Pflanzenschutz im Gemüsegarten

Kulturschutznetz über Pflanzenzum Vergrößern anklicken
Gemüsebeet unter Kulturschutznetz

Mit einem Kulturschutznetz schlagen Sie zahlreichen Gemüseschädlingen ein Schnippchen

Quelle: doethion / Fotolia.com

FAQ

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Inhaltsverzeichnis

 

Für eine erfolgreiche Gemüseernte

 

Gewusst wie

Nicht nur Menschen schätzen zarte Möhren und würzigen Lauch: Käfer, Fliegen, Blattläuse, Raupen, Nematoden und Schnecken, sie alle sind potenzielle Besucher des Gemüsebeets – ohne deshalb automatisch zum Schädling werden zu müssen. Im Gegenteil, grundsätzlich sind auch sie wertvolle Bestandteile des Naturkreislaufs und Nahrungsgrundlage für zahlreiche nützliche Insekten, Bodenlebewesen und Vogelarten. Zum Problem werden die tierischen Gemüseliebhaber erst dann, wenn sie in großer Zahl auftreten und dadurch nennenswerte Schäden anrichten. Die gute Nachricht: Es gibt viele Möglichkeiten, wie Sie Schädlingen effektiv und auf umweltfreundliche Art und Weise vorbeugen oder sie erfolgreich fernhalten, fangen oder bekämpfen können, beispielsweise durch widerstandsfähige Sorten, durch das Fördern oder gezielte Ansiedeln von Nützlingen oder durch Kulturschutznetze. Ähnlich verhält es sich mit Krankheiten, die durch Bakterien, Viren oder Pilze verursacht werden. Auch ihnen kann man erfolgreich vorbeugen, beispielsweise durch konsequente Hygienemaßnahmen, oder sie durch umweltfreundliche Gegenmaßnahmen gut in den Griff bekommen.

 

Vorbeugende Maßnahmen machen am wenigsten Arbeit

Am praktischsten ist der Schaden, der gar nicht erst entsteht. Dazu können Sie im Gemüsegarten einiges beitragen. Eine große Bedeutung kommt der sogenannten Mischkultur und der Fruchtfolge zu, beides Maßnahmen des integrierten Pflanzenschutzes. Bei der Mischkultur geht es um die Frage, welche Gemüse man nebeneinander anbaut. Bei der Fruchtfolge geht es um die zeitliche Anbauplanung, also welche Gemüsekultur folgen soll, wenn beispielsweise alle Möhren geerntet sind. Wer hier geschickt plant, bekommt erst gar keinen Besuch von unliebsamen Gemüsefreunden. Außerdem sollten Sie sich beim Saatgut- oder Pflanzenkauf nach Gemüsesorten erkundigen, die gegen arttypische Schädlinge oder Krankheitserreger resistent oder tolerant sind – also gar nicht erst befallen werden oder bei einem Befall keinen wesentlichen Schaden nehmen. Generell ist das Schädlings-Nützlings-Gleichgewicht in naturnahen Gärten am stabilsten. Verzichten Sie in Ihrem Garten daher möglichst komplett auf chemische Pflanzenschutzmittel, da diese auch Nützlinge beeinträchtigen können, und bieten Sie Marienkäfern, Schwebfliegen, Schlupfwespen, Florfliegen, Igeln, Vögeln und den vielen anderen tierischen Helfern vielfältige Nahrungs- und Versteckmöglichkeiten.

 

Kulturschutznetze halten eine Vielzahl von Schädlingen fern

Feinmaschige Netze zählen zu den einfachsten, kostengünstigsten und zugleich effektivsten Pflanzenschutzmaßnahmen im Gemüsegarten. Nach dem Motto „nur gucken, aber nicht anfassen“ halten sie unter anderem folgende potenzielle Schädlinge fern:

Damit die Gemüsepflanzen zuverlässig geschützt sind, sollten Sie die Beete sofort nach der Saat oder Pflanzung abdecken und zwar bis zur vollständigen Ernte. Damit Schädlinge keine Schlupflöcher finden, muss das Netz intakt sein und rundum eingegraben oder mit Steinen oder einer Holzlatte beschwert werden. Wenn das Netz abgenommen werden muss, weil Sie ernten, hacken oder Unkraut jäten wollen, sollte es sobald wie möglich wieder geschlossen werden. Achtung: Netze sind nur dann voll wirksam, wenn Sie gleichzeitig die Fruchtfolge berücksichtigen. Falls Sie dies nicht tun und dieselben Gemüsearten mehrere Jahre hintereinander am gleichen Platz anbauen, steigt die Zahl der Schädlinge und es ist mit ziemlicher Sicherheit schon eine große Zahl von Eiern, Larven oder Puppen im Boden vorhanden – beispielsweise von Gemüsefliegen. Wenn die Erde dann mit einem Netz bedeckt wird, vermehren sich die Tiere mitunter besonders stark, da sie unter der Abdeckung vor Fressfeinden geschützt sind.

Im Frühling und Herbst können Sie anstelle von Netzen auch Pflanzenschutzvlies verwenden. Unter dem Vlies erhöht sich die Temperatur, wodurch ein längerer Anbauzeitraum möglich ist. Einen ähnlichen Effekt können sehr engmaschige Netze haben: Die Temperatur unter dem Netz kann ansteigen, die ⁠Verdunstung⁠ sinken. In kühlen oder niederschlagsarmen Sommern ist das von Vorteil. In sehr heißen oder sehr feuchten Sommern muss das Netz allerdings gegebenenfalls gelüftet werden, damit die Pflanzen nicht überhitzen beziehungsweise sich durch die erhöhte Luftfeuchtigkeit keine Pilzkrankheiten breitmachen können. In größeren Gemüsegärten kann es daher sinnvoll sein, je nach Kultur und abzuwehrendem Schädling Netze mit unterschiedlicher Maschenweite zu verwenden. Hier lohnt es sich auch, auf das Gewicht der Netze zu achten. So können Sie beispielsweise für Kohlpflanzen schwerere Netze wählen, die in der Regel länger halten als leichte Netze. Netze aus leichtem Material wiederum sind für empfindliche oder hochaufwachsende Kulturen wie Salat oder Lauch besser geeignet. Oder Sie stützen die Netze ab, zum Beispiel mithilfe von Bambusstäben, auf die Sie leere Kunststoffflaschen stecken, damit das Netz nicht beschädigt wird. Wo lediglich ein wenige Quadratmeter großes Gemüsebeet geschützt werden soll, ist es hingegen am einfachsten, das ganze Beet mit einem einzigen Netz zu überspannen. Da umso mehr unterschiedliche Schaderreger abgewehrt werden, je kleiner die Maschenweite ist, bieten sich Netze mit einer Maschenweite von unter einem Millimeter an.

 

Wichtige Schädlinge an Gemüse

Nennenswerte Schäden an Gemüsepflanzen können im Hobbygarten vor allem folgende Arten verursachen:

Im Gewächshaus treten vor allem folgende Arten auf:

 

Gemüsefliegen, vor allem Möhrenfliege, Kohlfliegen, Wurzelfliegen

Die Larven der Möhrenfliege (Chamaepsila rosae) machen das Wurzelgemüse ungenießbar. Am sichersten helfen Kulturschutznetze und weniger anfällige Möhrensorten wie 'Flyaway', 'Ingot F1' oder 'Sytan'. Ebenfalls empfehlenswert: Bei einem sehr frühen Anbau und früher Ernte kann ein Befall verhindert werden, da die Larven noch nicht groß genug sind, um in die Möhren einzudringen. Auch ein später Anbau ab Ende Mai entschärft die Problematik: Da im Frühjahr, wenn die erste Generation Möhrenfliegen ihre Eier ablegt, noch keine Möhren vorhanden sind, weichen die Fliegen auf andere Gebiete aus. Im Hobbybereich sind zurzeit keine chemischen Pflanzenschutzmittel gegen Möhrenfliegen zugelassen (Stand 2015).

Sowohl die Kleine Kohlfliege (Delia radicum) als auch die Große Kohlfliege (Delia floralis) legen ihre Eier am Wurzelhals von Kreuzblütlern  wie Kohl- und Rettichpflanzen ab. Die Larven fressen an den Blättern, vor allem aber im Boden an den Pflanzenwurzeln und können sie dadurch zum Absterben bringen. Neben Kulturschutznetzen können Sie die Fliegen auch mithilfe von Kohlkragen an der Eiablage hindern (siehe nächstes Foto). Im Hobbybereich sind keine chemischen Pflanzenschutzmittel gegen Kohlfliegen zugelassen (Stand 2015).

Kohlkragen hindern Kohlfliegen an der Eiablage. Es gibt sie fertig zu kaufen, Sie können sie aber auch einfach selbst herstellen. Dazu nehmen Sie etwa einen halben Zentimeter dicken Filz oder Wellpappe und schneiden Scheiben mit einem Durchmesser von 15 bis 20 Zentimetern heraus. Dann schneiden Sie jede Scheibe einmal vom Rand bis zur Mitte hin ein, um sie anschließend um den Pflanzenhals legen zu können. Durch kurze über Kreuz geführte Einschnitte in der Scheibenmitte schmiegt sich der Kragen besonders gut an.

Die Larven von Wurzelfliegen (diverse Arten) fressen an den Wurzeln und Blättern von Keimlingen und können auch im Hobbygarten zu Pflanzenausfällen führen. Betroffen sind vor allem Bohnen, Spargel und Zwiebelgewächse. Bohnen können Sie auf der Fensterbank vorziehen und dadurch vor den Fliegen bewahren. Ansonsten sind Kulturschutznetze die beste Pflanzenschutzmaßnahme. Im Hobbybereich sind keine chemischen Produkte gegen Wurzelfliegen zugelassen (Stand 2015).

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Minierfliegen, vor allem Möhrenminierfliege, Lauchminierfliege, Spargelminierfliege

Die Larven der Minierfliegen (Agromyzidae) schädigen befallene Gemüsearten wie Möhren, Lauch und Spargel zum einen, indem sie die typischen Miniergänge hinterlassen. Zum anderen schaffen sie durch ihre Fraßtätigkeit Eintrittspforten für pilzliche und bakterielle Schaderreger, die Fäulnis oder Welkekrankheiten verursachen. Kulturschutznetze sind die wirkungsvollste Pflanzenschutzmaßnahme.

Fraßschaden an Lauchstange mit einem Miniergang
Durch Minierfliege hervorgerufender Fraßschaden an Lauchstange mit gut sichtbarem Miniergang
Quelle: Christoph Hoyer
 

Gallmücken, vor allem Kohldrehherzgallmücke und Erbsengallmücke

Die Schäden, die die Larven der Gallmücken angerichtet haben, werden oft erst sichtbar, wenn die Verursacher längst das Weite gesucht haben: Wenn Blumenkohl, Brokkoli und Rosenkohl keine Köpfe aber verdrehte Blätter ausbilden, waren die Larven der Kohldrehherzgallmücke am Werke. An Erbsen äußert sich ein Befall mit Gallmücken durch absterbende Blüten und Triebspitzen sowie deformierte Blätter und Hülsen. Kulturschutznetze und weite Fruchtfolgen – also möglichst lange Anbaupausen, ehe dieselbe Pflanzenart wieder am alten Platz ausgesät oder gepflanzt wird – sind im Hobbybereich die einzigen wirkungsvollen Pflanzenschutzmaßnahmen.

Herzloser Blumenkohl
Blumenkohl Herzlosigkeit
Quelle: Josef Schlaghecken | www.greencommons.de | Blumenkohl Herzlosigkeit | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/
 

Schadschmetterlinge, vor allem Kohleule, Kohlmotte, Kohlweißlinge, Kohlzünsler, Gammaeule, Wintersaateule, Lauchmotte, Erbsenwickler

Als Schadschmetterlinge werden Schmetterlingsarten bezeichnet, deren Raupen an Kulturpflanzen fressen – meist an den oberirdischen Pflanzenteilen. Einige Arten fressen in einem späteren Larvenstadium ("Erdraupen") auch im Boden an Wurzeln und Stängeln. Dennoch sollte und darf nicht jede Raupe als Schädling behandelt werden: An Möhren, Pastinaken und Dill beispielsweise sind mitunter auch Raupen des wunderschönen, unter Naturschutz stehende Schwalbenschwanzes anzutreffen. In diesem Fall sollte man sich eher über den seltenen Gast freuen und ihm die Möhren gönnen – bekämpfen darf man ihn ohnehin nicht. Im Hobbygarten sind Kulturschutznetze das beste Mittel, um Falter an der Eiablage zu hindern und damit einem Raupenbefall vorzubeugen. Raupen können zudem abgesammelt und umgesiedelt oder über den Bio- oder Hausmüll entsorgt werden. Im Notfall helfen auch Produkte auf Basis von Bacillus thuringiensis.

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Kohlerdflöhe

Als Kohlerdflöhe werden verschiedene Käfer der Gattung Phyllotreta bezeichnet. An ihrer enormen Sprungkraft sind sie gut zu erkennen. Sie durchlöchern die Blätter junger Kohl-, Rauke-, Radi- und Rettichpflanzen, die dadurch im Wachstum gebremst werden oder stagnieren. Kulturschutznetze bieten den besten Schutz. Auf der Fensterbank vorgezogene Pflanzen sind bereits größer und dadurch weniger anfällig. Da Kohlerdflöhe vor allem in trockenen Jahren auftreten, kann auch regelmäßiges Gießen und Hacken vorbeugend wirken. Außerdem können Sie ein mit doppelseitigem Klebeband bespanntes Brett über die Pflanzen ziehen – Klebeseite nach unten gerichtet. Die Käfer springen auf und bleiben am Brett kleben.

Kohlerdfloh an Radieschenblatt
Erdfloh

Kohlerdfloh an Radieschenblatt

Quelle: Josef Schlaghecken DLR Rheinpfalz | www.greencommons.de | Erdfloh | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/
 

Kartoffelkäfer

Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata) kommen im Hobbygarten nahezu ausschließlich an Kartoffeln vor, nur sehr selten auch an Tomaten, Paprika oder Auberginen. Die Käfer lassen sich im Hobbygarten am besten bekämpfen, indem man Kulturschutznetze spannt, oder die Käfer absammelt und die orangefarbenen Eigelege auf den Blattunterseiten zerdrückt.

Nahaufnahme eines Kartoffelkäfers auf einem Blatt
Kartoffelkäfer

Gefräßig, aber hübsch: der Kartoffelkäfer.

Quelle: Rainer Wahl DLR Rheinpfalz | www.greencommons.de | Thripse an Chrysanthemum grandiflorum | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/
 

Kohlgallenrüssler

Der Kohlgallenrüssler (Ceutorhynchus pleurostigma) legt seine Eier ab April an die Wurzelhälse von Kohlgewächsen. Dort bilden sich in der Folge sogenannte Gallen – kugelförmige Wucherungen, in deren hohlem Inneren sich die Käferlarven entwickeln. Eine Bekämpfung ist schwierig und in der Regel nicht notwendig, da insbesondere ältere Pflanzen einen Befall meist gut verkraften. Beste vorbeugende Maßnahme: Sehen Sie sich Jungpflanzen genau an und sortieren Sie Exemplare aus, bei denen Sie einen Befall vermuten. Achtung: Verwechseln Sie die Gallen nicht mit den Wucherungen, die in Folge einer Erkrankung mit Kohlhernie entstehen. Diese sind größer und innen nicht hohl, wie sich durch Aufschneiden der vermeintlichen Gallen leicht überprüfen lässt.

Gallen am Wurzelhals eines Kohlrabis.
Kohlgallenrüssler

Der Kohlgallenrüssler (Ceutorhynchus pleurostigma) legt seine Eier ab April an die Wurzelhälse von Kohlgewächsen. Dort bilden sich in der Folge sogenannte Gallen – kugelförmige Wucherungen, in deren hohlem Inneren sich die Käferlarven entwickeln.

Quelle: Christoph Hoyer
 

Maulwurfsgrillen

Die bis zu fünf Zentimeter große Europäische Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa) vertilgt so manches Schadinsekt, frisst aber andererseits an unterirdischen Pflanzenteilen. Zudem wühlt sie Gänge in die Erde und beschädigt dabei mitunter Wurzeln und Jungpflanzen. Um die Tiere zu fangen, können Sie während der Paarungszeit der Grillen im April und Mai Gläser oder Dosen mit einem Durchmesser von etwa zehn Zentimetern in den Boden eingraben – der Rand sollte mit der Erdkante auf einer Linie liegen – sodass die Grillen hineinfallen. Die Fangquote können Sie noch erhöhen, wenn Sie mehrere Holzlatten wie Sonnenstrahlen um die Dose herum legen. Die Grillen werden dann zwischen den Latten hindurch zur Falle geleitet. Kontrollieren Sie die Fallen am besten täglich, auch um versehentlich mitgefangene Nützlinge freizulassen. Im Hobbybereich sind keine chemischen Pflanzenschutzmittel gegen Maulwurfsgrillen zugelassen (Stand 2015). Gegen die Larven der Maulwurfsgrillen können Sie jedoch nützliche Nematoden der Art Steinernema carpocapsae einsetzen.

Erwachsene Maulwurfsgrille
Maulwurfsgrille

Maulwurfsgrillen werden bis zu fünf Zentimeter groß und besitzen kräftige Grabbeine

Quelle: bierchen / Fotolia.com
 

Wurzelnematoden

Wurzelnematoden sind mikroskopisch kleine Würmer, die Wurzeln anstechen. In der Folge können die Pflanzen Wasser und Nährstoffe nicht mehr richtig aufnehmen, außerdem stellen die winzigen Wunden Eintrittspforten für Pilze, Viren und Bakterien dar. Die Symptome für einen Nematodenbefall sind vielfältig und reichen von gelben oder deformierten Blättern über Welkeerscheinungen bis hin zu Wachstumsstörungen und dem Absterben der Pflanzen. Den sichersten Hinweis liefern die Wurzeln selbst: Sind diese verdickt, eingeschnürt oder so stark verzweigt, dass sie an Bärte erinnern, waren vermutlich Nematoden am Werk. Gut zu wissen: Deformierte Möhren beispielsweise sind zwar schwerer zu reinigen, aber weiterhin essbar. Auch kugelähnliche Gebilde an den Wurzeln weisen auf einen Nematodenbefall hin. Achtung bei Hülsenfrüchtlern  wie Erbsen und Bohnen, hier gehen Kügelchen an den Wurzeln meist auf nützliche Knöllchenbakterien zurück, die man auch bei der Gründüngung nutzt. Im Hobbybereich sind keine chemischen Pflanzenschutzmittel gegen Wurzelnematoden zugelassen (Stand 2015). Effektiv vorbeugen können Sie einem Befall, indem Sie auf weite Fruchtfolgen  achten. Zusätzlich schrecken Studentenblumen (Tagetes patula 'Single Gold', Tagetes erecta) und Ringelblumen (Calendula officinalis) Nematoden ab, da ihre Wurzeln Stoffe freisetzen, die für die winzigen Würmer giftig sind.

 

Weiße Fliegen (Mottenschildläuse)

Vor allem in Gewächshäusern können die Gewächshausmottenschildlaus (Trialeurodes vaporariorum) und die Baumwollmottenschildlaus (Bemisia tabaci) zum Problem werden, da ihnen die dort herrschende hohe Luftfeuchtigkeit ebenso behagt wie die hohen Temperaturen. Die Larven der beiden auch als Weiße Fliege bezeichneten Arten stechen die Blattunterseiten an und saugen den süßen Pflanzensaft. Befallene Pflanzen sind durch den Energieentzug geschwächt, zusätzlich können über den Speichel der Larven Viruserkrankungen übertragen werden. Mitunter rufen bestimmte Stoffe im Speichel auch Deformationen hervor. Zudem bieten die zuckerhaltigen Ausscheidungen der Tiere Rußpilzen einen optimalen Nährboden. Wo diese schwarzen Pilzgeflechte die Blätter bedecken – betroffen sind insbesondere die Blattoberseiten –, können die Pflanzen keine oder nur noch reduziert Photosynthese  betreiben.

Weiße Fliege-Arten lassen sich sehr gut durch den gezielten Einsatz von Nützlingen bekämpfen. Im Profi-Gartenbau wird beispielsweise in Tomatenkulturen mittlerweile standardmäßig die Schlupfwespe Encarsia formosa ausgebracht. Dieser Nützling ist auch für Hobbygärtner über den gärtnerischen Fachhandel oder das Internet erhältlich. Die Schlupfwespen-Puppen werden auf Kärtchen geliefert, die man in die Pflanzen hängt. Die geschlüpften Insekten legen ihre Eier in die Larven der Weißen Fliege. Die aus den Eiern schlüpfenden Schlupfwespenlarven fressen die Larven der Weißen Fliege von innen heraus auf. Die Schlupfwespen selbst stechen zudem ebenfalls Larven der Weißen Fliege an, wodurch diese absterben. Schlupfwespen benötigen eine Minimaltemperatur von 17 Grad Celsius, optimal entwickeln sie sich bei 22 bis 27 Grad. Für eine erfolgreiche Bekämpfung der Weißen Fliege werden zwei Schlupfwespen-Freilassungen im Abstand von zwei Wochen empfohlen, dabei rechnet man jeweils mit fünf Puppen je Quadratmeter. 200 Schlupfwespenpuppen kosten etwa 10 Euro, 600 Puppen sind für rund 15 Euro zu bekommen. Achtung: Wie alle Nützlinge reagieren auch Schlupfwespen empfindlich auf chemische Pflanzenschutzmittel – und zwar nicht nur auf Insektizide! Wer Nützlinge für sich arbeiten lassen möchte, sollte daher konsequent auf Pflanzenschutzmittel verzichten.

Zusätzlich zum Nützlingseinsatz können Sie Mottenschildläuse mithilfe von Gelbtafeln abfangen.

Weiße Fliegen an der Unterseite eines Tomatenblatts.
Weiße Fliegen an der Unterseite eines Tomatenblatts.
Quelle: Julius Kühn-Institut (JKI)
 

Thripse

Thripse sind etwa einen Millimeter große Insekten, die in Deutschland mit rund 400 Arten vertreten sind. Einige sind Räuber und jagen beispielsweise Blattläuse. Die meisten Arten stechen allerdings die Zellen von Blättern, Blüten, Stängeln oder Früchten zahlreicher Pflanzen im Gemüse- und Ziergarten an, um an den süßen Pflanzensaft zu gelangen. Dass Thripse an Ihren Pflanzen saugen, erkennen sie an zahlreichen winzigen, silbrig wirkenden Pünktchen auf den betroffenen Pflanzenteilen; auf den Blattunterseiten sind zudem viele Kotflecken zu sehen. Ein nennenswerter Befall ist in der Regel nur in sehr warmen und trockenen Sommern zu beobachten. Beim Gemüse sind vor allem Zwiebel und Porree betroffen, allerdings entstehen hier meist nur geringe Schäden, die daher toleriert werden können. Durch frühe Aussaaten und Pflanzungen kommen Sie den Thripsen zuvor, denn für sie ist es im Freiland erst ab Anfang Mai dauerhaft warm genug.

Zum Problem können Thripse in Gewächshauskulturen werden, zum Beispiel bei Gurken, Tomaten, Paprika und Auberginen. Weniger durch den Blattfall oder die raue Oberfläche einiger Früchte, sondern vor allem als Krankheitsüberträger. Die gute Nachricht: Im Gewächshaus lassen sie sich auf ebenso umweltfreundliche wie effektive Weise in den Griff bekommen. Einen Teil der Tiere können Sie mit Blautafeln abfangen. Die blauen wirkstofffreien Karten sind mit Leim beschichtet, an denen die von der Farbe angezogenen Insekten kleben bleiben. Sie werden knapp oberhalb der Pflanzen aufgehängt. Vor allem aber können Sie auf schlagkräftige Unterstützung vonseiten zahlreicher Nützlinge zählen, die Sie im gärtnerischen Fachhandel oder über das Internet beziehen können. Auf den behaarten Stängel- und Blattoberflächen von Tomaten und Auberginen fühlen sich Raubwanzen der Arten Macrolophus caliginosus und Macrolophus pygmaeus und ihre hungrigen Larven am wohlsten. Praktischerweise machen sie nebenbei auch Weißen Fliegen, Blattläusen und Spinnmilben den Garaus.

Für alle anderen Kulturen sind Raubmilben der Gattung Amblyseius (insbesondere Amblyseius cucumeris) sowie Larven der Florfliege (Chrysoperla carnea) am besten geeignet. Raubmilben werden am besten vorbeugend eingesetzt, da sie sich verhältnismäßig langsam vermehren. Dafür sind sie jedoch sehr robust und überstehen mehrere Wochen ohne Nahrung. Es müssen also nicht zwangsläufig neue Nützlinge ausgebracht werden, wenn sich nach einer thripsfreien Phase erneut Thripse einstellen. Bei Temperaturen zwischen 18 und 35 Grad Celsius und einer Luftfeuchte von 75 Prozent entwickelt sich die Raubmilbenpopulation optimal. Hobbygärtner bestellen die Tiere in Tütchen, die für mehrere Wochen in die Pflanzen gehängt werden – fünf Tütchen kosten rund 10 Euro und reichen für 20 Quadratmeter, 15 Tütchen sind für rund 15 Euro zu haben. Noch anspruchsloser sind Florfliegenlarven. Sie gehen schon ab 12 Grad Celsius auf Beutefang und vertragen auch trockene Luft recht gut. Praktischerweise vertilgen sie nahezu alle im Gewächshaus anzutreffenden Schädlinge, auch Blatt- und Wollläuse, allerdings verlassen die erwachsenen Tiere meist das Gewächshaus, weshalb regelmäßig wieder neue Larven eingesetzt werden müssen. Das geschieht am einfachsten über Pappkärtchen, an denen die Florfliegeneier kleben. Die Kärtchen werden an die mit Schädlingen befallenen Pflanzen gehängt, sodass die geschlüpften Larven bequem ihren "Arbeitsplatz" einnehmen können. Fünf Kärtchen mit je 120 Florfliegeneiern sind ausreichend für 20 Quadratmeter Gewächshausfläche und kosten etwa 10 Euro, zehn Kärtchen gibt es für rund 15 Euro.

Zusätzlich zum Nützlingseinsatz können Sie Thripse mithilfe von Gelbtafeln abfangen.

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Durch Pilze, Viren oder Bakterien verursachten Krankheiten lässt sich sehr gut vorbeugen

Viruskrankheiten lassen sich im Hobbygarten überhaupt nicht bekämpfen, Pilze und Bakterien nur bedingt. Zum Glück haben alle drei jedoch eines gemeinsam: Man kann einem Befall sehr gut vorbeugen. Die wichtigsten Regeln dafür lauten:

  • Resistente Sorten wählen – also solche, die nicht oder nur selten von typischen Krankheitserregern der jeweiligen Gemüseart befallen werden.
  • Auf eine weite Fruchtfolge achten, also jede Gemüseart nicht mehrere Jahre in Folge am selben Platz anbauen, sondern mehrjährige Anbaupausen einplanen.
  • Oberirdische Pflanzenteile möglichst trocken halten, also direkt an den ⁠Pflanzenfuß⁠ wässern, ohne die Blätter zu benetzen.
  • Nicht überdüngen, da dann das Gewebe weich und anfällig wird, wodurch Krankheitserreger leichtes Spiel haben.
  • Auf Hygiene achten und Verletzungen an den Pflanzen vermeiden, damit Erreger sich gar nicht erst ausbreiten können. Insbesondere Schnittwerkzeuge und Pflanzenstützen sollten Sie nach jedem Einsatz mit 70%-igem Alkohol desinfizieren, um noch gesunde Pflanze nicht anzustecken. Befestigungsmaterialien wie Bindedraht besser nicht wiederverwenden.
  • Befallene Pflanzen umgehend und möglichst vorsichtig entfernen und über den Haus- oder Biomüll entsorgen.

Die wichtigsten Krankheiten in Gemüsekulturen sind:

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Kraut- und Knollenfäule an Kartoffeln

Die Kraut- und Knollenfäule beginnt mit vereinzelten braun-grauen Blattflecken, die sich bei feuchter ⁠Witterung⁠ rasch ausbreiten können. Wendet man die Blätter, ist auf den Unterseiten ein hellgrauer Pilzrasen zu erkennen. Triebspitzen und Blattachseln weisen schwarze Flecken auf. In feucht-warmen Sommern kann innerhalb weniger Tage ein ganzer Kartoffelbestand darniederliegen. Die Kraut- und Knollenfäule betrifft nicht zwangsläufig auch die Knollen; diese können selbst dann noch unversehrt sein, wenn das Kartoffelkraut bereits abgestorben ist. Befallene Knollen sind an braunen bis grauen und häufig etwas eingesunkenen Flecken zu erkennen. Aufgeschnittene Kartoffeln sind innen braun verfärbt. Knollen mit Befallsanzeichen können bedenkenlos verzehrt werden, sie sind jedoch häufig nicht lange lagerfähig und sollten nicht als Saatkartoffeln für das nächste Jahr verwendet werden. Lesen Sie nach der Ernte alle Pflanzenreste sorgfältig auf und entsorgen Sie diese über den Biomüll.

Ähnlich wie bei Tomaten, die er ebenfalls befällt, benötigt der Pilz Phytophthora infestans auch in Kartoffelkulturen ausreichend Feuchtigkeit, um sich ansiedeln und vermehren zu können. Entsprechend gilt es vor allem, dafür zu sorgen, dass Feuchtigkeit schnell verdunstet. Legen Sie die Kartoffeln daher im Frühjahr nicht zu dicht aus – 40 cm Abstand zwischen den Knollen und 70 cm zwischen den Reihen sind empfehlenswert. Außerdem sollte der Standort nicht zu windgeschützt liegen, sondern gut durchlüftet sein – planen Sie die Reihen am besten in der Hauptwindrichtung. Resistente Kartoffelsorten gibt es zwar leider nicht, allerdings sind die Knollen früh reifender Sorten bereits gut entwickelt, wenn sich der Pilz in feuchten Sommern ab Mitte Juni breitzumachen beginnt. Einen zusätzlichen Wachstumsvorsprung können Sie Ihren Kartoffeln verschaffen, wenn Sie die Knollen ab Ende Februar vorkeimen. Dazu legen Sie die Knollen zunächst für drei bis vier Tage an einen warmen hellen Platz im Haus und anschließend für drei bis vier Wochen ebenfalls möglichst hell, aber ohne direkte Sonne an einen kühlen Platz – 10 bis 15 Grad Celsius sind optimal. Es sollte stets die Seite nach oben zeigen, an der sich die meisten Augen befinden – so werden bei der Kartoffel die kleinen Vertiefungen in der Schale genannt, aus denen später die Triebe sprießen. Nach dem Legen der Kartoffeln lohnt es sich, die Pflanzen mehrfach anzuhäufeln, also wortwörtlich den unteren Pflanzenbereich mit Erde zu bedecken. Das hat gleich mehrere positive Effekte: Erstens bilden die Kartoffeln mehr Knollen aus. Zweitens wird die schützende Erdschicht nicht so leicht abgespült, was gut ist, da die Knollen grüne giftige Stellen bilden, wenn sie Licht abbekommen. Und drittens muss der Erreger schlicht einen weiteren Weg zurücklegen, um bis in die Knollen zu wandern, dadurch bleiben diese meist symptomfrei, selbst wenn die oberirdischen Pflanzenteile bereits vom der Krautfäule dahingerafft wurden.

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Weichfäule/Glasigkeit, hervorgerufen durch Erwinia carotovora

Das Bakterium Erwinia carotovora befällt zahlreiche Gemüsearten. Häufig betroffen sind vor allem Möhren, Porree, Zwiebeln, Sellerie, Kohlgewächse, Gurken und Zucchini. In allen Fällen wird das Gewebe von Pflanzen und/oder Früchten matschig und riecht meist sehr unangenehm. Befallene Pflanzen sollten über den Haus- oder Biomüll entsorgt werden. Chemische Pflanzenschutzmittel gegen Erwinia carotovara sind im Hobbybereich nicht zugelassen (Stand 2015), weshalb vorbeugende Maßnahmen besonders wichtig sind. Halten Sie möglichst eine weite Fruchtfolge ein und achten Sie beispielsweise bei der Bodenbearbeitung darauf, die Pflanzen nicht zu verletzen, damit keine Eintrittspforten für das Bakterium entstehen. Weil auch Verletzungen durch beißende oder saugende Insekten Eintrittsmöglichkeiten schaffen, ist es empfehlenswert, tierische Schädlinge beispielsweise durch Kulturschutznetze fernzuhalten. Gießen Sie Ihre Pflanzen zudem möglichst direkt in den Wurzelbereich und mit geringem Wasserdruck, denn feuchte Oberflächen und Spritzwasser erleichtern es Bakterien, Pilzen und Viren, sich auszubreiten.

aufgeschnittener Kohlstrunk mit Erwinia Weichfäule (Erwinia carotovora)
Erwinia Weichfäule

Die Weichfäule lässt das Gewebe glasig und matschig erscheinen. Zudem geht von befallenen Pflanzen oft ein sehr unangenehmer Geruch aus.

Quelle: Schlaghecken | DLR RP | www.greencommons.de | Erwinia Weichfäule | Erwinia carotovora | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/
 

Salatfäule

Zarte Salatpflanzen haben leider nicht nur Schnecken wenig entgegenzusetzen, auch verschiedene pilzliche Fäulniserreger haben leichtes Spiel. Die Erreger auseinanderzuhalten, ist für den Laien kaum möglich, das Ergebnis aber ohnehin immer das gleiche: Die Salatpflanzen beginnen an den Blattansätzen zu faulen und gehen kurz darauf ein. Meist treten Salatfäulen nach dem Setzen der besonders empfindlichen Jungpflanzen auf, oder aber kurz vor der Erntereife, also wenn der Salat draußen schon einige Wochen den verschiedensten Erregern ausgesetzt war. Mit Salatfäule befallene Pflanzen sollten umgehend entsorgt werden. Vorbeugend sollten Sie die Pflanzen nicht zu dicht setzen, damit der Wind hindurch streichen kann, und nur so viel wässern, wie unbedingt notwendig ist. Denn je feuchter und  kühler der Boden ist, desto höher ist das Befallsrisiko. Um die Durchlüftung zusätzlich zu verbessern, können Sie den Salat auf Erddämmen anbauen – also auf einer Art Mini-Deich. Mulchfolie sorgt dafür, dass sich der Boden schneller erwärmt und der Salat entsprechend schneller erntereif ist – je kürzer die Standzeit, desto geringer das Fäulnisrisiko. Erntereste und welke Salatblätter an noch zu erntenden Pflanzen sollten Sie während der ganzen Anbausaison umgehend entfernen.

 

Kohlhernie

Die Kohlhernie wird durch den Einzeller Plasmodiophora brassicae hervorgerufen. Befallene Pflanzen bilden stark verdickte Wurzeln aus, die kaum noch in der Lage sind, Wasser und Nährstoffe aufzunehmen – die Pflanzen welken und sterben ab. Grundsätzlich können alle Kreuzblütler von einem Kohlherniebefall betroffen sein, besonders anfällig sind jedoch Blumenkohl, Brokkoli, Rosenkohl, Chinakohl und Kohlrabi. Diverse andere Pflanzenarten wie Erdbeeren, Mohn und Rotklee können ebenfalls besiedelt werden, es treten jedoch keine Symptome auf. Kohlhernie ist vor allem deshalb ein problematischer Erreger, weil er mehr als zehn Jahre im Boden überdauern kann. Da zudem keine Pflanzenschutzmittel gegen den Einzeller zugelassen sind (Stand 2015), ist es umso wichtiger, dass er sich gar nicht erst im Beet breitmachen kann. Die beste vorbeugende Maßnahme ist eine weite Fruchtfolge: Bauen Sie Kohlgewächse zeitlich nicht nacheinander an, sondern wechseln sie die Plätze im Beet. Optimalerweise sollten Kohlpflanzen erst nach drei bis fünf Jahren Pause wieder am gleichen Platz wachsen. Greifen Sie zudem möglichst auf resistente Sorten zurück, zum Beispiel die Blumenkohlsorte 'Clapton', die Rosenkohlsorten 'Crispus' und 'Cronus', die Chinakohlsorten 'Bilko' und 'Autumn Fun', die Weißkohl-Sorten 'Kilakin', 'Kilaton' und 'Tekila' sowie die Herbstrübensorte 'Agressa'. Rauke, Grünkohl und Kresse sind generell wenig anfällig.

Schwerer machen können Sie es der Kohlhernie auch, indem Sie Kohlpflanzen auf der Fensterbank vorziehen. Der Erdballen – je größer, desto besser – wirkt wie eine Schutzschicht und die Pflanzen brauchen zudem weniger Wochen bis zur Ernte. Damit wird auch das Zeitfenster für den Kohlhernie-Erreger kleiner. Ebenfalls empfehlenswert: Pflanzen Sie so früh im Jahr, wie es die ⁠Witterung⁠ zulässt, denn bei niedrigen Temperaturen ist der Einzeller wenig aktiv.

Kohlhernie tritt vor allem auf verdichteten Böden auf, die zu Staunässe neigen. Es lohnt sich daher, den Boden gründlich zu lockern und reichlich Kompost und Sand einzuarbeiten, um die Bodenstruktur zu verbessern. Ein erhöhtes Risiko besteht außerdem, wenn der ⁠Boden-pH-Wert⁠ in den sauren Bereich tendiert – bei einer Messung auf der Testskala also unter sieben fällt. Halten Sie den Boden-pH-Wert durch Kalkgaben über einem Wert von 7,2, kann sich die Kohlhernie nicht ausbreiten.

Kalken ist auch ratsam, um den Restbestand zu schützen, wenn bereits Pflanzen befallen wurden. Hier liegt die angestrebte Untergrenze des Boden-pH-Werts ebenfalls bei 7,2. Erkrankte Pflanzen müssen umgehend über den Hausmüll entsorgt werden – nicht über den Kompost oder Biomüll, da die Pilzsporen sehr widerstandsfähig sind. Auf den betroffenen Flächen sollten Sie möglichst lange auf einen Anbau verzichten. Im Hobbygarten ist es auch denkbar, einen Erdaustausch vorzunehmen. Die einfachere Alternative: Bauen Sie Kohlgewächse in Kästen und Kübeln an und erneuern Sie jährlich das Pflanzsubstrat. Viele Kohlarten sind hübsch anzusehen und wirken daher auch zwischen "echten" Zierpflanzen im Kübel nicht störend, etwa grüne und violette Blumenkohlsorten oder der auffällige Palmkohl (Brassica oleracea 'Nero di Toscana').

Die mit Kohlhernie befallenen Wurzeln weisen charakteristische Verdickungen auf
Kohlrabi mit charakteristisch verdickten Wurzeln

Die mit Kohlhernie befallenen Wurzeln weisen charakteristische Verdickungen auf

Quelle: Julius Kühn-Institut (JKI)
 

Tabakmosaikvirus an Tomaten, Gurken und Paprika

Weisen Blätter durch Aufhellungen ein mosaikartiges Muster auf, sind in der Regel Vertreter aus der Gruppe der Tabakmosaikviren dafür verantwortlich. Neben dem auffälligen Blattmuster können sich an Tomaten und Gurkenpflanzen auch stark verkleinerte und zusammengerollte Blätter bilden – sie erinnern an Farnwedel oder Fäden, weshalb dann auch von Farn- oder Fadenblättrigkeit gesprochen wird. Paprikablätter zeigen oft verdickte Adern oder werden am Stiel beginnend braun. Bereits angesetzte Früchte können eingesunkene braune Flecken aufweisen. Alle Pflanzenarten wachsen zudem kaum noch oder gar nicht mehr, wenn sie mit den Viren infiziert wurden. Da Viruserkrankungen im Hobbybereich nicht bekämpft werden können, sind vorbeugende Maßnahmen besonders wichtig. Es gibt eine ganze Reihe resistenter Sorten, erkundigen Sie sich beim Samenkauf danach.

Gurkenblatt mit charakteristischem Mosaikmuster.
Vom Gurkenmosaikvirus befallene Blätter einer Gurkenpflanze in verschiedenen Stadien.

Gurkenblatt mit charakteristischem Mosaikmuster.

Quelle: DieterO | www.wikimedia.org | Vom Gurkenmosaikvirus befallene Blätter einer Gurkenpflanze in verschiedenen Stadien | https://en.wikipedia.org/wiki/en:public_domain
 

Schäden, die nicht durch Krankheitserreger oder Schädlinge verursacht werden

Nicht immer sind Krankheitserreger oder Schädlinge die Ursache für Pflanzenschäden. Welkeerscheinungen, Blattschäden, abgestorbene Triebspitzen oder abgeworfene Blüten oder Früchte können beispielsweise auf Kälteeinwirkungen zurückgehen oder auch auf zu starke Sonneneinstrahlung. Auch mechanische Ursachen, die nicht auf Tiere zurückgehen, sind möglich – etwa wenn ein nicht angebundener Tomatentrieb unter der Last der Früchte abknickt und in der Folge welkt oder Pflanzenteile von Hagelkörnern getroffen werden. Wurzelgemüse wiederum können mitunter seltsame Formen annehmen, wenn sie sich ihren Weg ins Erdreich zwischen zahlreichen Steinen hindurch suchen müssen.

Faulstellen oder Flecken an Blättern beziehungsweise Früchten können auch Anzeichen für eine unausgewogene Nährstoffversorgung sein. Sowohl ein Nährstoffmangel als auch eine Überdüngung schwächen die Pflanzen. Daher sollten Sie sich stets um eine ausgewogene Düngung bemühen und Düngestoffe gemäß der Packungsanweisung einsetzen – bei Kompost, Hornspänen und -mehl sowie Pflanzenjauchen gemäß der Düngeempfehlungen der Gartenakademien und Landwirtschaftsämtern. Gartenböden können Sie bei vielen Gartenakademien und Laboren auf ihren Nährstoffgehalt hin untersuchen lassen. Auf Wunsch erhalten Sie zum Ergebnis auch die passenden Düngeempfehlungen für die überprüften Nährstoffe. 

 

Eine chemische Bekämpfung von Schaderregern an Gemüse ist nur selten sinnvoll

Wenn Sie gegen tierische Schaderreger vorbeugende Maßnahmen ergreifen, Kulturschutznetze verwenden oder Schädlinge mechanisch beseitigen – etwa indem Sie Schadschmetterlingsraupen und Kartoffelkäfer absammeln, Maulwurfsgrillen in Fallen fangen oder Nützlinge gegen Gewächshausschädlinge einsetzen – ist eine chemische Bekämpfung tierischer Schaderreger in den allermeisten Fällen überflüssig. Zudem sind in Gemüsekulturen gegen eine ganze Reihe von Schädlingen wie Gemüsefliegen, Maulwurfsgrillen oder Wurzelnematoden zurzeit im Hobbybereich keine Insektizide zugelassen (Stand 2015). Um beispielsweise Gemüsefliegen fernzuhalten, sind Kulturschutznetze ein Muss – und die Netze bilden praktischerweise auch für andere Schaderreger eine wirksame Barriere.

Auch gegen Krankheiten, die durch Pilze, Viren und Bakterien hervorgerufen werden, sind vorbeugende Maßnahmen das effektivste Mittel.

Im Gemüsegarten auf chemische Pflanzenschutzmittel zu verzichten, ist für viele Hobbygärtner ohnehin selbstverständlich. Zum einen, da es eine Vielzahl effektiver Alternativen gibt. Zum anderen, da sie Obst und Gemüse oft gerade deshalb selbst anbauen, weil sie ungespritzte Früchte essen möchten. Zudem besteht bei chemischen Pflanzenschutzmitteln stets das Risiko von Fehlanwendungen: Die vertretbaren Auswirkungen für Umwelt und Gesundheit, die den zugelassenen Mitteln im Rahmen des gesetzlichen Zulassungsverfahrens bescheinigt wurden, werden nämlich nur dann nicht überschritten, wenn die Produkte ordnungsgemäß gehandhabt werden. Wenn ein Mittel jedoch zum Beispiel häufiger, in höherer Konzentration, zu einem anderen Zeitpunkt oder an anderen Pflanzen angewendet wird als im Beipackzettel vorgeschrieben, können unvertretbare Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen werden. In diesen Fällen können beispielsweise deutlich mehr Nützlinge durch die ausgebrachten Mittel geschädigt oder getötet werden. Einige Wirkstoffe können sich auch im Boden anreichern oder sich in der Nahrungskette summieren, wenn kontaminierte Insekten oder Pflanzenteile von Vögeln, Igeln oder anderen Tieren gefressen werden. Durch plötzlich aufkommenden Wind, der den Sprühnebel verweht, ⁠Verdunstung⁠, Abschwemmungen in Hanglagen oder schlicht durch Versickern kann sogar eines der wichtigsten Güter überhaupt betroffen sein: das Grundwasser.

Verschiedene Potenzielle Umweltwirkungen chemischer Pflanzenschutzmittel
Potenzielle Umweltwirkungen chemischer Pflanzenschutzmittel
Quelle: CC BY-ND 4.0 Umweltbundesamt 2016
 

Als Notfallmaßnahme geeignete Pflanzenschutzmittel

Fällt nach sorgfältigem Abwägen der Vor- und Nachteile die Entscheidung für eine chemische Bekämpfung, sollten Sie möglichst umweltverträgliche Wirkstoffe wählen. Gegen saugende Insekten wie Blattläuse, Weiße Fliege, Spinnmilben, Thripse und Gallmücken können Sie Insektizide auf Rapsölbasis einsetzen. Wählen Sie für die Behandlung einen bedeckten Tag, da das Öl wie eine Linse wirken und Sonnenbrand an den Pflanzen verursachen kann, und vergessen Sie nicht, auch die Blattunterseiten zu benetzen! Zuverlässig gegen Schadschmetterlingsraupen und verhältnismäßig empfehlenswert sind Produkte mit dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis.

Fungizide auf Basis von Schwefel sind (in den dafür zugelassenen Kulturen) eine wirkungsvolle und vergleichsweise umweltverträgliche Bekämpfungsmaßnahme gegen Echten Mehltau.

Schwefel ist ein Pflanzennährstoff. Auch der in Fungiziden enthaltene Anteil wird im Boden in pflanzenverfügbare Formen umgebaut. Auf der Blattoberfläche entsteht allerdings zunächst Schwefeldioxid, das für einige Gliederfüßer  giftig ist, insbesondere für die nützlichen Schlupfwespen und Raubmilben. Bei jährlicher Anwendung sollte man zudem den ⁠Boden-pH-Wert⁠ kontrollieren. Durch den Schwefel kann er sich in den sauren Bereich verschieben, in dem sich zwar Rhododendron wohlfühlt, viele Gemüsearten aber nicht. In diesem Fall kann durch Kalkgaben gegengesteuert werden. Insbesondere bei hohen Temperaturen und bei empfindlichen Sorten können Schwefelanwendungen zu Verbrennungen und bei Obst zu einem rostähnlichen, aber gesundheitlich unbedenklichen Belag auf Früchten führen. Insgesamt betrachtet kann Schwefel als effektives aber relativ umweltverträgliches ⁠Fungizid⁠ empfohlen werden. Die meisten anderen Wirkstoffe sind wesentlich kritischer zu betrachten, da es zum Teil sehr lange dauert, bis sie sich abbauen. Viele Wirkstoffe sind giftig bis hochgiftig für Fische oder andere Wasserorganismen, bei Fehlanwendungen können selbst Risiken für Säugetiere oder Einträge ins Grundwasser nicht ausgeschlossen werden.

Umwelt-Checkliste für chemischen Pflanzenschutz im Hobbygarten mit einem bärtigen Mann mit Brille und Hut, der die Rosen schneidet im Hintergrund
Umwelt-Checkliste für chemischen Pflanzenschutz im Hobbygarten
Quelle: CC BY-ND 4.0 Umweltbundesamt 2016