Projektionsberichte (integrierte Energie- und THG-Projektionen)

Die Abbildung zeigt die Inventare der Jahre 2021 bis 2022, die Emissionsberechnung für das Vorjahr 2023 und die Projektionsbericht 2021 und 2023 sowie die Projektionsdaten 2024 für den Zeitraum 2024 bis 2045 . Während die projizierten Emissionen der Projektionsberichte 2021 und 2023 in den meisten Jahren über den Klimazielen des Bundes-Klimaschutzgesetzes liegen, liegen sie in den Projektionsdaten 2024 bis 2030 teilweise darunter und danach nur leicht darüber.zum Vergrößern anklicken
Der Vergleich der Projektionsdaten 2024 mit den Vorjahren zeigt deutliche Verbesserungen bis 2045.

Der Vergleich der Projektionsdaten 2024 mit den Projektionsberichten 2023 und 2021 zeigt deutliche Verbesserungen im Zeitraum bis 2045. Die kumulierten Jahresemissionsgesamtmengen zwischen 2021 und 2030 könnten laut Projektionsdaten 2024 übererfüllt werden.

Quelle: Umweltbundesamt

Werden die Klimaziele mit der aktuellen Klimaschutzpolitik erreicht? Um dies zu klären, koordiniert das UBA die Erstellung von Projektionen. Diese werden im Rahmen des Bundes-Klimaschutzgesetzes (KSG) an den Deutschen Bundestag sowie an die Vereinten Nationen und die Europäische Union berichtet. So können frühzeitig Lücken der Klimapolitik identifiziert und rechtzeitig nachgesteuert werden.

Inhaltsverzeichnis

 

Berichterstattung und Monitoring durch Projektionsberichte

Für die Erstellung der Projektionen der Bundesregierung beauftragt das Umweltbundesamt regelmäßig ein unabhängiges Forschungskonsortium, das mit einem detaillierten integrierten Modellierungsansatz abschätzt, wie sich die aktuelle Klimaschutzpolitik auf die Treibhausgasemissionen Deutschlands bis zum Jahr 2050 auswirkt. Das Umweltbundesamt koordiniert die Arbeiten in enger Abstimmung mit den zuständigen Ressorts aller Sektoren auf Bundesebene (Energiewirtschaft, Verkehr, Industrie, Gebäude, Abfallwirtschaft, Landwirtschaft und ⁠LULUCF⁠).

Die Projektionen bestehen aus zwei Szenarien:

  • Das Mit-Maßnahmen-⁠Szenario⁠ (MMS) berücksichtigt die zum jeweiligen Modellierungsbeginn gültigen Maßnahmen. Die Emissionsminderungen dieses Szenarios können als weitestgehend gesichert gelten, soweit die angenommenen Preisentwicklungen und weitere Rahmendaten eintreten.
  • In das Mit-Weiteren-Maßnahmen-⁠Szenario⁠ (MWMS) gehen zusätzlich zu den Maßnahmen des MMS bereits konkret geplante, jedoch noch nicht implementierte Maßnahmen ein. Die zukünftigen Emissionsminderungen dieses Szenarios sind abhängig vom politischen Willen, geplante Klimapolitik umzusetzen. Sie können nicht per se als sicher angesehen werden.

In den Szenarien werden die Treibhausgasminderung, Energieverbräuche sowie zahlreiche weitere Indikatoren projiziert. Sie zeigen, welche Entwicklung eintreten kann, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Es handelt sich dabei also nicht um Prognosen, die mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit berechnet werden würden. In die Berechnung fließen Energiestatistiken, Emissionsdaten, Annahmen zu u.a. Brennstoffpreisen und Bevölkerungswachstum (s. u. Rahmendaten) ein. Die Modellbeschreibungen, relevante Indikatoren und Grafiken sowie Abschätzungen der Treibhausgasminderung einzelner Maßnahmen finden sich in den Projektionsberichten.

Die rechtlichen Grundlagen für die Berichterstattung sind die EU-Governance-Verordnung (Artikel 18) sowie das Bundes-Klimaschutzgesetz (§ 10 Absatz 2). Die Novelle des Bundes-Klimaschutzgesetzes, die den Projektionsdaten größeres Gewicht als Auslösemechanismus für Klimaschutzprogramme zuschreibt und erstmals jährliche Projektionen vorsieht, liegt derzeit zur Debatte im Bundestag vor.

 

Projektionsdaten 2024

Mitte März 2024 veröffentlichte das ⁠UBA⁠ die Projektionsdaten 2024 in dem Kurzpapier „Treibhausgas-Projektionen 2024 – Ergebnisse kompakt“. Die Projektionsdaten zeigen, dass das Ziel im Jahr 2030 von 65 Prozent Minderung gegenüber dem Jahr 1990 in greifbare Nähe rückt. Die sektorübergreifend kumulierte Jahresemissionsgesamtmenge für den Zeitraum 2021 bis 2030 könnte um 47 Mio. Tonnen Treibhausgasemissionen übererfüllt werden. Die deutschen Ziele zur EU-Klimaschutzverordnung (Effort Sharing Regulation, ESR) könnten jedoch um 126 Mio. Tonnen Treibhausgasemissionen verfehlt werden. Auch das Ziel der Netto-Treihausgasneutralität im Jahr 2045 ist laut den Projektionen mit derzeitigen Klimaschutzinstrumenten nicht erreichbar. Berücksichtigt sind alle Instrumente, die bis Oktober 2023 ausreichend klar definiert waren. Seitdem eingetretene Änderungen, insbesondere Haushaltsentscheidungen im Rahmen des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zum Sondervermögen und den Auswirkungen auf den ⁠Klima⁠- und Transformationsfond (KTF) sind nicht berücksichtigt.

Die Grafik zeigt von 2021 bis 2030 in Millionen Tonnen die ESR-Ziele, die historische Entwicklung des Bereiches und die Entwicklung nach den Treibhausgas-Projektionen. Es ist erkenntlich, dass bis 2024 die Ziele übererfüllt werden und danach bis 2030 die ziele verfehlt werden und der Abstand zum Ziel stetig größer wird.
Deutschland könnte seine Ziele zur EU-Klimaschutzverordnung deutlich verfehlen.

Deutschland könnte seine Ziele zur EU-Klimaschutzverordnung (Effort Sharing Regulation, ESR) zwischen 2021 und 2030 um 126 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen verfehlen.

Quelle: Umweltbundesamt

Wenngleich nicht alle Ziele erreicht werden, sind dies deutliche Verbesserungen gegenüber der Zielverfehlung im Projektionsbericht 2023. Hierfür gibt es unterschiedliche Gründe. So haben Maßnahmen wie die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) und die Erhöhung der Lkw-Maut relevante Beiträge geleistet. Erheblichen Einfluss haben auch Annahmen zur ambitionierten Umsetzung beschlossener Maßnahmen. Insbesondere beruht die Zielübererfüllung in der Energiewirtschaft auf der Annahme, dass die ambitionierten Ausbauziele gemäß dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) langfristig tatsächlich erreicht werden. Die Übererfüllung im Sektor Industrie im Jahr 2023 resultiert u.a. aus hohen Energiepreisen und Produktionsrückgängen. In der Landwirtschaft sowie in dem Sektor Abfallwirtschaft und Sonstiges beeinflussen methodische Änderungen bei der Emissionserfassung die Ergebnisse.

Die Sektoren Gebäude und Verkehr verfehlen ihre Sektorziele bis 2030 erneut, jedoch ist die Lücke der kumulierten Jahresemissionsgesamtmenge geringer. Im Verkehrssektor beträgt die Sektorlücke bis 2030 180 Mio. Tonnen Treibhausgase und im Gebäudesektor 32 Mio. Tonnen Treibhausgase. Die Energiewirtschaft erzielt eine kumulierte Übererfüllung von 175 Mio. Tonnen, der Industriesektor von 37 Mio. Tonnen, die Landwirtschaft von 29 Mio. Tonnen und der Sektor Abfallwirtschaft und Sonstiges von 17 Mio. Tonnen Treibhausgasemissionen. Der Sektor ⁠Landnutzung⁠, ⁠Landnutzungsänderung⁠ und Forstwirtschaft (⁠LULUCF⁠) leistet im Jahr 2030 keinen Senkenbeitrag. Die im KSG vorgesehenen -25 Mio. t CO₂-Äq. werden deutlich verfehlt.

Im Mai 2024 wird voraussichtlich der Projektionsbericht 2024 veröffentlicht werden. Dieser enthält zusätzlich das MWMS 2024. Die Projektionsdaten 2024 entsprechen dem MMS 2024.

 

Projektionsbericht 2023

Der Projektionsbericht 2023 attestiert eine deutliche und wachsende Gesamtlücke zu den Klimaschutzzielen, obwohl diese Lücke im Gegensatz zum letzten Bericht merklich kleiner ist.

In den Projektionen verfehlt das MMS mit einer Treibhausgaseinsparung von 63 Prozent gegenüber 1990 den Zielwert für das Jahr 2030 nur knapp, und das MWMS erreicht ihn mit 65 Prozent. Allerdings ist die sich bis dahin ergebende kumulierte Zielverfehlung bis 2030 erheblich, weil die Treibhausgasemissionen in den Zwischenjahren die Zielwerte übersteigen: Sie beträgt 331 Mio. Tonnen Treibhausgase (CO₂-Äquivalente) im MMS und 194 Mio. Tonnen Treibhausgase im MWMS. Damit entspricht die bis 2030 entstehende Lücke etwa 40 Prozent der Emissionen Deutschlands im gesamten Jahr 2022. Mit zusätzlichen geplanten Maßnahmen beträgt sie immer noch über ein Fünftel der Emissionen aus dem Jahr 2022.

Die Abbildung zeigt die jährlichen Treibhausgasemissionen von 2021 bis 2050. Die projizierten Emissionen liegen in den meisten Jahren über den Klimazielen des Bundes-Klimaschutzgesetzes.
Der Projektionsbericht 2023 zeigt: Die Ziele des Klimaschutzgesetzes werden größtenteils verfehlt.
Quelle: Umweltbundesamt / Öko Institut / Fraunhofer ISI / IREES
 

Die Sektoren Industrie, Gebäude und Verkehr verfehlen ihre Sektorziele bis 2030 wie bereits in der Vergangenheit, auch wenn sie z. T. in einzelnen Jahren die zulässigen Emissionsmengen einhalten. Im Industriesektor beträgt die Sektorlücke bis 2030 83 Mio. Tonnen Treibhausgase im MMS und kann im MWMS auf 51 Mio. Tonnen Treibhausgase reduziert werden. Im Gebäudesektor sind es 96 Mio. Tonnen Treibhausgase (MMS), die im MWMS auf 34 Mio. Tonnen Treibhausgase verringert werden. Im Verkehrssektor wird die Sektorlücke nur geringfügig geschlossen von 210 Mio. Tonnen Treibhausgase (MMS) auf 187 Mio. Tonnen Treibhausgase (MWMS).

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Der Vergleich mit der Gesamtlücke macht die Größenordnung dieser sektoralen Zielverfehlungen deutlich: Im MMS macht die Sektorlücke der Industrie ein Viertel, die Lücke des Gebäudesektors ein Drittel und die Sektorlücke des Verkehrs zwei Drittel der Gesamtlücke bis zum Jahr 2030 aus. Im MWMS entspricht die Zielverfehlung des Gebäudesektors nur noch einem Fünftel der Gesamtlücke, weil die Sektorlücke signifikant und überproportional reduziert werden kann. Die Sektorlücke der Industrie entspricht in beiden Szenarien einem Viertel der Gesamtlücke. Sie wird also proportional zur Gesamtlücke reduziert. Anders sieht es im MWMS im Verkehrssektor aus: dort ist die Zielverfehlung im Verkehr beinahe so groß wie die Gesamtlücke. Daraus wird deutlich, dass in den Sektoren Gebäude und Industrie zusätzliche Maßnahmen wirken können, welche die im MMS ausgewiesenen Lücken zu verkleinern helfen, wohingegen dies im Verkehrssektor nicht der Fall ist.

Die Sektoren Energiewirtschaft, Landwirtschaft und Abfallwirtschaft übererfüllen ihre Ziele. Die kumulierte Zielübererfüllung bis 2030 beträgt in der Energiewirtschaft 38 Mio. Tonnen Treibhausgase (MMS) und 37 Mio. Tonnen Treibhausgase (MMS), in der Landwirtschaft 20 Mio. Tonnen Treibhausgase (MMS) und 40 Mio. Tonnen Treibhausgase (MWMS) und in der Abfallwirtschaft jeweils 6,4 Mio. Tonnen Treibhausgase. Diese Ergebnisse sind jedoch nicht nur auf die Klimapolitik zurückzuführen: In der Landwirtschaft und der Abfallwirtschaft wirkt sich der Effekt von neuen internationalen Berechnungsmethoden positiv auf die Minderungen aus. Unter anderem dadurch kompensieren die Sektoren Teile der Zielverfehlung aus den Sektoren Verkehr, Gebäude und Industrie.

Für das Jahr 2040 wird mit einer Minderung von 79 Prozent (MMS) und 83 Prozent (MWMS) gegenüber 1990 eine größere Abweichung vom Zielpfad projiziert als noch 2030. In 2045 wird Deutschland laut beiden Szenarien mit 82 bzw. 86 Prozent Minderung gegenüber 1990 deutlich vom Ziel der Netto-Treibhausgasneutralität entfernt sein.

Begleitend zum Projektionsbericht 2023 wurden ein Instrumentenpapier mit den Klimaschutzinstrumenten sowie ein Datenanhang (inkl. Emissionsfaktoren des Strommixes) zum Download sowie die Rahmendaten zu den Projektionen veröffentlicht.

Im Anwendungsbereich der EU-Klimaschutzverordnung (Effort-Sharing-Regulation, ESR) werden die Emissionen deutlich langsamer reduziert als insgesamt. Das liegt daran, dass die Sektoren mit der größten absoluten Emissionsminderung Energiewirtschaft und Industrie nicht unter die Verordnung fallen. Im MMS ergibt sich deswegen für den Abrechnungszeitraum 2021 bis 2030 eine Lücke zu den ESR-Zielen von 299 Mio. Tonnen und im MWMS von 152 Mio. Tonnen Treibhausgasemissionen.

Das Liniendiagramm zeigt den historischen Verlauf von 2021 bis 2022, für die Jahre 2021 bis 2030 die ESR-Ziele und die KSG-Ziele. Für die Jahre 2023 bis 2030 werden die ESR-Emissionen und die ESR- und ETS-Emissionen jeweils für das MMS Szenario und das MWMS Szenario angezeigt.
Projektionsbericht 2023: Projektion der Treibhausgasemissionen im ESR und gesamt, 2021-2030
Quelle: Umweltbundesamt / Öko Institut / Fraunhofer ISI / IREES / Thünen-Institut
 

Projektionsbericht 2021

Im Projektionsbericht 2021 ergibt sich für die gesamten Treibhausgasemissionen Deutschlands im Jahr 2030 eine Minderung um 49 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990. Für das Jahr 2040 wird eine Minderung von 67 Prozent gegenüber 1990 projiziert. Damit werden die Klimaziele aus dem KSG (Minderung um mindestens 65 Prozent bis 2030 und 88 Prozent bis 2040) deutlich verfehlt.

Der Projektionsbericht als starkes ⁠Monitoring⁠-Instrument hilft dabei, Lücken in der Energie- und Klimapolitik zu erkennen und gezielt nachzusteuern, um die Ziele zu erreichen. In Klimaschutzprogrammen nach § 9 Bundes-Klimaschutzgesetz, die Klimaschutzmaßnahmen zur Erreichung der nationalen Klimaschutzziele in den einzelnen Sektoren festlegen sollen, müssen die jeweils aktuellen Projektionsberichte berücksichtigt werden.

Die Projektionen ergaben für den Emissionsfaktor des Strommix im Mit-Maßnahmen-⁠Szenario⁠:

  • 2025: 397,6 g CO₂/kWh
  • 2030: 287,6 g CO₂/kWh
  • 2035: 176,8 g CO₂/kWh
  • 2040: 87,0 g CO₂/kWh
 

Weitere Szenarien

Neben dem Projektionsbericht beauftragt das Umweltbundesamt weitere Szenarien, die aufzeigen, z.B. welche weiteren Politiken und Maßnahmen erforderlich sind, um in den einzelnen Sektoren und sektorübergreifend die gesetzlichen Klimaschutzziele zu erreichen. Das Klimaschutzinstrumente-Szenario 2030 (KIS-2030) zeigt z. B. was getan werden muss, damit die Klimaziele für 2030 sektorübergreifend erreicht werden.

 

Downloads

Hier finden Sie die Projektionsberichte sowie weitere Informationen und Publikationen.

Projektionsberichte

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 Bundes-Klimaschutzgesetz  Berichterstattung  Monitoring  Szenarien  Projektionsbericht  Treibhausgasprojektionen  Governance-Verordnung