3.2 Wie identifizieren Sie mögliche Anpassungsmaßnahmen?

In diesem Kapitel beginnen Sie, mögliche Anpassungsmaßnahmen für Ihre priorisierten Klimarisiken zu ermitteln. Dazu sammeln Sie auch bereits umgesetzter und in Planung befindlicher Maßnahmen und recherchieren und diskutieren in Ihrem Projektteam weitere Anpassungsoptionen. Eine erste Liste mit möglichen Maßnahmen wird erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Die Erstellung eines Maßnahmenkatalogs, der festlegt, wie, wann und von wem konkrete Anpassungsmaßnahmen in Ihrer Kommunen umgesetzt werden, ist entscheidend, um Klimaanpassung in Ihrer Kommune zu erreichen. Hierfür müssen Sie zunächst mögliche Anpassungsmaßnahmen identifizieren und eingrenzen. Generell sollten Sie solche Anpassungsoptionen im Blick haben, welche die Transformation zu einer nachhaltigen, resilienten Kommune ermöglichen. Denken Sie dabei auch an Chancen, die sich ggfs. durch den ⁠Klimawandel⁠ für Ihre Kommune ergeben könnten. Bei der Identifizierung von Anpassungsoptionen können Sie folgende Schritte berücksichtigen: (siehe auch Kapitel 2.5).

Recherchen und Brainstorming zu möglichen Anpassungsmaßnahmen durchführen

In einem ersten Schritt ist es angebracht, umfassend zu denken und eine Reihe von Anpassungsoptionen zu identifizieren, die potentiell als Reaktion auf die Klimarisiken in Ihrer Kommune in Frage kommen und zu Ihren formulierten Anpassungszielen passen. Je größer und vielfältiger Sie Ihren „Maßnahmenpool“ anlegen, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie eine Antwort finden, die Ihre Hauptprobleme ansprechen und entsprechende Lösungen anbieten. Derartige Anpassungsoptionen können Sie aus Literaturquellen und Datenbanken sowie über ein Brainstorming während eines Workshops mit Fachexpert*innen aus Ihrer Verwaltung und/oder externen Akteur*innen identifizieren. Auch die Auswertung von Schäden durch zurückliegende Extremwettereignisse wie Hitzewellen oder Starkregenereignisse kann für Sie ein Weg sein, um Anpassungsoptionen zu identifizieren. Nutzen Sie auch die folgenden Fragen, um zusätzliche innovative Lösungen zu finden: Wenn Geld keine Rolle spielen würde, was würden Sie tun, um bestimmte Klimarisiken in Ihrer Kommune anzugehen? Welche Schritte könnten die ⁠Resilienz⁠ Ihrer Kommune verbessern, ohne viel Geld auszugeben?

Von anderen Kommunen und Initiativen lernen

Werten Sie Aktivitäten und Erfahrungen von anderen Kommunen aus. Nutzen Sie Maßnahmen- und Projektkataloge, die von Bundes- und Landesbehörden, Städtenetzwerken oder Verbänden entwickelt wurden. Als Beispiel sei die vom Umweltbundesamt entwickelte Tatenbank genannt. Sie enthält inzwischen eine sehr umfangreiche Sammlung von Projekten und Anpassungsmaßnahmen, die dokumentieren, wie andere Kommunen bestimmte Klimarisiken angegangen sind. Über die Filterfunktionen der Tatenbank finden Sie möglicherweise passende Maßnahmen, die auch für Ihre Kommune in Frage kommen. Nutzen Sie auch den Maßnahmenkatalog des Klimalotsen, in dem Sie nach Art der Maßnahme und nach den für Ihre Kommune relevanten Betroffenheiten filtern können.

"Um mit der Arbeit zur Klimaanpassung zu starten, können erstmal die Daten von größeren Städten genutzt werden. Der Erfahrungsaustausch mit anderen Kommunen ist dabei auch sehr sinnvoll."

Martin Kratz, Stadtplanungsamt, Stadt Karlsruhe

Liste mit Anpassungsoptionen anlegen

Dokumentieren Sie die für Ihre Kommune und Klimarisiken in Frage kommenden Anpassungsoptionen in einer Liste, z. B. in einem Tabellenkalkulationsprogramm oder einer Datenbank. Dies ermöglicht es Ihnen, die Liste kontinuierlich fortzuschreiben. Sie können in diese Liste auch weitere nützliche Informationen integrieren, wie beispielsweise die Anpassungsziele, auf die sich die jeweiligen Anpassungsoptionen beziehen.

Anpassungsoptionen strukturieren

Sie können die von Ihnen ermittelten Anpassungsoptionen auf vielfältige Weise strukturieren und bestimmten Kategorien zuordnen, z. B. Handlungsfeldern, Verringerung von Sensitivitäten, Steigerung von Anpassungskapazitäten, betroffene Akteur*innen und Zeitraum der Umsetzbarkeit (kurz-, mittel- und langfristig).

Querschnittsthema: Partizipation

Für die Ermittlung der Anpassungsoptionen können Sie kommunale Akteur*innen einbinden. Hierzu bietet sich beispielsweise ein Workshop mit den Mitgliedern der verwaltungsübergreifenden Arbeitsgruppe und weiteren kommunalen Akteur*innen an. Über diesen Weg integrieren sie lokale Erfahrungen und lokales Wissen. Durch den Austausch ergeben sich eventuell neue (innovative) Anpassungsoptionen, die im weiteren Prozessverlauf zu konkreten Anpassungsmaßnahmen ausgearbeitet werden können.

Ein besonderes Format zur Partizipation bietet eine Ideen- und Kooperationsbörse, auf der Akteur*innen aus Verwaltung, Unternehmen, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und engagierte Bürger*innen gemeinsam Ideen für konkrete Anpassungsmaßnahmen entwickeln und erste Kooperationen zu ihrer Umsetzung schließen können. Die Akteurseinbindung kann zudem dabei behilflich sein, potenzielle Konflikte zwischen verschiedenen Anpassungsoptionen zu erkennen und zu entschärfen.

Nicht alle von Ihnen identifizierten Anpassungsoptionen werden Sie weiterverfolgen und umsetzen können. Stehen finanzielle Mittel oder sonstige Ressourcen für die Umsetzung nur eingeschränkt zur Verfügung sollten Sie eine Priorisierung der Anpassungsoptionen vornehmen. Hierbei helfen Ihnen Methoden zur Bewertung von Anpassungsmaßnahmen, die Sie in Kapitel 3.5 kennen und anzuwenden lernen. Zunächst werden Sie sich jedoch in Kapitel 3.3 und Kapitel 3.4 näher damit beschäftigen, mit welchen Maßnahmen Sie die Sensitivitäten in Ihrer Kommune verringern und die Anpassungskapazitäten stärken können.

 

Aufgabe: Sammlung umgesetzter und in Planung befindlicher Maßnahmen

Prüfen Sie mit Mitgliedern aus dem Projektteam, welche Maßnahmen in Ihrer Kommune bereits durchgeführt werden oder in Planung sind, die zu einer Minderung der in Modul 2 "Klimarisken erkennen und bewerten" identifizierten Klimarisiken beitragen. Erstellen Sie für jede dieser Maßnahmen ein Maßnahmenblatt.

  • Für eine einheitliche Dokumentation nutzen Sie die Vorlage für Maßnahmenblätter aus der Arbeitsmappe zum Klimalotsen.
  • Beziehen Sie bei der Sammlung sowohl Maßnahmen zur Senkung der ⁠Sensitivität⁠ als auch solche zur Steigerung der ⁠Anpassungskapazität⁠ ein (siehe hierzu auch Kapitel 3.3 und Kapitel 3.4).
  • Sprechen Sie auch mit politischen Akteur*innen und informieren Sie sich über Beispiele für einen Stadtratsbeschluss (siehe hierzu auch Kapitel 3.4).

 

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