5.2 Wie messen Sie Klimawandel und Klimawirkungen?

Die Beobachtung von Daten zu den Veränderungen der klimatischen Einflüsse (Klimawandelmonitoring) wie auch zu den Klimawirkungen (Klimafolgenmonitoring) über einen bestimmten Zeitraum ermöglichen Ihnen Entwicklungsverläufe in Ihrer Kommune zu erkennen.

Erkenntnisse und Ergebnisse aus dem ⁠Klimawandel⁠- und Klimafolgenmonitoring liefern Ihnen wichtige Argumente und Grundlagen für eine zielgerichtete Planung, Entwicklung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen.

Klimawandel mit State-Indikatoren beobachten

Beim Klimawandelmonitoring führen Sie eine kontinuierliche Beobachtung der für Ihre Kommune relevanten Klimakenngrößen durch. Damit sind Sie in der Lage langfristig Aussagen darüber zu treffen, ob der Klimawandel, wie Sie ihn in Ihrer ⁠Anpassungsstrategie⁠ beschrieben haben, auch weiterhin zu beobachten ist. Die Klimakenngrößen werden auch als State-Indikatoren bezeichnet. Sie dienen der Zustandsbeschreibung des gegenwärtigen Klimas und der Darstellung bisheriger klimatischer Entwicklungstrends. Sie sind gleichzeitig Bezugsgrößen für die Wirkungs- oder Impact-Indikatoren.

Beispiele für State-Indikatoren sind: durchschnittliche Lufttemperatur, Sommertage, ⁠Heiße Tage⁠, Tropische Nächte, Frosttage, Niederschlag, Regentage, Starkregentage, Anzahl Trockenperioden, Längste Trockenperiode, Mittlere Windgeschwindigkeit, Sturmintensitäten, Sturmtage und Windstille Tage. Zusätzlich können Sie zu einigen State-Indikatoren auch saisonale Angaben machen (z. B. Sommer- und Winterniederschläge). Für einige kommunale Handlungsfelder (z. B. Landwirtschaft, Naturschutz) sind zudem Indikatoren zu Veränderungen der Vegetation von Bedeutung, wie beispielsweise der Vegetationsbeginn und die Länge der ⁠Vegetationsperiode⁠. Für die aus Ihrer Sicht relevanten State-Indikatoren führen Sie Zeitreihenanalysen durch, wobei Sie sowohl jährliche, jahreszeitliche und monatliche Werte als auch einzelne Extremwetterereignisse betrachten können.

Querschnittsthema: Datenverfügbarkeit

Bestehende Systeme der Beobachtung von Klimaparametern können Sie in Ihr lokales Klimawandelmonitoring integrieren, in das Sie soweit vorhanden auch eigene Messnetze und Messstationen einbinden können. Für die Ermittlung der Klimadaten zu den relevanten State-Indikatoren ist der Deutsche Wetterdienst (⁠DWD⁠) ein zentraler Ansprechpartner. Er greift auf die in ganz Deutschland verteilten DWD-Wetterstationen zurück. Klimawerte für diese Stationen finden Sie im Climate Data Center (CDC). Dort steht Ihnen u.a. ein interaktiver Zugriff über das CDC-Portal auf die Stationsdaten des DWD zur Verfügung. Das Portal erlaubt ein Suchen nach Datensätzen, sowie deren grafische und tabellarische Datenvorschau. Zusätzlich gibt es verschiedene räumliche, zeitliche und inhaltliche Filterfunktionen, um sich selbst interaktiv einen Datenausschnitt aus den Stationsdaten zum Download zusammenzustellen. Daten, die noch nicht online verfügbar sind, können Sie bei DWD anfordern (E-Mail an: klima [dot] vertrieb [at] dwd [dot] de).

Klimawirkungen mit Impact-Indikatoren beobachten

Mit dem Klimawirkungsmonitoring beobachten und erfassen Sie die Auswirkungen von Klimaveränderungen in Ihrer Kommune. Hierfür können Sie ebenfalls Indikatoren festlegen, sogenannte Wirkungs- oder Impact-Indikatoren. Bei der Auswahl der Impact-Indikatoren sollten Sie darauf achten, dass diese einfach und regelmäßig erfassbar sind, einen Bezug zu Ihrer Kommune haben und Ihren gewählten Handlungsfeldern, Klimawirkungen und Anpassungszielen zuzuordnen sind. Wenn Sie diese Indikatoren ebenfalls durch entsprechende Zeitreihen aufbereiten, können Sie über mehrere Jahrzehnte hinweg Trends und Entwicklungen der Klimawirkungen aufzeigen.

Beispiele für Impact-Indikatoren sind: Sommerlicher Wärmeinseleffekt, Hitzebedingte Sterbefälle, Vorkommen von Ambrosia (Beifußblättriges Traubenkraut), Schadholzaufkommen kommunaler Waldbestände, Befallsflächen durch den Borkenkäfer, Ausbreitung wärmeliebender Pflanzen- und Tierarten, Blaualgenbelastung von Badegewässern, zunehmende Wassertemperatur von kommunalen Gewässern, Elementarschäden an Gebäuden nach Starkregenereignissen oder wetterbedingte Unterbrechungen der Stromversorgung.

Bei der Entwicklung eines Indikatorensatzes für Ihr Klimafolgenmonitoring kann es hilfreich sein, sich von bestehenden Impact-Indikatorensätzen inspirieren zu lassen, die auf Bundes- und Landesebene (z. B. Monitoringbericht 2019 zur DAS, Monitoringbericht 2020 zur Anpassungsstrategie an den Klimawandel in Baden-Württemberg oder von Kommunen (z. B. Monitoringbericht und 1. Fortschreibung zur Klimaanpassungsstrategie 2021 der Stadt Karlsruhe) bereits entwickelt wurden. Bei einer Übernahme von Indikatoren sollten Sie diese vor dem Hintergrund Ihrer spezifischen lokalen Gegebenheiten sorgfältig auswählen, bei Bedarf anpassen und durch selbst entwickelte Indikatoren ergänzen. Sie können die Impact-Indikatoren auch in einem Beteiligungsprozess mit kommunalen Expert*innen und Bürger*innen im Rahmen von Umfragen, Interviews, Fokusgruppen, öffentliche Konsultationsveranstaltungen und Workshops ermitteln. Ein derartiger partizipativer Ansatz schafft Akzeptanz für das Klimafolgenmonitoring und kann zu einem tieferen Verständnis der Ursachen und Prozesse führen, die den Fortschritten der Klimaanpassung in Ihrer Kommune zugrunde liegen.

Querschnittsthema: Datenverfügbarkeit

Auch die Klimawirkungen hinterlegen Sie wenn möglich mit Indikatoren und gemessenen Daten aus Ihrer Kommune. Da erfahrungsgemäß für viele Impact-Indikatoren bisher nur wenige Daten vorliegen (z. B. hitzebedingte Mortalitätsrate), wird sich ggfs. erst im Zeitverlauf zeigen, ob sich daraus Trends für Ihre Kommune ableiten lassen. Ideal sind solche Daten, die bereits in einem anderen Kontext erhoben werden, mit möglichst geringem Personal- und Finanzaufwand ermittelt werden können und die keinen Nutzungseinschränkungen (z.B. Veröffentlichung) unterliegen. Berücksichtigen Sie, dass Daten vermutlich bei bestimmten kommunalen Ämtern angefragt werden müssen. Treffen Sie für die Zukunft Vereinbarungen über Form und Zeitpunkt der Bereitstellung benötigter Daten. Prüfen Sie ob zukünftig für Ihr kommunales Klimafolgenmonitoring Indikatoren neu erfasst werden sollten. Planen Sie hierfür entsprechende Ressourcen mit ein.

 

Hilfreiche Links und Publikationen

 

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