STRATEGIEPAPIERE ZUR KLIMAANPASSUNG UND AKTUELLE ENTWICKLUNGEN
In Baden-Württemberg wurde die Entwicklung einer Anpassungsstrategie im Klimaschutzgesetz verankert, das im Juli 2013 verabschiedet wurde.
Die 2015 verabschiedete Anpassungsstrategie stellt die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf Baden-Württemberg in neun verschiedenen Handlungsfeldern dar. Es werden insgesamt 76 Handlungsempfehlungen zum Umgang mit den Folgen des Klimawandels gegeben.
Die Folgen des Klimawandels betreffen viele gesellschaftliche Bereiche. Infolgedessen wurde die baden-württembergische Anpassungsstrategie mit Betroffenen und Akteuren aus verschiedenen Bereichen entwickelt und soll in den kommenden Jahren fortgeschrieben werden. Bereits in die Erstellung der Fachgutachten waren Experten aus Wissenschaft, Verwaltung und Praxis eingebunden. Im Rahmen eines Beteiligungskongresses mit 130 Stakeholdern wurde der Arbeitsentwurf der Strategie vorgestellt und die vorgeschlagenen Maßnahmen mit den Teilnehmern diskutiert. Die Bürgerinnen und Bürger des Landes konnten sich über das Beteiligungsportal des Landes im Rahmen einer Umfrage einbringen und Maßnahmenvorschläge kommentieren.
Das Klimaschutzgesetz schreibt außerdem eine Berichterstattung über die wesentlichen Folgen des Klimawandels für Baden-Württemberg sowie die Umsetzung und Wirkung wichtiger Anpassungsmaßnahmen vor. Beginnend mit 2016 soll alle drei Jahre ein Monitoring-Bericht erstellt werden.
Für den ersten Monitoring-Bericht wurde gemeinsam mit der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) und den zuständigen Ministerien ein Indikatoren-Set erarbeitet, das kontinuierlich weiterentwickelt werden soll. Dabei werden entsprechend der Anpassungsstrategie neun Handlungsbereiche betrachtet:
• Wald und Forstwirtschaft
• Landwirtschaft
• Boden
• Naturschutz und Biodiversität
• Wasserhaushalt
• Tourismus
• Gesundheit
• Stadt-und Raumplanung
• Wirtschaft und Energiewirtschaft
Der Monitoring-Bericht wurde mit einer Stellungnahme des Landesbeirat für Nachhaltige Entwicklung dem Landtag vorgelegt. Die Stellungnahme und der Monitoring-Bericht sind eine wichtige Grundlage für die weiteren Tätigkeiten des Landes auf dem Gebiet der Anpassung an den Klimawandel.
Derzeit wird der zweite Monitoring-Bericht zu den Klimafolgen und Anpassung erstellt. Er wird voraussichtlich im Sommer 2020 erscheinen.
Strategie zur Anpassung an den Klimawandel in Baden-Württemberg
Die Fachgutachten wurden auf der Homepage der LUBW veröffentlicht: Fachgutachten Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Monitoring-Bericht zum Klimaschutzgesetz Teil I – Klimafolgen und Anpassung
Stellungnahme des Beirats für Nachhaltige Entwicklung
WICHTIGE STUDIEN UND PROJEKTE ZU ANPASSUNGSOPTIONEN/-MASSNAHMEN
Das Förderprogramm KLIMOPASS soll die Anpassung an den Klimawandel in die Fläche bringen. Dazu stehen Kommunen und Landkreise sowie kleine und mittlere Unternehmen als Zielgruppen im Mittelpunkt des Programms. Dieses Förderprogramm ist bedarfs- und handlungsorientiert in drei Module untergliedert: Neben der Vermittlung von spezifischem Wissen in Beratungsprojekten und Schulungsmaßnahmen (A) werden verschiedene Vorbereitungsprojekte gefördert (B), die unter anderem als Grundlage für die kommunale oder regionale Planung dienen und in kommunale Handlungskonzepte einfließen können. Im Modul C werden verschiedene investive Maßnahmen im Bereich des Hitzeschutzes und die Umsetzung von Modellprojekte gefördert.
Die Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben zusammen mit dem Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge Rheinland-Pfalz und der WBW Fortbildungsgesellschaft für Gewässerentwicklung mbH 2013 den Leitfaden „Starkregen – Was können Kommunen tun?“ herausgegeben. Darin werden anhand vieler Beispiele Wege und Maßnahmen aufgezeigt, wie der Gefährdung durch Starkregen begegnet werden kann. Der Leitfaden steht zum Download auf der Homepage der WBW Fortbildungsgesellschaft zur Verfügung.
Der Leitfaden „Kommunales Starkregenrisikomanagement in Baden-Württemberg“, welcher im August 2016 erschienen ist, hat das Ziel, den Kommunen ein landesweit einheitliches Vorgehen zur Durchführung einer Gefährdungs- und Risikoanalyse für Starkregenereignisse zur Verfügung zu stellen und mit der Umsetzung geeigneter Maßnahmen eine effektive Schadensreduzierung zu ermöglichen. Hierzu stellt das Land außerdem flächendeckend die hydrologischen Eingangsdaten (Oberflächenabflusskennwerte) zur Verfügung. Sowohl die Gefährdungs- und Risikoanalyse als auch die Umsetzung der Maßnahmen sind nach der neuen Förderrichtlinie Wasserwirtschaft grundsätzlich förderfähig und können bezuschusst werden.
Die in beiden Leitfäden dargestellten Maßnahmen aus den Bereichen baulicher Vorsorgemaßnahmen, Informationsvorsorge, Flächenvorsorge und Krisenmanagement dienen dazu, die Auswirkungen von Starkregenereignissen und Sturzfluten zu mindern. Sie gewährleisten aber keinen absoluten Schutz vor diesen Ereignissen.
Beim Forschungsnetzwerk und Projekt „DRIeR – Drought impacts, processes and resilience“ handelt es sich um einen interdisziplinären Zusammenschluss unter der Leitung der Universität Freiburg/Hydrologie mit Projektpartnern der Universitäten Heidelberg und Tübingen.
Die beteiligten Projektpartner beabsichtigen Ursachen und Folgen von Trockenheit zu erforschen und sichtbar zu machen. Dabei werden verschiedene betroffene Wirtschaftssektoren berücksichtigt und eine Wissens- und Informationsplattform geschaffen, die koordinierte Anpassungsstrategien zur Risikominderung ermöglicht. Als Forschungsnetzwerk untersucht DRIeR in einem transdisziplinären Ansatz die Wirkung von Trockenheit auf die Vegetation, auf Komponenten des Wasserkreislaufs sowie auf Wirtschaft und Gesellschaft. Dabei arbeiten Forscher aus den Disziplinen Hydrologie, Geographie, Waldbau, Pflanzenökologie, Umweltpolitik und den Rechtswissenschaften in interdisziplinären Teams zusammen.
Hintergrund Netzwerk Wasserforschung: Ziel des Netzwerks Wasserforschung Baden-Württemberg ist die standortübergreifende und interdisziplinäre Vernetzung der breitgefächerten Aktivitäten der Wasserforschung im Land.
Das Netzwerk wird seitens des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg durch ein innovatives Förderprogramm unterstützt. Als zentrale Komponente werden drei interdisziplinäre Verbundprojekte, sogenannte Forschernetzwerke, über einen Zeitraum von fünf Jahren (2016 – 2020) gefördert. An jedem Forschernetzwerk sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von drei Hochschulen in Baden-Württemberg beteiligt, die jeweils ein gemeinsames Thema aus unterschiedlichen Perspektiven bearbeiten.
Beispiele von ANPASSUNGSSTRATEGIEN UND -KONZEPTEN EINZELNER STÄDTE ODER KOMMUNEN
Die Landeshauptstadt Stuttgart hat das Klimaanpassungskonzept Stuttgart (KLIMAKS) erarbeitet. An der Erarbeitung des Konzepts waren Vertreter aus unterschiedlichen Institutionen und städtischen Ämtern vertreten. Die bisherigen Aktivitäten der Stadt und notwendige weitere Maßnahmen sind in dem Konzept gebündelt.
Für die Stadt Karlsruhe hat eine stadtinterne Arbeitsgruppe eine übergreifende Anpassungsstrategie erstellt: „Anpassung an den Klimawandel - Bestandsaufnahme und Strategie für die Stadt Karlsruhe“ Insgesamt betrachtet die Anpassungsstrategie 16 Handlungsfelder. Über 50 strategische Maßnahmen wurden festgehalten, denen in den nächsten Jahren besondere Bedeutung zukommt und die konsequent weiterverfolgt werden sollen.
Das Klimaanpassungskonzept der Stadt Ludwigsburg ist eingebettet in den Prozess der nachhaltigen Stadtentwicklung. Ziel ist es, das Thema Klimaanpassung als Quer-schnittsaufgabe zu verankern und mit allen relevanten Themenfeldern zu vernetzen. Insbesondere werden mit den bestehenden Fachkonzepten zur Freiflächenentwicklung sowie dem Energie- und Klimaschutzkonzept Synergien hergestellt. Das Konzept wurde gefördert als Klimaschutz-Teilkonzept „Anpassung an den Klimawandel" durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative.
Wichtige Institutionen und Ansprechpartner
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Landesanstalt für Umwelt, Baden-Württemberg (LUBW)
Kompetenzzentrum Kommunaler Klimaschutz der KEA Klimaschutz – und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH