Branchenabhängiger Energieverbrauch des verarbeitenden Gewerbes
Alle Wirtschaftsbereiche zusammen verbrauchen fast drei Viertel der in Deutschland benötigten Primärenergie. Der Anteil des verarbeitenden Gewerbes am Primärenergieverbrauch aller Produktionsbereiche lag 2019 bei rund 42 Prozent. Der Energiebedarf dieses Gewerbes blieb im Zeitraum 1995 bis 2019 etwa konstant, der spezifische Energieverbrauch pro Tonne Stahl, Glas oder Chemikalien ging aber zurück.
Der gesamte Primärenergiebedarf Deutschlands betrug im Jahr 2019 nach dem Inländerkonzept rund 13.067.364 Terajoule (TJ). Dabei wird der Verbrauch inländischer Wirtschaftseinheiten in der übrigen Welt in die Berechnung des Gesamtverbrauchs einbezogen, während der Verbrauch gebietsfremder Einheiten im Inland unberücksichtigt bleibt. Die privaten Haushalte in Deutschland verbrauchten rund 30 % der Primärenergie. Die Wirtschaft mit ihren vielen Produktionsbereichen benötigte die übrigen 70 %. Zu diesen Bereichen zählen das Herstellen von Waren, das Versorgen mit Energie und der Warentransport. All diese Produktionsbereiche verbrauchten im Jahr 2019 zusammen mehr als 9.211.191 TJ Primärenergie (siehe Abb. „Primärenergieverbrauch 2019 (Inländerkonzept)“).
Zur Begriffsklärung: Mit der Präposition „primär“ betonen Fachleute, dass der “Primär“-Energiebedarf sowohl den realen Energiebedarf bei Energieverbrauchern erfasst als auch die Energieverluste, die bei der Bereitstellung und beim Transport von Energie entstehen. Und diese Verluste sind hoch: Mehr als ein Drittel aller Primärenergie geht bei der Bereitstellung und beim Transport von Energie verloren (Statistisches Bundesamt 2006).
Primärenergieverbrauch 2019 (Inländerkonzept) Quelle: Statistisches BundesamtDiagramm als PDF
Die Firmen, die Waren herstellen, werden als „verarbeitendes Gewerbe“ bezeichnet. Sie hatten von allen Produktionsbereichen im Jahr 2019 mit circa 3.874.146 TJ den größten Primärenergiebedarf. Das ist ein Anteil von rund 42 % am Energieverbrauch aller Produktionsbereiche. Der nächstgrößte Energieverbraucher war die Energieversorgung mit 2.229.267 TJ (oder 24 % Anteil am Primärenergieverbrauch), gefolgt vom Verkehr mit 1.389.070 TJ (oder 15 % Anteil am Primärenergieverbrauch) (siehe Abb. „Anteil wirtschaftlicher Aktivitäten am Primärenergieverbrauch aller Produktionsbereiche 2019“).
Anteil wirtschaftlicher Aktivitäten am Primärenergieverbrauch aller Produktionsbereiche 2019 Quelle: Statistisches BundesamtDiagramm als PDF
Die Primärenergienutzung innerhalb des verarbeitenden Gewerbes verteilt sich auf verschiedene Produktionssektoren (siehe Abb. „Anteile der Sektoren am Primärenergieverbrauch des verarbeitenden Gewerbes 2019“). Ein wichtiger Sektor ist dabei die Chemieindustrie. Sie benötigte im Jahr 2019 mit rund 1.272.964 TJ von allen Sektoren am meisten Primärenergie zur Herstellung ihrer Erzeugnisse. Das ist ein Anteil von 33 % am Energieverbrauch im verarbeitenden Gewerbe. Weitere wichtige Energienutzer sind die Metallindustrie mit einem Anteil von 17 % sowie die Hersteller von Kokerei- und Mineralölerzeugnissen mit 14 % am Energieverbrauch im verarbeitenden Gewerbe.
Die Energie wird Unternehmen dabei als elektrischer Strom, als Wärme (etwa als Dampf oder Thermoöl) sowie direkt in Form von Brennstoffen (wie Erdgas, Kohle oder Biomasse) zur Verfügung gestellt.
Anteile der Sektoren am Primärenergieverbrauch des verarbeitenden Gewerbes 2019 Quelle: Statistisches BundesamtDiagramm als PDF
Seit dem Jahr 1995 blieb der Primärenergieverbrauch in fast allen Produktionssektoren relativ konstant (siehe Abb. „Primärenergieverbrauch ausgewählter Sektoren des verarbeitenden Gewerbes“). Nur in den Jahren 2008 und 2009 (während der Finanz- und Wirtschaftskrise) gingen in einigen Branchen die Produktion und somit auch der Energiebedarf zurück. Im Jahr 2009 wurde sogar ein stromintensives Primäraluminiumwerk zeitweise komplett heruntergefahren. Durch die schnelle Erholung der deutschen Wirtschaft hat der Primärenergieverbrauch anschließend aber wieder das Niveau der Vorkrisenjahre erreicht. Ein substantieller Anstieg des Primärenergieverbrauchs war in den letzten Jahren bei Kokerei- und Mineralölerzeugnissen zu beobachten.
Obwohl der Energiebedarf in etwa gleich blieb, sank der spezifische Primärenergieverbrauch: Für die Herstellung von einer Tonne (t) Stahl, Glas oder Nichteisenmetallen (wie Aluminium und Kupfer) benötigten die Unternehmen im Jahr 2019 deutlich weniger Energie als noch im Jahr 1995 (siehe Abb. „Spezifischer Primärenergieverbrauch (PEV) für die Stahl-, NE-Metall- und Glasherstellung“). Mit anderen Worten: Die Energieeffizienz der Herstellung von Stahl, Glas und Nichteisenmetallen erhöhte sich im Vergleich zu 1995.
Primärenergieverbrauch ausgewählter Sektoren des verarbeitenden Gewerbes Quelle: Statistisches BundesamtDiagramm als PDF
Die Primärenergieintensität beschreibt, wie viel Primärenergie bezogen auf die erzielte Bruttowertschöpfung eines Produktionsbereichs oder Wirtschaftszweigs verbraucht wird. Die Entwicklung dieser Energieintensität über mehrere Jahre kann einen Hinweis darauf geben, ob in einem Wirtschaftszweig energieeffizient gearbeitet wird.
Die Primärenergieintensität einzelner Wirtschaftszweige entwickelte sich im Zeitraum 2000 bis 2019 unterschiedlich (siehe Abb. „Primärenergieintensität ausgewählter Sektoren des verarbeitenden Gewerbes“):
Die Primärenergieintensität der chemischen Industrie und der Gummi- und Kunststoffwarenindustrie sank um 32 beziehungsweise 39 %.
Die Primärenergieintensität der Industrie, die Glas, Keramik, Steine und Erden verarbeitet, sank bis 2018 um 25 %; die der Nahrungs- und Futtermittelindustrie sank um etwa 30 %.
Primärenergieintensität ausgewählter Sektoren des verarbeitenden Gewerbes Quelle: Statistisches BundesamtDiagramm als PDF
Begrenzte Aussagekraft der Primärenergieintensität
Schwankende Preise für Rohstoffe und Produkte sowie andere äußere Wirtschaftsfaktoren beeinflussen zwar die Bruttowertschöpfung, nicht aber die Energieeffizienz eines Prozesses. Die Primärenergieintensität eignet sich daher nur eingeschränkt, um die Entwicklung der Energieeffizienz in den jeweiligen Herstellungsprozessen zu beschreiben.
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