Anpassung: Handlungsfeld Bevölkerungs- und Katastrophenschutz

Aufgereihte Jacken und Helme der Berufsfeuerwehrzum Vergrößern anklicken
Extreme Wetterereignisse gefährden die Bevölkerung und deren Versorgung.
Quelle: C. Benjamin Nolte/fotolia.com

Um sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen, können Organisationen des Bevölkerungsschutzes vor allem ihre internen Strukturen und Abläufe überarbeiten. Auch neue Wege der Kommunikation und Aufklärung über mögliche Gefahren können helfen, negative Folgen des Klimawandels zu mindern und Bewusstsein für klimatische Veränderungen zu schaffen.

Maßnahmen zur Bewältigung der steigenden Einsatzzahlen

Die Auswirkungen des Klimawandels bringen neue Herausforderungen für die Katastrophenvorsorge und das Katastrophenmanagement mit sich, auf die sich der Bevölkerungsschutz einstellen muss. Neue Anforderungen entstehen vor allem aus der erwarteten Zunahme der Häufigkeit und der Intensität von extremen Wetterlagen und Witterungen und den damit verbundenen Folgen.

Auch unter diesen Vorzeichen soll der Bevölkerungsschutz seine Aufgaben zuverlässig erfüllen können. Dazu gehören der Schutz von Leben und Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger sowie die Vermeidung materieller Schäden bei Katastrophen und schweren Notlagen. Ein zentrales Anliegen ist es darüber hinaus, die Verfügbarkeit der sogenannten „Kritischen Infrastrukturen“ (KRITIS) sicherzustellen, zu denen Energie- und Wasserversorgung, Transport und Verkehr sowie Telekommunikations- und Informationstechnik gehören.

Um den Bevölkerungsschutz auf die zukünftigen Anforderungen vorzubereiten, ist ein effizientes ⁠Monitoring⁠ von Extremwetterereignissen und Einsätzen der Hilfsorganisationen nötig. Dazu bedarf es der Harmonisierung der Daten in diesem Bereich über einzelne Organisationen und Bundesländer hinaus.

Zudem können bestehende Systeme und Maßnahmen weiterentwickelt werden, zum Beispiel Unwetterwarnsysteme, Katastrophenschutz-Sonderplanungen, Ausbildungsprogramme für die Deichwehr, Waldbrandfrüherkennung sowie der Gebrauch von speziellen Einsatzmitteln wie Fahrzeugen, Geräten und Material.

Längere und häufigere Einsätze können von den Organisationen des Bevölkerungsschutzes besser bewältigt werden, wenn unterschiedliche Akteure auch fachübergreifend kooperieren. Hierfür bestehen verschiedene Netzwerke, in denen die Organisationen in einem regelmäßigen Austausch miteinander stehen. Ein Beispiel hier für ist die Strategischen Behördenallianz „Anpassung an den Klimawandel“.

Eine weitere wichtige Komponente des Bevölkerungsschutzes ist die Selbstschutzfähigkeit der Bevölkerung. Durch das richtige Verhalten in Notfallsituationen können Bürger*innen dazu beitragen, sich selbst und ihre Mitmenschen zu schützen und die allgemeine Sicherheit zu verbessern. Eine wichtige ⁠Anpassungsmaßnahme⁠ ist dabei die Verbesserung der Risikokommunikation. Informations- und Anlaufstellen können das Problembewusstsein stärken und zur Selbsthilfe beitragen. Eine rechtzeitige und effektive Warnung vor Extremwetterereignissen kann den Schutz der Bevölkerung deutlich erhöhen.

Indikatoren aus dem ⁠Monitoring⁠ zur ⁠DAS⁠: Information zum Verhalten im Katastrophenfall, Vorsorge in der Bevölkerung

Maßnahmen zur Anpassung der Organisationen des Bevölkerungsschutzes

Die ⁠Klimafolgen⁠ betreffen nicht nur die Aufgaben des Bevölkerungsschutzes. Auch die Organisationen selbst können durch die veränderten Klimabedingungen belastet werden und müssen sich daher anpassen. So kann zum Beispiel ⁠Hitzestress⁠ die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Hilfsorganisationen an ihre Leistungsgrenzen bringen. Dies muss bei der Arbeitsplanung berücksichtigt werden. Maßnahmen wie längere Pausen und eine erhöhte Rotation der Einsatzkräfte können helfen.

Das vermehrte Auftreten von Extremwetterereignissen zieht häufigere, personal-, material- und zeitintensivere Einsätze nach sich. Daher ist es von großer Bedeutung, den Personal- und Materialbestand an die veränderten Bedingungen anzupassen, um der Mehrbelastung durch die Folgen des Klimawandels zu begegnen. Um einen erhöhten Personalbedarf zu decken, kann es zukünftig öfter erforderlich werden, Einsatzkräfte etwa von Feuerwehren aus anderen Kommunen oder Bundesländern oder das Technische Hilfswerk hinzuzuziehen. Da sich die Organisationen des Bevölkerungsschutzes auf ehrenamtliche Helferinnen und Helfer stützen, gilt es auch, Programme zur Stärkung des Ehrenamtes und der Jugendarbeit zur Sicherung des Personalbestandes zu fördern. Weitere Potenziale können zum Beispiel durch die Integration von Spontanhelfenden – das heißt hilfsbereiten Bürgerinnen und Bürgern, die sich zumeist über soziale Plattformen formieren und organisieren – erschlossen werden. Zusätzlich können mit entsprechenden Fortbildungsmaßnahmen Haupt- und Ehrenamtliche für die Auswirkungen des Klimawandels sensibilisiert werden. So erweitern bereits verschiedene Organisationen ihre Ausbildungsinhalte, um spezifisch auf die Herausforderungen des Klimawandels für den Bevölkerungsschutz hinzuweisen.

Sollten durch Extremwetterereignisse kritische Infrastrukturen ausfallen, kann dies auch den Bevölkerungsschutz selbst betreffen. Anpassungsmaßnahmen können dazu beitragen, die Einsatzfähigkeit in so einem Fall sicherzustellen. Dazu gehört nicht zuletzt ein systematischer Überblick über die eigenen Abhängigkeiten von kritischer Infrastruktur. Dieser kann Grundlage für eine umfassende Einschätzung sein, wo Probleme entstehen könnten und in welchen Bereichen eine Notfallversorgung erforderlich ist. Darauf aufbauend können Maßnahmen von technischen Lösungen bis hin zu Notfallplänen entwickelt werden, die die Einsatzfähigkeit langfristig sicherstellen.

Zudem muss auch die Ausrüstung an die zukünftigen Anforderungen angepasst werden. So ist beispielsweise davon auszugehen, dass der Bedarf an Löschfahrzeugen mit größerem Löschmittelfassungsvermögen, Trinkwassernotversorgungen, Notstromaggregate und Feuerwehren mit Pumpen und Stromgeneratoren steigen wird.

Indikatoren aus dem ⁠Monitoring⁠ zur ⁠DAS⁠: Übungsgeschehen, Aktive Katastrophenschutzhelfer