Branchenabhängiger Energieverbrauch des verarbeitenden Gewerbes
Alle Wirtschaftsbereiche zusammen verbrauchen fast drei Viertel der in Deutschland benötigten Primärenergie. Der Anteil des verarbeitenden Gewerbes daran lag im Jahr 2016 bei knapp 39 Prozent. Der gesamte Energiebedarf dieses Gewerbes blieb im Zeitraum von 1995 bis 2016 zwar in etwa konstant, der spezifische Energieverbrauch pro Tonne Stahl, Glas oder Chemikalien ging aber deutlich zurück.
Der gesamte Primärenergiebedarf Deutschlands betrug im Jahr 2016 nach dem Inländerkonzept rund 13.825 Petajoule (PJ). Dabei wird der Verbrauch inländischer Wirtschaftseinheiten in der übrigen Welt in die Berechnung des Gesamtverbrauchs einbezogen, während der Verbrauch gebietsfremder Einheiten im Inland unberücksichtigt bleibt. Die privaten Haushalte in Deutschland verbrauchten rund 27 % der Primärenergie. Die Wirtschaft mit ihren vielen Produktionsbereichen benötigte die übrigen 73 %. Zu diesen Bereichen zählen das Herstellen von Waren, das Versorgen mit Energie und der Warentransport. All diese Produktionsbereiche verbrauchten im Jahr 2016 zusammen mehr als 10.050 PJ Primärenergie (siehe Abb. „Primärenergieverbrauch 2016 (Inländerkonzept)“).
Zur Begriffsklärung: Mit der Präposition „primär“ betonen Fachleute, dass der “Primär“-Energiebedarf sowohl den realen Energiebedarf bei Energieverbrauchern erfasst als auch die Energieverluste, die bei der Bereitstellung und beim Transport von Energie entstehen. Und diese Verluste sind hoch: Mehr als ein Drittel aller Primärenergie geht bei der Bereitstellung und beim Transport von Energie verloren (Statistisches Bundesamt 2006).
Primärenergieverbrauch 2016 (Inländerkonzept) Quelle: Statistisches BundesamtDiagramm als PDF
Die Firmen, die Waren herstellen, werden als „verarbeitendes Gewerbe“ bezeichnet. Sie hatten von allen Produktionsbereichen im Jahr 2016 mit circa 3.899 Petajoule (PJ) den größten Primärenergiebedarf. Das ist ein Anteil von knapp 39 % am Energieverbrauch aller Produktionsbereiche. Der nächstgrößte Energieverbraucher war die Energieversorgung mit 2.822 PJ (oder 28 % Anteil am Primärenergieverbrauch), gefolgt vom Verkehr mit 1.251 PJ (oder 12 % Anteil am Primärenergieverbrauch) (siehe Abb. „Anteil wirtschaftlicher Aktivitäten am Primärenergieverbrauch aller Produktionsbereiche 2016“).
Anteil wirtschaftlicher Aktivitäten am Primärenergieverbrauch aller Produktionsbereiche 2016 Quelle: Statistisches BundesamtDiagramm als PDF
Die Primärenergienutzung innerhalb des verarbeitenden Gewerbes verteilt sich auf verschiedene Produktionssektoren (siehe Abb. „Anteile der Sektoren am Primärenergieverbrauch des verarbeitenden Gewerbes 2016“). Ein wichtiger Sektor ist dabei die Chemieindustrie. Sie benötigte im Jahr 2016 mit rund 1.391 Petajoule von allen Sektoren am meisten Primärenergie zur Herstellung ihrer Erzeugnisse. Das ist ein Anteil von 35 % am Energieverbrauch im verarbeitenden Gewerbe. Weitere wichtige Energienutzer sind die Metallindustrie mit einem Anteil von 17 % sowie die Hersteller von Kokerei- und Mineralölerzeugnissen mit 11 % am Energieverbrauch im verarbeitenden Gewerbe.
Die Energie wird Unternehmen dabei als elektrischer Strom, als Wärme (etwa als Dampf oder Thermoöl) sowie direkt in Form von Brennstoffen (wie Erdgas, Kohle oder Biomasse) zur Verfügung gestellt.
Anteile der Sektoren am Primärenergieverbrauch des verarbeitenden Gewerbes 2015 Quelle: Statistisches BundesamtDiagramm als PDF
Seit dem Jahr 1995 blieb der Primärenergieverbrauch in fast allen Produktionssektoren relativ konstant (siehe Abb. „Primärenergieverbrauch ausgewählter Sektoren des verarbeitenden Gewerbes“). Nur in den Jahren 2008 und 2009 (während der Finanz- und Wirtschaftskrise) gingen in einigen Branchen die Produktion und somit auch der Energiebedarf zurück. Im Jahr 2009 wurde sogar ein stromintensives Primäraluminiumwerk zeitweise komplett heruntergefahren. Durch die schnelle Erholung der deutschen Wirtschaft hat der Primärenergieverbrauch mittlerweile aber wieder das Niveau der Vorkrisenjahre erreicht.
Obwohl der Energiebedarf in etwa gleich blieb, sank der spezifische Primärenergieverbrauch: Für die Herstellung von einer Tonne (t) Stahl, Glas oder Nichteisenmetallen (wie Aluminium und Kupfer) sowie von vielen Chemikalien benötigten die Unternehmen im Jahr 2016 deutlich weniger Energie als noch im Jahr 1995 (siehe Abb. „Spezifischer Primärenergieverbrauch (PEV) für die Stahl-, NE-Metall- und Glasherstellung“). Mit anderen Worten: Die Energieeffizienz der Herstellung von Stahl, Glas, Nichteisenmetallen und Chemikalien erhöhte sich.
Primärenergieverbrauch ausgewählter Sektoren des verarbeitenden Gewerbes Quelle: Statistisches BundesamtDiagramm als PDF
Die Primärenergieintensität einzelner Wirtschaftszweige entwickelte sich im Zeitraum 2000 bis 2016 unterschiedlich (siehe Abb. „Primärenergieintensität ausgewählter Sektoren des verarbeitenden Gewerbes“):
Die Primärenergieintensität der chemischen Industrie und der Gummi- und Kunststoffwarenindustrie sank um 26 beziehungsweise 30 %.
Die Primärenergieintensität der Industrie, die Glas, Keramik, Steine und Erden verarbeitet, sank bis 2016 um 22 %; die der Nahrungs- und Futtermittelindustrie sank um etwa 24 %.
In den Jahren 2008 bis 2010 (also vor, während und kurz nach der Wirtschafts- und Finanzkrise) stieg die Primärenergieintensität fast aller Sektoren an. Eine wichtige Ursache hierfür war der mit der konjunkturellen Abschwächung im Jahr 2008 verbundene Einbruch der Produktionsleistung und der damit gesunkenen Bruttowertschöpfung. Da sich jedoch in vielen großtechnischen Prozessen der Energieverbrauch nicht gleichermaßen senken lässt, erhöhte sich in den Jahren 2008 und 2009 die Primärenergieintensität.
Primärenergieintensität ausgewählter Sektoren des verarbeitenden Gewerbes Quelle: Statistisches BundesamtDiagramm als PDF
Begrenzte Aussagekraft der Primärenergieintensität
Schwankende Preise für Rohstoffe und Produkte sowie andere äußere Wirtschaftsfaktoren beeinflussen zwar die Bruttowertschöpfung, nicht aber die Energieeffizienz eines Prozesses. Die Primärenergieintensität eignet sich daher nur eingeschränkt, um die Entwicklung der Energieeffizienz in den jeweiligen Herstellungsprozessen zu beschreiben.
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