WW-R-1: Wassernutzungsindex

Das Bild zeigt eine Wasseruhr vor Wasserleitungen. zum Vergrößern anklicken
Im Sommer kann es zu Spitzen der Trinkwassernutzung im Haushalt kommen, regional unterschiedlich.
Quelle: Sashkin / stock.adobe.com

Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

Inhaltsverzeichnis

 

WW-R-1: Wassernutzungsindex

Die Wassernutzung ist den vergangenen 25 Jahren signifikant zurückgegangen. Im Jahr 2004 unterschritt sie erstmalig den als kritisch bewerteten Wassernutzungsindex von 20 %, d. h. es werden nicht mehr als 20 % des potenziellen Wasserdargebots genutzt. Allerdings gibt es in Deutschland deutliche regionale Unterschiede, und der ⁠Klimawandel⁠ stellt die Wasserversorger vor neue Herausforderungen, um beispielsweise saisonale Spitzenverbräuche decken zu können.

Die Punkt-Grafik zeigt die Entwicklung des Wassernutzungsindex als Prozentanteil der Wassernutzung am Wasserdargebot  von 1991 bis 2016. Zusätzlich ist die Schwelle der nachhaltigen Wassernutzung mit 20 Prozent in der Grafik markiert. Der Wassernutzungsindex unterschritt erstmals im Jahr 2004 diese Schwelle. Die Zeitreihe zeigt einen signifikant sinkenden Trend.
WW-R-1: Wassernutzungsindex

Die Punkt-Grafik zeigt die Entwicklung des Wassernutzungsindex als Prozentanteil der Wassernutzung am Wasserdargebot von 1991 bis 2016. Zusätzlich ist die Schwelle der nachhaltigen Wassernutzung mit 20 Prozent in der Grafik markiert. Der Wassernutzungsindex unterschritt erstmals im Jahr 2004 diese Schwelle. Die Zeitreihe zeigt einen signifikant sinkenden Trend.

Quelle: UBA (basierend auf Daten des StBA zur Wassernutzung und der Bundesanstalt für Gewässerkunde zum Wasserdargebot)
 

Wassernutzung deutlich zurückgegangen

Deutschland ist ein wasserreiches Land, in dem es unter den aktuellen Bedingungen lediglich regional und saisonal begrenzt zu Einschränkungen der Wasserverfügbarkeit kommen kann. Im langjährigen Mittel sind rund 188 Milliarden Kubikmeter Grund- und Oberflächenwasser potenziell verfügbar, nur ein Bruchteil dessen wird genutzt. Gleichwohl kann es vor allem bei längeren und häufiger auftretenden Trockenheitsphasen und Niedrigwasserperioden infolge eines reduzierten Wasserdargebots zu regionalen Nutzungskonflikten bei oberirdischen Gewässern und insbesondere bei oberflächennahen Grundwasserentnahmen kommen. Betroffen sind vor allem die zentralen Teile Ostdeutschlands, das nordostdeutsche Tiefland und das südostdeutsche Becken, die ungünstige klimatische Wasserbilanzen aufweisen, d. h. in denen es vergleichsweise wenig regnet, aber aufgrund hoher Sommertemperaturen viel Wasser verdunstet.

Der Wassernutzungsindex liefert einen ersten Anhaltspunkt, ob die Nutzung der Wasserressourcen in Deutschland nachhaltig ist oder Wasserknappheit entsteht. Als nachhaltig gilt eine Wasserentnahme dann, wenn sie die Marke von 20 % des verfügbaren Wasserdargebots nicht überschreitet. Die 20 %-Schwelle ist dabei ein international gültiger Orientierungswert. Übersteigt die Wassernutzung diese Marke, gilt dies als Zeichen von Wasserstress. Ab 40 % wird von starkem Wasserstress ausgegangen. Zur Überschreitung der Marke kann es sowohl in Folge einer verstärkten Wasserentnahme als auch aufgrund einer Verknappung des natürlichen Wasserdargebots kommen.

Durch einen Rückgang sowohl der gewerblichen als auch der privaten Wassernutzung in Deutschland wird seit dem Jahr 2004 diese 20 %-Schwelle unterschritten. Insgesamt sind die Werte des Wassernutzungsindex seit 1991 signifikant rückläufig. Das Maß der Wassernutzung kann also nach den international gültigen Orientierungswerten als nachhaltig angesehen werden. Zu dem deutlichen Rückgang haben vor allem die Energieerzeuger sowie die Industrie- und Bergbauunternehmen beigetragen, die mit mehr als 80 % den deutlich überwiegenden Teil der Wassernutzung ausmachen. Da die Kühlwasserentnahmen durch Wärmekraftwerke den größten Teil gewerblicher Wassernutzungen ausmachen, hatten Effizienzverbesserungen durch Mehrfach- bzw. Kreislaufnutzungen in diesem Bereich zumindest bis zum Jahr 2007 besonders positive Auswirkungen auf die Bilanz.

Auch die Wassernutzung in privaten Haushalten und im Gewerbe konnte seit 1991 von 144 Liter pro Person und Tag auf 123 Liter pro Person und Tag deutlich reduziert werden. Dennoch ist es auch weiterhin von Bedeutung, sorgsam mit Trinkwasser umzugehen.

Der bisher als ⁠Indikator⁠ genutzte Wassernutzungsindex ist allerdings nur bedingt geeignet, den Anpassungsbedarf und die Anpassungsaktivitäten in der Wasserwirtschaft abzubilden. Die Betrachtung der bundesweiten Situation lässt die deutlichen regionalen Unterschiede innerhalb Deutschlands außer Acht. So kann die Wasserbilanz künftig infolge des Klimawandels durch die weitere Abnahme der Sommerniederschläge und eine erhöhte ⁠Verdunstung⁠ unter anderem im Osten Deutschlands noch ungünstiger werden, und die Wasserverfügbarkeit könnte in diesem Raum zurückgehen. Gleichzeitig kann es während längerer Hitzeperioden zu einer erhöhten Wassernachfrage kommen. Mit Blick auf die private Wassernutzung ist vor allem für Siedlungsbereiche mit hohem Einfamilienhausanteil und Reihenhaussiedlungen, die über Außenlagen verfügen, bei anhaltenden Hitzeperioden ohne Niederschlag von hohen Verbrauchsspitzen auszugehen, da dann in größerem Umfang Gartenanlagen bewässert werden.

Die insgesamt rückläufige Wassernutzung einerseits und die klimainduziert höheren Spitzenverbräuche andererseits sowie die unterschiedliche regionale Verteilung der Wasserressourcen und der Wassernachfrage stellen die Wasserversorger vor neue Herausforderungen. Vor allem Wasserversorger im ländlichen Raum und in Mittelgebirgsregionen, die stark dezentrale und von Niederschlägen abhängige Wasserversorgungsstrukturen haben, können bei längeren Dürreperioden in Bedrängnis geraten. Bei zentralen und auf Fernwasserleitungen basierender Versorgung lassen sich hingegen regionale und temporäre Unterschiede in der Wasserverfügbarkeit und -nachfrage bisher ausgleichen. Bei mehreren aufeinanderfolgenden Jahren mit anhaltender ⁠Dürre⁠ ist sicherzustellen, dass jederzeit ausreichend Wasserressourcen für die Versorgung zur Verfügung stehen.

 

Schnittstellen

WW-I-1: Mengenmäßiger Grundwasserzustand

WW-I-4: Niedrigwasser

EW-­R­-4: Wassereffizienz thermischer Kraftwerke

IG-R-1: Wasserintensität des Verarbeitenden Gewerbes

 

 

Ziele

Im Zusammenhang mit einem Nachfragemanagement sind technische Methoden und Verbesserungen zum effizienteren Einsatz von Wasser möglich und sollten nach dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit erwogen werden. (⁠DAS⁠, Kap. 3.2.3)

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