Wespen und Hornissen

Rotbraun-gelbe Hornisse auf einem Blatt
Hornisse
Quelle: Bärbel Schulz / PIXELIO

Allein in Deutschland gibt es etwa 700 verschiedene Wespenarten. Lästig an der Kaffeetafel werden aber nur zwei Arten: die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe. Die größte bei uns heimisch vorkommende Wespenart ist die Hornisse.

Inhaltsverzeichnis

 

Aussehen und Vorkommen

Wespen sind, ebenso wie Bienen, Hautflügler.

Die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die Deutsche Wespe (Vespula germanica) sind für Laien schwer voneinander zu unterscheiden. Sie können am ehesten anhand der Zeichnung auf der Stirnplatte unterschieden werden. Während die Deutsche Wespe dort meist drei im Dreieck angeordnete schwarze Punkte (seltener nur einen) oder zwei Punkte und einen kleinen geraden, oft etwas unterbrochenen schwarzen Strich aufweist, befindet sich dort bei der Gemeinen Wespe ein breiter schwarzer Strich, der sich nach unten hin verdickt. Beide sind gelbschwarz gestreift. Die Arbeiterinnen beiden Arten werden 11 -16 mm groß, Drohnen 13-17 mm und Königinnen erreichen eine Körperlänge von bis zu 20 mm.

 Die heimische Hornisse (Vespa crabro) ist die größte bei uns vorkommende Wespe und bildet einjährige Staaten. Hornissen sind häufig in lichten Wäldern und auch in Gärten anzutreffen. Sie sind deutlich größer als die Gemeine und die Deutsche Wespe und rötlichbraun / gelb gestreift. Arbeiterinnen erreichen eine Länge von 18-25 Millimeter, die Königin bis zu 35 Millimeter. Hornissen bilden einjährige Staaten. Hornissen ernähren ihre Brut mit allen Arten von Insekten wie Fliegen, Wespen, Bienen, Heuschrecken, Käfern, Raupen, Libellen, etc. Ein gut entwickeltes Hornissenvolk vertilgt bis zu einem halben Kilogramm Insekten am Tag. Erwachsene Tiere ernähren sich vor allem von Pflanzensäften oder auch Fallobst. Die in Deutschland heimische Hornisse (Vespa crabro) muss von der Asiatische Hornisse (Vespa velutina), einer invasiven Art, abgegrenzt werden.

Informationen zur Asiatische Hornisse sind auf der folgenden Seite zu finden: (Link folgt)

Im Frühjahr beginnt ein befruchtetes Weibchen als neue Königin mit dem Anlegen eines Nestes, dem sogenannten Initial- oder Primärnest. Wenn der Hohlraum, in dem sich das Nest befindet, zu klein für das wachsende Volk wird, bauen die Tiere oft gleichzeitig ein weiteres Nest in einer anderen Höhlung (Filialbildung). Die Larven im Ursprungsnest werden dabei aber weiter gepflegt. Nach Schlupf der letzten Brut im Ursprungsnest wird dieses völlig verlassen und das Volk besiedelt fortan wieder nur ein Nest. Da natürliche Baumhöhlen selten geworden sind, sucht die Königin im Frühjahr oft eine Ersatzhöhle im menschlichen Siedlungsbereich. Solche gern aufgesuchten Nistplätze sind Vogelnistkästen, alte Schuppen, Holzverschalungen an Terrassen und Balkonen, Winterverkleidungen am Dach, aber auch Rollladenkästen und Nischen in Dachböden.

Nestunterscheidung

Einfacher sind die Nester unterscheidbar: die Nester der Gemeinen Wespe sind bräunlich, die der Deutschen Wespe eher grau. Deutsche Wespe und Gemeine Wespe bauen meist in Erdhöhlen (z.B. Mäuse- oder Maulwurfsbauten). In Siedlungsnähe werden aber auch Dachböden, Rollladenkästen und vergleichbare dunkle, geschützte Hohlräume ausgewählt.

Frei hängende Nester werden von Arten gebaut, die keine menschlichen Nahrungsmittel anfliegen (zum Beispiel Hornisse und Sächsische Wespe). Auch Papier- beziehungsweise Feldwespen (Polistes spp.) zeigen eine soziale Lebensweise, sind aber nicht an Süßspeisen interessiert. Feldwespen sind sehr gut an ihren im Flug herabhängenden gelben Beinen zu erkennen.

 

 

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Schadpotential

Wespen erfüllen in der Natur wichtige Aufgaben: sie sind Bestäuber vieler Pflanzenarten und halten Schädlingspopulationen im Garten auf natürliche Weise in Schach, in dem sie zum Beispiel andere Insekten und Spinnentiere als Beute für ihre Brut jagen. Wespen und Hornisse sind also keine Schädlinge, einige Arten können aber lästig werden und auch mit Stichen reagieren, wenn sie sich oder ihr Nest bedroht sehen.

Wespenstiche können je nach Empfindlichkeit eine Quaddelbildung verursachen, sind aber normalerweise harmlos. Einige Menschen sind jedoch allergisch gegen Wespen- und Bienenstiche. Bei diesen können lebensbedrohliche Reaktionen ausgelöst werden. Besonders bei verschluckten Wespen kann es durch Anschwellen der Schleimhäute auch bei Nichtallergikern zu Atemnot kommen.

Hornissen sind nicht per se aggressiv und greifen höchstens in unmittelbarer Nähe zum Nest an, um dieses zu verteidigen. Da sie hauptsächlich lebende Insekten und Raupen vertilgen, interessieren sie sich auch nicht für süße Brotaufstriche und Getränke. Nur beim Aufheben von Fallobst muss aufgepasst werden, dass darin keine Hornisse steckt.

Die Humboldt-Universität Berlin gibt für den Fall eines Insektenstiches praktische Tipps: Insektenstiche - was tun? (hu-berlin.de)

 

Vorbeugen, Abwehren und Bekämpfen

Durch das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) sind grundsätzlich alle wildlebenden Tiere vor Zerstörung ihrer Nester, Belästigung und Tötung geschützt. Dieser allgemeine Schutz gilt auch für alle in Deutschland heimischen Wespenarten. Wespen dürfen somit nur bei Vorliegen vernünftiger Gründe bekämpft werden. Neben dem allgemeinen Schutzstatus gibt es in Deutschland auch Wespenarten, die nach Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) besonders geschützt sind, zum Beispiel Kreiselwespen und Knopfhornwespen. Aufgrund mangelnder Artenkenntnis werden häufig Nester vernichtet, auch wenn es sich um friedliche oder sogar geschützte Arten handelt. Die Hornisse (Vespa crabro) ist nach Bundesartenschutz-Verordnung besonders geschützt. Sie darf daher nicht gefangen, verletzt oder getötet werden. Auch das Zerstören von Nestern ist verboten. Wespen- und Hornissennester werden im Herbst von den Tieren aufgegeben – die Königin und die Arbeiterinnen sterben und nur die begatteten Jungköniginnen überwintern.

Insektenschutzgitter vor den Fenstern verhindern generell das Eindringen von Insekten in die Wohnung. Einzelne ins Haus gelangte Tiere können mit einem möglichst durchsichtigen Behälter (Glas, Becher oder Tasse) eingefangen werden, indem die Öffnung über das Tier gestülpt wird. Nachdem die Öffnung mit einem Stück Papier oder Pappe vorsichtig verschlossen wurde, kann das Tier nach draußen getragen werden.

Um keine Wespen anzulocken, sollten alle Speisen und Getränke im Freien abgedeckt werden. Beim Essen und Trinken sollte darauf geachtet werden, dass sich keine Wespe eingeschlichen hat. Vorsicht auch bei Fallobst, es könnte eine Wespe darin stecken. Wichtig ist Ruhe zu bewahren und die Tiere nicht mit hektischen Bewegungen zu reizen.

Zu Nestern von Wespen und Hornissen sollte stets ein Abstand von mindestens 2 Metern eingehalten werden, da sie sich sonst unnötig bedroht fühlen. Wenn ein Wespen- oder Hornissennest aus Sicherheitsgründen entfernt werden soll, weil es sich zum Beispiel in Nähe eines Spielplatzes befindet, sollte es von geschulten Personen wie z.B. Wespen- und Hornissenberater umgesiedelt werden. Ist eine Umsiedlung nicht möglich und muss das Nest bekämpft werden, sollten ebenfalls geschulte Personen, wie zum Beispiel ein Schädlingsbekämpfer, eingebunden werden. Für das Entfernen von Nestern der geschützten Hornisse (Vespa crabro) ist immer eine Genehmigung durch die zuständige Untere Naturschutzbehörde notwendig.