Umweltbewusstsein in Deutschland

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Die Mehrheit der Menschen spürt bereits deutliche Folgen des Klimawandels
Quelle: pixabay / Niko_Shogol

Der Schutz von Umwelt und Klima hat für die Mehrheit der Menschen in Deutschland weiterhin einen hohen Stellenwert. Allerdings ist die wahrgenommene Bedeutung dieses Themas angesichts der Vielzahl an Krisen rückläufig. Zu umweltbezogenen Einstellungen und Verhaltensweisen in der Bevölkerung werden regelmäßig Daten erhoben und in Zusammenhang mit gesellschaftlichen Entwicklungen gestellt.

Umwelt- und ⁠Klimaschutz⁠ weiterhin stark im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert

Die Ergebnisse der neuen Studie zum Umweltbewusstsein in Deutschland 2024 zeigen, dass auch in Zeiten vielfältiger Krisen Umwelt- und Klimathemen weiterhin stark im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert sind. Mehr als die Hälfte der Befragten, 54 Prozent, hält den Umwelt- und Klimaschutz für sehr wichtig. Dieser Wert ist in den vergangenen Jahren jedoch zurückgegangen: 2022 bewerteten noch 57 Prozent, 2020 sogar 65 Prozent, den Schutz von Umwelt und ⁠Klima⁠ als sehr wichtig. Als dringlicher empfinden viele Bürgerinnen und Bürger die Situation im Gesundheits- und Bildungssektor, die wirtschaftliche Entwicklung sowie die öffentliche Sicherheit und Kriege. Diese Themen sind den Menschen im Vergleich zu 2022 deutlich wichtiger geworden.

Befragt nach konkreten aktuellen Umweltschutz-Herausforderungen zeigt sich bei vielen Themen, dass deren Wichtigkeit auf hohem Niveau stabil bleibt oder sogar zunimmt: So werden der Kampf gegen die Plastikvermüllung und das Artenaussterben, die sichere Atommüll-Entsorgung und der Schutz von Wäldern, Mooren und anderen Ökosystemen für etwas wichtiger gehalten als zwei Jahre zuvor.

Zunehmend pessimistischer Blick auf den ⁠Klimawandel

Mit Blick auf die Folgen des Klimawandels schwindet zunehmend der Optimismus: Nur ein knappes Drittel der Befragten ist davon überzeugt, dass Deutschland die Folgen des Klimawandels angemessen bewältigen kann. Dies ist der niedrigste Wert in dieser Zeitreihe, die seit dem Jahr 2002 erhoben wird. Zugleich verliert das Ziel, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, etwas an Rückhalt: 57 Prozent halten dieses Ziel für sehr wichtig – das sind fünf Prozentpunkte weniger als 2022.

Die Umfrage zeigt aber auch, dass viele Menschen sich wegen gesundheitlicher Folgen der Erderwärmung Sorgen machen und bereits jetzt unter den Folgen des Klimawandels leiden: Zwei Drittel fühlen sich durch Hitzeperioden gesundheitlich belastet. Ein Viertel der Befragten gibt an, dass es in ihrem Wohnumfeld keinen ausreichenden Hitzeschutz gibt. Ein ähnlich großer Anteil sorgt sich, dass sich dieser Zustand künftig verschlechtern wird. Einen klaren Bedarf, den Schutz vor großer Hitze zu verbessern, sehen 85 Prozent.

Beiträge der Umwelt für Gesundheit und Lebensqualität

Ein positives Ergebnis der Studie ist, dass die Mehrheit der Menschen in Deutschland mit dem Zustand der Umwelt an ihrem Wohnort zufrieden ist. Mehr als 80 Prozent der Befragten empfinden den Zugang zu Grünflächen, die Trinkwasserqualität und die Sauberkeit in ihrem Wohnumfeld als zufriedenstellend. Nur sieben Prozent sind demgegenüber der Ansicht, dass die globale Umwelt sich in einem guten Zustand befindet.

Für eine weitere Verbesserung der Lebensqualität wäre aus Sicht der Befragten unter anderem die Verringerung der Luftverschmutzung sowie eine verbesserte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr wichtig. Nicht zuletzt spielt für viele die Frage der Bezahlbarkeit eine große Rolle: So finden 87 Prozent der Befragten, dass der Zugang zu klimafreundlichem und zugleich bezahlbarem Wohnraum verbessert werden sollte.

Sinkende Bedeutung von Umwelt- und Klimaschutz in anderen Politikfeldern

Die Ansicht, dass der Schutz von Umwelt und Klima in anderen Politikfeldern einen größeren Stellenwert haben sollte, ist im Vergleich zu den Vorjahren zurückgegangen. Nur noch die knappe Hälfte der Befragten (47 Prozent) findet, dass Umwelt- und Klimaschutz eine übergeordnete Bedeutung bei Entscheidungen in der Energiepolitik haben sollte. 2022 waren es noch 65 Prozent. Auch bei der Landwirtschaftspolitik hat sich das Bild geändert: 44 Prozent sprechen sich für eine übergeordnete Bedeutung aus, 2022 waren es noch 55 Prozent.

Ein Rückgang des Stellenwerts zeigte sich auch bei der Verkehrspolitik, der Wirtschaftspolitik sowie der Stadt- und Regionalplanung. Einen positiven Trend gibt es dagegen bei der Gesundheitspolitik, von der 39 Prozent der Befragten finden, dass sie eine übergeordnete Bedeutung haben sollte – 2022 waren es 33 Prozent.

Leistung relevanter Akteure weiterhin kritisch gesehen

Die meisten gesellschaftlichen Akteure tun nach Einschätzung der Befragten nicht genug für den Umwelt- und Klimaschutz. Nach einer sehr kritischen Bewertung im Jahr 2018 fallen die Urteile seit 2020 wieder etwas positiver aus, was sich auch im Jahr 2024 fortsetzt. Dass die Bundesregierung genug oder eher genug tue, meinen laut aktueller Studie 28 Prozent der Befragten. Dies ist ein ähnlicher Wert wie im Jahr 2022 (30 Prozent).

Bezogen auf die Städte und Gemeinden steigt der Wert im Vergleich zu 2022 von 27 auf 35 Prozent. Auch bei Industrie und Wirtschaft lässt sich eine Steigerung feststellen, und zwar von 15 auf 22 Prozent. Die Zufriedenheit mit den Bürgerinnen und Bürgern steigt im Vergleich zu 2022 ebenfalls leicht, von 23 auf 26 Prozent.

Nur zwei Akteursgruppen werden überwiegend positiv bewertet, allerdings mit rückläufigem Trend: 62 Prozent finden, dass Umweltverbände genug tun; 2022 waren 69 Prozent dieser Ansicht. 49 Prozent bewerten das Engagement der Wissenschaft positiv; im Jahr 2022 57 Prozent.

Regelmäßige Repräsentativbefragungen zum Umweltbewusstsein in der deutschen Bevölkerung

Das Umweltbundesamt erhebt seit 1996 im Zweijahresrhythmus Daten zu Umwelteinstellungen und -verhalten und betrachtet diese Zusammenhang mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Die Daten sind eine wichtige Grundlage für die Gestaltung von Umweltpolitik und Umweltkommunikation.

Für die aktuelle Studie wurde im Herbst 2024 eine repräsentative Befragung unter 2.552 Bürger*innen ab 18 Jahren durchgeführt (überwiegend online). Die Konzeption und Auswertung der Studie führte das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) durch. Mit der Feldarbeit war das Institut Verian beauftragt.

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