INKLIM 2012 - Integriertes Klimaschutzprogramm Hessen

Hintergrund und Ziele

Das Klimaschutzprogramm Hessen (INKLIM 2012) soll die fachlichen Grundlagen im Bereich ⁠Klimaschutz⁠ für die Zeit bis 2012 sicherstellen. Es benennt analog zu anderen Bundesländern pragmatische Handlungsansätze für einen hessischen Beitrag zur Erfüllung der Treibhausgasminderungen. Hierzu sind vor allem Daten zu aktualisieren, zu analysieren und verschiedene Szenarien für den konzeptionellen Zeitraum bis 2012 zu entwickeln. Vorhandene Programme sind auch unter dem Aspekt des Klimaschutzes zu betrachten und ggf. weitere Maßnahmen gemäß des voraussichtlichen finanziellen und personellen Handlungsspielraums der Landesregierung abzubilden. Das Forschungsprojekt wird von einer interministeriellen Arbeitsgruppe begleitet und entwickelt für das hessische Klimaschutzprogramm Vorschläge zu integrierten Bausteinen. ⁠Klimafolgen⁠ und notwendige Anpassungsmaßnahmen in den Bereichen Land-, Forst- und Wasserwirtschaft werden aufgezeigt. Gleichzeitig bietet Klimaschutz Chancen für neue Technologien und Innovationen bei der Energieeinsparung und Substitution fossiler Rohstoffe. INKLIM 2012 besteht aus 3 Bausteinen:

Baustein I: Grundlagen und technisch-wirtschaftliche Szenarien 2005/2012;

Baustein II: ⁠Klimawandel⁠ und Klimafolgen in Hessen;

Baustein III: Instrumente, Kosten und Maßnahmen.

Die Besonderheit von INKLIM 2012 ist die integrierte Berücksichtigung sowohl von Treibhausgasvermeidungsmaßnahmen als auch von Anpassungsmaßnahmen an den langfristig zu erwartenden Klimawandel. Zunächst werden in Baustein I die Potenziale und damit verbundenen Kosten für die Vermeidung von Treibhausgasemissionen in den Sektoren Energieumwandlung, Gewerbe/Industrie, Gebäude und Verkehr bestimmt und anschließend die gewonnenen Informationen in einer Energiesystemanalyse verwendet. Die Arbeiten des Bausteins II beschäftigen sich mit den regionalen Auswirkungen des globalen Klimawandels auf Hessen. In Baustein III werden dann die wirtschaftlichen Auswirkungen der Bausteine I und II ermittelt und als Ergebnis dieser Arbeiten soll der Handlungsspielraum der hessischen Landesregierung zur Verwirklichung einer klimaverträglichen Politik dargestellt werden. Dafür sind die volkswirtschaftlichen Nutzen und Kosten zu ermitteln und die notwendigen Anpassungsmaßnahmen in den Bereichen Land-, Forstwirtschaft und Wasserbau aufzuzeigen.

Ziele:

  •  Aktualisierung der fachlichen Grundlagen und Daten zum Klimawandel,
  •  Berechnung von klimapolitischen Szenarien für den Zeitraum 2005 bis 2012,
  •  Untersuchung des regionalen Klimawandels und der regionalen Klimafolgen,
  •  Unterstützung hessischer Klimaschutzinitiativen,
  •  Entwicklung von Instrumenten und Maßnahmen für wirksamen regionalen Klimaschutz,
  •  Überprüfung der resultierenden Kosten für unterschiedliche Technologiepfade sowie Akteurs- und Akzeptanzmodelle.

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
Bundesland
  • Hessen
Naturräumliche Zuordnung
  • Alb und nordbayerisches Hügelland
  • Links- und rechtsrheinische Mittelgebirge
  • Oberrheingraben
  • Zentrale Mittelgebirge und Harz

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Analyse und wissenschaftlich-statistische Betrachtung des Klimawandels in der Vergangenheit anhand von Datenreihen seit 1900. ⁠Prognose⁠ der möglichen Klimaentwicklung in Hessen bis zum Jahr 2100 unter Verwendung des ⁠IPCC⁠-Emissionsszenarios (SRES) B2 und der Ergebnisse des Klimamodells ECHAM4/OPYC3 mit einem wetterlagenbasierten statistischen Regionalisierungsverfahren. In der integrierten Szenarioanalyse gehen neben den politischen Rahmenbedingungen auch ökonomische, demographische und technologische Entwicklungen ein.

Parameter (Klimasignale)
  • Veränderte Niederschlagsmuster
  • Höhere mittlere Temperaturen
  • Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
Weitere Parameter 

Transwetterlagen, Extremereignisse

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Die Analyse der regionalen ⁠Klimafolgen⁠ erfolgt v.a. im Baustein II. Untersuchte Klimafolgen sind z.B. die Zunahme der Hochwassergefahr im Winter, während im Sommer durch extreme Niedrigwasserstände die Schifffahrt, der Betrieb von Großkraftwerken und die Einleitung aus Kläranlagen problematisch werden könnte. Für das Grundwasser bedeuten die Klimaprojektionen in weiten Gebieten Hessens größere Neubildungsraten und somit eine Tendenz zu höheren Grundwasserständen. In der Landwirtschaft ist mit tendenziell sinkenden Erträgen, vor allem aber mit einer größeren jährlichen Variabilität der Erträge zu rechnen. Für Obst- und Weinbau könnte eine Gefahr durch Verbrennungen der Früchte bestehen, die zu Qualitäts- und Ertragsrückgängen führen könnten. Ferner sind durch höhere Temperaturen Veränderungen der Wein-Charakteristik zu erwarten. Im Obstbau wiederum könnten zunehmende Hagelgefahr und Spätfröste Risiken erhöhen. Weitere Folge ist die Verschiebung der phänologischer Phasen wie Blühbeginn oder Blattaustrieb bei Pflanzen, die deutlich früher im Jahr auftreten. Für die Forstwirtschaft bedeuten Temperaturerhöhung und Sommertrockenheit eine Gefährdung von flach wurzelnden Bäumen (z.B. Fichte) besonders in sandigen Böden. Wegen der großen Kohlenstoffvorräte im Boden könnte die Klimaveränderung hier zu Rückkopplungseffekten führen, wenn der mikrobielle Kohlenstoffabbau beschleunigt wird. Als eine weitere problematische Folge könnte sich die Erhöhung der ⁠Erosion⁠ erweisen, wodurch bei sommerlichen ⁠Starkregen⁠ nach Trockenperioden fruchtbarer Boden für die landwirtschaftliche Nutzung verloren geht. Auch für die biologische Vielfalt in Hessen werden sich negative Auswirkungen durch die Klimaveränderung ergeben. Dies betrifft direkte Folgen wie das Aussterben von Arten, weil sich ihre Verbreitungsgebiete schneller als ihre Ausbreitungsfähigkeit verschieben, oder auch auf komplexe Wechselwirkungen basierende Zusammenhänge wie die Räuber-Beute-Beziehungen. Im Gesundheitsschutz werden sich Risiken ergeben, die durch direkte Hitzewirkungen, aber auch durch Verbreitung von bisher in Hessen unbekannten Krankheiten entstehen können.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Hintergrund und Ziele: Anpassungsmaßnahmen sollen mit dem Ziel durchgeführt werden, die negativen Effekte des Klimawandels zu minimieren bzw. die positiven Auswirkungen zu maximieren. Anpassungsmaßnahmen werden in

  •  reaktive Anpassungsmaßnahmen (z.B. Umsiedlung von Bewohnern ungeschützter Hochwassergebiete),
  •  antizipatorische Anpassungsmaßnahmen (z.B. langfristig angelegte Hochwasserschutzprogramme, Forschungsprogramme zu den ⁠Klimafolgen⁠, Informationsprogramme zur Verbreitung der Erkenntnisse),
  •  autonome Anpassungsmaßnahmen (von Individuen selbst durchgeführte Maßnahmen) und
  •  geplante, strategische Maßnahmen (meist staatlich durchgeführt)

unterschieden.

Die betrachteten Anpassungsmaßnahmen sind im Bereich der Land- und Forstwirtschaft z.B. ein verändertes land- und forstwirtschaftliches Management. Zu den forstwirtschaftlichen Anpassungsmaßnahmen in Hessen zählen beispielsweise veränderte Baumartenwahl, Verjüngung des Baumbestands, Durchforstungskonzepte und Mischregulierung, neue Forstschutzstrategien sowie Erhaltung und Förderung der Arten- und genetischen Vielfalt. Im Bereich Hochwasserschutz dienen Deiche oder Schutzunterkünfte der Reduktion von Klimaschäden aufgrund extremer Wetterereignisse.

Zeithorizont
  • 2071–2100 (ferne Zukunft)

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMULV)

Projektleitung 

Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG)

Beteiligte/Partner 

Koordination der Bausteine I und III:
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim GmbH (ZEW),
Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMULV)

Koordination des Bausteins II:
HLUG im Auftrag und in Abstimmung mit HMULV Kooperation: wissenschaftliche Begeleitung durch die Projektgemeinschaft bestehend aus Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (FhG-ISI) Karlsruhe, Institut Wohnen und Umwelt GmbH (IWU) Darmstadt, Zentrum für Integrierte Verkehrssysteme GmbH (⁠ZIV⁠) Darmstadt, Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (IFEU), Institut für Solare Energieversorgungstechnik (ISET) F&E-Bereich Energetische Biomassenutzung Hanau

Ansprechpartner

HLUG - Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie
Rheingaustraße 186
D-65203 Wiesbaden
Germany

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Handlungsfelder:
 Biologische Vielfalt  Boden  Landwirtschaft  Menschliche Gesundheit und Pflege  Wald- und Forstwirtschaft  Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft