Der Umwelt- und Klimaschutz bleibt für die Deutschen im Jahr 2020 ein Top-Thema, trotz Corona-Pandemie. Der Zustand der Umwelt in Deutschland wird weiterhin schlechter bewertet als in Jahren vor 2018. Die Zufriedenheit mit dem Handeln relevanter Akteure steigt etwas, mit Ausnahme bei den Bürger*innen.
Das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt lassen seit 1996 alle zwei Jahre Bürgerinnen und Bürger in einer repräsentativen Umfrage nach ihren Einschätzungen zum Zustand der Umwelt, ihrem eigenen umweltrelevanten Verhalten sowie zu aktuellen Themen der Umweltpolitik befragen. Die neue Studie aus dem Jahr 2020 zeigt: Der Stellenwert des Umwelt- und Klimaschutzes bleibt für die Menschen hoch, trotz Corona-Pandemie.
Stellenwert des Umwelt- und Klimaschutzes
Auch angesichts aktueller Herausforderungen, die Pandemie mit sich bringt, hat Umwelt- und Klimaschutz für die Menschen in Deutschland einen sehr hohen Stellenwert. Die Teilnehmenden der Umweltbewusstseinsstudie sollten bewerten, wie wichtig sie verschiedene gesellschaftliche Herausforderungen finden, die ihnen in einer Liste vorgegeben waren. Im Jahr 2020 stufen 65 % Umwelt- und Klimaschutz als sehr wichtiges Thema ein, dieser Wert ist ähnlich hoch wie im Jahr 2018. Als wichtigste Themen werden der Zustand des Bildungswesens (78 % „sehr wichtig“) sowie des Gesundheitssystems (73 % „sehr wichtig“) genannt. Das Thema soziale Gerechtigkeit benennen 66 % und den Verlauf und die Folgen der Corona-Pandemie 62 % der Befragten als sehr wichtig (siehe Abb. „Stellenwert des Umwelt- und Klimaschutzes im Zeitvergleich“).
Die Befragten sind bei vielen Politikbereichen der Ansicht, dass Umwelt- und Klimaschutz dort eine größere Rolle spielen sollte. Insbesondere in den Bereichen Energiepolitik (mit 70 %), Landwirtschaftspolitik (59 %), Städtebaupolitik / Stadt- und Regionalplanung (57 %) sowie Verkehrspolitik (51 %) sollte Umwelt- und Klimaschutz eine übergeordnete Bedeutung haben. Diese Werte bewegen sich seit 2018 auf hohem Niveau (siehe Abb. „Berücksichtigung von Umwelt- und Klimaschutz in anderen Politikbereichen“).
Im Gegensatz dazu gibt es auch Politikbereiche, bei denen nur ein kleiner Teil der Befragten der Ansicht ist, dass Erfordernisse des Umwelt- und Klimaschutzes dort stärker berücksichtigt werden sollten. Dies betrifft insbesondere die Arbeitsmarkt- sowie die Sozialpolitik. Bei der Arbeitsmarktpolitik gaben 2020 18 % der Befragten an, dass der Umwelt- und Klimaschutz dort eine übergeordnete Bedeutung haben sollte; 2019 waren es 22 %. Bei der Sozialpolitik fanden 16 %, er sollte ein stärkeres Gewicht bekommen; 2019 meinten dies 19 %.
Bei der Bewertung der Arbeit relevanter Akteure für den Umwelt- und Klimaschutz zeigt sich ein leichter Aufwärtstrend gegenüber den im Jahr 2018 stark eingebrochenen Werten. Dieser zeichnete sich bereits 2019 ab und setzte sich in 2020 teilweise fort: Dass die Bundesregierung „genug“ oder „eher genug“ für den Umwelt- und Klimaschutz tue, meinten 2020 26 % der Befragten. Bezogen auf die Städte und Gemeinden waren es 34 % und bei Industrie und Wirtschaft 16 % (bis 2019 nur „Industrie“). Bei den Bürger*innen waren 21 % der Ansicht, dass sei genug tuen, was eine Verschlechterung gegenüber 2019 darstellt. Mit Blick auf die Umweltverbände bewegt sich die Bewertung seit 2018 auf einem recht stabilen und, insbesondere im Vergleich zu den anderen Akteuren, weiterhin hohen Niveau (siehe Abb. „Bewertung des Handelns verantwortlicher Akteur*innen im Zeitvergleich“).
Stellenwert des Umwelt- und Klimaschutzes im Zeitvergleich Quelle: UmweltbundesamtDiagramm als PDF
Der Zustand der Umwelt wird in der Umweltbewusstseinsstudie 2020, ähnlich wie 2018 und 2019, schlechter bewertet als in früheren Jahren. 60 % der Befragten bewerten die Umweltqualität in Deutschland als sehr gut oder recht gut, bei der Befragung 2016 waren es noch 75 %. Die Umweltqualität in der eigenen Stadt oder Gemeinde bewerten im Jahr 2020 73 % der Befragten als gut. Dies stellt einen Rückgang um zwölf Prozentpunkte gegenüber 2016 dar. Die globale Umweltqualität schätzen die Befragten weiterhin deutlich pessimistischer ein als die Umweltqualität in Deutschland. Mit 11 % der Befragten, die den Zustand der Umwelt weltweit als gut beurteilen, ist dieser Wert gegenüber den Vorjahren leicht gestiegen (siehe Abb. „Bewertung der Umweltqualität im Zeitvergleich“).
Bewertung der Umweltqualität im Zeitvergleich Quelle: UmweltbundesamtDiagramm als PDF
Eine der Umweltbelastungen, von denen sich die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland am meisten betroffen fühlen, ist Lärm. Dabei steht der Straßenverkehr als Hauptlärmquelle weiterhin mit Abstand an erster Stelle. Insgesamt fühlten sich 76 % der Befragten 2020 durch Straßenverkehrslärm „zumindest etwas belästigt“ (siehe Abb. „Belästigung durch einzelne Lärmquellen 2020“). Die Summe setzt sich wie folgt zusammen: 21 % der Befragten fühlten sich durch Straßenverkehrslärm „äußerst gestört oder belästigt“ und „stark gestört oder belästigt“ sowie 56 % „mittelmäßig gestört oder belästigt“ und „etwas gestört oder belästigt“ (in der Summe 76 %, Abweichung bedingt durch Rundungsdifferenzen).
Belästigung durch einzelne Lärmquellen 2020 Quelle: BMU / UmweltbundesamtDiagramm als PDF
Die hohe Bedeutung des Klimaschutzes spiegelt sich zumindest teilweise im Konsumverhalten der Befragten wider. Dazu drei Beispiele:
Im Jahr 2020 gaben 53 % der Befragten an, derzeit Ökostrom zu beziehen. Dieser Anteil liegt um 15 Prozentpunkte höher als im Jahr 2018. 2016 und 2014 bewegte sich der Anteil der Befragten, die angaben, schon einmal Ökostrom bezogen zu haben, mit 39 % auf einem ähnlichen Niveau. In den Befragungen von 2012 und 2008 waren es noch deutlich weniger Befragte, die angaben, Ökostrom zu beziehen.
Im Jahr 2020 gaben 35 % der Befragten an, beim Kauf von Haushaltsgeräten immer Geräte mit einer besonders guten Energieeffizienzklasse zu wählen. Hinzu kommen weitere 40 %, die häufig zu einer besonders energieeffizienten Variante greifen. Im Jahr 2018 waren es noch 51 %, die sich immer, sowie 31 %, die sich häufig beim Kauf von Haushaltsgeräten für energieeffiziente Geräte entschieden. In den Jahren 2016, 2014 und 2012 lagen die Werte unter denen von 2018.
2020 haben insgesamt 27 % der Befragten, die im vorangegangenen Jahr eine private Flugreise unternommen haben, eine freiwillige Kompensationszahlungen dafür geleistet – entweder sie selbst (8 %) oder die Airline bzw. der Reiseveranstalter (19 %). Im Jahr 2018 antworteten 13 % der Befragten, die in den vergangenen zwölf Monaten eine Flugreise unternommen haben, schon einmal oder mehrmals Kompensationszahlungen geleistet zu haben, um die Treibhausgas-Emissionen ihrer Flugreisen auszugleichen. In den Jahren 2012 bis 2016 lag der Anteil der Befragten, die freiwillige Kompensationszahlungen angegeben haben, bei acht bis neun Prozent (siehe Abb. „Bereitschaft zu klimaschonendem Handeln im Zeitvergleich“).
Bereitschaft zu klimaschonendem Handeln im Zeitvergleich Quelle: BMU / UmweltbundesamtDiagramm als PDF
Dass das Problembewusstsein für Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes in den letzten Jahren zugenommen hat, lässt sich insbesondere mit Blick auf die Jugend feststellen. 2020 finden 74 % der 14- bis 22-Jährigen Umwelt- und Klimaschutz sehr wichtig, während es in der Stichprobe ab 23 Jahren 64 % sind. Die höchste Wichtigkeit messen Jugendliche im Jahr 2020 dem Zustand des Bildungswesens sowie dem Verlauf und den Folgen der Corona-Pandemie bei (siehe Abb. Abb. „Stellenwert des Umwelt- und Klimaschutzes, Angaben der 14- bis 22-Jährigen im Vergleich zur Gesamtstichprobe“).
Stellenwert des Umwelt- und Klimaschutzes, Angaben der 14- bis 19-Jährigen im Vergleich ... Quelle: UmweltbundesamtDiagramm als PDF
„Für Mensch und Umwelt″ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
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