Car-Sharing

Eine Frau sitzt im Auto, von außen erhält sie von einem Mann durch das Fenster den Autoschlüsselzum Vergrößern anklicken
Umweltbewusster Autokauf: Wählen Sie das für Ihre Zwecke klimafreundlichste Modell.
Quelle: Diego Cervo / Fotolia.com

Car-Sharing bietet ein flexibles Angebot an Fahrzeugen für unterschiedliche Nutzungszwecke, ohne einen eigenen Pkw besitzen zu müssen. Zielgruppen des Car-Sharings sind Einzelpersonen, Familien, Fahrgemeinschaften, öffentliche Verwaltungen sowie private und öffentliche Unternehmen. Immer mehr Menschen in Deutschland teilen sich Autos oder nutzen Car-Sharing Angebote.

Inhaltsverzeichnis

 

Angebotsformen des Car-Sharing

Beim klassischen stationsgebundenen Car-Sharing kann der Nutzende das Fahrzeug an einem wohnortnahen Standort mieten und nach der Fahrt muss er das Fahrzeug auch wieder dorthin zurückbringen. Es besteht die Möglichkeit das Fahrzeug auch mit einem längeren Vorlauf zu reservieren. Die Nutzung des Fahrzeugs ist dabei nicht an ein bestimmtes Geschäftsgebiet gebunden. Stationsgebundene Car-Sharing-Angebote gibt es deutschlandweit in über 700 Städten und Gemeinden.

Beim so genannten stationsungebundenen bzw. "free-floating" Car-Sharing stehen die Fahrzeuge innerhalb eines definierten Geschäftsgebiets zur Verfügung und können über das Smartphone geortet und gemietet werden. Nach Beendigung der Fahrt kann das Fahrzeug innerhalb des Geschäftsgebiets an einem beliebigen Ort regelkonform im öffentlichen Straßenraum wieder abgestellt werden. Reservierungen im Voraus können nur für einen kurzen Zeitraum vorgenommen werden. Dieses Car-Sharing-Angebot ist derzeit nur in wenigen Großstädten in Deutschland verfügbar.

In einigen deutschen Großstädten gibt es auch kombinierte Angebote beider Angebotsformen aus einer Hand. Eine weitere Variante des gemeinschaftlichen privaten Autoteilens ist das so genannte Peer-to-Peer-Car-Sharing. Hier wird ein privates Fahrzeug von einer Person zum Teilen angeboten. Dies erfolgt entweder über eine Internetplattform oder in der Form des nachbarschaftlichen Teilens.

 

Car-Sharing – Mobilitätsbaustein des Umweltverbundes

Car-Sharing als vierte Säule des Umweltverbundes – neben ÖPNV, zu Fuß gehen und Rad fahren – entlastet die Umwelt, schont den Geldbeutel, spart Ressourcen und leistet einen Beitrag zur Energieeinsparung im Verkehr.

Die Anzahl der Menschen, die sich Autos teilen steigt von Jahr zu Jahr. Zwischen 2011 und 2022 hat sich die Zahl der registrierten Nutzerinnen und Nutzer verzwölffacht. Aktuell gibt es deutschlandweit über 30.000 Car-Sharing-Fahrzeuge und über 3,3 Millionen Menschen, die bei Car-Sharing-Anbietern angemeldet sind. Das gilt sowohl für die frei im Straßenraum verfügbaren Angebote („free-floating“) als auch für die Autos, die einen festen Standort haben („stationsbasiert“). Car-Sharing ergänzt als Mobilitätsbaustein des Umweltverbundes sinnvoll öffentliche Verkehrsmittel und Leihfahrradsysteme. Car-Sharing hat sich damit als wichtige umweltfreundliche Verkehrsform etabliert.

 

Umweltvorteile von Car-Sharing

Car-Sharing entlastet die Umwelt, da es zusammen mit anderen Verkehrsmitteln des Umweltverbunds genutzt werden kann. In Verbindung mit dem ⁠Umweltverbund⁠ ermöglicht Car-Sharing die Nutzung eines geteilten Autos, ohne einen eigenen privaten Pkw besitzen zu müssen. Das entlastet die Umwelt und spart Kosten für die Anschaffung und den Unterhalt eines eigenen Pkw. 

Ein privater Pkw wird durchschnittlich nur eine Stunde am Tag bewegt. Somit steht das Auto durchschnittlich 23 Stunden am Tag ungenutzt herum und blockiert gerade in den Städten wertvolle Flächen. Stationsgebundenes wie auch stationsungebundenes Car-Sharing entlasten öffentliche Verkehrsflächen in unseren Städten. 

Eine wesentliche Voraussetzung für eine positive Umweltwirkung ist, dass die Angebote mit dem öffentlichen Verkehrsangebot verknüpft und kombinierbar sind. Insbesondere Car-Sharing-Teilnehmerinnen und Teilnehmer der stationsbasierten Anbieter nutzen häufiger Verkehrsmittel des Umweltverbundes und reduzieren so ihre Pkw-Fahrten. 

Jedes stationsbasierte Car-Sharing-Fahrzeug ersetzt je nach örtlichen Verhältnissen vier bis teilweise mehr als zehn Fahrzeuge, da die Nutzenden vielfach ihr eigenes Auto abschaffen. Die in den Car-Sharing-Flotten eingesetzten Fahrzeuge werden in der Regel schon nach drei bis vier Jahren ersetzt. Die energieeffizienten und modernen Car-Sharing-Fahrzeuge emittieren pro gefahrenen Kilometer weniger klimaschädliches CO2 als durchschnittliche private Fahrzeuge in Deutschland.

 

Car-Sharing und das Umweltzeichen „Blauer-Engel“

Mit der Überarbeitung der Vergabegrundlage im Jahr 2018, können Car-Sharing-Unternehmen das Umweltzeichen „Blauer Engel“ sowohl für konventionell als auch für rein batterieelektrische angetriebene Fahrzeuge und Brennstoffzellenfahrzeuge erhalten. 

Die Kriterien für den Blauen Engel berücksichtigen neben Anforderungen an die Dienstleistung, die Fahrzeugflotte und die Verfügbarkeit der Fahrzeuge auch technische Anforderungen an die Fahrzeuge wie bspw. CO2-Emissionen und Luftschadstoffe oder dass Car-Sharing ein integrierter Mobilitätsbaustein des Umweltverbundes sein muss. Denn: Car-Sharer nutzen häufiger öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad und verzichten auf einen eigenen Pkw.

 

Verkehrsmittelübergreifende Angebote

Die Nutzung des privaten Autos ist mit hohen Anschaffungskosten verbunden. Hinzu kommen steigende Betriebskosten und nicht vorhersehbare Sonderkosten. Die monatlichen Vollkosten für Wertverlust, Betriebskosten, Steuern, Versicherung und Werkstattkosten eines Pkw in der Golfklasse liegen laut ADAC-Autokostenrechner bei 400 bis 500 Euro pro Monat.

Ein leistungsfähiges ÖPNV-Angebot als Rückgrat der Mobilität – kombiniert mit Car-Sharing und Leihfahrrädern – bietet die Chance auch ohne eigenen Pkw mobil zu sein. Um den Umstieg zwischen Bahn, Bus, Fahrrad und Car-Sharing zu erleichtern, sind verkehrsmittelübergreifende Mobilitätsangebote und -stationen notwendig. 

In vielen Städten gibt es hierzu bereits gezielte Angebote, die über integrierte Mobilitäts-Apps der Verkehrsdienstleister z. B. in Hannover, Stuttgart, Berlin, Hamburg, Leipzig oder Osnabrück gebucht werden können. 

Darüber hinaus kann Car-Sharing auch in das monatliche ÖPNV-Ticket integriert werden, um die enge Verbindung von ÖPNV und Car-Sharing weiter zu stärken. Prominentes Beispiel hierfür ist Augsburg.

 

Wie kann Car-Sharing weiter gefördert werden?

Für die Verkehrsplanung ist es sinnvoll, das System Car-Sharing im Verbund mit den öffentlichen Verkehrsmitteln stärker zu fördern. Folgende Instrumente sind hierfür geeignet:

  • Der Mangel an wohnungsnahen Car-Sharing-Stellplätzen stellt in vielen Ballungsräumen ein großes Hindernis dar. Durch öffentliche Stellplätze in dicht besiedelten Wohngebieten würde die Wahrnehmung des Car-Sharing-Angebotes verbessert. Zudem würden die Zugangsbarrieren herabgesetzt und die Sichtbarkeit im öffentlichen Raum verbessert. Das Car-Sharing-Gesetz des Bundes und die dazugehörigen länderspezifischen Car-Sharing-Gesetze bieten hierfür die rechtliche Grundlage. Zudem gibt es einen Praxisleitfaden des Bundesverbandes Car-Sharing, der die Umsetzung von privilegierten Stellplätzen im öffentlichen Raum in Städten und Kommunen unterstützt. 
  • Wenn zudem an Umsteigepunkten vom ÖPNV oder Fahrrad zum Car-Sharing und umgekehrt verkehrsmittelübergreifende Mobilitätsstationen oder so genannte „Mobilpunkte“ eingerichtet und gefördert werden, kann sich Car-Sharing als vierte Säule des Umweltverbundes noch besser etablieren. Ein gutes Beispiel hierfür ist Bremen. Dort gibt es Mobilpunkte bereits seit mehr als zehn Jahren.
  • Der Verkehrsentwicklungsplan (VEP) ist ein geeignetes planerisches Instrument, um Car-Sharing als System zu fördern. Hierfür ist ein integriertes Handlungskonzept erforderlich. Es muss konkrete Maßnahmen, Wirkungsabschätzungen, einen Zeithorizont für die Umsetzung und klare Zuständigkeiten enthalten. Eine aktive Beteiligung der Akteure ist rechtzeitig sicherzustellen. 
  • Im Rahmen des kommunalen Mobilitätsmanagements können Neubürgerinnen und Neubürger gezielt angesprochen werden: So gibt es zum Beispiel in München oder Aachen ein standardisiertes Mobilitätspaket (u. a. Gutscheine für ÖPNV, Car-Sharing, Fahrradstadtplan, Neubürgertour mit dem Rad) für Neubürgerinnen und Neubürger.