Indikator: Luftqualität in Ballungsräumen

Quelle: Umweltbundesamt Diagramm als PDF
- Nachdem die Grundbelastung in deutschen Ballungsräumen die alten Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nur noch für den Luftschadstoff Ozon überstieg (Abbildung links), überschreitet die Grundbelastung die aktualisierten WHO-Empfehlungen aus dem Jahr 2021 nun auch für Feinstaub (PM2,5) und Stickstoffdioxid (NO2) deutlich (Abbildung rechts).
- In der Nähe von Schadstoffquellen können die Belastungen sogar wesentlich höher sein.
- Bei NO2 und PM2,5 hat sich die Situation seit dem Jahr 2000 erheblich verbessert, die aktuellen WHO-Empfehlungen von 2021 werden aber noch deutlich überschritten.
- Die Belastung durch Ozon und PM2,5 ist stark von der Witterung abhängig. Die Werte schwanken deshalb stark.
Stickstoffdioxid (NO2), Feinstaub (PM2,5) und Ozon (O3) sind besonders relevant für die menschliche Gesundheit. Alle drei Schadstoffe belasten die Atemorgane. Auch Ökosysteme werden durch Ozon geschädigt.
Bisher basierte der Indikator für Ozon und Feinstaub auf Luftgüteleitwerten der Weltgesundheitsorganisation WHO aus dem Jahr 2005 (WHO 2006) und für NO2 auf Empfehlungen eines WHO-Forschungsberichtes (WHO 2013). Im Jahr 2021 veröffentlichte die WHO neue, meist deutlich niedrigere Empfehlungen zur Luftqualitätsbewertung auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse zu den gesundheitlichen Wirkungen von Luftschadstoffen (WHO 2021). Durch die deutlich strengeren Beurteilungsschwellen für PM2,5 und NO2 vergrößern sich die Abstände der durchschnittlichen Schadstoffkonzentrationen vom Ziel teilweise erheblich. Für Ozon ist die neue WHO-Empfehlung etwas weniger streng als die alte, so dass sich die Abstände zum Ziel sogar etwas verringert haben.
Prekär ist die Luftqualität vor allem in Ballungsräumen, in denen ein Drittel der deutschen Bevölkerung lebt: Industrie, Verkehr und Wohngebiete liegen hier nah beieinander. Einbezogen werden die Messstationen, die die Belastung im „städtischen Hintergrund“ messen, also die Grundbelastung der Stadt. An verkehrsreichen Standorten in Städten kann die Belastung jedoch deutlich höher sein. Der Indikator stellt den mittleren Abstand aller Messstationen im städtischen Hintergrund von den Richtwerten der WHO dar.
Seit dem Jahr 2000 ist die Belastung durch Stickstoffdioxid und Feinstaub deutlich zurückgegangen, liegt aber auch aktuell und auf Basis der WHO-Empfehlung 2021 noch weit über dem Ziel, bei Stickstoffdioxid 52 % über dem Ziel und bei PM2,5 ca. 90 %. Die Ozonbelastung ist stark schwankend. Dies liegt vor allem am Einfluss der Witterung: In heißen Sommern wie 2003 oder 2015 steigt die Ozon-Konzentration stark an. Deshalb kann für die letzten Jahre keine Aussage über den Trend der Entwicklung gemacht werden.
Die EU schrieb ihre Luftqualitäts-Ziele 2008 in der Luftqualitäts-Richtlinie fest (EU-RL 2008/50/EG), im Oktober 2022 legte die Kommission einen Vorschlag zur Revision dieser Richtlinie vor (KOM 2022), der die neuen WHO-Empfehlungen 2021 berücksichtigen soll. Doch auch einige der weniger ambitionierten Ziele der derzeitigen EU-Richtlinie verfehlt Deutschland noch (UBA 2023). Bis die Luft in den Ballungsräumen wirklich ausreichend „sauber“ ist, ist also noch ein weiter Weg zu gehen.
Der Indikator basiert auf Messdaten der Luftqualitätsmessnetze der Bundesländer. Betrachtet werden alle Messstellen eines Ballungsraums zur Messung der Belastung im städtischen oder vorstädtischen Hintergrund. Für diese Messstellen wird die Über- oder Unterschreitung der WHO-Empfehlungen 2021 für die drei Schadstoffe NO2, PM2,5 und O3 berechnet. Für jeden Ballungsraum wird der mittlere Abstand der Werte aller Messstationen zur WHO-Empfehlung 2021 errechnet. Die mittleren Abstände werden dann über alle Ballungsräume gemittelt und mit dem Wert der WHO-Empfehlung 2021 normiert.
Ausführliche Informationen zum Thema finden Sie im Daten-Artikel „Luftbelastung in Ballungsräumen“.