RESPONSES – Deep emissions reductions and mainstreaming of mitigation and adaptation

Hintergrund und Ziele

EU-Maßnahmen gegen den ⁠Klimawandel⁠ konzentrieren sich auf die Reduktion der Emissionen, während Anpassung an die Folgen des Klimawandels noch in alle sektoralen Politiken integriert werden muss. Da sich die politische Aufmerksamkeit auf den Klimawandel verstärkt hat, müssen ⁠Mitigation⁠ (⁠Klimaschutz⁠) und Anpassung (Klimaanpassung) zunehmend parallel verfolgt werden und wo möglich integriert werden. Klimawandelrisiken müssen in den privaten und öffentlichen Sektoren berücksichtigt und einbezogen werden. Europäische Aktivitäten müssen auch den internationalen Kontext berücksichtigen, um sicherzustellen, dass die Bemühungen der EU effektiv, effizient, angemessen und erschwinglich sind und mit Maßnahmen in anderen Ländern und Regionen abgestimmt sind.

Das RESPONSES-Projekt adressiert diese politischen Herausforderungen. Sein oberstes Ziel war es, eine integrierte EU-Klimawandelpolitik angesichts der ehrgeizigen Klimaschutz- und Umweltziele zu bewerten, während gleichzeitig die Verringerung der ⁠Vulnerabilität⁠ der Union hinsichtlich der unvermeidlichen Klimawandelwirkungen erreicht werden soll.

Der empirische Fokus des Projekts lag auf fünf EU-Politikbereichen: Wasser und Landwirtschaft, ⁠Biodiversität⁠, Regionalentwicklung und Infrastruktur, Gesundheit und Energie. Jedes Arbeitspaket konzentrierte sich dabei auf eine Domäne der EU-Politik, die besondere Relevanz für den Klimaschutz und Anpassung hat. Insbesondere hat das Projekt:

  • ein Set von Niedrigemissionsszenarien entwickelt;
  • Strategien zur Integration von Mitigation und ⁠Adaptation⁠ an ⁠Klimafolgen⁠ in bestehende EU-Politik entwickelt und bewertet;
  • Synergien, Wechselwirkungen und Konflikte zwischen Mitigation und Adaptation identifiziert und hierfür Möglichkeiten für die künftigen EU-Strategien und politischen Maßnahmen aufzeigt.

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
  • europaweit
Bundesland
  • Baden-Württemberg
  • Bayern
  • Berlin
  • Brandenburg
  • Bremen
  • Hamburg
  • Hessen
  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Niedersachsen
  • Nordrhein-Westfalen
  • Rheinland-Pfalz
  • Saarland
  • Sachsen
  • Sachsen-Anhalt
  • Schleswig-Holstein
  • Thüringen

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Das RESPONSES-Projekt erforscht die Auswirkungen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt in zwei alternativen Klimaszenarien: ein Basisszenario, in dem die jährlichen globalen Mitteltemperatur um 4°C bis zum Ende des Jahrhunderts steigen, und ein ⁠Mitigation⁠-⁠Szenario⁠, in dem die Temperaturerhöhung auf 2°C begrenzt wird.

Im Arbeitspaket 3 („Szenarien“) werden globale Niedrigemissionsszenarien (400–450 ⁠ppm⁠ ⁠CO2-Äquivalent⁠ Stabilisierung) erstellt. Neben Emissionsszenarien werden anhand von Klimaszenarien Minderungspotentiale und Vulnerabilitäten der einzelnen Politikbereiche der EU analysiert. Eine Grundlagenbewertung der nicht-klimatischen Treiber in einzelnen Politikbereiche der EU wird ebenfalls durchgeführt.

Parameter (Klimasignale)
  • Flusshochwasser
  • Hitzewellen
  • Höhere mittlere Temperaturen
  • Trockenheit
Zeithorizont
  • kurzfristig = die nächsten Jahre/Jahrzehnte
  • mittelfristig = bis 2050
  • langfristig = bis 2100 und darüber hinaus

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Klimafolgen⁠ werden für Überschwemmungen und Dürren, die Regionalpolitik, öffentliche Gesundheit, im Stromsektor und für die ⁠Biodiversität⁠ bewertet.

Z.B. hat der ⁠Klimawandel⁠ tiefgreifende Auswirkungen auf die Biodiversität. Eine von RESPONSES durchgeführte Studie liefert eine umfassende Abschätzung der zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels auf Landwirbeltiere und Pflanzen in europäischen Schutzgebieten. Im Hinblick auf das aktuelle NATURA 2000 Schutzgebietsnetz wird etwa für 63% der Arten, die in den Anhängen der Vogelschutz- und Habitatrichtlinie der EU genannt werden, voraussichtlich die Klimaeignung der Gebiete bis zum Jahr 2080 verloren gehen. Frühere Studien haben schon auf die signifikanten Klimafolgen auf die Biodiversität aufmerksam gemacht. Die aktuelle Studie bewertet zum ersten Mal die Frage, inwieweit Schutzgebiete als Erhaltungsinstrumente in der Lage sind, die biologische Vielfalt vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Die Ergebnisse zeigen, dass bei starken klimatischen Veränderungen viele aktuelle EU-Schutzziele auf lange Sicht nicht erreicht werden.

RESPONSES modelliert das Krankheitsrisiko und mögliche Ausbreitung von vektorübertragenen Krankheiten in Europa unter Klimaänderungsszenarien. Viele neu auftretende vektorübertragener Krankheiten könnten in den kommenden Jahrzehnten unter Klimawandel in Europa endemisch werden. Basierend auf Modellierungen des Dengue-Fieber-Risikos in Europa, scheint jedoch die Höhe dieses Risikos begrenzt zu sein, auch bei Projektionen bis zum Ende des Jahrhunderts. Dennoch könnte es bei geeignetem ⁠Klima⁠ für die Vektoren und in Kombination mit lokalen Übertragungswegen zu einer Krankheitsbelastungen kommen, die wahrscheinlich höher ist als erwartet.

Describe here, which approach for the vulnerability analysis, risks and/or chances is/was used within your project and which results emerged from it or are expected

Ansatz und Risiken / Chancen 

Die Verteilung der klimawandelbedingten ⁠Vulnerabilität⁠ variiert je nach Wirkungskategorie (RESPONSES betrachtet Feuer, ⁠Hitzestress⁠ und ⁠Flusshochwasser⁠) sehr stark in der gesamten EU. Eine Analyse, die ⁠Klimafolgen⁠ mit ⁠Anpassungsfähigkeit⁠ kombiniert hat zeigt, dass Klimarisiken, die zur Zeit vor allem in Südeuropa bestehen, in den 2040er Jahren in vielen Teilen des europäischen Kontinents zunehmen. Im Gegensatz dazu werden für Irland, Skandinavien, große Teile von Polen, den baltischen Staaten und die meisten Regionen in UK die Gesamtauswirkungen relativ gering bleiben.

Dringlichkeit und Priorisierung von Anpassungsbedarf 

Es ist oft sinnvoll, Anpassungsbemühungen auf die Korrektur bestehender Fehlanpassungen zu konzentrieren, anstatt zu versuchen, sich auf eine höchst ungewisse Zukunft vorzubereiten. Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Klimaentwicklung und Klimafolgen sind zwar groß, Unsicherheiten der zukünftigen sozio-ökonomischen Randbedingungen und der öffentlichen Meinung hinsichtlich schwierige Kompromisse sind meist jedoch größer. In Kombinationen dieser Unsicherheiten können quantitative Bewertung der langfristigen Kosten und Nutzen von Anpassung mehr irreführend als zuverlässig sein. In fast allen Branchen und Regionen Europas gibt es aber große Fehlanpassungsentwicklungen, die korrigiert werden können und für die daher eine Priorität besteht.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

RESPONSES fokussiert auf Synergien, Wechselwirkungen und Konflikte zwischen ⁠Mitigation⁠ und ⁠Adaptation⁠ und identifiziert Chancen für zukünftige EU-Strategien und politische Maßnahmen.

Biodiversität: Die Natur- und Biodiversitätspolitik der EU wird durch die Ausweisung von Schutzgebieten für wertvolle und gefährdete Arten und Ökosystemtypen implementiert. Im ⁠Klimawandel⁠ wird sich die Eignung der Lokalitäten für Arten und Ökosysteme im Laufe der Zeit verschieben. Die aktuelle Politik zum Schutz bestimmter Arten und Lebensräume an bestimmten Orten ist unter Klimawandelbedingungen nicht ausreichend. Zusätzlich werden zentrale Anpassungsoptionen wie Lebensraumwiederherstellung und Gewährleistung der Kohärenz der Schutzgebietsnetze den Mitgliedstaaten überlassen. Eine Neubewertung der Ziele ist genauso erforderlich, wie eine bessere Koordinierung auf EU-Ebene.

Öffentliche Gesundheit: Wirksame Maßnahmen im Gesundheitswesen existieren für einige Krankheiten sowie zur Reduzierung des Hitzestressrisikos von gefährdeten Gruppen. Die Durchführung und Auswertung solcher Programme ist jedoch lückenhaft und Forschungslücken bestehen im Wesentlichen für extreme Wetterereignisse. Anpassungsmöglichkeiten hängen von Gesundheitsdienstleistungen einschließlich geeigneter Infrastruktur und eines effizienten Gesundheitssystems ab. Darüber hinaus ist für eine angemessene Antworten auf die Herausforderungen des Klimawandel im Gesundheitsbereich entscheidend, dass die Fachkräfte im Gesundheitswesen eine zielgerichtete Ausbildung bekommen. Weitere Anpassungsmöglichkeiten sind Früherkennung, Disease-Management und Prävention.

Zeithorizont
  • 2071–2100 (ferne Zukunft)
Konfliktpotential / Synergien / Nachhaltigkeit 

Synergien zwischen Verringerung der Treibhausgasemissionen (⁠Mitigation⁠) und Steigerung der Klimaresistenz (⁠Adaptation⁠) können in einigen Bereichen der EU-Politik erreicht werden, wie z.B. für das Landnutzungsmanagement in der Landwirtschaft und eine effizientere Nutzung der Wasserressourcen. Für die meisten EU-Politiken bleiben Mitigation und Adaptation separate Bemühungen.

Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen

Kosten 

Politische Maßnahmen der EU berücksichtigen auch Marktmaßnahmen; Wirtschaftlichkeit von Anpassungsmaßnahmen wird untersucht.

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

Das Projekt wird im 7. Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Kommission gefördert.

Projektleitung 

Institute for Environmental Studies (IVM): VU University Amsterdam

Beteiligte/Partner 

UEA-University of East Anglia

IIASA-International Institute for Applied Systems Analysis

PBL-Netherlands Environmental Assessment Agency

ISI-Fraunhofer Institute for Systems and Innovation Research;

CSIC-Consejo Superior de Investigaciones Cientificas;

UH-Department of Biosciences, University of Helsinki;

CAS-IPM-Institute of Policy and Management, Chinese Academy of Sciences;

TERI-The Energy and Resources Institute;

JRC-Joint Research Centre - European Commission;

EC - DG Research-European Commission;

ORNL-Oak Ridge Natural Laboratory;

Ansprechpartner

IVM-Vrije Universiteit Amsterdam
De Boelelaan 1087
1081 HV Amsterdam

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Handlungsfelder:
 Biologische Vielfalt  Energieinfrastruktur  Landwirtschaft  Menschliche Gesundheit und Pflege  Raumplanung, Stadt- und Siedlungsentwicklung  Verkehr und Verkehrsinfrastruktur  Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft  Handlungsfeldübergreifend