Indikator: Stickstoffüberschuss der Landwirtschaft

Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Diagramm als PDF
- Der Stickstoffüberschuss pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche ist seit 1992 im 5-Jahres-Mittel um 20 % zurückgegangen.
- Das Ziel der Bundesregierung ist es, den Stickstoffüberschuss im Mittel der Jahre 2028 bis 2032 auf 70 Kilogramm pro Jahr zu senken.
- Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Anstrengungen deutlich erhöht werden.
Stickstoff ist ein unentbehrlicher Nährstoff für alle Lebewesen. Im Übermaß in die Umwelt eingetragene reaktive Stickstoffverbindungen haben gravierende Auswirkungen auf Klima, Artenvielfalt, Landschaftsqualität und Wasserversorgung: Stickstoff, der nicht durch Pflanzen aufgenommen wird, führt zur Verunreinigung des Grundwassers, Nährstoffanreicherung (Eutrophierung) von Gewässern, Versauerung von Landökosystemen sowie zur Entstehung von Treibhausgasen. Eine Einführung in die Stickstoff-Problematik findet sich in der Publikation „Reaktiver Stickstoff in Deutschland“ (UBA 2015) sowie im UBA-Umweltatlas "Reaktiver Stickstoff".
In Deutschland sind vor allem Regionen mit dichtem Viehbesatz problematisch: Durch den hohen Anfall an Wirtschaftsdünger (tierische Exkremente) wird dort oft mehr Stickstoff auf die Flächen ausgebracht, als die Kulturpflanzen aufnehmen und in Biomasse umsetzen. Eine Maßzahl für die potenziellen Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft in die Umwelt ist der Stickstoffüberschuss.
Von 1992 bis 2016 ist der Stickstoffüberschuss im 5-Jahres-Durchschnitt um 20 % gesunken. Landwirte und Landwirtinnen setzen den Stickstoff also effizienter ein, ertragsstarke Kulturen sind im Anbauumfang gestiegen und auch die Futterverwertung bei den Nutztieren hat sich verbessert. Aber die Stickstoffbilanz zeigt: Immer noch gelangt nur gut die Hälfte des eingesetzten Stickstoffes in die Produkte (BMEL 2020, Statistischer Monatsbericht, MBT-0111260-000).
Die Bundesregierung setzte sich 2002 in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie das Ziel, den Stickstoffüberschuss im 3-Jahres-Mittel bis 2010 auf 80 Kilogramm (kg) pro Hektar (ha) und Jahr zu senken. Dieses Ziel wurde verfehlt. In der Fortschreibung der Nachhaltigkeitsstrategie 2016 wurde ein neues Ziel festgelegt: Im Mittel der Jahre 2028 bis 2032 soll der Überschuss maximal 70 kg/ha betragen (BReg 2016).
Nach jetzigem Kenntnisstand geht das UBA davon aus, dass weder die novellierte Düngegesetzgebung noch das aktuelle Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie ausreichen, um Boden, Wasser, Luft, Klima und Artenvielfalt umfassend zu schützen (siehe Indikator „Eutrophierung von Nord- und Ostsee durch Stickstoff“). Diese Einschätzung wurde durch das Urteil des Europäischen Gerichthofs gegen Deutschland wegen Verletzung der EU-Nitratrichtlinie vom Juni 2018 bestätigt. Als Folge des Urteils und um Strafzahlungen an die EU zu verhindern, wurde die Düngeverordnung im April 2020 zum zweiten Mal geändert. Auch diese Änderungen sind voraussichtlich nicht umfassend genug.
Der Stickstoffüberschuss wird aus der landwirtschaftlichen Stickstoff-Gesamtbilanz ermittelt, die sich aus Biogas-, Stall- und Flächenbilanz zusammensetzt. Berechnet wird er aus der Differenz von landwirtschaftlicher Stickstoffzufuhr (z. B. Düngemittel, Futtermittel, Saat- und Pflanzgut, Einträge aus der Atmosphäre) und -abfuhr (tierische und pflanzliche Produkte). Die Daten werden jährlich vom Julius-Kühn-Institut und der Universität Gießen berechnet und vom BMEL veröffentlicht (BMEL 2020, Statistischer Monatsbericht, MBT-0111260-000). Hinweise zur Berechnungsmethode findet man bei Bach et al. 2011 und Häußermann et al. 2019. Um Schwankungen zwischen den Jahren zu bereinigen, wird aus den Werten der Einzeljahre und der beiden Vor- und Folgejahre das gleitende 5-Jahres-Mittel errechnet.
Ausführliche Informationen zum Thema finden Sie im Daten-Artikel "Stickstoffeintrag aus der Landwirtschaft und Stickstoffüberschuss".