Naturkapital Deutschland – TEEB DE

Das Projekt führt die internationale TEEB-Initiative (TEEB – The Economics of Ecosystems and Biodiversity) auf nationaler Ebene fort. Hauptaufgabe ist die Erarbeitung von vier thematischen Berichten, die ökonomische Argumente für die Erhaltung des Naturkapitals liefern und damit ethische und ökologische Begründungen sinnvoll ergänzen. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen auf folgenden Fragen:
Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft wirken an der Berichtserstellung mit und tragen über eine interaktive Webseite zum Projekt bei. Gesucht werden aktuelle Forschungsergebnisse zur ökonomischen Bedeutung und Bewertung von Ökosystemleistungen sowie erfolgreiche Beispiele zur gesellschaftlichen und ökonomischen Inwertsetzung des Naturkapitals in Deutschland.
Das übergeordnete Ziel des Projektes besteht darin, die gesellschaftliche Bedeutung und den Wert von Natur und die mit ihr verbundenen Ökosystemleistungen für Deutschland sichtbar zu machen und sie stärker in öffentlichen und privaten Entscheidungen zu berücksichtigen. "Naturkapital Deutschland" will im Einzelnen
Folgende projekteigene Publikationen werden erstellt:
Es folgen vier Berichte mit folgenden inhaltlichen Schwerpunkten:
Es werden die aktuellen Informationen über die möglichen Klimaänderungen zugrunde gelegt (nach IPCC: 5. Sachstandsbericht)
Weitere Parameter, die Arten und Lebensräume beeinflussen können
bis 2100
Die geografische Verbreitung von Tieren und Pflanzen wird – neben dem Vorhandensein geeigneter Lebensräume – durch klimatische Parameter begrenzt. Ändern sich klein- oder großskalig klimatische Bedingungen, hat dies auch Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Flora und Fauna eines Ökosystems und entsprechend auf die Interaktionen zwischen Arten sowie auf die Prozesse und Produkte, von denen Menschen profitieren: die Ökosystemleistungen.
Zwischen dem Klimawandel und dem Verlust der biologischen Vielfalt und der Ökosystemleistungen bestehen vielfältige Verbindungen und gegenseitige Abhängigkeiten:
Ökosystembasierte Ansätze nutzen die Leistungen der Natur für Anpassung an den Klimawandel. Sie eröffnen Möglichkeiten für eine Klimapolitik, die die Anpassungsfähigkeit der Landnutzungssysteme an den Klimawandel stärkt und gleichzeitig die biologische Vielfalt und die Ökosystemleistungen der Naturräume erhält und fördert. Dadurch kann die Anpassungsfähigkeit unserer Ökosysteme an den Klimawandel bedeutend gestärkt werden.
Um dieses zu verdeutlichen werden Studien und Fallbeispiele gesammelt, die die Wirtschaftlichkeit von naturverträglichen oder -erhaltenden Maßnahmen demonstrieren. Diese werden online in einer durchsuchbaren Datenbank und in einer aktiven Karte dargestellt. Häufig können diese Fallbeispiele auch der Klimaanpassung dienen.
Fallbeispiel: Flüssen Raum geben und Kosten sparen
Intakte Flussauen bieten wertvolle Lebensräume für eine reiche Tier- und Pflanzenwelt. Gleichzeitig dienen sie als natürliche Puffer gegen Hochwasser und helfen, die Nährstoffbelastung unserer Flüsse zu reduzieren. Sie sparen somit Kosten für Wasseraufbereitungsanlagen und teuren Deichbau. In den nächsten Jahren werden Hochwasserereignisse aufgrund des Klimawandels mit großer Wahrscheinlichkeit zunehmen. Es müssen daher kostengünstige Lösungen für einen weitergehenden Hochwasserschutz gefunden werden. Kosten-Nutzen-Analysen zeigen, dass Deichrückverlegungen mit Überschwemmungsflächen einen kosteneffektiven Schutz gegen Hochwasserschäden bieten und gleichzeitig Ökosystemleistungen fördern können. Zusätzlich werden Handlungsoptionen aufgezeigt, wie der Wert der Natur besser in private und öffentliche Entscheidungen integriert werden kann, für einen schonenden Umgang mit knappen Naturgütern.
Einzelne Instrumente der Klimaschutz- und Energiepolitik können negative Auswirkungen auf Natur und Ökosystemleistungen haben. Durch die Identifizierung, Erfassung und ökonomische Bewertung klimarelevanter (und anderer) Leistungen der Natur können Synergien, aber auch mögliche Konflikte zwischen Klimapolitik und Naturschutz besser analysiert werden.
Handlungsempfehlungen aus ökonomischer Sicht für die Nutzung von Synergien zwischen Klima- und Biodiversitätspolitik sind z.B. die Erhaltung von Ökosystemen mit großen Speichern und hohem Senkenpotenzial (Etablierung des „No-net-loss-Prinzips“ im Bereich der Kohlenstoffspeicher), die Wiederherstellung degradierter Ökosystemeund eine verstärkt klimaschutzorientierte Landnutzung.
Für die Landwirtschaft fehlt bisher ein umfassendes klimapolitisches Ziel zur Emissionsreduktion, dass mit Maßnahmen unterlegt ist. Für die Realisierung von Synergien zwischen Klimaschutz und Biodiversitätsschutz wären insbesondere zwei Zielfestlegungen zu prüfen:
Auch für den Bereich Waldwirtschaft liegt bisher kein kohärentes Konzept vor. Aufgrund des Wechselwirkungen von Waldspeicher, Holzproduktespeicher und Substitution klimaschädlicher Produkte scheint es im Bereich der Mitigation kaum möglich, die bestehenden Synergien zwischen dem Biodiversitätsschutz und dem Klimaschutz bei der Waldbewirtschaftung weiter zu steigern. Hierzu besteht derzeit noch hoher Forschungsbedarf. Die Substitutionsleistung im Bereich der Holzprodukte könnte durch einen Ausbau der Nutzungskaskade und ein Primat der stofflichen Verwendung insgesamt erhöht werden.
Zentrales Anliegen des Projekts ist die ökonomischen Inwertsetzung des Naturkapitals in Deutschland. Hintergrund dafür ist, dass die Natur aufgrund der vielfältigen Ökosystemleistungen einen wirtschaftlich bedeutsamen Wert hat. Allerdings wird er allzu häufig in privaten und öffentlichen Entscheidungen nicht berücksichtigt. Dies geschieht oft unbeabsichtigt, weil den Entscheidungsträgern diese von der Natur gratis bereitgestellten Leistungen nicht bewusst sind. Eine volkswirtschaftliche Perspektive schafft hier mehr Transparenz.
Bei der ökonomischen Analyse geht es nicht darum, Pflanzen und Tiere mit Preisschildern zu versehen. Vielmehr will sie den verborgenen Wert von biologischer Vielfalt und Ökosystemleistungen – den Wert des Naturkapitals – für Mensch und Gesellschaft offen legen.
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Mitglieder der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe:
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)gemeinnützige GmbH
Theodor-Lieser-Straße 4
D-06120 Halle/Saale