Ab geht die Lucie! - Urbaner Garten für Alle

  • Blick auf den Festplatz mit Menschen und Ständen
    Sommerfest der Initiative "Ab geht die Lucie!" 2016, Bild: KulturPflanzen e. V.
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Der Lucie-Flechtmann-Platz in der Bremer Neustadt war bis 2013 ein ungenutzter, gepflasterter Platz in der Größe eines Fußballfeldes. Um diese Fläche zu beleben, hat ein Zusammenschluss aus Nachbar*innen, dem angrenzenden Senior*innenwohnheim „Hansa“ und einer KiTa die Initiative „Ab geht die Lucie!“ mit dem dahinter stehenden Verein KulturPflanzen e.V. gegründet. Seitdem ist der Platz durch ehrenamtlichen Einsatz zu einem grünen Ort der Begegnung geworden, der einen öffentlichen Gemeinschaftsgarten und Raum für Bildung, Kultur und Austausch bietet. Vorangetrieben durch die Initiative „Ab geht die Lucie“, startete die Stadt Bremen im Oktober 2015 ein Bürgerbeteiligungsverfahren zur grundlegenden Umgestaltung des Lucie-Flechtmann-Platzes (kurz: „die Lucie“). Gemeinsam mit der Stadt und weiteren interessierten Bürger*innen wurde innerhalb dreier Workshops ein Entwurf beschlossen, der die Entsiegelung „der Lucie“ festlegt. Ab Winter 2018 setzen der Verein KulturPflanzen e.V. und die senatorische Behörde für Bau, Umwelt und Verkehr diesen Entwurf um.

Laut einer Analyse des Senators für Umwelt ist in Bremen infolge des Klimawandels vor allem mit vermehrten Starkregenereignissen und einer erhöhten Hitzebelastung zu rechnen. Mit der Entsiegelung der ca. ein Hektar großen Fläche und der Ansiedelung eines Gemeinschaftsgartens im Rahmen einer breit angelegten Bürger*innenbeteiligung geht das Projekt diese Folgen an: Als Grünfläche mit Bäumen wird die entsiegelte „Lucie“ ein Kaltluftentstehungsgebiet. Wirksam gegen die erwartete zunehmende Hitzebelastung trägt sie dazu bei, Sommertage und Tropennächte in Bremen zu reduzieren. Die schattenspendenden Bäume schaffen zudem einen erhöhten Klimakomfort für die Bürger*innen. In Bezug auf Starkregenereignisse wird mit der Entsiegelung der „Lucie“ eine zusätzliche Verdunstungs- und Versickerungsfläche geschaffen, die die Kanalisation entlastet und den Wasserhaushalt der Bremer Neustadt verbessert.

Eckdaten zur Maßnahme

Maßnahmenträger

MaßnahmenträgerKulturPflanzen e.V. // Initiative "Ab geht die Lucie!"
Kooperationspartner

Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bremen
Planungsbüro Protze und Theiling
Ortsamt und Neustadt-Woltmershausen
Seniorenzentrum Hansa
Bürgerstiftung Bremen

Dauer und Finanzierung

Dauer

Beginn der Umsetzung
Wie hoch waren die (geschätzten) Kosten für die Umsetzung?

60.000 € für die Entsiegelung, ca. 500€/Monat laufende Kosten

Mit welchen Mitteln wurde die Maßnahme finanziert?

Stiftungsgelder

Beteiligung

Welche weiteren Personengruppen wurden an der Planung oder Umsetzung der Maßnahme beteiligt?

Welche Formen der Beteiligung fanden statt?

Erläuterung„Ab geht die Lucie!“ ist - wie oben beschrieben - schon per se eine ehrenamtliche Initiative. Durch den städtischen Bürgerbeteiligungsprozess wurden noch mehr Menschen erreicht. KulturPflanzen e.V. hat parallel dazu eine Kinderbeteiligung durchgeführt (in Schulen, auf dem Platz beim Sommerfest und direkt beim 2. Beteiligungsworkshop), dessen Ergebnisse in die Planung eingeflossen sind. Ab geht die Lucie!“ ist als öffentlicher Garten immer für alle zugänglich. Von April bis Oktober ist jeden Sonntag offenes Gärtnern - eine niedrigschwellige Möglichkeit, aktiv zu werden. Jeden zweiten Montag trifft sich sie Initiative zum offenen Plenum. Zudem gibt es im Sommer ca. wöchentlich öffentliche Veranstaltungen rund um das Thema Urban Gardening. Auch über die Infoschilder auf dem Platz, unseren Blog, Facebook und über unseren Newsletter erreichen wir die Öffentlichkeit mit unseren Botschaften.

Erfolge

Welche Erfolge wurden bis jetzt mit der Maßnahme erreicht?

Unser bürgerschaftliches Engagement hat die Stadt zum Handeln bewegt, sodass wir nun gemeinsam den Platz umgestalten – trotz der akuten Finanzlage Bremens. Wir sind damit Bremens erste selbstorganisierte und basisdemokratische Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahme und haben einige Initiativen zum Nachmachen inspiriert. Unser Engagement wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, bspw. mit dem Deutschen Bürgerpreis 2015, dem Hilde Adolf Preis 2016 oder dem Nachbarschaftspreis 2017.

Wie wird der Erfolg der Maßnahme evaluiert?
ErläuterungBisher ist uns eine systematische Evaluation nicht möglich, da sie unsere ehrenamtlichen Kapazitäten übersteigen würde.

Hat die Maßnahme positive Nebeneffekte?

Neben Klimaschutz und -anpassung schafft „Ab geht die Lucie!“ einen Raum zum Erhalt der biologischen Diversität und für den Insektenschutz. Im urbanen Garten gärtnern wir ausschließlich mit samenfesten Saatgut und bevorzugen regionale Kulturpflanzen. Die Artenvielfalt bietet Insekten (auch unseren eigenen Bienen) Futter bis spät in den Herbst.

Hindernisse

Welche Hindernisse gab es während der Umsetzung?

Die Öffentlichkeit des Platzes ist für uns als ehrenamtliche Gruppe eine Herausforderung – vor allem durch Konflikte mit Wohnungslosen und Suchtkranken, die auf der „Lucie“ sehr präsent sind. Auch die Finanzierung unserer ehrenamtlichen Arbeit ist herausfordernd (s.u.). Wir gehen mit diesen Hindernissen transparent um, reagieren pragmatisch, suchen uns fachliche Unterstützung und Beratung und fordern durch politische Arbeit mehr Verantwortung von der Stadt für den Platz ein.

Hat die Maßnahme negative Nebeneffekte?

Konflikte mit anderen Zielsetzungen sehen wir nicht – im Gegenteil: Der Platz war ursprünglich für nachbarschaftliche Begegnung gestaltet worden, wurde zu diesem Zweck aber nie angenommen. „Ab geht die Lucie!“ hat den Platz belebt und den Anspruch der eigentlich vorgesehenen Nutzung (über)erfüllt. In Bezug auf den Klimaschutz, Klimaanpassung, aber auch in Sachen biologische Vielfalt.

Ansprechperson

Eva Kirschenmann
KulturPflanzen e.V. // Initiative "Ab geht die Lucie!"
Westerstraße 58
28199 Bremen
Deutschland

Ort der Umsetzung

Lucie-Flechtmann-Platz
28199 Bremen
Deutschland

Bremen Städte

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