmanagement und zum risikoangepassten Wiederaufbau, Schäden zu vermeiden.

Bis Ende 2015 wurden für alle deutschen Flussgebiete erstmals national und international abgestimmte Hochwasserrisikomanagementpläne erstellt. Sie müssen alle sechs Jahre überprüft und fortgeschrieben werden. Hierzu werden für gefährdete Gebiete Gefahren- und Risikokarten erstellt und aktualisiert, Ziele zum Umgang mit vorhandenen Risiken formuliert und Maßnahmenpläne zur Zielerreichung erarbeitet und fortentwickelt.

Indikator⁠ aus dem ⁠Monitoring⁠ zur ⁠DAS⁠: Investitionen in den Binnengewässer-Hochwasserschutz – Fallstudie

Maßnahmen zur Senkung der Gewässertemperatur und Verbesserung der biologischen Wasserqualität

Hohe Gewässertemperaturen können zur ⁠Eutrophierung⁠ eines Gewässers führen. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, Nährstoffeinträge ins Gewässer zu reduzieren. Hierfür sind Maßnahmen nötig, die dabei helfen, Düngemengen sowie Bodenerosion und Abschwemmung zu verringern, Nährstoffeinträge durch die Anlage von Gewässerschutzstreifen zu minimieren oder landwirtschaftliche Böden umweltschonender zu entwässern. Auch eine flächengebundene Tierhaltung trägt zum Schutz der Gewässer vor Überdüngung bei. Vor allem bei kleinen und mittleren Gewässern kann zudem eine Beschattung durch Ufervegetation dazu beitragen, dass sich das Wasser nicht zu stark erwärmt.

Indikator aus dem Monitoring zur DAS: Uferbewuchs von kleinen und mittelgroßen Gewässern – Fallstudie

Grundwasserstand und Grundwasserqualität

Anpassungsmaßnahmen an sinkende Grundwasserstände zielen darauf ab, eine Balance zwischen Entnahme und Neubildung herzustellen. Die Grundwasserentnahme kann reduziert werden, indem Maßnahmen umgesetzt werden, die den Trinkwasserverbrauch reduzieren. Ansatzpunkt gibt es beispielsweise bei der Beregnung landwirtschaftlicher Flächen oder bei der verstärkten Verwendung von Grau- oder Regenwasser, wo immer es die Nutzungsart ermöglicht. Auch durch ein höheres Wasserentnahmeentgelt für wassernutzende Wirtschaftszweige mit hohen Umweltauswirkungen, wie z. B. Landwirtschaft und Bergbau, sowie verstärkte Sparanreize für private Verbraucher*innen kann der Grundwasserverbrauch reduziert werden.

Darüber hinaus gibt es diverse Grundwasseranreicherungsstrategien, beispielsweise durch die planmäßige Versickerung zusätzlicher Wassermengen. ⁠Grundwasserneubildung⁠ kann unter anderem auch durch den Umbau von Nadel- zu Laubwald gefördert werden.

Um die Grundwasserqualität zu verbessern, ist es notwendig, Verunreinigungen durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen zu reduzieren.

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Küstenschutz

Maßnahmen zur Anpassung an naturräumliche Veränderungen an Küsten

Maßnahmen zur Anpassung an naturräumliche Veränderungen können insbesondere im Bereich der Vegetationsentwicklung und des Biotopschutzes ansetzen. Hier sind Renaturierungsmaßnahmen geeignet, wie der Bau von Wellendämpfern, die Förderung von Flachwasserbereichen, die Entwicklung der naturraumtypischen Vorlandvegetation sowie die Gewinnung von Wattflächen durch beispielsweise Lahnungsfelder. So werden die Biotopbedingungen im Küstenbereich und die natürliche Dynamik an Küsten gestärkt und die natürliche Regenerationsfähigkeit von Uferzonen gefördert.

Durch künstliche Sandaufspülung kann das Mitwachsen der Wattflächen und die Stabilisierung von erosionsgefährdeten Küstenabschnitten unterstützt werden.

Weiterhin können Konzepte des integrativen Küstenzonenmanagements zur Integration von Naturschutzmaßnahmen in Küstenschutzkonzepte und somit zur Minderung der Folgen des Klimawandels auf Naturräume an den Küsten beitragen.

Maßnahmen zum Schutz von Siedlung und Infrastruktur an der Küste

Das Ausmaß der Schäden in Küstengebieten durch Sturmfluten und Überschwemmungen ist von der Widerstandsfähigkeit der Küstenschutzsysteme abhängig. Diese gilt es an zukünftige Erfordernisse anzupassen. Zu den Küstenschutzmaßnahmen gehören u. a. der Neubau oder die Erhöhung und Ertüchtigung von Deichen, der Ausbau von Uferschutzanlagen, Sandvorspülungen oder der Bau bzw. die Verstärkung von Sturmflutsperrwerken.

Um das Ausmaß der Schäden zu reduzieren, können in Küstennähe baufreie Zonen ausgewiesen werden oder Nutzungsbeschränkungen für gefährdete Flächen eingeführt werden. Auch die Ausweisung höherer Prämiensätze für Versicherungen in überflutungsgefährdeten Gebieten ist ein mögliches Instrument.

Indikator⁠ aus dem ⁠Monitoring⁠ zur ⁠DAS⁠: Investitionen in den Küstenschutz

Maßnahmen bei Überlastung der Entwässerungseinrichtungen in überflutungsgefährdeten Gebieten

Um zusätzliche Entwässerungskapazitäten bereitzustellen, können wasserbauliche Anpassungsmaßnahmen durchgeführt werden, wie der Um- oder Neubau von Schöpfwerken, der Neubau oder Ersatz von Schleusen, der Um- oder Neubau von Hochwasserrückhaltebecken sowie eine Anpassung des Vorflutsystems. Diese Maßnahmen sind mit hohen Kosten verbunden.

Zusätzliche Möglichkeiten zum Wasserrückhalt helfen, Kapazitätsengpässe im Entwässerungssystem zu reduzieren. Hierzu gehören die Bereitstellung von Überschwemmungsflächen, die Vergrößerung oder Schaffung von ⁠Retentionsflächen⁠ oder Bau bzw. Erweiterung von Speicherbecken.

Eine andere Möglichkeit ist es, bei der Form der ⁠Landnutzung⁠ anzusetzen und die Bewirtschaftungsstrategie anzupassen. Durch die Aufspülung überflutungsgefährdeter Gebiete oder die Anpassung von Zielwasserständen erfolgt eine sukzessive Überflutung von Gebieten. Landwirtschaftliche Betriebe können sich hier beispielsweise durch die Verwendung nässeresistenterer Sorten anpassen.