Anpassung: Handlungsfeld Menschliche Gesundheit

Babyhand hält Finger eines Erwachsenen umklammertzum Vergrößern anklicken
Die menschliche Gesundheit kann durch den Klimawandel beeinträchtigt werden.
Quelle: Miss X/photocase.com

Temperaturveränderungen, die in Folge des Klimawandels auftreten, können starke Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung haben. Anpassungsmaßnahmen zum Schutz der menschlichen Gesundheit zielen vor allem auf verstärkte Aufklärung über gesundheitliche Risiken, Verbesserung und Erweiterung von Frühwarnsystemen sowie die Umsetzung langfristiger Maßnahmen in der Bauleit- und Grünflächenplanung.

Maßnahmen zur Hitzevorsorge

Von einer hohen Hitzebelastung sind insbesondere ältere und vorerkrankte Menschen, Babys und Kleinkinder sowie Menschen, die im Freien arbeiten, betroffen. Aufklärungsmaßnahmen über die Folgen von Hitzebelastung auf die menschliche Gesundheit sind zentral für den Schutz der Bevölkerung. Zielgruppengerechte Informationsmaterialien können über die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels und mögliche präventive und gesundheitsfördernde Maßnahmen informieren. Auch das medizinische Fach- und Pflegepersonal sollte gezielt geschult werden, um als Multiplikator den Informationsaustausch sowie eine stärkere Sensibilisierung der Bevölkerung zu fördern. Zudem müssen Arbeitsschutzmaßnahmen angepasst werden, um Beschäftigte ausreichend vor Hitze zu schützen.

Frühwarnsysteme versenden zeitlich und räumlich konkrete Warnungen vor erhöhter Hitzebelastung. Das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes informiert Einrichtungen des öffentlichen Gesundheitswesens sowie Alten- und Pflegeheime über einen Newsletter sowie direkten E-Mails über erhöhte Wärmebelastungen, damit sie entsprechende Präventionsmaßnahmen ergreifen können. Bürger*innen haben die Möglichkeit, sich die Hitzewarnungen per App direkt auf das Handy senden zu lassen und so selbst Vorsorge zu treffen.

Während akuter Hitzeperioden können zudem Trinkpatenschaften oder Netzwerke der aufsuchenden, ambulanten Nachbarschaftshilfe unterstützen, um bei alleinlebenden und nicht durch Pflegedienste versorgten älteren Menschen hitzebedingten Erkrankungen vorzubeugen.

Um langfristig die Hitzebelastung in Städten zu senken, spielen Grünanlagen mit ausreichend Bäumen, Innenhofgärten oder Dachbegrünungen, Frischluftschneisen sowie Wasserflächen eine große Rolle. Sie vermindern durch die Verdunstungskühlung die Aufheizung der Städte und schützen die Bevölkerung so vor größerer Hitze. Zudem sollte die Stadtplanung der zunehmenden Versiegelung von Siedlungs- und Verkehrsflächen entgegenwirken.

Die Hitzebelastung in Innenräumen kann durch bauliche Maßnahmen wie Wärmeschutzisolierungen und Verschattungen/Jalousien reduziert werden. Besonders soziale Gemeinschaftseinrichtungen, in denen sich Risikogruppen aufhalten, wie Krankenhäuser oder Alten- und Pflegeheime, sollten durch technische Vorrichtungen geschützt werden. In bestimmten Fällen sind auch klimatisierte Räume hilfreich.

Um Kommunen bei der Prävention hitzebedingter Erkrankungen zu unterstützen, hat im Jahr 2017 die Bund/Länder-Arbeitsgruppe „Gesundheitliche Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ unter Federführung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zusammengetragen. Diese sollen kommunalen Behörden als Blaupause für die Erarbeitung regional bzw. lokal angepasster Hitzeaktionspläne dienen.

Indikator⁠ aus dem ⁠Monitoring⁠ zur ⁠DAS⁠: Hitzewarndienst und Fallstudie zu Erfolgen

Maßnahmen zur Reduktion allergischer Reaktionen durch Pollen

Damit Allergiker*innen individuelle Strategien finden können, um die Symptome einer Pollenallergie zu mildern, helfen Informationsdienste zur ⁠Vorhersage⁠ des Pollenflugs sowie eine genaue Kenntnis des individuellen Krankheitsbilds. Betroffene Personen können bestimmte Standorte bei Freizeitaktivitäten vermeiden, Räume zu entsprechenden Tageszeiten lüften oder die Medikation der Pollensituation anpassen. Um Informationen zur Pollenverbreitung zu erhalten, können Pollen-Apps wie die „GesundheitsWetter-App“ des Deutschen Wetterdienstes oder die „Pollen-App“ der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst e. V. genutzt werden. Die Apps ermöglichen es auch, die allergischen Symptome zu dokumentieren. Dies verbessert zum einen das Verständnis des eigenen Krankheitsbilds und erleichtert die Anpassung daran. Zum anderen können die Daten wissenschaftlich ausgewertet werden und tragen zur genauen Aufzeichnung der Verbreitung allergischer Symptome bei.

In der kommunalen Bau- und Grünflächenplanung ist auf eine allergiegerechte Pflanzenauswahl zu achten. Pflanzempfehlungen für Kommunen sollten regelmäßig überprüft werden, um neue Erkenntnisse zur Allergenität unter anderem von invasiven Arten zu berücksichtigen. Pflanzen mit hohem allergischem Potenzial, wie das Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia), gilt es, systematisch zu bekämpfen. 

Indikator⁠ aus dem ⁠Monitoring⁠ zur ⁠DAS⁠: Informationen zu Pollen

ausgerissene junge Ambrosiapflanzen werden mit Arbeitshandschuhen in einen großen blauen Müllsack entsorgt
Ambrosia-Pflanzen sollten noch vor der Blüte samt Wurzel ausgerissen werden.
Quelle: stadelpeter / Fotolia.com

Maßnahmen zur Reduzierung potenziell schädlicher Mikroorganismen und Algen

Aufgrund steigender Temperaturen im Sommer können sich Seen, Flüsse und das Meer erwärmen. Bei gleichzeitig hohem Nährstoffgehalt der Gewässer steigt das Risiko einer Belastung mit ⁠Cyanobakterien⁠, den sogenannten Blaualgen, in Süßgewässern und Vibrionen im Salzwasser. Um eine starke Vermehrung der Bakterien zu verhindern, ist es wichtig, Nährstoffeinträge in Gewässer zu reduzieren. Ein Großteil der Stickstoff- und Phosphoreinträge stammt aus der Landwirtschaft, so dass in diesem Bereich Maßnahmen ansetzen sollten. Dazu gehören beispielsweise die Reduktion von Düngemengen sowie Maßnahmen, die helfen, Bodenerosion und Abschwemmung zu verringern. Bei kleinen und mittleren Seen kann eine natürliche Ufervegetation dazu beitragen, dass sich das Wasser nicht zu stark erwärmt.

Maßnahmen zur Reduzierung UV-bedingter Gesundheitsschädigungen

Hauterkrankungen aufgrund einer hohen UV-Strahlenbelastung lassen sich durch einen bewussten Umgang mit Sonne und UV-Strahlung vermeiden. Dazu gehört, die intensive Mittagssonne zu meiden und UV-Schutz, wie Creme und Kleidung, zu nutzen. Um der steigenden Anzahl an Hautkrebserkrankungen entgegenzuwirken, muss das Risikobewusstsein der Bevölkerung und die Motivation, sich selber zu schützen, gesteigert werden. Die zielgruppengerechte Aufklärung und Schulung der Bürger*innen, im Gesundheitswesen, in Schulen und Unternehmen ist erforderlich, um Maßnahmen zum UV-Schutz nachhaltig und konsequent in den Alltag zu integrieren. Durch die Integration von Angaben zur UV-Belastung in Frühwarnsystemen kann ebenfalls das Risikobewusstsein gesteigert werden.

Die Bauleit- und Grünflächenplanung kann durch Schaffung und Erhalt von Baumstandorten sowie durch Dach- und Fassadenbegrünung und den Ausbau von Bedachungen, die UV-Strahlung blockieren, für mehr Verschattung sorgen und so die UV-Strahlungsbelastung reduzieren.

Teilen:
Artikel:
Drucken
Schlagworte:
 KomPass  Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung  Anpassung an den Klimawandel  Menschliche Gesundheit  Bundesrepublik Deutschland